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Versorgungsbericht 2023 der KZV BW

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Ausgabe 8-9/2023

16_TITELTHEMA

16_TITELTHEMA ZBW_8-9/2023 www.zahnaerzteblatt.de Interview mit der angestellten Zahnärztin Dr. Christina Rauch WIN-WIN-SITUATION FÜR BEIDE SEITEN Frauen wählen eher den Weg in die Anstellung, lassen sich später nieder und haben auch sonst andere Ansprüche an ihr Arbeitsumfeld als ihre männlichen Kollegen. Dies führt zu verschiedenen Formen der Berufsausübung: Dr. Christina Rauch (34) ist seit sieben Jahren angestellte Zahnärztin und arbeitet seit der Babypause für zehn Stunden in einer Praxis in Hockenheim. Die Anstellung ist dabei für Christina Rauch wie für ihren Arbeitgeber gleichermaßen attraktiv. Wieso – das erklärt sie im Interview. Zeit habe ich meine Tochter zu meinen Eltern gebracht. Seit Januar haben wir einen Krippenplatz. Da die Kleine aber noch nicht fünf Stunden in der Kita bleiben kann und ich sie zum Mittagsschlaf nach Hause hole, habe ich meine zehn Stunden Arbeitszeit auf drei Tage verteilt. Die Krippen-Eingewöhnungsphase hat sich bei uns sehr lange gezogen: Da haben wir mit einer Stunde angefangen und dann auf zwei Stunden immer mehr aufgebaut. In dieser Zeit bin ich teilweise an fünf Tagen für zwei Stunden in die Praxis gekommen. Das ist natürlich ein ganz anderes Arbeiten, als wenn ich mal fünf Stunden am Stück in der Praxis bin. Kaum war ich in der Praxis, hatte ich drei bis vier Patienten behandelt und bin wieder gegangen. Lukrativ war ich für meinen Arbeitgeber in der Zeit eher weniger. Aber er hat das alles mitgemacht und ich bin froh über dieses familienfreundliche Arbeitsumfeld! Mittlerweile habe ich zwar feste Tage in der Woche, aber wenn meine Tochter mal krank ist, dann kann ich die Tage auch unterschiedlich auf die Woche verteilen. Wie sieht Ihr Praxisalltag aus? Foto: Dr. Christina Rauch ZBW: Das Thema Familie und Beruf beschäftigt viele junge Zahnärztinnen und Zahnärzte: Wie ist das für Sie selbst, wie bringen Sie Beruf und Familienleben unter einen Hut? Dr. Christina Rauch: Ich habe das Glück, einen Arbeitgeber zu haben, der mir viel entgegenkommt. Ich habe ein Arbeitsverhältnis gefunden, das mir sehr viel Flexibilität gibt. Als meine Tochter 14 Monate alt war, bin ich mit zehn Stunden in der Woche wieder in die Praxis eingestiegen. Das habe ich auf zwei Tage à fünf Stunden verteilt. In der Im Einsatz. Dr. Christina Rauch arbeitet als angestellte Zahnärztin zehn Stunden pro Woche. Die Anstellung ist dabei für Christina Rauch wie für ihren Arbeitgeber gleichermaßen attraktiv. Ich habe nur einen Tag in der Woche mein Terminbuch offen, d. h., an den anderen Tagen übernehme ich Patienten von meinem Chef und Schmerzpatienten, die natürlich ohne Termin in die Praxis kommen. Mit einem eigenen Terminbuch könnte ich diese Flexibilität selbstverständlich nicht haben. Aber so entlaste ich meinen Chef und die Praxis auch. Haben Sie eine konkrete Idee, was sich für eine bessere Vereinbarkeit ändern müsste? Wichtig sind ausreichend Angebote für die Kinderbetreuung, das ist ein Riesenthema. Ich bin froh, dass wir einen Krippenplatz haben. Ein familienfreundlicher Arbeitgeber, wie ich ihn habe, ist sicher für viele andere Kolleginnen auch wichtig. Das war früher in der Zahnärzteschaft kein Thema, da noch nicht so viele Frauen an den zahnmedizinischen Fakultäten studiert haben. Das Männer-Frauen- Verhältnis war bei mir im Semester

ZBW_8-9/2023 www.zahnaerzteblatt.de 17_TITELTHEMA » Ein familienfreundlicher Arbeitgeber, wie ich ihn habe, ist sicher für viele andere Kolleginnen auch wichtig.« Dr. Christina Rauch Grafiken: KZV BW/IZZ ZAHNÄRZTESCHAFT BW: NIEDERLASSUNG ODER ANSTELLUNG 10 % Angestellt versus niedergelassen. Im Vergleich zu Zahnärzten sind fast doppelt so viele Zahnärztinnen angestellt. 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 19 % 25 % VERSORGUNG DURCH ZAHNÄRZTINNEN Männer Frauen Niedergelassen (m) Niedergelassen (w) Angestellt (m) Angestellt (w) Steigende Tendenz. An der zahnmedizinischen Versorgung sind immer mehr Zahnärztinnen beteiligt. Ihr Anteil steigt: Lag der Anteil der Zahnärztinnen 2018 noch bei 39 Prozent, so ist er innerhalb der letzten fünf Jahre auf 44 Prozent gewachsen. 46 % 2018 2023 schon umgekehrt und so verändern sich auch die Ansprüche an die Berufsausübung. Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Mehr Stunden oder vielleicht doch die Niederlassung? In Zukunft will ich definitiv mehr Stunden praktizieren. Sobald meine Tochter in den Kindergarten geht und sich die Mittagsschlaf-Situation entspannt hat, kann ich auch mal gut am Stück länger in der Praxis arbeiten. Langfristig peile ich 18 Stunden an. Mir macht mein Beruf sehr viel Spaß und er bedeutet für mich auch Ausgleich – ich bin ja nicht nur den ganzen Tag Mutter. Eine Niederlassung würde ich nicht ausschließen, aber aktuell ist das kein Thema. Ich muss natürlich schon sagen, dass mich die Bürokratie, die uns Zahnärztinnen bei einer Praxisübernahme oder -gründung aufgebürdet wird, stark abschreckt. Auch als angestellte Zahnärztin bin ich in Verwaltungsaufgaben eingebunden und bekomme mit, wie viel Zeit eine Niedergelassene für Dokumentationen aufbringen muss. Das Behandeln sollte doch im Vordergrund stehen! Tauschen Sie sich hierzu auch mit Kolleg*innen aus? Ich arbeite in einer Mehrbehandlerpraxis und kann mich hier mit einer Kollegin auch gut darüber austauschen. Das Gespräch führte Alexander Messmer

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