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Versorgungsbericht 2023 der KZV BW

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Ausgabe 8-9/2023

14_TITELTHEMA

14_TITELTHEMA ZBW_8-9/2023 www.zahnaerzteblatt.de Über die Schwierigkeiten eines Praxisverkaufs ÜBERNAHME MIT LANGEM ATEM Eigentlich hatten sich Dr. Susanne Forschner-Dannecker und Dr. Wilfried Forschner bereits auf einen Ausstieg aus ihrer Zahnarztpraxis ohne Nachfolge eingestellt. Seit 1978 betreiben die beiden ihre Praxis als Gemeinschaft und hatten sich Mitte 2021 dazu entschlossen, diese zu verkaufen. Doch trotz guter Lage und Ausstattung sowie einer präventionsorientierten Patientenbasis fand sich fast zwei Jahre lang kein*e Käufer*in. Am Ende war es ein Zufall, der zur erfolgreichen Übernahme geführt hat. Vorgänger und Nachfolgerin. ZÄ Sarah Romer (r.) übernimmt ab Oktober die Praxis von Dr. Susanne Forschner-Dannecker (l.) und Dr. Wilfried Forschner in Biberach/Oberschwaben. Foto: Privat Wer annimmt, nur der Aufbau einer Zahnarztpraxis, der damit verbundenen Praxisverwaltung und des Personalmanagements sei eine Herausforderung, der scheint noch nie versucht zu haben, eine gut gehende Praxis in jüngere Hände abzugeben. Fast zwei Jahre lang gingen Dr. Susanne Forschner-Dannecker und Dr. Wilfried Forschner nahezu jeden Weg, ihre Zahnarztpraxis, die in Biberach betrieben wird, zu verkaufen. INTERESSE Erste Kontakte zu potenziellen Käufer*innen gab es bereits im Sommer 2021, lange bevor die erste gewerbliche Praxisvermittlung die Praxisdaten auf ihrer Website online geschaltet hatte. Über Mund-zu-Mund-Propaganda hatte sich die Kunde, dass die Praxis abgegeben werden soll, in den entsprechenden Kreisen herumgesprochen. Anfang September 2021 kam bereits die zweite » Im persönlichen Kontakt waren es allesamt freundliche Gespräche, die aber nie zu konkreten Ergebnissen führten.« Dr. Wilfried Forschner Nachfrage – ebenfalls unabhängig von einer professionellen Vermittlung. Doch statt des nächsten Schritts herrschte Schweigen. Daraufhin hat sich das Betreiberpaar dazu entschlossen, zwei gewerbliche Praxisvermittlungsagenturen zu beauftragen, um die Praxis in deren Publikationen anzubieten. Zudem wurde die Praxisbörse bei der Kassenzahnärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KZV BW) genutzt sowie die Social- Media-Plattformen Facebook und LinkedIn. Doch alle Bemühungen blieben erfolglos. Zwar gab es in den vergangenen zwei Jahren nahezu jeden Monat mindestens eine*n Interessentin*en, zuweilen auch Paare, und zudem zeigten auch etablierte Praxen aus der Region, die über eine Erweiterung ihres Standorts nachdachten, Interesse. „Im persönlichen Kontakt waren es allesamt

ZBW_8-9/2023 www.zahnaerzteblatt.de 15_TITELTHEMA » Wir hatten uns schon auf einen Ausstieg ohne Nachfolge eingestellt und Ende September als Zeitpunkt festgelegt.« Dr. Wilfried Forschner freundliche Gespräche, die aber nie zu konkreten Ergebnissen führten“, erinnerte sich Dr. Forschner. Zurückzuführen sei dies, so Dr. Forschners Einschätzung, hauptsächlich darauf, dass die Interessent*innen vorrangig aus der sogenannten „Generation Z“ gekommen sein sollen, von der laut tecchannel.de behauptet wird, dass nur sechs Prozent davon planen, sich selbstständig zu machen. Zudem schreibt man dieser Generation, deren Geburtenjahrgänge ab 1990 datiert werden, ein hohes Maß an Selbstverwirklichung und eine ablehnende Haltung gegenüber Wochenendarbeit und Überstunden zu. GEGEBENHEITEN Natürlich hat die Praxisgemeinschaft irgendwann auch die Gegebenheiten 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 40 PRAXISABGABEN UND PRAXISGESUCHE IM VERGLEICH DER BEZIRKE 7 4 STAND JUNI 2023 BD FREIBURG BD KARLSRUHE BD STUTTGART BD TÜBINGEN Praxisabgaben Ungleichgewicht. Die Herausforderungen bei der Praxissuche in den einzelnen Regionen veranschaulicht das Diagramm. 18 14 Praxisgesuche 22 19 Grafiken: KZV BW/IZZ BW kritisch hinterfragt. Doch scheinbar überzeugten weder die vier Behandlungszimmer mit teilweise großen Fensterfronten gen Norden und Osten, verschiedene Nebenräume, das kleine Labor, der Anteil von Privathonoraren zwischen 60 und 70 Prozent und ein präventionsorientierter und zuzahlungsbereiter Patientenstamm noch der Aspekt der Praxislokation in Biberach, einem starken Wirtschaftsstandort mit großem Angebot an Arbeitsplätzen und einer geringen Arbeitslosenquote. Natürlich war die Ausstattung in die Jahre gekommen, bestätigt Dr. Forschner, aber sie war voll funktionstüchtig und „sowohl die Praxisverwaltung wie auch das Röntgen für Mundfilme und Panoramaschichtaufnahmen digitalisiert“. Der berühmte Haken an der Sache ist bis heute nicht gefunden. Der schnöde Mammon kann es nicht gewesen sein, wie Dr. Forschner bestätigt, denn bei keinem der Gespräche sei es so weit gekommen, dass überhaupt über Geld gesprochen wurde. ENTWICKLUNG Die neue Praxisbesitzerin hat sich schlussendlich eher zufällig gefunden. ZÄ Sarah Romer erfuhr über ein zahntechnisches Labor, dass die Praxis übergeben werden sollte. „Wir hatten uns schon auf einen Ausstieg ohne Nachfolge eingestellt und Ende September als Zeitpunkt festgelegt“, erinnert sich Dr. Forschner. Dies wäre den beiden Praxisinhabern übrigens sehr schwer gefallen, nicht zuletzt ihrer sechs Mitarbeitenden wegen. Doch kurz vor Weihnachten 2022 kam schließlich der Kontakt zwischen den beiden Parteien zustande und der Kaufvertrag konnte unterzeichnet werden. Ausschlaggebend für den Entschluss von Sarah Romer, Fachzahnärztin für Oralchirurgie, waren übrigens Heimatgefühle, denn sie stammt selbst ursprünglich aus Biberach und es war immer ihr Traum, dort eine Praxis zu eröffnen. Am 30. September wird Dr. Wilfried Forschner nach 45 Jahren, neun Monaten und zwei Wochen zum letzten Mal in die Praxis im Biberacher Köhlesrain gehen. Dr. Susanne Forschner-Dannecker wird noch eine Zeit lang in der Praxis als angestellte Zahnärztin weiterarbeiten und sich dabei vor allem um ihre Angstpatientenschaft kümmern. Ein Umstand, über den alle Beteiligten sehr froh sind. Auch die Patienten*innen hatte sich bereits vermehrt positiv darüber geäußert, dass die Praxis am bekannten Standort weitergeführt werden wird. RESÜMEE Ein allgemeingültiger Rat für abgabewillige Praxisbesitzer*innen lässt sich auch mit diesen Erfahrungswerten kaum formulieren, da dabei stets die individuellen Umstände eine bedeutende Rolle spielen. Lediglich eines lässt sich mit Sicherheit sagen: „Man sollte auf jeden Fall genügend Zeit einplanen“, schließt Dr. Forschner. Cornelia Schwarz

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