18_TITELTHEMA ZBW_8-9/2023 www.zahnaerzteblatt.de Vertreterversammlung der KZV BW in Donaueschingen am 16./17. Juni ZÄHNE ZEIGEN FÜR PRÄVENTION Mitte Juni – in Zeiten wegweisender gesundheitspolitischer Entscheidungen – fand die Vertreterversammlung der KZV BW statt. Mit einer Reihe berufspolitischer Beschlüsse sandten die Delegierten eine klare Botschaft an Karl Lauterbach. Im Mittelpunkt stand die Forderung nach der Abschaffung der Budgetierung. Wie wichtig der fachliche Austausch und die Anbindung an die Politik sind, zeigte der Vortrag von Prof. Dr. Stefanie Joos. Als Mitglied im Sachverständigenrat des Bundesgesundheitsministers brach sie eine Lanze für die Prävention als Baustein einer starken medizinischen Versorgung. Prof. Dr. Stefanie Joos. Die Zahnärzteschaft habe beeindruckende Präventionserfolge erzielt, betonte die badenwürttembergische Vertreterin im Sachverständigenrat. Fotos: Martin Stollberg Prof. Joos, die auf Einladung des KZV- Vorstandsvorsitzenden Dr. Torsten Tomppert den Weg nach Donaueschingen angetreten hatte, war erst wenige Monate zuvor – als einzige Vertreterin aus Baden-Württemberg – in den Sachverständigenrat des Bundesgesundheitsministers berufen worden. Sie brachte viel Lob für den Einsatz der Zahnärzteschaft mit: In ihrem Vortrag unter dem Motto „Prävention in der Zahnmedizin – eine interprofessionelle Herausforderung“ betonte Prof. Joos: „Sie haben ganze Arbeit geleistet! Die Prävention in der Zahnmedizin ist eine Erfolgsgeschichte.“ Eindrücklich belege dies u. a. die Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V). Deutschland habe sowohl bei der Kariesprävalenz, bei moderater und bei schwerer Parodontitis als auch bei völliger Zahnlosigkeit beste Werte im internationalen Vergleich. So sei etwa die Entwicklung kariesfreier Gebisse bei Kindern hervorragend – im Verlauf von gut 25 Jahren sei der Wert von 13 Prozent der Zwölfjährigen auf über 80 Prozent angestiegen. Auch das Vorkommen schwerer Parodontalerkrankungen bei jüngeren Er- » Sie haben ganze Arbeit geleistet! Die Prävention in der Zahnmedizin ist eine Erfolgsgeschichte.« Prof. Dr. Stefanie Joos
ZBW_8-9/2023 www.zahnaerzteblatt.de 19_TITELTHEMA Kämpferisch. „Wir haben es satt, uns auspressen zu lassen wie eine Zitrone!", machte Dr. Torsten Tomppert deutlich. wachsenen wie bei jüngeren Senior*innen habe sich zwischen 2005 und 2014 halbiert. „Wenn wir solche Ergebnisse in der Humanmedizin hätten, wäre das unglaublich“, so Prof. Joos. INTERPROFESSIONELL Interprofessionell solle die Zusammenarbeit weiter verbessert werden. Schnittstellen gebe es beispielsweise bei der „neuen“ Volkskrankheit Bruxismus, die im Zusammenhang mit chronischem Stress stehe, bei der Versorgung Pflegebedürftiger sowie mit Blick auf die Früherkennung von Krebs in Mundhöhle und Rachen bei der zahnärztlichen Schleimhautinspektion. Die Delegierten der Vertreterversammlung appellierten an Prof. Joos, mit den Erkenntnissen über die Bedeutung und die Erfolge der Prävention auf die Politik Einfluss zu nehmen. Einigkeit bestand darüber, dass das Thema Prävention unbedingt vorangebracht werden müsse – gegebenenfalls solle dies unter Einbeziehung der Zahnmedizin in einem der nächsten Gutachten des Sachverständigenrats thematisiert werden. FREIBERUFLICHKEIT „Die Zahnärzteschaft hat den Präventionsgedanken tief verinnerlicht“, erklärte auch Dr. Dr. Alexander Raff, Vorsitzender der Vertreterversammlung. Umso unverständlicher sei es, dass der Erfolg bei der Bekämpfung der Parodontitis nun durch die aktuelle Gesundheitspolitik in Frage gestellt werde. In seiner Rede betonte Dr. Dr. Raff, die von Prof. Joos geschilderte Erfolgsgeschichte der zahnärztlichen Präventionsarbeit stehe unmittelbar im Zusammenhang mit dem Prinzip der Freiberuflichkeit. Dieses stelle einen „unglaublichen gesellschaftlichen Schatz dar“, sagte der VV-Vorsitzende. „Wir sind weder gewerbetreibende Geschäftsleute und von Gewinnmaximierung getrieben noch staatliche Verordnungserfüller.“ Demgegenüber drohe eine „entakademisierte Abfertigung von Patienten, in deren Hintergrund ökonomische Interessen statt medizinische stehen“. Dass Zahnärzt*innen „sachlich unabhängig und weisungsfrei entscheiden“ könnten, sei jedoch eine zentrale Voraussetzung, damit das Gesundheitswesen gut funktioniere. Hier wurde deutlich, dass die VV unter dem Eindruck des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes (GKV-FinStG) steht, durch welches genau dieses Prinzip infrage gestellt und der finanzielle Druck auf die Praxen erhöht werde. Dabei zitierte der VV-Vorsitzende den Freiburger Medizin-Ethiker Prof. Dr. Giovanni Maio: „Der Erfolg des Arztes aber bemisst sich […] nach Werten wie Sorgfalt, Geduld, Reflexivität, Zugewandheit – alles Qualitäten, die ihn als Vertrauensperson ausmachen. Damit ein Arzt als guter Arzt Anerkennung findet, muss er auf andere Werte und andere Qualifikationsprofile setzen als auf die Fähigkeit zur Gewinnmaximierung.“ Ärzten müsse es vom System her möglich sein, ärztlich zu entscheiden. Ass. jur. Christian Finster. „Eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein zentrales Anliegen der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg.“
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