Politik 31 120. Landesparteitag der Liberalen in Fellbach Austausch und Begegnung Den Auftakt des politischen Jahreskreises im Land bilden traditionell der FDP-Landesparteitag und das einen Tag später stattfindende Dreikönigstreffen. Mit der Nominierung des Fraktionschefs Hans-Ulrich Rülke zum Spitzenkandidaten warf die im März 2021 stattfindende Landtagswahl ihre Schatten bereits voraus. Neben den Themen Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe als Alternativen für den klassischen Verbrennungsmotor beschäftigte die Liberalen auch das Thema verbindliche Grundschulempfehlung und die Gemeinschaftsschulen. „Ohne einen Abbau der überbordenden Bürokratie und unsinniger Praxisführungsvorschriften werden ältere Praxisinhaber früher ihre Praxistätigkeit aufgeben und junge Zahnärztinnen und Zahnärzte von der Übernahme einer Praxis abgeschreckt. Hier ist die Politik in Bund und Land gefordert“. Dr. Eberhard Montigel Doch bevor es für die Delegierten zu den Eröffnungsreden und Abstimmungen ging, war das Forum Zahngesundheit im Foyer der Schwabenlandhalle Treffpunkt für Delegierte, Parteifreunde und Journalisten. Die Vertreter der Zahnärzteschaft, Dr. Torsten Tomppert, Präsident der LZK BW, Dr. Ute Maier, Vorsitzende der KZV BW, Dr. Eberhard Montigel, Vorsitzender der BZK Stuttgart, und Dr. Gudrun Kaps-Richter, Vorsitzende der Bezirksgruppe Stuttgart der KZV BW, suchten dabei stetig den verbalen Austausch und diskutierten die standespolitischen Themen. Selbstverständlich ging es in den einzelnen Gesprächen auch um die vorherrschenden Themen des Parteitags: Wasserstoff als Alternative für den klassischen Verbrennungsmotor, Bildungspolitik mit einer verbindlichen Grundschulempfehlung oder die Position der Gemeinschaftsschule. Die standespolitischen Vertreterinnen und Vertreter bekräftigten aber vor allem den Wunsch nach Entbürokratisierung im Praxisalltag. Mehr Zeit am Patienten. Im Dialog mit Jochen Haußmann, stellvertretender Vorsitzender der FDP/DVP- Landtagsfraktion, wurde dieses Thema ebenfalls angesprochen: „Ich trete dafür ein, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte wieder mehr Zeit haben, um sich der Zahngesundheit ihrer Patientinnen und Patienten widmen zu können“, sagte der Sprecher für Gesundheitspolitik im Gespräch mit „Michael Theurer forderte in seiner Rede Bürokratieabbau. Diese Thematik wurde allen Gesprächspartnern der FDP an diesem Tag mit klaren und eindeutigen Beispielen aus der Zahnarztpraxis nahegebracht. Nun hoffen wir auf Unterstützer unseres Anliegens.“ Gudrun Kaps-Richter den Vertreterinnen und Vertretern der Zahnärzteschaft. Haußmann weiß, dass „dazu auch gehört, dass der Gesetzgeber und die Verwaltungen sich daran ausrichten. So schaffen wir auch Motivation und Interesse für einen faszinierenden Beruf mit großer Verantwortung“. Dr. Ute Maier schätzt den FDP- Landesparteitag als politischen Jahresauftakt sehr, „da gerade in Zeiten, in denen wir von Minister Spahn im Monatstakt mit neuen Gesetzen und neuen Auflagen belegt werden, sind Gesprächspartner denen Eigenverantwortung, Leistungsbereitschaft und Bürokratieabbau wichtig sind, für uns von großer Bedeutung.“ Ähnlich empfindet dies auch Dr. Torsten Tomppert, der den Politiker-Dialog als entscheidendes Werkzeug sieht, um miteinander im Gespräch zu bleiben. „A la longue wird dies Erfolg zeitigen, davon bin ich überzeugt.“ » cornelia.schwarz@izz-online.de Im Gespräch. Dr. Eberhard Montigel, Dr. Gudrun Kaps-Richter, FDP-Landesschatzmeister Michael Link, Dr. Torsten Tomppert, Cornelia Schwarz und der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion Dr. Florian Toncar MdB (v. l.). Reden & Debatten. Dr. Ute Maier, Cornelia Schwarz, Dr. Gudrun Kaps-Richter, Dr. Eberhard Montigel und Dr. Torsten Tomppert (v. l.) waren nicht nur im Dialog aktiv, sondern verfolgten auch die parteipolitischen Diskurse. Fotos: Jan Potente www.zahnaerzteblatt.de ZBW 3/2020
32 Fortbildung Mundgesundheit von Patienten unter Stammzelltransplantation Mikrobiom und orale Mukositis Im Rahmen von Tumorbehandlungen treten Schleimhautentzündungen sehr häufig auf und können zugleich zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Trotz wesentlicher Einblicke in die Pathobiologie der sogenannten Mukositis ist der Einfluss des Mikrobioms auf den Verlauf bisher nur ansatzweise untersucht. Aus bisherigen Studien zeigen sich Hinweise, die für mögliche Assoziationen zwischen bakteriellen Profilen und dem Verlauf einer oralen Mukositis im Rahmen von Chemo- und/oder Strahlentherapien sprechen. Grundsätzlich zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und dem Risiko für orale Mukositis: Eine schlechte Mundhygiene, Karies, endodontische und parodontale Erkrankungen gelten als Risikofaktoren. Von zahnmedizinischer Seite aus sollten demnach in diesem Kontext kariöse Läsionen versorgt, scharfe Kanten an Zähnen und Zahnersatz geglättet, nicht erhaltungsfähige Zähne extrahiert, Prothesendruckstellen vermieden sowie eine präventive Betreuung mit speziellem Mundhygieneprotokoll und engmaschigen Kontrollen etabliert werden. Die orale Mukositis stellt eine der häufigsten Komplikationen im Rahmen onkologischer Behandlungen dar: Sie ist gekennzeichnet durch Ausbildung von Ulzerationen an der Mundschleimhaut, die mit einer erhöhten Anfälligkeit für mikrobielle Kolonisation einhergehen. Patienten während hämatopoetischer Stammzelltransplantation (HSZT) sind besonders häufig betroffen – bis zu 80 Prozent der Patienten, die sich einer HSZT unterziehen, entwickeln eine orale Mukositis; etwa 40 Prozent weisen einen schweren Ausprägungsgrad auf [1, 2]. Nach dem Klassifikationssystem der WHO wird die Ausprägung der oralen Mukositis in fünf Schweregra- de eingeteilt. Grad 0 entspricht dabei einer intakten Mundschleimhaut ohne Veränderungen. Die Grade 1 bis 4 sind in den Abbildungen 1 bis 4 dargestellt. Der Verlust der Integrität der Mundschleimhaut kann für die Betroffenen mit starken Schmerzen verbunden sein, die selbst mit Opioiden nur unzureichend zu lindern sind. In Patientenbefragungen führt orale Mukositis die Liste der am meisten gefürchteten therapieassoziierten unerwünschten Nebenwirkungen während Chemo- bzw. Radiotherapie an [3]. Die schmerzhaften Läsionen beeinträchtigen die Nahrungsaufnahme stark bzw. können diese für die Betroffenen unmöglich machen. Zur Gewährleistung einer adäquaten Kalorienaufnahme kann die Anlage von Ernährungssonden oder eine parenterale Ernährung erforderlich sein [3, 4]. Durch Verlust der physiologischen Barrierefunktion der Schleimhaut steigt zudem das Risiko für sekundäre Infektionen wie Bakteriämien und Sepsis für die ohnehin immundefizienten Patienten zusätzlich [1, 2, 5, 6]. Insgesamt stellt orale Mukositis unter anderem einen der Hauptgründe für verlängerte Krankenhausaufenthalte dar. Ein damit einhergehender Anstieg von Krankenhauskosten verdeutlicht die gesundheitsökonomischen Implikationen der oralen Mukositis [7, 8]. So werden die zusätzlichen Behandlungskosten allein durch orale Mukositis infolge von Radiochemotherapie bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren und Lungenkrebs auf mehr als 17.000 US-Dollar pro Patient beziffert [4, 9]. WHO Grad 1. Erytheme und Wunden (Abb. 1). WHO Grad 2. Erytheme und Ulzerationen, Aufnahme fester Nahrung möglich (Abb. 2). ZBW 3/2020 www.zahnaerzteblatt.de
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