Fortbildung 37 Zahnverschleiß dienen soll. Mithilfe dieses Systems, das in Kürze von der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT) empfohlen werden soll, könne eine Qualifizierung des Zahnhartsubstanzverlustes vorgenommen, der Schweregrad bestimmt und wahrscheinliche Ursachen diagnostiziert sowie der Verlauf beobachtet werden. Kompositrestaurationen. Dass die Schiene nicht das Ende der therapeutischen Möglichkeiten ist, zeigte Prof. Dr. Patrick R. Schmidlin, Zürich, in seinem Vortrag über komplexe Restaurationen mit Komposit auf. Reparative minimalinvasive Arbeiten nähmen immer mehr zu und gewännen auch in der wissenschaftlichen Literatur zunehmend an Bedeutung. Beispielsweise hätten wissenschaftliche Studien bei endodontisch behandelten Zähnen gezeigt, dass im Vergleich von direkten und indirekten Restaurationen die Zehn-Jahres- Überlebensrate für direkte Restaurationen deutlich höher sei und es aus endodontischer Sicht keinen Unterschied mache. Er zeigte zahlreiche Beispiele für direkte Kompositrestaurationen und betonte, dass der Erfolg vor allem von der richtigen Präparierung und dem verwendeten Material abhänge. Ausschlaggebend seien Kontur, Textur, Morphologie und Adaptation. Ein weiterer wichtiger Faktor sei der Patient selbst unter Berücksichtigung der Compliance, des Rauchverhaltens und des Alters. Implantate bei Bruxismus. Dr. Philippe Rieder, Genf, setzte sich kritisch mit dem Thema Implantate bei Bruxismuspatienten auseinander. 90 Prozent der Implantatfrakturen treten bei Bruxismus-Patienten auf und seien eine Folge von Materialermüdung durch eine zu hohe Belastungsstärke und erhöhte Hebelwirkung auf die Implantatstruktur. Um dem vorzubeugen, sei es wichtig, auf das Implantatdesign zu achten, da sich Brüche immer an einer bestimmten Stelle ereigneten. Er empfahl, stets das Implantat mit dem größten Durchmesser zu wählen und auf eine korrekte Implantatausrichtung zu achten, da mit vergleichsweise hoher Belastung zu rechnen sei. Für den Seitenzahnbereich empfahl er, keine Implantate mit kleinem Durchmesser zu verwenden. Alarmsignale seien die Lockerung oder der Bruch der Verankerungsschrauben, Blutungen oder die Entzündung der umgebenden Weichteile, der Bruch der Suprastruktur (Krone oder Abutment) sowie vertikaler Knochenverlust. Knirschen ist seiner Ansicht nach nur eine relative Kontraindikation für Implantate, jedoch solle der Zahnarzt unter Kenntnis und Einhaltung der Herstelleranweisungen immer nach dem Vorsichtsprinzip vorgehen und wenn möglich ein Implantat mit größerem Durchmesser wählen. Indirekte Restaurationen. Prof. Dr. Marc Schmitter, Würzburg, legte den Schwerpunkt seines Vortrags auf die indirekte Restauration zur Behandlung von Brusixmusfolgen. Wichtig sei die Materialauswahl, denn dadurch sei die Art der Herstellung vorgegeben. Auf jeden Fall sollte das Material für die Indikation bei Bruxismus-Patienten zugelassen sein. Auch bei der Befestigung wies er darauf hin, dass das vom Hersteller empfohlene Vorgehen strikt zu beachten sei, da die Systeme keine Fehler verzeihen. Er empfahl zuerst immer eine Kompositversorgung, die direkt nach dem Einsetzen digital gescannt und später gematcht wird, um zu sehen, wo Verschleiß aufgetreten ist. So könne man das Funktionsmuster abnehmen und in die spätere Restauration einbringen. In jedem Fall müsse immer patientenspezifisch entschieden werden, da es sowohl Fälle gebe, in denen trotz Verschleiß kein Handlungsbedarf bestehe, während bei anderen Patienten auf jeden Fall interveniert werden müsse und verschlissene Kompositrestaurationen z. B. durch Keramik ausgetauscht werden müssten. Gesamtkonzept. Prof. Dr. Peter Wetselaar, Amsterdam, stellte das Gesamtkonzept für Management und Therapie bei Bruxismus- Patienten am Academic Center for Dentistry Amsterdam (ACTA) vor. Dieses umfasse neben Beratung und Aufbissschiene auch Medikamente. Diese wirken auf das Zentralnervensystem, seien jedoch auf eine kurze Behandlungsdauer limitiert und nur in schweren Fällen indiziert. Stressmanagement und kognitive Verhaltenstherapie seien weitere Maßnahmen, wobei diese nur als ergänzende Therapie angewendet werden, da der Effekt enttäuschend sei. Für den Bereich der Physiotherapie werde bei Wachbruxismus Myofeedback angewendet, da es sehr gut funktioniere. Weitere Impressionen finden Sie unter: https://www.zfz-stuttgart.de/ rueckblick-Winter-akademie-2020/. » gabi.billischek@izz-online.de ... sowie Prof. Dr. Patrick R. Schmidlin, Prof. Dr. Peter Wetselaar und Prof. Dr. Marc Schmitter. Fotos: Wosilat/ZFZ www.zahnaerzteblatt.de ZBW 3/2020
38 Fortbildung 15. Herbstmeeting des FFZ Freiburg Ein Jubiläum im Zahnärztehaus Freiburg Ende letzten Jahres fand das 15. Herbstmeeting des FFZ Freiburg statt. Auch diese Jubiläumsveranstaltung war ausgebucht, nicht zuletzt wegen der ausgezeichneten Vorträge. Was vor 15 Jahren als eine Veranstaltung konzipiert wurde, die regelmäßig Themen aus unterschiedlichen, praxisbezogenen Bereichen anbot, ist mittlerweile zu einem traditionellen Meeting geworden. Referenten. Die Referenten des 15. Herbstmeetings Dr. Jörg Tchorz, PD Dr. Julia Wittneben, Prof. Dr. Elmar Hellwig, PD Dr. Tobias Tauböck und Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger (v. l.) sowie Dr. Hans Hugo Wilms (l.) und Dipl.-Volkswirt Christoph Besters (2. v. r.). Der stellvertretende Vorsitzende der KZV BW, Dipl.-Volkswirt Christoph Besters, hieß die Teilnehmerinnen und Teilnehmer willkommen und gab eine kurze Rückschau auf die 25-jährige Geschichte des Fortbildungsforums, beginnend mit den im Industriegebiet ausgelagerten Fortbildungsräumlichkeiten bis zum heutigen Tag. Sodann ehrte er sechs Personen, die die Veranstaltung zwischen 12 und 14 Mal besucht hatten. Anschließend begrüßte Prof. Dr. Elmar Hellwig die Referentinnen und Referenten und moderierte die Veranstaltung in gewohnt souveräner Art und Weise. logie und die Nachsorgekapazität darstellt. Sie zeigte, dass Patienten mit Implantaten deutlich zufriedener mit ihrer prothetischen Versorgung sind als mit ausschließlich herausnehmbarem, schleimhautgetragenem Zahnersatz. Selbstverständlich muss zur Erzielung eines optimalen Ergebnisses ein plausibles Behandlungskonzept verfolgt werden. Dr. Wittneben stellte prothetische Behandlungsmaßnahmen für zahnlose Patienten, insbesondere mit Unterkieferknochenresorptionen, vor. Hier ist häufig ein „normales“ Implantat keine Option und auch Beckenkammtransplantate werden nicht selten abgelehnt. Vor diesem Hintergrund stellen kurze Implantate ohne Knochenaugmentation eine gute Alternative dar. Dr. Wittneben zitierte in diesem Zusammenhang Studien, die zeigten, dass Implantate, die kürzer als sechs Millimeter sind, Herausforderung. PD Dr. Julia Wittneben, Bern, referierte zu Konzepten der Gero-Implantologie. Sie ging darauf ein, dass die demografische Revolution eine Herausforderung an die Implantoähnliche Überlebensraten zeigen wie lange Implantate. In ihrer Präsentation verdeutlichte sie anhand interessanter Fallvorstellungen den Workflow bei der Herstellung von implantatgetragenen Prothesen im Unterkiefer. Selbstverständlich müssen bei implantatgetragenem Zahnersatz, insbesondere bei Pflegebedürftigen, feste Recall-Zeiten eingehalten werden, damit die Lebensqualität, welche derartige Versorgungen bieten, gewährleistet ist und eine Erhaltung der Kaueffizienz gegeben ist. Letztlich ist bei der Planung von Zahnersatz bei älteren Patienten zu berücksichtigen, ob sie fit, gebrechlich oder pflegebedürftig sind. Gerade bei alten, pflegebedürftigen Patienten ist ein interdisziplinärer Ansatz notwendig, um eine entsprechende Kaufunktion zu garantieren. Kompositrestaurationen. In seinem Vortrag ging PD Dr. Tobias Tauböck, Zürich, auf neue Entwicklungen bei Kompositen ein. Zunächst stellte er fest, dass Komposite heute in zahlreichen Indikationsstellungen verwendet werden können, wobei der Einsatz von Kompositen auch bei Bisshebungen durchaus indiziert sein können. Er präsentierte eine 30-Jahresstudie, die zeigte, dass es bei Kompositrestaurationen eine Überlebensrate von 67 Prozent gebe, d. h. ein jährlicher Misserfolg von 1,1 Prozent zu erwarten sei. Selbstverständlich hänge die Prognose maßgeblich vom Behandler ab. Insbesondere nanooptimierte Komposite haben sehr gute physikalische und mechanische Eigenschaften und enthalten neben den üblichen Füllkörpern Nanopartikel. Hier zeigte er als Beispiel die SphereTEC- Technology, mit der Kompositmaterialien hergestellt werden, die in ihren physikalischen Eigenschaften besser als Hybridkomposite sind. Als weiteren Vorteil stellte er heraus, dass es zu einem geringeren Schmelzverlust am Antagonis- ZBW 3/2020 www.zahnaerzteblatt.de
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