Berufspolitik 25 Landeskongress Gesundheit – Diskussionsforum mit Dr. Ute Maier Strukturwandel gestalten, Chancen nutzen Fotos: Benedikt Schweizer „Zahnärztinnen und Ärztinnen auf dem Vormarsch“ – unter diesem Titel diskutierte die Vorstandsvorsitzende der KZV Baden-Württemberg Dr. Ute Maier mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern beim Landeskongress Gesundheit im World Café. Die gesellschaftlichen Einflüsse auf die Gesundheitsversorgung waren im Rahmen des Überthemas „Zukunftssicherung Gesundheit“ ein wichtiger Bereich des Gesundheitskongresses. Dazu gehörten die Fragen, ob der steigende Frauenanteil die Versorgungslandschaft verändert und welche Schlüsse und Auswirkungen sich daraus für die (zahn)ärztliche Versorgung, die zukünftigen Praxismodelle und Gesellschaftsbilder ergeben. Engagierte Diskussion. Die Frage nach der Gestaltung des Strukturwandels zog einige Interessierte an. Entwicklung. Seit den 2000er- Jahren ist der Anteil der weiblichen Studienanfängerinnen der Zahnmedizin stark angestiegen und liegt aktuell bei gut 65 Prozent. In der Humanmedizin ist ein ähnlicher Trend erkennbar – auch hier sind rund zwei Drittel der Studienanfänger Frauen. Während aktuell in der Zahnmedizin mit 59 Prozent noch mehr Männer arbeiten, werden in wenigen Jahren die Zahnärztinnen in der Mehrheit sein. Unter den Kinderund Hautärzten sind bereits heute mehr Frauen als Männer zu finden. Welche Konsequenzen bringt das für die Versorgung? Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des World Cafés waren sich einig: Es lassen sich bezüglich der Qualität der zahnmedizinischen Versorgung selbstverständlich keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern feststellen. Man beobachtet jedoch, dass Frauen (noch) häufiger in Anstellung und Teilzeit arbeiten als ihre männlichen Kollegen. Den Diskutanten war es wichtig zu betonen, dass die Aspekte der Vereinbarkeit von Familie und Beruf einen immer größeren Stellenwert bei den jungen Kolleginnen und Kollegen beider Geschlechter spielen – nicht nur für Frauen ist eine ausgeglichene Work-Life-Balance von Bedeutung. Schon jetzt ist deutlich: Berufsausübungsgemeinschaften (BAG) werden immer beliebter, gerade weil man sich mit Kolleginnen und Kollegen fachlich austauschen und neue Arbeitszeitmodelle eta blieren kann. Stellschrauben. „Das Modell der Niederlassung mit der Möglichkeit, die Arbeitszeit freier einzuteilen, wäre eine attraktive Beschäftigungsmöglichkeit gerade auch für Zahnärztinnen und Zahnärzte mit Familie“, betonte Dr. Ute Maier. Insgesamt wurde sich für die Stärkung der Freiberuflichkeit ausgesprochen, da diese kreative Freiräume beinhalte, die gerade auch für Frauen gut nutzbar seien. Bei der Diskussion rund um Fragen der Versorgung wurde insbesondere der erwartete Rückgang der Einzelpraxis thematisiert. Hier bedarf es künftig Lösungen, um die Versorgung gerade im ländlichen Raum sicherzustellen. Holund Bring-dienste könnten eine Möglichkeit sein. Bürokratieabbau, Telemedizin, Vernetzungen und eine gute Patientensteuerung könnten wiederum dafür Sorge tragen, dass mehr Zeit am Patienten und weniger mit anderen Tätigkeiten verbracht würde. Ebenso wurde mehrfach auf die Vorträge von Prof. Gerlach und Prof. Lauterbach MdB Bezug genommen. Während Prof. Ferdinand M. Gerlach keinen zusätzlichen Bedarf sah, sprach sich Prof. Karl Lauterbach für mehr Studienplätze in der Medizin aus, um den künftigen Bedarf abzudecken. Der Forderung Lauterbachs schloss sich die Diskussionsrunde mehrheitlich an, da so auf den verstärkten Wunsch nach Teilzeitmodellen reagiert werden könne. Sprechende Medizin. Der Beruf ändert sich – und auch viele Vorteile gehen damit einher. So könnten Frauen, gerade in den ärztlichen Interaktionen und in der sprechenden Medizin Vorteile ausspielen. Prof. Dr. phil. Robert Jütte, einer der Diskussionsteilnehmer am Tisch, berichtete von der neuen Publikation Placebo www.zahnaerzteblatt.de ZBW 3/2020
26 Berufspolitik 2.0, welche die „Droge Arzt“ untersuchte. Laut den Untersuchungen ist gerade die Arzt-Patienten- Kommunikation von entscheidender Bedeutung und die Optimierung jener höchst relevant – hier würden Frauen beispielsweise mit besonderem Einfühlungsvermögen punkten. World Café. Wie verändert der steigende Frauenanteil die Versorgungslandschaft und welche Vorteile gehen damit einher? KZV-Vorstandsvorsitzende Dr. Ute Maier diskutiertim World Café . Rahmenbedingungen. Während in den neuen Bundesländern zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung bereits die Mehrzahl der Ärzte Frauen waren, bewirkt diese bundesweit eher neue Entwicklung auch die Veränderung von Gesellschaftsbildern. So müsse auch ein Wandel in den Köpfen vollzogen und Rollenbilder überdacht werden. Gleichzeitig wurde die Forderung gegenüber Kommunen artikuliert, dass bessere ganztägige Betreuungsangebote für Kinder dringend nötig seien. Im Bereich der Selbstverwaltung gelte es, gezielt Nachwuchsförderung zu betreiben und den Strukturwandel aktiv zu begleiten. So versuche die KZV BW beispielsweise durch eine Vorstandsreferentin für Frauen und Angestellte hier bereits ihren Beitrag zu leisten. „Die engagierte Diskussion zeigt, dass wir auf einem richtigen und guten Weg sind, um den Strukturwandel bestmöglich zu gestalten und die entstehenden Chancen zu nutzen, auch wenn diese Fragen uns weiterhin fordern werden“, so Dr. Maier. » benedikt.schweizer@kzvbw.de Anzeige 38 % der Deutschen sind Bewegungsmuffel. 62 % nicht. Sport im Verein * * dosb.de ZBW 3/2020 www.zahnaerzteblatt.de AZFormat_90x60mm.indd 1 24.03.2010 12:23:48 Uhr
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