30 Fortbildung 47. Tagung für Zahnmedizinische Mitarbeiter/innen der BZK Tübingen in Lindau Heimkehr in den sicheren Hafen Zwei Jahre Intermezzo in Konstanz. Mit der Rückkehr der 47. Tagung für Zahnmedizinische Mitarbeiter/innen nach Lindau ging für Dr. Bernd Stoll „ein Wunsch in Erfüllung“. 25 der bisherigen 47 ZFA-Tagungen der BZK Tübingen hat Dr. Bernd Stoll organisiert und geleitet – zur persönlichen Jubiläumstagung hatte sich der Referent für ZFA der LZK und der BZK Tübingen etwas Besonderes einfallen lassen: Was war, was ist und was ist in der Zukunft denkbar. Unter diesem Tagungsmotto beleuchteten langjährig mit der Bodenseetagung verbundene Referenten die verschiedenen Teildisziplinen der Zahnheilkunde. Den Auftakt machte Dr. Stoll selbst und blickte auf den Beruf der ZFA zurück. 25 Mal. Rückblick, Gegenwart und Ausblick – unter dieses Tagungsmotto stellte Dr. Bernd Stoll seine Jubiläumstagung. Die Berufsbezeichnung nahm eine ebenso rasante Entwicklung wie die Lehrinhalte und die Voraussetzungen für den Beruf. 1865 war der Beruf noch ausschließlich „barmherzigen Töchtern aus höherem Hause“ vorbehalten. 1913 gehörte zum Lehrinhalt des „Empfangsfräuleins des Zahnarztes“ das „Zahnziehen, das Füllen mit Zinngold und der Speinapf“. 1940 war das Empfangsfräulein zur „Sprechstundenhelferin“ aufgestiegen. 1969 wurden an die „Zahnärztliche Helferin“ hohe körperliche und seelische Voraussetzungen gestellt: So sollten die jungen Frauen über „gesunde Gliedmaßen, einen befriedigenden allgemeinen Gesundheitszustand und ein höfliches und freundliches Wesen“ verfügen. Make-Up bitte nur „dezent“, außerdem eine „nette Haarpracht“ und selbstverständlich muss „eine gute Mundpflege zu erkennen sein“. In den 60er-Jahren arbeiteten die zahnärztlichen Helferinnen fast 50 Wochenstunden und erhielten eine Lehrlingsvergütung zwischen 75 und 125 DM. Die erste Ausbildungsverordnung zur Zahnarzthelferin trat erst 1989 in Kraft, 2001 trug man der steigenden Attraktivität des Berufes mit der neuen Ausbildungsverordnung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten Rechnung. 17 Jahre später „arbeiten wir derzeit an einer neuen Ausbildungsverordnung“, berichtete Dr. Stoll. Mit der eindrucksvollen Zahl von 54.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die seit der Gründung des Tübinger ZMF-Instituts 1974 die verschiedenen Kursteile der Aufstiegsfortbildung durchlaufen haben, schloss Dr. Stoll seinen Rückblick. Die ZFA heute ist „Hygienemana- gerin, Qualitätsmanagerin, Abrechnungsmanagerin, Digitalisierungsmanagerin, Kommunikations- und Praxisverwaltungsexpertin“. Und was bringt die Zukunft? Noch mehr zielgruppenspezifische Kommunikation, mehr aufsuchende Versorgung, Digitalisierung, ist sich Dr. Stoll sicher. Mythen demontieren. Die häusliche Prophylaxe von gestern ist für Prof. Dr. Adrian Lussi vor allem mit der Demontage sich hartnäckig haltender Mythen verbunden: Wartezeiten vor dem Zähneputzen sind nämlich nicht von Nutzen, ebenso ist Zahnpasta ohne Fluoride definitiv wirkungslos. „Kein Weg führt am Zähneputzen vorbei“, betonte Prof. Lussi und fügte schmunzelnd hinzu: „Es muss ja nicht die Doramed, die radioaktive Paste von früher sein, mit der die Zellen mit neuer Lebensenergie geladen werden“. Prophylaxe zeigt Wirkung. Zur effektiven häuslichen Prophylaxe gehört gleichermaßen die fluoridhaltige Zahnpasta ab dem 1. Lebensjahr. Und eine gezielte Ernährungslenkung. Eine Ernährungslenkung ist auch für eine wirksame Erosionsprophylaxe erforderlich – ebenso wie Zahnpasten und Lösungen mit Zinn. Und die Zukunft? Prof. Lussi sprach natürlichen Peptiden Potenzial zu. Der Dreck muss weg. Und wie sieht das Gestern, Heute und Morgen bei der professionellen Prophylaxe aus? „Prophylaxe funktioniert und das in allen Altersgruppen“, betonte Prof. Dr. Johannes Einwag. Eine PZR ist heute selbstverständlich in der Primärprophylaxe und für alle gilt Zähne putzen, Fluoride und Ernährungslenkung. In allen anderen Fällen erfolgen zielgerichtete Maßnahmen entsprechend der Diagnose. Die UPT kommt in der Sekundarprophylaxe zum Einsatz. Die Erfolge in der Prophylaxe bringen es allerdings mit sich, dass die Bevölkerung im Durchschnitt mehr Zähne hat und das bis ins hohe Alter. Ein Blick auf die ZBW 11/2018 www.zahnaerzteblatt.de
Fortbildung 31 Ergebnisse der DMS V Studie macht die Herausforderungen der Zukunft offensichtlich: Für die verbliebenen Zähne ist ein deutlich ansteigender Behandlungsbedarf festzustellen, insbesondere bei parodontologischen Erkrankungen. Was ist zu tun? Neben der Ernährungslenkung bleiben an weiteren Möglichkeiten in der professionellen Prophylaxe das mechanische und chemische Biofilmmanagement und der direkte Schutz per Fissurenversiegelung. „Entscheidend ist: Der Dreck muss weg“, appellierte Prof. Einwag, „aber schonend“. Dabei gehen häusliche und professionelle Prophylaxe Hand in Hand: Denn Chemie wirkt nur auf sauberen Zähnen und ist kein Ersatz für schlechte Mundhygiene! Am besten zur Entfernung des Biofilms sind Pulverstrahlgeräte. Neben den fachlichen Herausforderungen gilt es in der Zukunft die organisatorischen, sprich zeitlichen Herausforderungen zu meistern. Toll, ein anderer macht’s. Abgekürzt TEAM. Diese allseits bekannte Wahrheit über Teams ist zwar inzwischen ein wenig abgehangen, aber dennoch oft wahr. Auch in den Praxisteams der Zahnarztpraxen? Kommunikationstrainer Peter Edwin Brandt legte in diesem Jahr seinen Schwerpunkt auf das Team: Was macht eine Gruppe zum Team? Was ist das Besondere an einem Team? Gemeinsam mit den engagierten Fortbildungsteilnehmerinnen im Auditorium erarbeitete Edwin Brandt die Antworten. Und schlüpfte gleichzeitig blitzschnell in die Rolle der einzelnen Teammitglieder und brachte dabei eine schauspielerische Glanzleistung. Jedes Team durchläuft nach den Erfahrungen von Edwin Brandt vier Phasen: Die Orientierungsphase wird vom Nahkampf abgelöst, hier brechen Konflikte aus, die dann in der dritten Vereinbarungsphase geklärt werden. Erst am Schluss erreicht das Team die sogenannte Arbeits- und Leistungsphase, in der alle gerne in die Praxis kommen und miteinander arbeiten und ggf. auch ab und zu etwas in ihrer Freizeit zusammen unternehmen. Zweiter Fortbildungstag. Implantologie gestern? Das waren Blatt-Implantate, die in den Kiefer Glanzleistung. Oscarreif imitierte Edwin Brandt die einzelnen Teammitglieder und brachte das Auditorium zum Lachen. geklopft wurden, ohne Schablone, nachdem sie zuvor handschriftlich in die Panoramaschichtaufnahme eingezeichnet worden sind. Ältere Patienten galten als Indikationseinschränkung wegen ihres Alters und ihrer Medikamente. Implantologie heute ist Planungssicherheit durch 3D-Technik, digitalen Workflow und verbesserten Materialien. Heute kommen kurze Schraubenimplantate aus Titan zum Einsatz, mit großer Stabilität und weniger chirurgischem Einsatz. Und was erwartet Dr. Ali-Reza Ketabi für die Zukunft in ca. drei bis vier Jahren? Shorties, das sind ultrakurze Implantate von vier mm Länge, Softwareprogramme, die Krankheiten erkennen, Roboter-Zahnärzte und noch mehr Verbesserung bei der Prothetik der Hygienefähigkeit des Zahnersatzes. Die parodontologische Behandlung gestern war vor allem unpopulär und mechanistisch, führte zu Gewebeverlust und Schmerzen und brachte für den Patienten keinen nachhaltigen Erfolg. Heute, das heißt ab den 90er-Jahren, hat man viel Wissen generiert, unter anderem, dass zehn bis 15 Prozent der Bevölkerung unter einer schweren Parodontitis leiden, es gibt eine Klassifikation, die Gingivopathien, chronische PAR und aggressive PAR unterscheidet, es sind mehr Risikofaktoren bekannt und statt Plaque spricht man vom Biofilm. Die Therapie für die Patienten ist heute weniger schmerzhaft und es droht weniger Gewebe- und Zahnverlust. „Die Zukunft, das Morgen, hat schon angefangen“, wusste Dr. Dirk Vasel. „Wir wissen heute, dass Bakterien nicht unsere Feinde sind, sondern wir mit ihnen in Symbiose leben – nicht die Bakterien, sondern wir sind das Problem, unser Lebensstil, der aus Stress, Bewegungsmangel, Zucker etc. besteht“, appellierte Dr. Vasel bei der parodontologischen Behandlung von morgen auf ein ganzheitliches Konzept zu setzen. Neben PZR, Antibiotika, UPD und regenerativer Therapie gehört vor allem „die Optimierung unseres Lifestyles, um die Ansiedelung günstiger Bakterien zu bewirken“. Die zweitägige Fortbildungstagung beschloss Marco Wagner von der LZK-Geschäftsstelle zum Thema Hygiene und Begehung. Das Gestern reicht in diesem Themenkomplex bis ins Jahr 2014 als zu den anlassabhängigen Begehungen durch die Gesundheitsämter der Stadt- und Landkreise nach dem Infektionsschutzgesetz die anlassunabhängigen Begehungen nach dem Medizinproduktegesetz durch die Regierungspräsidien kamen. Wie man sich heute am besten auf die Praxisbegehungen der Regierungspräsidien vorbereitet, nahm den Großteil der Ausführungen von Marco Wagner ein. Und die Zukunft? Denkbar sind behördliche Überwachungen im Infektions- und Arbeitsschutz und gemäß Röntgenverordnung. » mader@lzk-bw.de Info Einen Film über die 47. ZFA-Tagung in Lindau finden Sie im Internet unter https://bit.ly/2PmbdNj. Fotos: Bamberger www.zahnaerzteblatt.de ZBW 11/2018
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