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Versorgungsbericht 2023 der KZV BW

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Ausgabe 8-9/2023

54_SOZIALES ENGAGEMENT

54_SOZIALES ENGAGEMENT ZBW_8-9/2023 www.zahnaerzteblatt.de Zahnmedizinisches Hilfsprojekt in Ladakh/Indien VERWANDELTES LÄCHELN Das Dental Health Project des Vereins „Kinder des Himalaya“ in Ladakh/Indien hat in den letzten Jahren eine beeindruckende Entwicklung erlebt. Seit 2007 begleitet das Laichinger Zahnärzteehepaar, Dr. Leonie Moll-Knupfer und Dr. Wolfgang Knupfer, das zahnmedizinische Hilfsprojekt und reist jedes Jahr mindestens einmal in die entlegene Region, um vor Ort zu unterstützen. Mit viel Empathie und Hingabe widmen sie sich dabei der zahnärztlichen Versorgung der Einheimischen. Fotos: Kinder des Himalaya Prophylaxe. Dentalhygienikerin Diskit Lhamo unterstützt Kinder beim richtigen Zähneputzen. Einsatz. Die Doctores Knupfer (2. v. l. u. 2. v. r.) unterwegs mit Helferinnen und der mobilen Einheit im westlichen Teil von Ladakh an der Grenze zu Pakistan. Die Anreise nach Ladakh ist keine leichte Aufgabe. „Früher flog man auf Sicht“, erinnert sich Dr. Leonie Moll-Knupfer an die Anreise vergangener Zeiten. Heute hingegen kann es passieren, dass der Flieger aufgrund gefährlicher Wetterbedingungen mitten auf der Strecke wieder umkehren muss. ENTWICKLUNG 2013 hat das Ehepaar Moll-Kupfer das zahnärztliche Programm in „Klein Tibet“ – wie Ladakh auch genannt wird, ins Leben gerufen. Rechtlich eingebettet ist es über den Verein „Kinder des Himalaya“. Seitdem wurden bereits drei zahnmedizinische Einrichtungen vor Ort errichtet, um den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden. So entstand 2013 eine stationäre Zahnklinik in der Lotsava-Schule in Tingmosgang, die neben einer modernen Behandlungseinheit auch über ein digitales Röntgengerät verfügt. Eine weitere sta- tionäre Einheit konnte in der LI & VKV Medical Clinic in Leh etabliert werden. Die Klinik öffnet ihre Türen vor allem für die Ärmsten der Region. Eine mobile Behandlungseinheit versorgt darüber hinaus Kinder und Erwachsene an weit abgelegenen Orten. In ihren Erzählungen beschreibt Dr. Leonie Moll-Knupfer eindrucksvolle Bilder von den Gegebenheiten vor Ort und macht dabei deutlich, wie anspruchsvoll es ist, zahnmedizinische Behandlungen in einer Höhe von mehr als 3500 Metern und unter einfachsten Bedingungen durchzuführen. Bevor die zahnmedizinischen Einrichtungen vor Ort etabliert wurden, behandelte das Zahnärzteteam auch auf zu Behandlungsstühlen umfunktionierten Garten- oder Bürostühlen. Auch andere schwierige Gegebenheiten, wie die komplizierte Stromversorgung oder mangelnde Hygiene, erschwerten die Behandlungen und ließen das Helferteam auf eine Art wachsen, wie es nur Hilfseinsätze vermögen. Im Kontrast zu den mobilen Einsätzen in entlegenen Orten erstrahlt die im Jahr 2013 gegründete „Lotsava Dental Clinic“ in Timosgang wie ein Lichtblick. Mittlerweile wurde die Einheimische Stanzin Dolkar zur Zahnärztin ausgebildet, mit der vom Verein Kinder des Himalaya e. V. angestellten Diskit Lhamo steht zudem eine ausgebildete Dentalhygienikerin zur Verfügung. Diese assistiert, wenn Zahnärzt*innen aus Deutschland kommen, übersetzt und verwaltet. Ihre Hauptaufgabe aber besteht in flächendeckenden Prophylaxemaßnahmen an den von Kinder des Himalaya e. V. unterstützten Schulen das ganze Jahr über. Die zunehmende Verfügbarkeit von Zucker sorgt für einen alarmierenden Anstieg von Karies und anderen Zahnerkrankungen „Als ich zum ersten Mal nach Ladakh kam, waren die Zähne der Einheimischen noch in gutem Zustand.

ZBW_8-9/2023 www.zahnaerzteblatt.de 55_SOZIALES ENGAGEMENT Doch in den letzten Jahren hat sich das drastisch geändert“, so Dr. Leonie Moll- Knupfer. Der vermehrte Konsum von Süßigkeiten zerstört die Gebisse. PROPHYLAXE Das Dental Health Project konzentriert sich jedoch nicht nur auf die Behandlung von Zahnproblemen, sondern legt auch großen Wert auf Prävention und Aufklärung. So führen die Teams unter der Ägide der Knupfers regelmäßige Workshops in den Schulen und Gemeinden durch, um über richtige Mundhygiene, gesunde Ernährung und lungstag acht Stunden ohne Pause dauern. Auf die Frage, was sie motiviere, seit Jahren eine so fordernde Aufgabe anzunehmen und auf so überragende Weise auszufüllen, lacht Dr. Leonie Moll- Knupfer und entgegnet, dass sie es selber gar nicht so sehe. „Die immense Dankbarkeit, die wir erfahren, ist ein so wertvoller Lohn und das herzliche Lächeln und die leuchtenden Augen der Kinder lassen jegliche Anstrengungen vergessen.“ Zudem sei sie vor allem von der immensen Zufriedenheit der Menschen berührt, die trotz ihrer Armut „so viel Glück ausstrahlen.“ Die Anreise in können sowohl individuelle Schulpatenschaften als auch Heimschulpatenschaften übernommen werden. Natürlich kann man auch eine Vereinsmitgliedschaft abschließen. Um das Team vor Ort zu verstärken, werden regelmäßig engagierte Zahnärzt*innen und Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) gesucht, die mindestens zwei Wochen lang ihre Expertise einbringen möchten. Die Kommunikation vor Ort erfolgt in Englisch. Es werden ausschließlich Zahnärzt*innen mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung rekrutiert, um eine qualitativ Lehrgang. Train the teachers auf Indisch – Hier wird das Lehrerkollegium in Sachen Prophylaxe geschult und eingewiesen. Zusammenarbeit. Die Doctores Ortinau (l.), Reutlingen bei der Arbeit mit Diskit Lhamo (r.). die Bedeutung regelmäßiger Zahnarztbesuche zu informieren. „Unser Ziel ist es, das Bewusstsein für die Bedeutung einer guten Mundgesundheit zu schärfen und den Menschen die Werkzeuge zu geben, um ihre Zähne zu schützen“, erklärt Leonie Moll-Knupfer. „Wir möchten ihnen zeigen, dass Zahnpflege nicht nur wichtig für die ästhetische Schönheit ist, sondern auch für ihre allgemeine Gesundheit und ihr Wohlbefinden.“ In den letzten Jahren waren pro Jahr zwischen sechs und acht zahnärztliche Teams vor Ort, die jeweils bis zu 1000 Patienten behandelten. Im Jahr 2022 (noch in reduziertem Umfang aufgrund von Corona) wurden insgesamt 400 Füllungen, 140 Zahnentfernungen, 350 Zahnreinigungen sowie verschiedene Individual- und Gruppenprophylaxeeinheiten, Lehrer- und Parentsteachings absolviert, berichtet die Laichinger Zahnärztin. Mitunter kann ein Behand- das hochgebirgige Gebiet ist lediglich zwischen April und Oktober möglich. Danach legt sich das Leben in Ladakh zur Ruhe, da alle Pässe geschlossen sind. Die Menschen leben in dieser Zeit sehr spartanisch und zurückgezogen. Kein Lastkraftwagen bringt Waren in die Region, und die Bewohner müssen sich selbst versorgen. Soziale Kontakte sind während dieser Zeit rar. MITARBEIT Die Finanzierung des Dental Health Projects erfolgt durch Spenden von Privatpersonen, Serviceclubs und projektbezogene Unterstützung durch das Hilfswerk Deutscher Zahnärzte. Vor allem regelmäßige Altgoldsammlungen ermöglichen es, die notwendigen Ressourcen und Mittel bereitzustellen, um das Projekt erfolgreich umzusetzen. Neben der medizinischen Versorgung bemüht sich der Verein zudem Patenschaften abzuschließen. Auf diese Weise hochwertige zahnärztliche Versorgung zu gewährleisten. Das Projekt nimmt keine Student*innen auf und ermöglicht keine Famulaturen. Die Volunteers tragen die Kosten für Flug und Unterkunft selbst, um die finanzielle Belastung des Projekts zu minimieren und sicherzustellen, dass die verfügbaren Mittel direkt in die zahnärztliche Versorgung fließen können. Für die Region Ladakh ist das Dental Health Project des Zahnärzteehepaars Moll-Knupfer mittlerweile zu einer wichtigen Säule der Gesundheitsversorgung geworden und hat das Lächeln zahlreicher Menschen verwandelt. Wenn auch Sie Interesse an einer Mitarbeit haben oder spenden möchten, freut sich der Verein auf Ihre Kontaktaufnahme: Dr. Leonie Moll-Knupfer, E-Mail: knupfer@lmkw.de, www.kinderhimal.de. Cornelia Schwarz

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