34_BERUFSPOLITIK ZBW_8-9/2023 www.zahnaerzteblatt.de „Tour de Ländle“ mit Digitalreferent Dr. Hendrik Putze UND WIE DIGITAL IST IHRE PRAXIS? Dr. Hendrik Putze ist kein Zahnarzt, der Herausforderungen scheut. In seiner neuen Funktion als KZV BW-Vorstandsreferent für Digitales reist er von Kreisvereinigung zu Kreisvereinigung (KV). Sein Ziel: den Kolleg*innen die Digitalisierung des Praxisalltags näherzubringen. Das ZBW hat Dr. Putzes Vortrag auf der Kreisversammlung der KV Esslingen am 15. Juni besucht. Über Tipps und Alternativen zum Konnektorentausch, fehlende Pharmazentralnummern für das E-Rezept und die Frage: Wie digital ist Ihre Praxis (schon)? Foto: KZV BW / Martin Stollberg Überblick verloren? Bei der „Tour de Ländle“ erhalten Zahnärzt*innen die nötigen Infos und viele praktische Tipps zur Digitalisierung in den Praxen. Als Dr. Hendrik Putze seinen TI-Vortrag vor der Kreisversammlung der KV Esslingen hielt, war er zuvor schon in drei anderen Kreisvereinigungen. Acht Kreisvereinigungsbesuche standen ihm damals noch bevor. Der Referent war gut vorbereitet, das merkten die Zuhörer*innen im VV-Saal der KZV- Hauptverwaltung. Seiner Präsentation mit knapp 90 Folien und der Gestaltung des Vortrags war anzusehen, dass er sich intensiv mit dem Thema „Digitalisierung in Zahnarztpraxen“ auseinandergesetzt hatte. Dabei ging es ihm aber nicht nur um die Digitalisierung eigener Abläufe in der Praxis, sondern auch um politische Vorgaben. Als Referent für Digitales kennt er sich aus mit der Digitalisierungsstrategie des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) und weiß, welche Gesetze geplant sind und wie sie den Praxisalltag betreffen. Und da ist einiges geplant, schließlich ist die Bundesrepublik Schlusslicht bei der Digitalisierung, wie Putze festhält: „Laut dem Digital-Health-Index der Bertelsmann-Stiftung steht nur Polen schlechter da. Führend sind die Länder Estland, Kanada und Dänemark.“ Immer wieder unterbrach er seinen Vortrag, ließ Raum für Fragen oder fragte das Publikum selbst: „Hand aufs Herz: Wer von Ihnen hat schon mal eine ePA befüllt?“ So schlug Dr. Putze den Bogen von komplizierten Vorgaben zu realen Beispielen mit TI- Anwendungen im Praxisalltag. PRAXISNAHE TIPPS Bis Mitte Juli hat er alle Kreisvereinigungen in Nordwürttemberg besucht und zwölf Mal seinen TI-Vortrag gehalten. „Der Vortrag wird immer wieder angepasst. Ich nehme Fragen und Erfahrungen von Kollegen sowie neue Erkenntnisse auf“, erklärte Putze. Es geht um Austausch und Aufklärung, etwa am Dauerbrenner-Beispiel Kartenlesegerät: „Wer hatte Probleme mit dem Kartenlesegerät?“ fragte der Digitalreferent. Fast alle Hände im VV-Saal gingen hoch. „Welche Probleme tauchen bei Ihnen heute auf und wie gehen Sie damit
ZBW_8-9/2023 www.zahnaerzteblatt.de 35_BERUFSPOLITIK um?“ Dr. Putze riet: „Bevor Sie Ihr System herunterfahren und neu starten – in den seltensten Fällen liegt das Problem bei Ihnen, sondern vielmehr in der Telematikinfrastruktur oder bei fehlerhaften Gesundheitskarten! Füllen Sie bei Problemen mit dem Karteneinlesegerät einen Erfassungsschein aus. So weiß die KZV auch, dass es Probleme gibt und kann die notwendigen Schritte einleiten.“ IN ENGEM KONTAKT Dem Vorstand und Dr. Putze ist der enge Kontakt zur Zahnärzteschaft ein Kernanliegen. Daher verteilte er im Anschluss an den Vortrag noch eine kleine Umfrage: Der Vorstandsreferent für Digitales fragte darin unter anderem, welche digitalen Anwendungen in den Praxen genutzt werden und wie zufrieden man damit ist. Fragt man Dr. Putze nach den Ergebnissen, überlegt er nicht lange: „Das EBZ (Elektronisches Beantragungs- und Genehmigungsverfahren – Zahnärzte, Anm. d. Red.) und KIM funktionieren am besten! Das melden mir ganz viele Kolleginnen und Kollegen zurück. Warum? Weil es die Genehmigungen beschleunigt und man bei KIM kein Passwort braucht. Meine Erfahrung aus den Gesprächen ist, dass digitale Anwendungen, die gut funktionieren, sich auch von ganz alleine durchsetzen,“ resümierte Dr. Putze. Seine Kritik richtet er an die Politik, die die Patient*innen nicht ausreichend aufkläre, etwa über die eRezept-App und andere Anwendungen. Dass die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) das Bundesgesundheitsministerium nun aufgefordert hat, seine Informationspflichten zu erfüllen und „die Bevölkerung im Rahmen einer breit angelegten und umfassenden Informationskampagne“ zu den TI-Anwendungen aufzuklären, fand Dr. Putze folgerichtig. Alexander Messmer INFO TELEMATIK-HOTLINE DER KZV BADEN-WÜRTTEMBERG Bei Fragen zur Telematikinfrastruktur helfen Ihnen die Ansprechpartner*innen der KZV BW unter 0761 4506-209 gerne weiter. Digital unterwegs. „Die ePA finde ich grundsätzlich gut“, bekannte Dr. Hendrik Putze. „Aber so, wie sie aktuell strukturiert ist, funktioniert sie nicht.“ Nach der Berufung zum Digitalreferenten haben sich Dr. Riedel, der ja als stellvertretender Vorstandsvorsitzender das Thema TI betreut, und ich zusammengesetzt. Unsere Mitglieder werden alle über das Rundschreiben zu TI-Themen informiert. Wir wollten für die Kolleginnen und Kollegen zusätzlich ein Angebot schaffen, um über die TI zu informieren und um darüber ins Gespräch zu kommen. Dabei ist die Idee entstanden, mit einem TI-Vortrag in allen Kreisvereinigungen (KV) Haltzumachen: die „Tour de Ländle“. Für Nordwürttemberg bin ich durch die KVen getourt, für die anderen Bezirke werden das auch Kollegen übernehmen. Ziel ist es, den aktuellen Sachstand zur TI und unsere Tipps im ganzen Land auszustreuen. Die Stimmen in der Kollegenschaft sind natürlich kritisch – und das zu Recht! Die TI-Anwendungen laufen nicht fehlerfrei, sind für uns alle in den Praxen zeitintensiv – und von einer vollständigen, seitens der Politik versprochenen Refinanzierung sind wir weit entfernt. Es gibt aber auch Dinge, die gut laufen. Beim EBZ zum Beispiel sind die Rückmeldungen durchaus positiv, auch mit KIM wird es besser. Für die Kolleginnen und Kollegen ist es wichtig, dass sie sich in den KV-Versammlungen auch austauschen und ihren Unmut loswerden können. Es hilft den Kollegen, wenn sie feststellen, dass sie nicht die einzigen sind, die Probleme mit der TI haben. Die gegenseitige Unterstützung ist für viele wertvoll. Unser Angebot wird gut angenommen! Ob wir wollen oder nicht: Die Digitalisierung kommt und muss in Deutschland vorangebracht werden. Die elektronische Patientenakte (ePA) ist eines der zentralen Projekte in der Digitalstrategie. Da geht dann schon mal ein Raunen durch die Reihen, wenn ich das sage. Mal ehrlich: Wäre eine ePa für den einzelnen nicht sehr sinnvoll? Wie zum Beispiel in Estland, wo die Bürger in einer App alle Arztbesuche, Röntgenbilder, Medikamente und mehr gespeichert haben und jederzeit darauf zugreifen können? Die Befüllung sollte möglichst automatisiert im Hintergrund ablaufen und mir als Zahnarzt natürlich keinen zusätzlichen zeitlichen und finanziellen Aufwand machen. Dr. Hendrik Putze (*1959) ist seit vielen Jahren Zahnarzt in Stuttgart. Er hat eine Gemeinschaftspraxis mit seinem Sohn in vierter Generation. Er wurde Anfang des Jahres vom Vorstand als Vorstandsreferent für Digitales berufen. In dieser Funktion unterstützt er den Vorstand. In einer ersten Maßnahme informiert Dr. Putze in der „Tour de Ländle“ Kolleg*innen über den aktuellen Stand der TI. Foto: KZV BW / Alexander Messmer
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