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Zahngesundheit von Kleinkindern im Fokus

Ausgabe 11/2019

Fortbildung 43 Klare

Fortbildung 43 Klare Aussage. Der sympathische Australier Prof. Dr. Axel Spahr brachte die zahnmedizinischen Mitarbeiterinnen in puncto Prävention und Therapie parodontaler Erkrankungen auf den Stand der Dinge. entscheidende Rolle bei Parodontitispatienten. Prof. Spahr konzentrierte seine Empfehlungen auf die subgingivale Belagsentfernung mit Schallund/oder Ultraschall-Scaler, deren korrekte Bedienung sowie Kontraindikationen für die Instrumentierungen. „Ihr müsst wissen, was Ihr in der Hand habt“. E-Zigaretten, Probiotika, photodynamische Therapie … bei der abschließenden Fragestunde stellten die anwesenden Zahnmedizinischen Mitarbeiterinnen ihre Fachkompetenz unter Beweis. Mit dem Versprechen in zwei oder drei Jahren wiederzukommen, verabschiedete Dr. Stoll den sympathischen Australier nach Down Under. Die richtige Dosis Humor verabreichte danach Kathrin Hansmeier, Schauspielerin und Humortrainerin vom Deutschen Institut für Humor in Leipzig. Was ist Humor? Humor ist die Fähigkeit und die Bereitschaft mit Schwierigkeiten heiter und gelassen umzugehen. Humor ist ansteckend, ist Bewältigungsstrategie, Humor irritiert und Humor löst Spannungen. Humor ist deshalb die ideale Ressource in der Arzt-Patienten-Kommunikation, ist Kathrin Hansmeier überzeugt. Und sie brachte die Vorteile von Humor im Praxisalltag mit drei eindrücklichen Aussagen auf den Punkt: Mit Humor lassen sich Stimmungen managen, Humor macht aufmerksam und mit Humor lässt sich Spannung entspannen. Für jedes Statement hatte die Humortrainerin die passende Geschichte mit einer humorvollen Pointe parat. Aber sie gestand auch, „natürlich erzähle ich hier nur die besten Witze und schlagfertigen Humor muss man üben“. Wie wäre es mit einem Humor-Tagebuch? „Das lässt sich wunderbar als Team-Aufgabe in der Praxis gestalten“. Risikopatienten erkennen. Am zweiten Fortbildungstag traf die Zahnmedizin auf die Medizin – in Gestalt der Anästhesistin Dr. Catherine Kempf aus Pullach. Die sympathische Medizinerin versteht es wie kaum eine andere für eine gewissenhafte Anamnese zu sensibilisieren – um Risikopatienten in jedem Alter zu erkennen. „Vergessen Sie nicht, Ihre Patienten sind medizinische Laien – woher sollen sie wissen, dass das Erwähnen ihrer Milcheiweiß-Allergie beim Zahnarzt lebenswichtig ist?“ Die Anamnese ist deshalb ein „Cocktail“: Die Basis bildet der Anamnesebogen, ergänzt durch tasten, riechen, hören, das mündliche Gespräch und das Visuelle. „Machen Sie die Augen nicht zu, Sie tragen Verantwortung“, appellierte Dr. Kempf. An vier eindrücklichen Beispielen dokumentierte Dr. Kempf, wie man Risikopatienten erkennt und auf was man bei der Behandlung achten muss: Patienten mit Bluthochdruck bestellt man am besten nachmittags ein. Ultraschall- Scaling darf bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen gemacht werden. Epileptische Anfälle können Patienten auch bei Diabetes in Unterzuckerung erleiden. Und beim Asthmapatient ist sowohl Air Flow als auch Fotos: Bamberger Chlorhexamed forte kontraindiziert. Dr. Kempf ließ die zahnmedizinischen Mitarbeiterinnen nicht gehen ohne nochmals ihre Hauptbotschaft mit großer Vehemenz zu verkünden: „Alter ist nicht risiko-entscheidend – es gilt den Risikopatienten in jedem Alter zu erkennen!“ Gelebte Ergonomie. Nach den zahlreichen Tipps der Referentinnen und Referenten für eine professionelle Vorsorge für die Patienten, war mit Jens-Christian Katschner die Zeit gekommen, dass „Sie auch einmal an sich selbst denken“. Selbstfürsorge oder gelebte Ergonomie nennt das Jens-Christian Katschner. Es geht dabei um eine gesunde Körperhaltung beim Sitzen in der Praxis. Und die folgt nach Katschner sieben Regeln: Vermeide Belastung, verringere Belastung, wechsele Belastung, sitze aufrecht, frontal und körpernah und verbrauche keine Energie. Es gelte, so Katschner, ein individuelles Arbeitskonzept zu finden, das in einem optimalen Zusammenspiel zwischen Zahn, der eigenen Position, Sicht, Lage des Patienten, Absaugtechnik und der Interaktion zwischen dem Zahnarzt und der ZFA besteht. „Das ist gelebte Ergonomie!“ Gesunde Ernährung. Um die individuelle Vorsorge geht es auch bei der Ernährung. Und dass so manche Ernährungsempfehlung eher kontraproduktiv als hilfreich und gesund ist, dokumentierte der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer im abschließenden Vortrag der Tagung. Sein Hauptaugenmerk galt dieses Mal der Soja – eigentlich gesundheitsschädigend, wie in Tierstudien nachgewiesen werden konnte, „bei Affen bewirkt es Verhaltensstörungen“, so Pollmer, wird es als DAS gesunde Nahrungsmittel schlechthin gepriesen. Ob als Sojaöl, Sojamilch oder Sojabohnen. Mit zahlreichen weiteren Beispielen unterstrich Udo Pollmer seine zentrale Forderung: Was man gerne isst, sagt einem der Körper und keine Ernährungsempfehlung. Jeder Körper reagiert unterschiedlich. Essen soll in erster Linie satt und zufrieden machen und muss bekömmlich sein. Und was bekömmlich ist, ist auch gesund! » mader@lzk-bw.de www.zahnaerzteblatt.de ZBW 11/2019

44 Fortbildung Herbstkonferenz Zwei Welten, ein Körper? Die diesjährige Herbstkonferenz von Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe und Bezirkszahnärztekammer Karlsruhe hatte sich mit dem Tagungsthema „Arzt und Zahnarzt – zwei Welten, ein Körper?“ kein einfaches Tagungsthema gewählt. In den Grußworten von Dr. Norbert Engel und Prof. Dr. Winfried Walther wurde die Bedeutung des Themas dargestellt. Prof. Walther beschrieb es so: „Der Patient hat heute Anspruch darauf, dass bei seiner Versorgung sein gesamter Status berücksichtigt wird, alles was medizinisch gegeben ist, in seinem individuellen Fall“. Fünf Referenten beleuchteten das Tagungsthema, um am Ende festzustellen, dass es Zeit wird, die gegenseitigen Vorbehalte zwischen Ärzten und Zahnärzten abzubauen, weil es nur einen Körper gibt und zwar den des Patienten. Jeder Zahnarzt ist Arzt. Prof. Dr. Dr. (H) Anton Dunsche vom Städtischen Klinikum Karlsruhe sensibilisierte die Zuhörer für den „Gefahrenort Mundhöhle“, ein Teil des Körpers, der auf vielfältige Weise über den Gesamtorganismus Auskunft gibt. Häufig zeigten sich Krankheiten zuerst in der Mundhöhle. Schwellungen, Mund öffnungsstörungen, Entzüneinen Tumor durch ein MRT und eine Szintigrafie aus.“ Entzündungen und Tumoren lägen oftmals nahe beieinander. Auch Multiple Sklerose gelte es als Ursache zu berücksichtigen. Am wichtigsten sei die Anamnese, sie gebe wichtige Indizien für Allgemeinerkrankungen, so Prof. Dunsche. „Jeder Zahnarzt ist Arzt“, ermutigte er die zahnärztlichen Kolleginnen und Kollegen. Das Auditorium bedankte sich für die Ausführungen Prof. Dunsches mit langanhaltendem Applaus. Den ersten Referenten des Tages kündigte Prof. Walther „als Glücksfall für die Karlsruher Community“ an, weil ein guter Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg den Kolleginnen und Kollegen Sicherheit gibt. dungen, Allergien, Sensibilitätsstörungen, Schleimhautbrennen … Es gelte „den Patienten ernst zu nehmen“ und genau zuzuhören, „was er sagt und was er nicht sagt“, appellierte Prof. Dunsche, „der Patient hat Recht und er ist unser Partner“. Man solle auch nicht voreilig eine psychische Erkrankung diagnostizieren, mahnte Prof. Dunsche. „Wir nennen das nur so, weil wir keine Lösung erkennen“. Anhand zahlreicher klinischer Fälle, zum Teil unter die Haut gehende Fälle, die eindrücklich geschildert wurden, ermutigte er die Kollegen, immer auch einen Tumor als Ursache für Beschwerden in Betracht zu ziehen. „Schließen Sie Macht PA-Therapie gesünder? PD Dr. Karim M. Fawzy El-Sayed erörterte in seinem Referat die Frage, ob eine „PA-Behandlung – für den ganzen Menschen“ hilfreich ist. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Ja, eine PA-Therapie macht uns gesünder, weil die Entzündungen im Körper reduziert werden. Über eine Reihe von postulierten Effekten der PA-Behandlung kann jedoch nur ausgesagt werden, eine PA-Therapie macht uns „Vielleicht“ gesünder, da sie derzeit nicht vorhersehbare, in der Regel positive Effekte auf andere Organsysteme haben kann. Aber eine Parodontitistherapie kann bislang andere Krankheiten nicht Begrüßung. Akademie-Verwaltungsratsvorsitzender und BZK-Vorsitzender Dr. Norbert Engel hieß Zahnärzt/innen und Mitarbeiter/innen zur 10. Herbstkonferenz in Baden-Baden willkommen. Moderation. Akademie-Direktor Prof. Dr. Winfried Walther und Dr. Volker Bracher führten abwechselnd durch die Herbstkonferenz. ZBW 11/2019 www.zahnaerzteblatt.de

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