Aufrufe
vor 2 Jahren

Zahnmedizinische Versorgung Pflegebedürftiger

  • Text
  • Kinder
  • Pflege
  • Patienten
  • Lindau
  • Versorgung
  • Stuttgart
  • Zahngesundheit
  • Praxis
  • Menschen
  • Prof
Ausgabe 11/2018

26 Fortbildung 53.

26 Fortbildung 53. Bodenseetagung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen in Lindau Neue Konzepte in der Zahnerhaltung In diesem Jahr hatte der Vorstandsvorsitzende der Bezirkszahnärztekammer Tübingen, Dr. Wilfried Forschner, besonderen Grund zur Freude, war doch die 53. Bodenseetagung nach drei Jahren wieder in die Inselhalle nach Lindau zurückgekehrt. Er konnte am 14. und 15. September rund 550 Zahnärztinnen und Zahnärzte begrüßen, die auf das Thema Zahnerhaltung 2020 mit neuen Konzepten, Materialien und Techniken gespannt waren. Einen schönen Vergleich wählte Prof. Dr. Bernd Haller, Fortbildungsreferent der BZK Tübingen, in seiner Einführung. Wie die Stadt Lindau oft als die Perle am Bodensee bezeichnet werde, sei die Zahnerhaltung die Perle der Zahnmedizin. Sie habe einen alten liebenswerten Kern, der über viele Jahre Bestand habe und hinzu kämen immer wieder neue und zeitgemäße Aspekte und Entwicklungen. Ziel der diesjährigen Bodenseetagung sei es, ein Update über neue Konzepte und Materialien zu geben, aber auch über konzeptionelle Veränderungen in der Wissenschaft zu informieren. Kariesmanagement. Ein gutes Beispiel hierfür war das erste Referat von Prof. Dr. Sebastian Paris von der Charité in Berlin, der in seinem Referat „Modernes Kariesmanagement“ einen Paradigmenwechsel in der Kariologie aufzeigen konnte. Wurde Karies über Jahrzehnte als übertragbare Infektionserkrankung betrachtet, sei heute klar, dass Karies eine durch „Zuckerkonsum verursachte biofilmassoziierte, multifaktoriell beeinflusste dynamische Erkrankung ist, welche durch eine Verschiebung der Ökologie der oralen Mikroflora“ gekennzeichnet sei. Er stellte die therapeutischen Konsequenzen vor, die sich daraus ergeben und zeigte den Grad der wissenschaftlichen Evidenz für die jeweiligen Therapieoptionen. Hohe wissenschaftliche Evidenz konnte er für die Ernährungsbeeinflussung, das Zähneputzen und die Anwendung von fluoridierter Zahnpasta zeigen ebenso wie für Kaugummi zur Speichelstimulation und Fissurenversiegelung im Bereich der mikro-invasiven Therapie. Prof. Paris betonte, dass modernes Karies management mehr als nur „Bohren und Füllen“ sein sollte. Vielmehr sei eine Schonung der Zahnhartsub stanz und möglichst späte invasive Intervention das Ziel, die dem dynamischen Charakter der Karies Rechnung trage. Hoher Wert sollte auf eine individualisierte Prävention gelegt werden. Pflanzenextrakte. Neue Zahncremes und Mundspüllösungen standen im Mittelpunkt des Referats von Prof. Dr. Matthias Hannig, Homburg/Saar. Anhand wissenschaftlicher Studien untersuchte er, welche Naturprodukte und Pflanzenextrakte für die Prophylaxe geeignet sind. Er stellte klinische Studien vor, die die Wirksamkeit und Effektivität von Pflanzenextrakten, ätherischen Ölen, Probiotika und Hydroxylapatit mit dem Goldstandard Chlorhexidin verglichen haben. Seine abschließende Bewertung ergab, dass die Datenlage noch unzureichend ist und deutlich mehr klinische Studien benötigt werden. Im Evidenzgrad sollte mindestens Level 3 erreicht werden, um diese Verfahren endgültig bewerten zu können. Momentan liege der Evidenzgrad vielfach nur auf Level 1 oder 2. In all diesen Verfahren sieht Prof. Hannig jedoch ein immenses Potenzial, das noch besser ausgearbeitet werden könne, damit es die Patienten intensiver einsetzen können. Spiritus rector. Prof. Dr. Bernd Haller verantwortete die Tagung als Wissenschaftlicher Leiter und hielt selbst einen Vortrag. Auftakt. Dr. Wilfried Forschner begrüßte in humorvoller Weise die rund 550 Kolleginnen und Kollegen. Kariesmanagement. Prof. Dr. Sebastian Paris, Berlin, zeigte den Paradigmenwechsel in der Kariologie auf. ZBW 11/2018 www.zahnaerzteblatt.de

Fortbildung 27 Zahncremes und Mundspüllösungen. Prof. Dr. Matthias Hannig nahm Zahncremes und Mundspüllösungen unter die Lupe. Frontzahnrestaurationen. Ulf Krueger- Janson zeigte, mit welchen Materialien und Techniken perfekte Ergebnisse bei Frontzahnrestaurationen erreicht werden. Kompositmaterialien. PD Dr. Tobias Tauböck gab ein Update über Neuentwicklungen auf dem Gebiet der Komposite. Fotos: Bamberger Update Komposite. Privatdozent Dr. Tobias T. Tauböck, Zürich, stellte in seinem Referat die Neuentwicklungen im Bereich der Komposite auf den Prüfstand und gab ein Update zu Materialien und deren Entwicklungen in den letzten Jahren. Komposit-Restaurationen zeigen gute klinische Langzeitergebnisse, wie Dr. Tauböck anhand einer Studie aus Skandinavien zeigen konnte. Diese beobachtete Komposit-Restaurationen über 30 Jahre und konnte eine Überlebensrate von 60 bis 70 Prozent, abhängig vom Material, nachweisen. Mit einer mittleren Erfolgsrate von 66,7 Prozent und einer Misserfolgsrate von 1,1 Prozent aufs Jahr gerechnet, seien dies sehr gute Ergebnisse, betonte Dr. Tauböck. Die klassische 2mm-Schichttechnik und die Bulk-Fill-Technik bringen ähnlich gute Ergebnisse hervor, wobei die Prognose maßgeblich vom Behandler abhängig sei. Nano-modifizierte Komposite haben laut Dr. Tauböck sehr zuverlässige mechanische Eigenschaften und eine geringe Abrasion und Abrasivität. Bulk-Fill-Komposite eignen sich sehr gut für große Kavitäten und können in einer vereinfachten und zeitsparenden Schichttechnik mit einer Schichtstärke von 4 bis 5 mm verarbeitet werden. 10-Jahresdaten belegten, dass sie eine sichere Alternative zu Hybrid-Kompositen sind. Auch bei Mikrokavitäten wie Tunnel- und Slotkavitäten seien Bulk-Fill-Komposite indiziert, weil in diesen Fällen keine einzelnen Schichten aufgebracht werden könnten. Selbstadhäsive Komposite haben in Studien deutlich schlechter abgeschnitten, erläuterte Dr. Tauböck. Auch wenn ihnen aus wissenschaftlicher Sicht eine hohe Bedeutung beigemessen wird, sei die Realisierbarkeit schwierig. Sie zeigten eine deutlich eingeschränkte Schmelz- und Dentinhaftung und könnten ein Adhäsivsystem bislang noch nicht adäquat ersetzen, so sein Fazit. Adhäsive. Prof. Dr. Bernd Haller, Ulm, ging in seinem Vortrag der Frage nach, welches Adhäsiv für welchen Zweck geeignet ist. Adhäsive hätten heute einen breiten Indikationsbereich und sollen sowohl für alle Ätzstrategien, Komposite und Zahnsubstanzen wie auch für den Verbund zu allen Werkstoffen und für alle Restaurationsarten geeignet sein. Prof. Haller ging detailliert auf die verschiedenen Adhäsivsysteme ein, zeigte welches Adhäsiv sich für welchen Zweck eignet und dass der Erfolg von der richtigen Anwendung abhängt. Seiner Meinung nach sind die heutigen Universaladhäsive empfehlenswert. Direkte Füllungen und Aufbauten aus lichthärtendem Komposit seien möglich, Aufbaurestaurationen aus dualhärtendem Komposit mit der richtigen Materialkombination ebenfalls. Auch für die Adhäsivbefestigung von Inlays oder Teilkronen aus Silikatkeramik mit dualhärtendem Befestigungskomposit am Zahn bei separater Lichthärtung und selektiver Ätzung sind sie geeignet, wenn die Silikatkeramik klassisch vorbereitet wird, erläuterte Prof. Haller. Eine Befestigung von Kronen und Brücken mittels Universaladhäsiven sei ebenfalls möglich, wobei die Beständigkeit nicht so hoch sei. Von einer Befestigung von Wurzelstiften und Restaurationen aus Nichtedelmetall riet er ab, da es hierzu noch zu wenig Erfahrungswerte gebe. Bei speziellen und hochwertigen Restaurationen wie z. B. aus Edelmetall könnten keine Universaladhäsive eingesetzt werden. Frontzahnrestaurationen. Unter dem Titel „Frontzahnrestaurationen – Konzepte, Materialien Technik – Ein Update für perfekte Ergebnisse“ zeigte Ulf Krueger- Janson, Frankfurt, Möglichkeiten und Konzepte für ästhetische Restaurationen im Frontzahnbereich. Er zeigte die ästhetischen Möglichkeiten für Patienten im Rahmen seiner Methodik auf und wie er digitale Techniken für die Form und Grundmuster natürlicher Frontzähne einsetzt. Auch die Beratung der www.zahnaerzteblatt.de ZBW 11/2018

Ausgaben des Zannärzteblatt BW

© by IZZ Baden-Württemberg - Impressum - Datenschutz