40_FORTBILDUNG ZBW_8-9/2023 www.zahnaerzteblatt.de erhältlich. Es eignet sich aufgrund seiner mechanischen Eigenschaften zur Herstellung von Klammern und Gerüsten. Durch die im Vergleich zu PAEK und Metalllegierungen höhere Flexibilität müssen sowohl die Klammer an sich als auch die Basis deutlich stärker dimensioniert werden, um eine ausreichende Haltekraft bzw. Verwindungssteifigkeit zu erreichen. Der Werkstoff ist mit konventionellen Fräsern und Polierern gut bearbeit- und polierbar. Da der Werkstoff ähnlich wie andere MMA-freie Materialien chemisch inert ist, kann Zahnersatz aus diesem Material nur sehr eingeschränkt erweitert werden. Da POM durch Malfarben individualisiert werden kann, lässt sich nicht nur das Gerüst, sondern auch der Sattel aus diesem Material anfertigen. In deformierbaren Bereichen des Werkstücks lösen sich diese MMA-basierten Farben jedoch schnell. Der Werkstoff ist sowohl mittels Press- als auch Frästechnik verarbeitbar. POLYARYLETHERKETONE Unter den Polyaryletherketonen (PAEK) gibt es drei Vertreter, die innerhalb der zahnärztlichen Werkstoffe Anwendung finden. Dabei handelt es sich um Polyetheretherketon (PEEK), Polyetherketonketon (PEKK) und Arylpolymere. Aus diesen Materialien können Gerüste und Außenteleskope abnehmbarer Prothesen durch Pressverfahren und mit Hilfe der CAD/ CAM-Technik gedruckt oder gefräst werden. In der Herstellung von Medizinprodukten und Zahnersatz zeigen gefräste Materialien aktuell die besseren Materialeigenschaften und sind den gepressten Materialien in Stabilität und Reliabilität überlegen 6-7 . Dies ist durch die hohe Materialhomogenität der industriell gefertigten Ronden zu erklären. Die Grundfarbe medizinischer PAEK-Materialien ist gräulich und kann durch Titanoxide so modifiziert werden, dass diese Werkstoffe für die zahnärztliche Verwendung in weißen und beigen Farbtönen erhältlich sind. Die neuesten Varianten sind durch das Beimengen von Eisenoxiden in Gingivafarben erhältlich. Die dentale PAEK zeichnen sich besonders durch ihre hohe Biegefestigkeit von > 150 MPa und ihre für dentale Kunststoffe hohe Härte und Steifigkeit aus. Diese liegen jedoch deutlich unter denen von Metalllegierungen, weshalb eine vergleichsweise stärkere Dimensionierung notwendig ist 8 . Bei der klinischen Anwendung ist jedoch zu beachten, dass diese Materialgruppe einen eingeschränkten Haftverbund zu Verblendkunststoffen aufweist und nur eingeschränkt reparaturfähig ist 9 . Dies kann zu einem häufigeren Lösen von Verblendungen und damit einer erhöhten Reparaturund Terminfrequenz für Zahnärzt*innen und Patient*innen führen. Um Vertreter der PAEK den ästhetischen Bedürfnissen der Patient*innen entsprechend mit Kompositen zu verblenden, sollte neben mechanischen Retentionen der chemische Haftverbund durch Anrauen der Oberfläche und Konditionierung mit Hilfe eines MMA-haltigen Primers optimiert werden 9 . PEEK ist für die Herstellung von Gerüsten für definitiven abnehmbaren Zahnersatz laut Herstellerangaben zugelassen und kann daher im Falle einer Materialunverträglichkeit anstelle konventioneller dentaler Metalllegierungen verwendet werden (Abbildung 3) 10 . Die aktuelle Datenlage ist sehr limitiert und lässt keine belastbaren Aussagen über Langlebigkeit, Retentionsverluste und Alterung im Dauereinsatz zu. Dennoch zeigen einige Laborstudien und Fallberichte, dass PEEK-Gerüste den gewohnten Kaukräften standhalten und klinisch eine ausreichende Retentionskraft gewährleisten können 10-12 . Bei der prothetischen Versorgung mit doppelkronenverankerten Prothesen unter Verwendung von PAEK als Außenteleskopmaterial eignen sich harte Materialien wie Kobalt- Chrom-Molybdän und Zirkoniumdioxide als Material für die Innenteleskopkronen. Weichere Materialien wie hochgoldhaltige Legierungen sind eher ungeeignet, da sie sich schneller abnutzen und damit binnen weniger Wochen die Friktion verlieren können. Auch klammerfixierte Prothe- 3a 3b Alternative. Teleskopprothese Oberkiefer mit Gerüst aus Polyetherketonketon (PEEK), Ansicht von außen (l.), Ansicht von innen (r.).
ZBW_8-9/2023 www.zahnaerzteblatt.de 41_FORTBILDUNG sen können aus PEEK hergestellt werden, denn PEEK zeigt laut Studien keinen signifikanten Unterschied in der Biegebelastung und der Auslenkung der Retentionskraft im Vergleich zu CoCr-Materialien 13 . Laut einer aktuellen Laborstudie hat sich bei der Fertigung dieser Klammerprothesen (Modellguss) ein Klammerdesign mit dem Durchmesser von 1,5 mm und einer Klammerarmlänge zwischen drei und sechs mm bewährt 14 . KOSTENÜBERNAHME DURCH KRANKENKASSEN Abnehmbarer Zahnersatz aus MMA-freien Kunststoffen stellt derzeit keine anerkannte Versorgungsform dar, da diese aktuell vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) nicht als Materialen freigegeben sind. Sofern der Behandler im Bemerkungsfeld des Heil- und Kostenplans auf die Verwendung des Sonderkunststoffs hinweist und die Krankenkasse eine positive leistungsrechtliche Entscheidung trifft, beanstandet die kassenzahnärztliche Vereinigung den bewilligten Festzuschuss in der Regel nicht. Erfahrungsgemäß unproblematisch ist das Beantragen des Festzuschusses für Interimszahnersatz aus MMA-freien Kunststoffen. Festzuschüsse für metallfreien abnehmbaren subtotalen Zahnersatz aus MMA-freien Kunststoffen können regelmäßig nur im Rahmen von Einzelfallentscheidungen bewilligt werden. Diese haben vor allem dann Aussicht auf Erfolg, wenn mittels anerkannter Verfahren (Epikutantest) eine allergische Reaktion auf die durch den G-BA anerkannten Gerüstmaterialien (NEM-Legierungen, Titan) nachgewiesen wurde. Das Literaturverzeichnis kann beim IZZ bestellt werden unter Tel: 0711/222966-14 oder E-Mail: info@zahnaerzteblatt.de. www.zahnaerzteblatt.de 0711 222966-14 info@zahnaerzteblatt.de Laura Rotenburg Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, Universität Leipzig Laura Rotenburg, Oliver Schierz, Lisa Brinkmann Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, Universität Leipzig PD Dr. Oliver Schierz Komm. Direktor, Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, Universität Leipzig Lisa Brinkmann Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, Universität Leipzig Anzeige Ein Zuhause für Straßenkinder Gewalt und Armut treiben Millionen Kinder auf die Straße – immer auf der Suche nach etwas Essbarem und einem sicheren Schlafplatz. Mutig kämpfen sie ums Überleben. terre des hommes unterstützt weltweit Jungen und Mädchen dabei, ein geregeltes Leben zu führen, mit Schule oder Ausbildung. Damit sie selbstbewusst ihre Zukunft gestalten können. Mit Ihrer Spende helfen Sie diesen Kindern, den Neuanfang zu schaffen. terre des hommes Spendenkonto Hilfe für Kinder in Not DE34 265501050000011122 Ruppenkampstraße 11a Sparkasse Osnabrück 49084 Osnabrück www.tdh.de
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