28 Fortbildung Glasfaserverstärkte Komposite. Prof. Dr. Diana Wolff zeigte wann glasfaserverstärkte Komposite zur Verstärkung bei umfangreichem Zahnhartsubstanzverlust eingesetzt werden können. Schmerz. Dr. Dr. Frank Sanner gab einen Überblick über verschiedene Schmerzformen und zeigte den Weg zur richtigen Diagnose. Patienten erfolge mithilfe digitaler Technik und Bildgebung. In mehreren Fallbeispielen demonstrierte er den Lückenschluss mit passenden Proportionen und wie mittels einfacher Schichttechniken der Aufbau eines natürlichen Zahns imitiert werden kann. Mit zahlreichen Abbildungen und informativen Details zur technischen Umsetzung veranschaulichte er sein Konzept. Glasfaserverstärkte Komposite. Prof. Dr. Diana Wolff, Tübingen, ging in ihrem Vortrag auf die Anwendung von glasfaserverstärkten Kompositen ein. Ursprünglich für die Industrie entwickelt, eröffnen sie in der Zahnheilkunde viele neue Möglichkeiten. Obwohl sie bereits seit 1989 auf dem Markt sind, handele es sich in Deutschland immer noch um ein Nischenprodukt, so Prof. Wolff. Die Technik sei gleich wie bei Kompositen, nur dass der Füllkörper kein Komposit, sondern eine Glasfaser sei. Im Frontzahnbereich lassen sie sich z. B. gut einsetzen bei Nichtanlagen, zur Verblockung oder für direkte glasfaserverstärkte Brücken. Im Seitenzahnbereich bei Zähnen mit umfangreichem Zahnhartsubstanzverlust wie z. B. nach endodontischer Behandlung sollte kritisch hinterfragt werden, ob eine Stiftversorgung wirklich notwendig ist, erläuterte Prof. Wolff. Werde keine Stiftversorgung vorgenommen, sei das sogenannte Short FRC-Material eine zukunftsweisende Alternative anstelle eines einfachen Kompositzapfens. Das Einbringen von Short FRC-Material als Kernaufbau erhöhe die Bruchzähigkeit, weise eine gute Biegefestigkeit und Resistenz gegen Ermüdungsfrakturen auf und könne die mechanische Belastung des Zahnes gleichmäßig in der vergleichsweise großen Restauration verteilen. Vitalerhaltung der Pulpa. Ein spannendes Thema diskutierte Prof. Dr. Roland Weiger, Basel, der die Möglichkeiten und Grenzen für eine Vitalerhaltung der Pulpa praxis orientiert vorstellte. Dabei zeigte er Therapievarianten bei pulpanaher Karies und die Unterschiede zu Frankreich, wo bis zu 75 Prozent der Meinung sind, dass „Karies in Pulpanähe belassen“ werden sollte, „um eine Pulpaexposition zu vermeiden“. In Deutschland wird die Meinung vertreten, zu 25 Prozent Karies in Pulpanähe zu belassen“, jedoch über 50 Prozent sprechen sich für die Entfernung der Karies aus. Mit der möglichen Folge einer Pulpaexposition. Prof. Weiger verstand es exzellent, den Pulpa-Dentin-Komplex und die Folgen nach präparativen Maßnahmen, nach der Kariesentfernung oder nach traumatischer Exposition in seinen unterschiedlichen Facetten diskursiv darzustellen. Schmerz. Verschiedene Formen von Schmerzen behandelte Dr. Dr. Frank Sanner, Frankfurt a. M. in seinem Vortrag „Typischer und atypischer Zahnschmerz – der Weg zur richtigen Diagnose“. So beschrieb er anhaltende dentoalveoläre Schmerzstörungen, von welchen 77 Prozent Frauen betroffen sind. Häufig sei ein schmerzhafter Festvortrag Der erste Fortbildungstag fand seinen gelungenen Abschluss mit dem „Besonderen Vortrag“ von Prof. Dr. Guy Kirsch aus Luxemburg. Unter dem Titel „Immer weniger Regeln und immer mehr Reglemente – Analyse einer gesellschaftlichen Pathologie“ konstatierte der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler ein Zuviel an Reglementen, Vorschriften und Geboten in unserer heutigen Gesellschaft und rief zu eigenverantwortlichem Handeln auf. ZBW 11/2018 www.zahnaerzteblatt.de
Fortbildung 29 Ästhetik und Substanzschonung. Prof. Dr. Jürgen Manhart zeigte die Versorgung mit Vollkeramik im Abrasionsgebiss. Reparatur. PD Dr. Anne-Katrin Lührs diskutierte Reparaturkonzepte für Komposit, Amalgam, Gold und Keramik. Pulpa. Prof. Dr. Roland Weiger stellte die Möglichkeiten und Grenzen für eine Vitalerhaltung der Pulpa vor. Eingriff vorausgegangen. Charakteristisch für diese Schmerzform sei es, dass Patienten „nachts und nach dem Aufwachen schmerzfrei sind“ und tagsüber über „brennende, kribbelnde, pelzige Symptome“ klagen. Allerdings seien auch „Kombinationen mit dentogenen Schmerzen“ möglich. Darüber hinaus beschrieb Dr. Sanner die Ursachen einer Nervschädigung infolge einer Autoimmunerkrankung. Auch mechanische Reizung (zum Beispiel bei der Trigeminusneuralgie), Chemotherapie, Neurotrope Viren, Wurzelbehandlungen, Operation, Nervtrauma sowie unbekannte Ursachen werden diskutiert. Weiter beschrieb Dr. Sanner die Symptomatische Pulpitis, bei der die Pathologie ersichtlich ist, der Schmerz lokal kontinuierlich zunimmt und der Patient auf Kälte und Wärme sehr empfindlich reagiert. Symptome werden als ziehend, drückend oder pochend beschrieben. Mit zunehmendem Schmerz und Dauer seien die Ursachen „schwerer lokalisierbar“, fügte Dr. Sanner hinzu. Wichtig sei eine differenzierte Schmerzanamnese, die sich nach Ort des Hauptschmerzes, Umstände des Schmerzbeginns, Schmerzcharakter, Ausstrahlung, zeitlichem Verlauf, Faktoren, die den Schmerz verstärken oder abschwächen und nach Schmerzstärke gliedere. Bei Patienten mit Demenz sei eine „dentale Schmerzdiagnostik besonders schwierig“. Gewusst wie. „Was erwartet Sie heute?“, fragte PD Dr. Anne-Katrin Lührs, Hannover, die unter dem Stichwort „Restaurationsreparatur 2.0“ – Gewusst wie!“ Reparaturkonzepte für Komposit, Amalgam, Gold und Keramik diskutierte. Nachdem sie die „Versorgungsgründe“ wie z. B. Frakturen oder Sekundärkaries beschrieben hatte, zeigte sie die „Vorteile der Reparatur“ auf. Diese zeichnen sich durch „verlängerte Langzeitüberlebensraten, Substanzschonung, Vermeidung von Pulpaschäden, Schmerzvermeidung sowie „geringere Gefahr für Nachbarzahnschädigung“ aus. Zudem sei die „Reparatur“ ein patientenorientiertes Konzept. Sie zeigte anhand zahlreicher Beispiele wann eine Reparatur oder ein Austausch indiziert ist. So stellte sie auch die „S1-Handlungsempfehlung für Kompositrestaurationen im Seitenzahnbereich“ vor. „Alle gängigen Restaurationsmaterialien können bei gegebener Indikation und adäquater Vorbereitung der Substratoberflächen mit Kompositmaterialien repariert werden.“ Abrasionsgebiss. Im Mittelpunkt des Vortrags von Prof. Dr. Jürgen Manhart, München, stand die „Versorgung im Abrasionsund Erosionsgebiss mit Vollkeramik – Substanzschonung vs. ästhetische Patientenanliegen“. Abnutzungserscheinungen der Zähne bis hin zur Schädigung der Zahnhartsubstanz seien oft schon bei jüngeren Patienten zu beobachten. Einzelne Zähne oder ganze Zahnreihen könnten durch unbewusste Gewohnheiten wie Knirschen und Pressen oder durch Fehlbelastung in Mitleidenschaft gezogen werden und deutlich an Höhe verlieren. Das beeinträchtige die Ästhetik, könne aber auch zum Zahnverlust führen sowie anatomische Strukturen im Kieferund Gesichtsbereich beeinträchtigen. Prof. Manhart zeigte, wie eine Versorgung mit Vollkeramik bei Patienten mit Abrasions- bzw. Erosionsgebiss aussehen kann und wie mittels fortschrittlicher Materialen und Adhäsivtechnik auch in diesen Fällen substanzschonend behandelt werden kann. Diesen Beitrag mit all seinen Facetten zu beschreiben, sprengte den Rahmen des ZBW-Berichts. Fazit. Die 53. Bodenseetagung zeigte ein spannendes und praxisorientiertes Fortbildungsspektrum, das bei den rund 550 Zahnärztinnen und Zahnärzten auf eine überaus positive Resonanz stieß. Darüber hinaus stimmte das Ambiente der „neuen“ Inselhalle, die Parkmöglichkeiten und nicht zuletzt das Rahmenprogramm am Abend. Bereits heute gilt es die 54. Bodenseetagung am 20. und 21. September 2019 fest im Kalender zu markieren. » gabi.billischek@izz-online.de » johannes.clausen@izz-online.de www.zahnaerzteblatt.de ZBW 11/2018
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