Fortbildung 39 Komposite. PD Dr. Tobias Tauböck stellte neue Entwicklungen auf dem Gebiet der Komposite vor. Gero-Implantologie. PD Dr. Julia Wittneben, Bern, referierte zu Konzepten der Gero-Implantologie. Fotos: FFZ Freiburg ten, im Vergleich zu konventionellen Hybridkompositen, komme. Im zweiten Teil seines Vortrages ging PD Dr. Tauböck auf Bulk-Fill-Materialien als Alternative zur häufig komplexen Schichttechnik mit den üblichen Kompositmaterialien ein. Hierbei gebe es sowohl fließfähige, als auch modellierbare Materialien, wobei insbesondere bei den fließfähigen Materialien die Schrumpfung und die Schrumpfungskraft wichtig für den klinischen Erfolg seien. Zudem seien die Polymerisationszeiten bei der Anwendung entsprechender Polymerisationslampen (> 1200 mW/ cm 2 ) geringer, als bei üblichen Kompositrestaurationsmaterialien. Bei den modellierbaren Bulk-Fill- Kompositen müsse man allerdings wieder mit etwa 30 Sekunden Polymerisationszeit rechnen, wenn man vier Millimeter durchhärten möchte. Grundsätzlich seien fließfähige Bulk-Fill-Materialien insbesondere dann indiziert, wenn man Mikrokavitäten füllen wolle. Im dritten Teil des Vortrags ging er auf selbstadhäsive Komposite ein, deren Haftung allerdings schlechter sei als bei den üblichen Verfahren. Auch die Randadaptation an Schmelz sei bei klassischen Mehr-Flaschen-Etch & Rinse-Systemen mit den üblichen Kompositmaterialien besser. Als zukünftige Entwicklung führte er Materialien mit bioaktiven Gläsern auf. Neue Paro-Klassifikation. Am Nachmittag erläuterte Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger, Freiburg, die neue Paro-Klassifikation. Sie stellte zunächst die alte Klassifizierung vor, in der klare pathophysiologische Unterscheidungen zwischen unterschiedlichen Parodontalerkrankungen fehlten und auch unspezifische, diagnostische Kriterien zugrunde gelegt wurden. Die Überarbeitung der alten Klassifikation war erforderlich, weil epidemiologische Daten zur Ätiologie und Pathogenese von Parodontalerkrankungen in fünf Positionspapieren auf internationaler Ebene ein Umdenken erforderlich machten. Prof. Ratka-Krüger ging in ihrem sehr übersichtlichen Vortrag die einzelnen neuen Bezeichnungen detailliert durch und zeigte zu den einzelnen Zuständen und Erkrankungen klinische Bilder. Sicherlich muss man sich zunächst einmal in die neue Klassifikation detailliert eindenken und kann sich möglicherweise als Gedankenstütze eine ausgedruckte Tabelle in seine Praxis legen. Zukünftig werden vermutlich Dokumentationsund Abrechnungsprogramme eine Möglichkeit bieten, die entsprechende Einteilung der Erkrankung EDV-gestützt anhand der Dokumentendiagnostik vorzunehmen. DVT in der Endodontologie. Im letzten Vortrag referierte Dr. Jörg Tchorz, Raubling, zum Thema „DVT in der Endodontolgie“. Dr. Tchorz zeigte in einem spannenden und lebendigen Vortrag, dass zweidimensionale radiologische Verfahren nicht die „ganze Wahrheit“ bezüglich der Anatomie der Wurzelkanäle zeigen. Geometrische Verzerrungen machen häufig die Beurteilung von Wurzelkanälen sehr schwierig. Auch bei Schmerzen, wenn herkömmliche Tests die Lokalisierbarkeit der Ursache nicht ermöglichen, kann eine Indikation für ein DVT in der Radiologie gegeben sein. Gleichzeitig stellte er jedoch klar, dass man nach dem ALARA-Prinzip (as low as reasonably achievable) vorgehen sollte und gleichzeitig die S1- Leitlinie zu Indikationen der DVT- Anwendung berücksichtigen muss. Sehr anschaulich verdeutlichte er, wie man anhand von Wurzelkonturen in einer DVT-Aufnahme auf die Wurzelkanalmorphologie schließen kann. Zum Schluss stellte er noch eine spezielle Endo- Planungssoftware vor, mit der man „high end guided endodontics“ durchführen kann. Dieses Verfahren eigne sich besonders für stark obliterierte Wurzelkanäle, aber auch für Zähne mit komplexen Wurzelkanalsystemen. Die Vorträge wurden, wie es schon Tradition beim Herbstmeeting ist, angeregt diskutiert und Prof. Dr. Hellwig äußerte bei seinen abschließenden Worten den Wunsch, auch im nächsten Jahr am Herbstmeeting teilzunehmen und jederzeit Vorschläge und Anregungen für brennende Themen aus dem Praxisalltag zu artikulieren. Prof. Dr. Elmar Hellwig www.zahnaerzteblatt.de ZBW 3/2020
40 Fortbildung 52. Jahrestagung der Oberrheinischen Zahnärztegesellschaft Trinationale Fortbildung in Basel Die amtierende Präsidentin der Oberrheinischen (ORZG), Prof. Dr. Katja Nelson, Freiburg, und Prof. Dr. Sebastian Kühl, Basel, hatten Leitlinien und ihre Anwendung in der täglichen Praxis in den Mittelpunkt der Tagung der Oberrheinischen in Basel gestellt. Im November letzten Jahres fand im Kollegiengebäude I der Universität Basel die 52. Jahrestagung statt. entierte Handlungsempfehlungen sind, die im Rahmen unserer Therapiefreiheit als Orientierungshilfen dienen, ihre Umsetzung jedoch nicht bindend ist“, diskutierten die Referenten der Fakultäten aus Basel, Freiburg und Straßburg das Themenspektrum. Dabei wurde insbesondere auch der Patientenwunsch in die Entscheidungsfindung einbezogen. Trinational. „Augmented reality beim jungen Angstpatienten (Prise en charge sous protocol de réalité virtuelle des jeunes patients anxieux – étude pilote)“ beschrieb Dr. François Clauss, Straßburg. Dr. Florian Kernen, Freiburg, diskutierte „die Entscheidungsfindung im zahnärztlichen Kiefer – Auszüge aus dem internationalen Expertenmeeting 2019 der Oral Reconstruction Foundation“. Prof. Dr. Jens Türp, Basel, stellte sich in seinem Vortrag dem Thema „Klinische Entscheidungsfindung in der Zahnmedizin: Reicht die persönliche Erfahrung aus?“ 3D Smile Design, ein virtuelles Thema, über das Dr. Luc Quarré und Dr. Jean- Marc Faudi von der Universität Straßburg referierten. Entscheidungsfindung. Die gemeinsame Entscheidungsfindung von Patient und Arzt zeigte Dr. Matthias Thöns, Anästhesist, Palliativmediziner und Autor des Buches „Patient ohne Verfügung“ im Festvortrag in sehr engagierter und eindringlicher Weise auf. Drastische Beispiele, die ethische Fragen zum Verhalten von Kostenträgern aufwarfen, wurden Die Oberrheinische heißt kurz und prägnant die Oberrheinische Zahnärztegesellschaft, die Zahnärztinnen und Zahnärzte, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studierende, frische Absolventinnen und Absolventen sowie Freunde einmal im Jahr im Wechsel an die Fakultäten der Zahn-, Mund- und Kieferkliniken in Basel, Freiburg oder Straßburg zusammenführt. Die Oberrheinische weiß, was sie Persönlichkeiten wie Prof. Dr. Wilfried Schilli zu verdanken hat. Einer, der sich wie kaum ein anderer Hochschullehrer für und in der Oberrheinischen über viele Jahrzehnte engagierte. Prof. Schilli war im Alter von 92 Jahren im vergangenen Jahr verstorben (siehe auch Nachruf von Dr. Georg Bach im ZBW 11/19). Prof. Dr. Thomas Lambrecht würdigte die Persönlichkeit Schillis in bewegenden Worten: „Ein Mann der Oberrheinischen, weltläufig auf allen Kontinenten, ein Mensch voller Lebensfreude, der sich bestimmt gefreut hat, dass Sie mir zugehört haben“. Die Freude am Beruf, die Freude an der kollegialen Begegnung, die Freude am wissenschaftlichen Diskurs und viele Attribute mehr kennzeichnen die Gemeinschaft der Oberrheinischen. Souverän führte Dr. Sebastian Kühl zur Freude des Auditoriums sicher und eloquent durchs Programm, auch weil er in vielen Sprachen zu Hause ist. Vor dem Hintergrund des Grußworts der Präsidentin im Programmflyer, dass „Leitlinien wissenschaftlich fundierte, praxisorivon Dr. Thöns ebensowenig ausgespart wie ethisch vorbildliches Verhalten von Angehörigen und Ärzten. Dr. Thöns, Gründer des Palliativzentrums Bochum, ein Mann der Praxis, wartete auch mit Zahlen auf: So gebe es 40.000 beatmete Patienten, die je 25.000 Euro im Monat an Kosten bedeuten. Palliativverfügungen seien in einigen Fällen, so berichtete er weiter, teilweise ignoriert worden mit dem Hinweis „interessiert uns sowieso nicht, schmeißen wir weg“. Er prangerte dieses Verhalten, das gegen den Willen des Patienten und der Angehörigen verstößt, scharf an. Urkundenfälschung und Abrechnungsbetrug stelle dieses Verhalten seiner Meinung nach dar. Er habe auch feststellen müssen, dass „kein Staatsanwalt deswegen ermittelt“. Leitlinien. Leitlinien in der Parodontologie, war das Thema von Prof. Dr. Johan Wölber, Freiburg. Den Abschluss der Oberrheinischen in Basel bildeten die Vorträge über „Leitlinien in der Endodontie und der Nutzen in der täglichen Praxis“ sowie ZA Benedikt Luka, Freiburg, „Leitlinien in der Zahnerhaltung bei Risikopatienten“. Die Oberrheinische, eine ausgezeichnete Tagung, mit einem besonderen Konzept, das gleichermaßen Wissenschaftler, niedergelassene Zahnärztinnen und Zahnärzte, Studierende, junge Absolventinnen und Absolventen sowie verdiente Standespolitiker aus der Region anspricht und zusammenführt. Dabei kommt der gesellige und kollegiale Austausch nicht zu kurz. Alle haben im Oktober dieses Jahres die Möglichkeit, an der nächsten Oberrheinischen in Freiburg teilzunehmen und den Teamgeist zu erfahren. » johannes.clausen@izz-online.de ZBW 3/2020 www.zahnaerzteblatt.de
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