50_PROPHYLAXE ZBW_8-9/2022 www.zahnaerzteblatt.de Plädoyer. PD Dr. Yvonne Wagner (l.) spricht sich für das gemeinsame Zähneputzen in der Kita aus. Im Auditorium mit dabei (vorne v. r.): Sybille van Os-Fingberg, Carolin Möller-Scheib und Dr. Torsten Tomppert. Fotos: LAGZ/Baars 16. LAGZ-Forum im Kloster Schöntal KREATIVE UND KOMMUNIKATIVE KLAUSUR Die Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg e. V. (LAGZ) konnte sich Mitte Juli 2022 nach zwei Jahren Abstinenz endlich wieder ins Kloster Schöntal begeben, um das LAGZ-Forum durchzuführen. Die zweitägige Fortbildungsveranstaltung gehört mit zum wichtigsten Baustein der Gruppenprophylaxe in Baden-Württemberg, denn hier treffen die Prophylaxefachkräfte der regionalen Arbeitsgemeinschaften Zahngesundheit sowie Mitglieder des LAGZ-Vorstands samt Geschäftsstelle zusammen, um gemeinsam die Weichen zu stellen für die zukünftige Präventionsarbeit für Kinder und Jugendliche. Während der Coronapandemie kam nicht nur die Gruppenprophaylaxe in Baden-Württemberg fast vollständig zum Erliegen, sondern auch der persönliche Austausch aller daran beteiligten Personen. Doch gerade diese Gespräche sind sehr wichtig, um die Gruppenprophylaxe voranzutreiben und sich gegenseitig zu motivieren. Das LAGZ-Forum im Kloster Schöntal bietet die idealen Voraussetzungen, weil sich hier in idyllischer Abgeschiedenheit besonders gut kreative Ideen entwickeln lassen. WEITERENTWICKLUNG Der LAGZ-Geschäftsführerin Carolin Möller-Scheib war es sehr wichtig, die Tradition im Kloster Schöntal nicht nur weiterzuführen, sondern zu verbessern. Der Kommunikation untereinander wurde diesmal mehr Zeit eingeräumt, schließlich galt es, zwei Jahre Gesprächspause nachzuholen. Unter dem Titel Dialog und Weiterentwicklung war die Veranstaltung in zwei Teile strukturiert: Am ersten Tag fanden zwei Vorträge mit Diskussion statt, am zweiten Tag standen interaktive Workshops auf dem Programm. Dr. Torsten Tomppert, Vorstandsvorsitzender der LAGZ und Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, war extra angereist, um zu zeigen, dass ihm die Gruppenprophylaxe sehr am Herzen liegt. Mit seinem persönlichen Grußwort übermittelte er den Teilnehmenden Motivation für die Veranstaltung und dankte gleichzeitig allen Mitarbeitenden der regionalen Arbeitsgemeinschaften Zahngesundheit sowie Carolin Möller-Scheib und ihrem LAGZ-Team für ihr Engagement und Durchhaltevermögen bei der Gruppenprophylaxe. Ihre Wertschätzung gegenüber der LAGZ und den regionalen AGs demonstrierten auch die Mitglieder des LAGZ-Vorstands aus den Reihen der Krankenkassen, die ebenfalls am LAGZ-Forum teilnahmen: Daniel Flachs vom BKK Landesverband Süd sowie in Vertretung Jörg Kriese von der AOK Baden-Württemberg und Annemarie Rapp von der IKK classic. Außerdem war in Vertretung Susanne Gut-
ZBW_8-9/2022 www.zahnaerzteblatt.de 51_PROPHYLAXE jahr vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration dabei. ZÄHNEPUTZEN IST WICHTIG Der fachliche Teil des LAGZ-Forums startete mit einer Expertin in Sachen Kinderzahnheilkunde, PD Dr. Yvonne Wagner, Direktorin des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums Stuttgart. Sie stellte dem Auditorium zu Beginn ihres Vortrags die provokative Frage: „Ist die Gruppenprophylaxe zum Erlernen des Zähneputzens notwendig?“ Natürlich beantworteten alle Teilnehmenden diese Frage mit „Ja“. Dr. Wagner übermittelte ihre Antwort anschließend durch ihre Ausführungen: In den Kitas und Schulen sind zwei Jahre lang so gut wie keine gruppenprophylaktischen Maßnahmen erfolgt. In den Kitas fand außerdem kein gemeinschaftliches Zähneputzen mehr statt. Zwar gibt es noch keine aktuellen Zahlen über den Mundgesundheitszustand der Kinder, aber einiges lässt sich trotzdem feststellen: Viele Kinder können die Zahnbürste nicht mehr richtig benutzen. Beim zahngesunden Frühstück sind die Eltern nachlässig geworden und die Kitas fühlen sich letztendlich nicht verantwortlich, da sie die Eltern in der Pflicht sehen. Dr. Wagner wies darauf hin, dass die Gruppenprophylaxe einen wichtigen Beitrag zur Chancengleichheit der Kinder leiste, da sich nicht alle Eltern gleichermaßen um die Zahngesundheit ihrer Kinder bemühen. Daher sei es wichtig, dass die Kitas das Zähneputzen wieder ins tägliche Programm aufnehmen. Da das Erlernen der Zahnputztechnik Hand in Hand mit der motorischen Entwicklung abläuft, seien ständige Impulse nötig, um das Zähneputzen zu verbessern. Hier zeigt sich die Bedeutung der regionalen AGs für das Erlernen des Zähneputzens im Rahmen der Gruppenprophylaxe: Eltern und Kitas müssten gleichermaßen geschult und informiert werden, damit unter ihrer Anleitung die Zahnhygiene zur Routine bei den Kindern werden kann. DIGITALE BILDUNGSIMPULSE Die Gesundheitspädagogin und Prophylaxereferentin Sybille van Os-Fingberg stellte im zweiten Vortrag ihr Konzept mit dem Titel „Erweiterte Bildungsimpulse für pädagogische Fachkräfte, Eltern und Kinder“ vor. Sie kündigte dabei an, dass im Auftrag der LAGZ unter ihrer Mitarbeit drei Aufklärungs- und Motivationsfilme produziert werden, die den regionalen AGs Zahngesundheit in Baden-Württemberg als Unterstützung für ihre tägliche Präventionsarbeit zur Verfügung gestellt werden. Die Mundgesundheitsförderung von Kindern sei dabei als Gemeinschaftsaufgabe von Eltern, Erzieherinnen und Erziehern sowie den Prophylaxefachkräften zu betrachten. Die drei Kurzfilme sollen einfühlsam und warmherzig produziert werden, wertvolle Fachinfos unter anderem zur Wertigkeit der Milchzähne oder zum richtigen Zähneputzen liefern und gleichzeitig die Bedeutung der gruppenprophylaktischen Maßnahmen durch die regionalen AGs unterstreichen. Die Philosophie von Sybille van Os- Fingbergs Konzept liegt darin begründet, dass das Zähneputzen von Eltern und Kindern als Achtsamkeitsübung betrachtet werden soll bzw. als wertvolle gemeinsame Zeit. Mit dem Zähneputzen lernen Kinder exemplarisch, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Da viele Erwachsene nicht in der Lage sind, selbst richtig die Zähne zu putzen, können sie diese Fähigkeit auch nicht an die Kinder weitergeben. Hier werden die Kurzfilme ansetzen und Eltern, Großeltern, Erzieherinnen und Erzieher sowie die Kinder entsprechend aufklären. Motivationsfilme. Sybille van Os-Fingberg erläutert, wie die Gruppenprophylaxe durch die Kurzfilme unterstützt werden kann. INTERAKTIVE WORKSHOPS Damit die drei Kurzfilme mit einer Länge von fünf bis sieben Minuten exakt auf die Bedürfnisse der regionalen AGs abgestimmt werden können, folgten am zweiten Tag des LAGZ-Forums die interaktiven Workshops. Die Prophylaxefachkräfte der AGs beantworteten jeweils in kleinen Gruppen einen Fragenkatalog, der u. a. folgende Fragen umfasste: Welche Prophylaxebotschaften sind euch besonders wichtig? Welche Zahnputzsprüche sollen in den Videos vorkommen? Wie sollen die beiden Zahnfiguren sein, die die Hauptrollen in den Filmen spielen werden? Und wie sollen die beiden Zähnchen, die später auch die LAGZ-Maskottchen sein sollen, heißen? Was ist euch besonders wichtig? Sybille van Os-Fingberg sammelte am Ende jede Menge kreative Ausarbeitungen ein, die sie im Plenum beispielhaft vorstellte. Die Gruppenarbeiten werden nun gesichtet und dienen als Vorlage für die Drehbücher der Kurzfilme sowie als Anleitung für die grafische Erstellung der Zahnfiguren. Da alles von Hand gezeichnet wird, werden die Kurzfilme voraussichtlich in einem Jahr fertig sein. Beim nächsten LAGZ-Forum sollen sie vorgestellt werden und ab dem Schuljahr 2023/24 zum Einsatz kommen. Begeisterung. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause freuten sich die rund 150 Teilnehmenden über den persönlichen Austausch im Kloster Schöntal. FAZIT Die Veranstaltung im Kloster Schöntal war ein voller Erfolg, nicht zuletzt dank der perfekten Organisation durch Carolin Möller-Scheib und ihr Team. Das 16. LAGZ-Forum ermöglichte allen Teilnehmenden einen persönlichen Austausch auf Augenhöhe und stärkte damit den Zusammenhalt und die Motivation aller an der Gruppenprophylaxe Beteiligten. Weitere Fotos des LAGZ- Forums finden Sie hier: https://www. lagz-bw.de/lagz-forum/. Claudia Richter
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