38 Fortbildung 45. Jahrestagung der südbadischen Zahnärztschaft in Rust Relaunch des Spezialpodiums Zahntechnik mit der deutschen Sektion des ITI Foto: Dr. Bach Im Normalfall sind es drei Spezialpodien, die flankierend zur Jahrestagung der südbadischen Zahnärztinnen und Zahnärzte das wissenschaftliche Programm ergänzen. Aber in Zeiten einer Coronapandemie gibt es keinen Normalfall und so musste mit der Umstellung der traditionsreichen Veranstaltung auf das Online-Format die Entscheidung getroffen werden, die Spezialpodien Kieferorthopädie und Oralchirurgie dieses Jahr ausfallen zu lassen. Zum Ausgleich gab es eine Premiere: Die BZK Freiburg veranstaltete das Spezialpodium Zahntechnik in Kooperation mit einem neuen Kooperationspartner und so ging erstmals das ITI-Spezialpodium Zahntechnik an den Start. Premiere. Zum ersten Mal fand das Spezialpodium Zahntechnik in Kooperation mit dem globalen Netzwerk des Internationalen Teams für Implantologie (ITI) statt. Im Rahmen seiner Begrüßung dankte der Communications-Officer der Deutschen ITI-Sektion Dr. Georg Bach, der zugleich auch das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden der Bezirkszahnärztekammer Freiburg innehat, der Zahntechnikerinnung Baden, dem bisherigen Kooperationspartner für die harmonische und gute Zusammenarbeit. Die Innung bleibt auch weiterhin dem Spezialpodium Zahntechnik unterstützend verbunden. Mit dem einzigartigen globalen Netzwerk ITI konnte ein neuer Partner gefunden werden, der das junge Format mit weiterem Elan und vor allem mit einer unglaublichen Expertise nach vorne bringen wird, so Dr. Bach. Seit der Gründung des Internationalen Teams für Implantologie (ITI) vor über vierzig Jahren spielten Zahntechnik und Zahntechniker eine überaus bedeutsame Rolle. Auftakt. Den Auftaktvortrag steuerte Zahntechnikermeister Andreas Kunz, Berlin, bei, der über „Herausnehmbare Versorgungskonzepte im zahnlosen Kiefer mit implantatgetragenen Suprakonstruktionen“ sprach. Mit dem Statement „die Zahntechnik muss wissenschaftlicher werden“ begann er sein Referat und orientierte sich bei seinen Ausführungen an den einschlägigen Richtlinien. „Die relevanten Entscheidungen für eine Implantatversorgung müssen vor Beginn der Chirurgie getroffen werden“, so Kunz und hierbei erweisen sich die etablierten digitalen Optionen als überaus hilfreich, denn diese gewährleisten bei einem intensiven Austausch zwischen Zahntechniker und Chirurgen ein vorhersagbares Ergebnis. Im herausnehmbaren Bereich stellen nach Ansicht des Referenten Metalle als Material weitergehend den Goldstandard dar, im festsitzenden Bereich geht der Trend eindeutig in Richtung Keramik. Zu beachten sind statische Grundlagen, die Implantat-Abutment-Verbindung und Fragen der Haftung. Die verblockte Abformung – konventionell-analog – ist für Kunz im zahnlosen Kiefer weiterhin das übliche Vorgehen, digitale Abformungen haben sich seiner Ansicht nach hier noch nicht bewährt. Auch wenn der Locator in den vergangen Jahren Versorgungen mit Kugelköpfen weitestgehend abgelöst hat, so hat er doch, vor allem beim Vorliegen hoher Kaukräfte, einen entscheidenden Nachteil, nämlich den der unerwünschten vertikalen Kraftübertragung auf den Zahnersatz. Solle hier ein gutes, nachhaltiges Ergebnis gewünscht werden, dann seien Teleskope Methode der Wahl. Teleskopversorgungen sind – das machte sein Vortrag deutlich – die präferierte Versorgungsform von Zahntechnikermeister Kunz. Hier wiederum präferiert er Titan-Gold- Versorgungen, die langfristig eine gute Verankerung bieten. Voraussetzung hierfür sei eine gute Positionierung der Implantate. Beim Restzahnbestand, der in die Versorgung miteinbezogen werden soll, kann die Wahl der Versorgungsform nur noch auf Teleskope fallen, so Kunz. Sofortversorgungskonzepte. „Wie etabliere ich Sofortversor- ZBW 7/2021 www.zahnaerzteblatt.de
Fortbildung 39 gungskonzepte im Dentallabor – vorhersagbar und stressfrei?“, dieses anspruchsvolle Thema hatte sich Zahntechnikermeister Fabian Zinser, Lengstedt, gewählt. Er zeigte sein Können auf dem Gebiet der CAD/CAM-gefertigten Restaurationen, auf dem er über reiche Erfahrungen verfügt. Mit dem Entschluss einer Spezialisierung und den ersten Erfahrungen mit den frühen digitalen Optionen wurde, so Zinser, „ein Feuer in mir entfacht.“ Anhand von zwei Patientenfällen untermauerte Zinser sein Credo für striktes Einhalten einer präimplantologischen Planung. Im ersten Fall wurde implantiert und danach der Zahntechniker kontaktiert, im zweiten wurde im Vorfeld bereits gemeinsam geplant und die Versorgung vor dem Hintergrund der dort gewonnenen Ergebnisse durchgeführt. Bei Sofortbelastung steht zunächst ein maximales ästhetisches Ergebnis im Vordergrund, wohingegen okklusale Belastungen in der initialen Phase klar reduziert seien, so Zinser. Das Straumann BLX-System ist das präferierte Implantat für Sofortversorgungskonzepte für den Zahntechnikermeister. Im zweiten Patientenfall wurde ein Trias aus BLT-Implantatsystem, Pro-Arch- und CodiagnostiX-Planung vorgestellt. Ausgehend von den ersten Forschungsergebnissen von Malo wurden zwischenzeitlich zahlreiche Systeme mit einer reduzierten Implantatzahl und angulierten Implantaten präsentiert. Wichtig ist Zinsers Ansicht nach, dass es den Herstellern gelingt, Programme zur Verfügung zu stellen, die möglichst viele Optionen, wie z. B. die einer Extraktionsfunktion bereithalten. Wenn man auf verschiedene Programme zurückgreifen und diese in Übereinstimmung bringen müsse, sei die Gefahr von Fehlern und Komplikationen wesentlich erhöht. Digitaler Workflow. Über den digitalen Workflow referierte Zahntechnikermeister Hans Eisenmann, Ulm. Konkret sprach er über den anspruchsvollen „digitalen Weg von der chirurgischen Versorgung zur definitiven Arbeit“. Eisenmann betonte die Bedeutung der zahntechnischen Unterstützung der Zahnärztinnen und Zahnärzten im Rahmen einer Implantatversorgung. Diese Unterstützung beginne keinesfalls mit dem Eintreffen eines intraoralen Datensatzes oder einer Abformung nach Osseointegration vorgängig inserierter Implantate. Die Zusammenarbeit müsse bereits in der frühen Planungsphase beginnen. Limitierende Faktoren seien hier auf den Gebieten festzustellen, an die man als Zahntechniker und Zahnarzt zunächst gar nicht denkt, wie z. B. an die digitalen Übertragungswege und Kommunikationsschwierigkeiten bei Softwareprogrammen mit fehlenden Schnittstellen. „Der Weg führt an der geführten Implantologie nicht vorbei“, so Eisenmann und bezog diese Einschätzung nicht nur auf komplizierte Fälle. Im Vordergrund müsse neben der Vorhersagbarkeit auch die Sicherheit für den Patienten stehen. Mit etwa 2000 hergestellten Schablonen pro Jahr und zwanzig Jahren Erfahrungen mit dem CodiagnostiX-System verfügt der Zahntechnikermeister über eine herausragende Erfahrung auf dem Gebiet der digitalen Wertschöpfung. Ausgezeichnet dokumentierte Fallbeispiele nutzte er, um seine Ausführungen zu untermauern. Digitale Transformation. Nach einer kurzen Pause übernahmen Dr. Kay Vietor und Zahntechnikermeister Björn Roland das Rednerpult. Referentenduos aus Zahnmedizinund Zahntechnik – übrigens erstmals auf einer ITI-Veranstaltung präsentiert – sind zwischenzeitlich auf vielen Tagungen und Kongressen zu hören, aber kaum einem gelingt es derart unterhaltend und fundiert zugleich zu referieren wie Kay Vietor und Björn Roland. In Rust sprachen sie in ihrem Teamvortrag über „Digitale Transformation“. Vietor berichtete, dass durch die digitale Transformation in den vergangenen Jahren nahezu alle Abläufe in seiner Zahnarztpraxis starken Veränderungen unterzogen worden seien. Dies alles unter dem Stichwort „smile in a box“. Grundvoraussetzung hierfür ist allerdings – als Dienstleister – das digitale Labor. Die Folgen dieser Transformation seien vor allem für den Patienten durchaus attraktiv – eine deutliche Reduktion von Behandlungsterminen zum Beispiel. Das rührige Referentenduo liebt es, seine Botschaften über „story telling“ an die Frau oder den Mann zu bringen – so wurde beispielsweise von den beiden einmal gefragt, was „Turnschuhe, Müsli und Abutments gemeinsam haben?“ (nämlich die Individualisierung) und es wurde auch schon mal ein Basketballkorb auf der Bühne aufgebaut (und während des Referats genutzt). Dieses Mal stand Hollywood Pate für die Präsentation, die in Anlehnung an Blockbuster-Filme erfolgte. So wurden dem Auditorium anhand des digitalen Drehbuchs (Datenakquise (Röntgen/Intraoralscan), Planung, Insertion und Eingliederung) der Dokumentationsfilm, der Actionfilm, der Katastrophenfilm und die Schmonzette präsentiert. Fazit. Das erste Spezialpodium Zahntechnik unter Führung des ITI – ein gelungener Auftakt, der im kommenden Jahr in Rust ganz sicher eine Wiederholung finden wird – dann aber hoffentlich in Post-Pandemie-Zeiten und in Präsenz. Denn das Konzept der Bezirkszahnärztekammer Freiburg „Die Dentalfamilie trifft sich in Rust“ wird nur dann voll mit Leben erfüllt, wenn gut 2300 Zahnärzte, Zahntechniker, Zahnmedizinische Angestellte, Kieferorthopäden und Oralchirurgen sowie Kieferchirurgen die Hallen des Confertainment-Centers und die wohlbestückte Dentalausstellung füllen und sich in den Pausen bei einem Kaffee oder Snack austauschen. Die Bezirkszahnärztekammer Freiburg hat die Fachzahnarztpodien und das Zahntechnikpodium behutsam und zielsicher in den vergangenen Jahren entwickelt, um flankierend zu dem Hauptprogramm für Zahnärztinnen und Zahnärzte und dem für die Zahnmedizinischen Fachangestellten eine ideale Ergänzung zu bieten und um die Dentalfamilie wiederum komplett in Rust zu versammeln. Dr. Georg Bach www.zahnaerzteblatt.de ZBW 7/2021
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