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Versorgungsbericht 2023 der KZV BW

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Ausgabe 8-9/2023

42_FORTBILDUNG

42_FORTBILDUNG ZBW_8-9/2023 www.zahnaerzteblatt.de ZFZ-Sommer-Akademie und DGDH-Jahrestagung FORTBILDUNGSEVENT XXL Das Szenario ist in jeder Zahnarztpraxis bekannt: Sie kommen am Montag in der Früh, kurz vor Feierabend oder am Freitagnachmittag. Die Rede ist von Schmerzpatientinnen und Schmerzpatienten. Die diesjährige Sommer-Akademie des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrum Stuttgart widmete sich thematisch dem Zahnschmerz und beleuchtete ihn umfassend aus allen Fachbereichen. Im Beisein des LZK-Präsidiums, Dr. Torsten Tomppert und Dr. Bert Bauder, vermittelten acht Expertinnen und Referenten den Praxisteams am 7. Juli in Präsenz im Forum Ludwigsburg sowie am 8. Juli im Livestream das richtige Rüstzeug für die Versorgung dieser besonderen Patientenklientel. Prof. Dr. David Sonntag konnte sich der vollen Aufmerksamkeit des Auditoriums sicher sein, denn sein Thema „Der endodontische Schmerz“ ist die Nummer eins im Notfalldienstzentrum. Zunächst gelte es, so Prof. Sonntag, die unterschiedlichen Schmerzen voneinander zu unterscheiden: Dentinschmerz, Entzündungsschmerz oder neuropathischer Schmerz? Eine umfassende Schmerzdiagnostik umfasst eine Schmerzanamnese, eine klinische Untersuchung, eine Pulpa-Untersuchung und eine radiologische Untersuchung. Dies ermöglicht dann zu entscheiden, ob eine Medikamentengabe von Ibuprofen, Kortison oder Antibiotika sinnvoll ist. Gastgeberinnen und Gastgeber. PD Dr. Yvonne Wagner (l.), Dr. Eberhard Montigel (r.) und DH Sylvia Fresmann freuten sich über 500 Präsenzteilnehmerinnen und -teilnehmer beim Sommerfest in Ludwigsburg. Warum suchen Patientinnen und Patienten den zahnärztlichen Notdienst auf? ZFZ-Direktorin PD Dr. Yvonne Wagner hat beim Notfalldienstzentrum der KZV BW in Stuttgart nachgefragt: Die häufigsten Notfälle sind Wurzelkanalbehandlungen, gefolgt von Abszessen. An dritter Stelle rangieren Extraktionen oder Nachbehandlungen. EMPATHISCHER BERUF Schmerzpatientinnen und -patienten sind häufig auch Angstpatientinnen und -patienten. „16 Prozent unserer Patienten bezeichnen sich als ängstlich und haben Angst vor dem Zahnarztbesuch“, weiß Dr. Christian Bittner und zeigte, worauf die Praxisteams in der Kommunikation mit ängstlichen Schmerzpatientinnen und -patienten achten müssen. Dr. Bittner gab viele Erfahrungen aus seiner Angst-Sprechstunde in der Praxis weiter. Als medikamentöse Therapieunterstützung empfahl er die Analgosedierung und die Lachgasanalgesie. Nichtmedikamentöse Unterstützung für diese Patientenklientel können autogenes Training, Muskelrelaxation oder Hypnose sein. „Das Wichtigste ist jedoch, das Vertrauen der Patienten zu gewinnen“, betonte Dr. Bittner. „Wir müssen erreichen, dass die Patienten ihre bisherigen Ängste und Ansichten revidieren.“ Dass das klappt, daran ließ Dr. Bittner keinen Zweifel: „Wir sind ein empathischer Berufsstand!“ Fotos: ZFZ/Lypke KLASSIKER-TAG „Ein Tag wie heute mit 33 Grad ist der Klassiker-Tag für chirurgische Notfälle im Notdienst“. Mit diesen Worten eröffnete Prof. Dr. Dr. Marco Kesting seinen Vortrag. Die Bandbreite chirurgischer Notfälle sei riesig, so Prof. Kesting, und betreffe alle Altersgruppen, vom Kleinkind mit Milchzahntrauma bis zu multimorbiden Senioren, die Medikamente zur Blutverdünnung nehmen. Prof. Kesting stellte zehn klassische, sehr eindrückliche Notfälle aus der Sicht der Chirurgie vor. Er appellierte, sich an evidenzbasierte Leitlinien und der wissenschaftlichen Stellungnahme zur Therapie einer craniomandibulären Dysfunktion zu orientieren. Dr. Jens Reichel ist als ärztlicher Leiter im Rettungsdienst in Thüringen tätig. „Mein Ziel ist es, Sie vorzubereiten für Notfallsituationen in der Praxis, aber Sie sollen auch gewappnet sein für Notfälle im Straßenverkehr oder im häuslichen Umfeld.“ Das Wichtigste

ZBW_8-9/2023 www.zahnaerzteblatt.de 43_FORTBILDUNG ist die Patientenbeurteilung. Für diese Ersteinschätzung hat man lediglich zehn Sekunden Zeit; Sie erfolgt nach dem ABCDE-Schema: A wie Airway (Atemweg), B wie Breathing (Atmung), C wie Circulation (Kreislauf), D wie Dis ability (neurologischer Zustand) und E wie Environment (Patientinnen und Patienten entkleiden). Pflicht-Vorhaltungen in der Zahnarztpraxis sind ein Sanitätskoffer und ein Sanitätsbuch. „Und Sie sollten Adrenalin in der Praxis haben“, riet Dr. Reichel. SOMMER-AKADEMIE ONLINE Den zweiten Fortbildungstag im Livestream eröffnete Prof. Dr. Henrik Dommisch und stellte Schmerzpatientinnen und -patienten aus Sicht der Parodontologie vor. Zu den häufigsten parodontalen Diagnosen sowie schmerzhaften parodontalen Erkrankungen gehören Endo-Paro-Läsionen mit und ohne Wurzelschädigung, parodontale Abszesse und nekrotisierende Erkrankungen. Prof. Dommisch präsentierte für jede Diagnose einen Patientenfall und erläuterte das Behandlungsschema entsprechend der Leitlinie. Insbesondere die nekrotische Erkrankung, die zwar nicht sehr häufig vorkommt, jedoch eine schwerwiegende PAR-Erkrankung mit einer fast bedrohlichen Situation Vorprogramm. ZFZ-Direktorin PD Dr. Wagner mit den Referenten des Vorprogramms für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Praxisverwaltung, Dr. Dr. Alexander Raff (r.) und Dr. Martin Simmel (l.). Gewinnspiel. Dr. Catherine Kempf (l.) war die Glücksfee, die die Preisträger des Gewinnspiels zog. für die Patientin oder den Patienten darstellt, ist häufig assoziiert mit systemischen Erkrankungen. Prof. Dommisch warnte die Praxisteams, sich im Falle immunsupprimierter HIV- oder Aids-Patienten vor Infektionsgefahr zu schützen. Notfälle bei festsitzenden Apparaturen kommen häufiger vor als bei einer herausnehmbaren Apparatur. Der Bogen sticht in die Gingiva, das Band hat sich gelöst, die Ligatur ist lose … der Fachzahnarzt für Kieferorthopädie, Dr. Christoph-Ludwig Henning, erläuterte für jedes Problem das entsprechende Vorgehen, zeigte die benötigten Materialien und gab Tipps zur Abrechnung nach BEMA oder GOZ. Komplexer, so Dr. Henning, seien Zahntraumata. „Hier ist unbedingt eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Mund- Kiefer-Gesichtschirurgen notwendig.“ NUMMER EINS KARIES Zwei Drittel der Kinder, die sich im zahnärztlichen Schmerzdienst der Universitätsklinik Wien vorstellen, haben Schmerzen aufgrund einer schweren frühkindlichen Karies. Prof. Dr. Katrin Bekes zeichnete ein erschreckendes Bild: Die Kariesreduktion stagniert, steigt sogar erneut an, es gibt keine gleichmäßige Verteilung und der Kariesbefall konzentriert sich auf eine kleine Gruppe. „Das sind die Kinder, die wir im Schmerzdienst sehen“. Prof. Bekes resümierte die Risikofaktoren für eine frühkindliche Karies und ging auf die Behandlung von Kindern in der Praxis ein, die zu den anspruchsvollsten Aufgaben einer Zahnärztin bzw. eines Zahnarztes gehören. Je nach Diagnose – akute Pulpitis, apikale Parodontitis mit oder ohne Weichteilschwellung – ist eine temporäre Therapie mit Trepanation, medikamentöser Einlage oder Antibiotika-Gabe erforderlich oder in Kausaltherapie die Extraktion. Die schrittweise Behandlung erfolgt in Lokalanästhesie oder in letzter Konsequenz unter Intubationsnarkose. „Allerdings haben wir hierfür zu wenig Kapazitäten und es ist mit einer Wartezeit von vier Monaten zu rechnen.“ Gibt es einen echten Notfall in der Prothetik? Darüber lässt sich trefflich streiten, gab Prof. Dr. Nicole Passia zu. Die Expertin machte acht prothetische Notfälle aus: Ein zerbrochenes Provisorium, eine Prothesenfraktur im Bereich eines Retentionselements, die Fraktur eines Telekoppfeilerzahns, die Fraktur einer Abutmentschraube, dezementierte Restaurationen, ein frakturierter Frontzahn und eine Verblendfraktur nach Trauma. Mit den praxisnahen Ausführungen und den vielen klinischen Bildern erhielten die Praxisteams viele Tipps, die sie schon in der kommenden Woche in der Praxis umsetzen können. NOVUM DGDH (Deutsche Gesellschaft für Dentalhygieniker/Innen e. V.) only, Sommer- Akademie Classic, Sommerfest XXL und Sommer-Akademie Online – mit vier angebotenen Paketen war das diesjährige Fortbildungsevent des ZFZ Stuttgart ein echtes Novum. Das neue Fortbildungsformat hat sich bewährt. ZFZ-Direktorin Dr. Wagner zeigte sich sehr zufrieden: „Wir hatten über 500 Präsenzteilnehmerinnen und -teilnehmer und 150 haben sich online zugeschaltet – und alle Vorträge sind noch bis 31. August 2023 On-demand verfügbar.“ 2024 wird ein besonderes Jahr: Das ZFZ Stuttgart feiert das 30-jährige Jubiläum seiner Sommer-Akademie am 5. und 6. Juli 2024. Gleich vormerken! Andrea Mader

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