Aufrufe
vor 2 Jahren

Verantwortung – in der Politik wie im Gesundheitswesen

Ausgabe 12/2019

42 Im Blick Interview

42 Im Blick Interview mit Dipl.-Volkswirt Christoph Besters zu 25 Jahren FFZ „Reputation weit über Südbaden hinaus“ Das Fortbildungsforum Zahnärzte (FFZ) in Freiburg wird 25 Jahre alt: Ein Grund zum Feiern und zugleich ein Anlass, um auf die Entwicklung dieser etablierten Fortbildungseinrichtung zurückzublicken. Der stellv. Vorstandsvorsitzende der KZV Baden-Württemberg Dipl.-Volkswirt Christoph Besters war von Anfang an dabei und spricht im ZBW-Interview mit Dr. Holger Simon-Denoix über die Geschichte seit der Gründung im Jahr 1994 bis heute, die Konzeption, die Ziele und die Zukunftsaussichten. ZBW: Das FFZ wird 25 Jahre alt es ist längst eine feste Säule im Fortbildungsangebot in Baden- Württemberg. Sie begleiten diese Einrichtung vom ersten Tag an. Wie hat denn damals alles angefangen? Besters: Ursprünglich haben wir uns im Zahnärztehaus Freiburg über Fortbildungen im Bereich der Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) Gedanken gemacht und daran gearbeitet, solche Kurse durchführen zu können. Bei dieser ursprünglichen Planung wurden wir dann ziemlich schnell überholt, wir wollten auch für die Zahnärztinnen und Zahnärzte ein Angebot schaffen. Für diese besteht bekanntlich die Verpflichtung, und auch der Wunsch, sich regelmäßig fortzubilden. In Baden-Württemberg gab es bereits andere Institute, an denen Fortbildungen angeboten wurden. Daher wollten wir regional nicht nur für die ZFA, sondern auch für Zahnärztinnen und Zahnärzte Fortbildungen anbieten, damit diese nicht so große Wegstrecken zurücklegen müssen. Wir wussten damals, dass die Nachfrage groß war und dies hat seinerzeit den Vorstand der KZV Freiburg bewogen, auch in Südbaden entsprechende Angebote zu organisieren. Wo haben die ersten Kurse stattgefunden? Zunächst einmal lief unser Vorhaben über die externe Schiene. Wir haben Räume anmieten müssen, weil wir die Kapazitäten im Zahnärztehaus überhaupt nicht hatten. Wir haben damit begonnen, in Freiburg Räume zu suchen, anfangs allein für die ZFA, und sind dann in der Gewerbeschule vorstellig geworden. Die hatte einen Raum zur Verfügung, den sie uns vermieten wollte. Das war ein Raum im Keller mit Lichtschachtfenstern das hätte man natürlich herrichten können, aber wir haben schnell festgestellt, dass dies nicht zumutbar war. Das war der erste Versuch. Danach haben wir die städtische Schulzahnklinik in Freiburg aufgesucht. Dort waren zwei beamtete Zahnärzte beschäftigt, die Untersuchungen an den Schulen durchgeführt haben. In der Schulzahnklinik gab es auch eigene Behandlungsstühle, die aber nur sporadisch genutzt wurden. Wir haben uns das angeschaut, aber dabei leider versäumt, uns in aller Form mit unserem Anliegen anzukündigen. Dies hatte zu Folge, dass wir diese Einrichtung fluchtartig wieder verlassen mussten. Das war der zweite Versuch. Daraufhin bin ich als seinerzeitiger KZV- und BZK-Geschäftsführer an den KZV-Vorstand herangetreten und es ist mir gelungen, den damaligen 2. Vorsitzenden, Dr. Konstantin Baer, für das Projekt zu begeistern. Dr. Baer war ein absoluter Macher. Der sagte: „Wenn wir es machen, dann machen wir es richtig und auch für die Zahnärzte. Denn die Nachfrage ist da und es ist wichtig, dass wir hier vor Ort eine tolle Fortbildungseinrichtung haben.“ Glücklicherweise hat sich der gesamte Vorstand dem angeschlossen, auch seitens der Kammer. Somit sind wir in die Sasbacher Straße ins neue Industriegebiet gezogen und haben in einem nagelneuen Gebäude eine ganze Etage angemietet. Gleichzeitig haben wir dorthin auch unsere Datenerfassung sowie Teile des EDV-Betriebs ausgegliedert, nachdem auch für diese Abteilungen das Zahnärztehaus zu klein wurde. Foto: Stollberg Trotzdem haben Sie die Räumlichkeiten nach wenigen Jahren wieder verlassen. Nachdem die neue Fortbildungseinrichtung in der Sasbacher Straße gut anlief und unser KZV- Gebäude in der Schönauer Straße insgesamt zu eng wurde, haben ZBW 12/2019 www.zahnaerzteblatt.de

Im Blick 43 wir uns parallel bereits um einen Neubau gekümmert. Wir waren mit der Fortbildungseinrichtung sowie den anderen Abteilungen fünf Jahre in der Sasbacher Straße und sind dann im Februar 1999 in das jetzige Zahnärztehaus in die Merzhauser Straße eingezogen. Die Fortbildungseinrichtung wurde von Anfang an eingeplant. Wenn Sie über den Tellerrand von Baden-Württemberg und in diesem Fall von Südbaden hinausschauen: Hat man auch in anderen KZVen bereits zu dieser Zeit solche Institute aufgezogen? Ähnliche Einrichtungen gab es in anderen Bundesländern durchaus, die haben wir uns damals auch angeschaut. Dies waren aber ausschließlich von Zahnärztekammern getragene Institute. Wir hingegen wollten es bei der KZV ansiedeln, weil wir uns auch als KZV um dieses wichtige Thema Fortbildung zu kümmern haben. Außerdem war die KZV Freiburg im Gegensatz zu anderen Körperschaften seinerzeit völlig eigenständig. Wir sind nach wie vor die einzige KZV der Bundesrepublik, die über eine eigene Fortbildungseinrichtung in dieser Form verfügt. Auch nutzen sowohl die Bezirkszahnärztekammer Freiburg als auch die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg unsere Räumlichkeiten für viele regionale Kurse. Diese betreffen die ZFA, das Praxisteam wie auch die Zahnärztinnen und Zahnärzte. Was hat sich nach der Fusion der vier KZVen im Land geändert? Das FFZ gehörte früher der KZV Freiburg, heute der KZV Baden- Württemberg. Dementsprechend wollen wir für alle unsere Mitglieder unter dem bewährten Namen im ganzen Land ein hochwertiges Fortbildungsangebot schaffen und den Service stetig weiter verbessern. Wir sind inzwischen mit einem integrierten Angebot in einem neuen Programmheft für alle vier Bezirksdirektionen an den Start gegangen und konzentrieren uns nicht nur auf das ursprüngliche FFZ in Freiburg. Mit dem landesweiten Programm wollen wir die ganze Bandbreite unseres Angebots für alle zur Verfügung stellen und eine noch größere inhaltliche Vielfalt ermöglichen. Das FFZ war von Beginn an sehr innovativ, auch hinsichtlich der Qualitätssicherung. Tatsächlich haben wir, um uns von den Anderen etwas zu unterscheiden, unsere Fortbildungseinrichtung zertifizieren lassen. Wir waren damit bundesweit die ersten. Blicken wir auf die Inhalte der Fortbildungen: Was waren Mitte der 90er-Jahre die großen Themen? Gehen wir nochmals in die Sasbacher Straße zurück: Wir haben von Anfang an auch praktische Fortbildungen angeboten, nicht nur theoretische. Wir hatten von vornherein auch Behandlungsstühle in die Einrichtung integriert. Wir wollten unser Spektrum nicht allein auf theoretisches Wissen oder Abrechnungsthemen beschränken. Abrechnung ist immer ein Thema von Bedeutung, sowohl beim Assistenzpersonal wie auch bei den Zahnärztinnen und Zahnärzten. Jedes Mal, wenn neue gesetzliche Vorschriften verabschiedet werden, die eine Praxis im Verwaltungsgeschäft tangieren, werden von uns auch diesbezüglich Kurse angeboten und stark nachgefragt. Ein niedergelassener Zahnarzt muss sich heute ja zunehmend im Bereich Praxismanagement und Mitarbeiterführung betätigen. Er ist immer mehr Geschäftsführer und nicht mehr nur behandelnder Zahnarzt. Wie und wann hat man denn diese Entwicklung ins Programm aufgenommen? Themen aus diesen Gebieten bieten wir schon seit vielen Jahren an. Bereits in der Sasbacher Straße haben wir damit begonnen, junge Zahnärztinnen und Zahnärzte unter Hinzuziehung externer Referenten fortzubilden etwa in den Bereichen Steuerrecht und Finanzierungsfragen. Kursangebote ein- bis zweimal pro Jahr decken aktuell die Nachfrage. Auf diesem Markt besteht eine hohe Konkurrenz durch Banken, Versicherungen und Dentalfirmen, die entsprechende Schulungen anbieten, um Kunden zu gewinnen. Auch war die Anzahl der jungen Zahnärztinnen und Zahnärzte, die eine eigene Praxis gründen wollten, früher viel höher als heute. Hier in Südbaden hatten wir früher pro Quartal mindestens 20 bis 30 Neuzulassungen oder Übernahmen. Jetzt kommen wir auf etwa acht bis zehn. Das heißt, der Teilnehmerkreis wird kleiner, weil das Interesse an der Praxisgründung abgenommen hat. Aber gerade deswegen laden wir auch Assistenten und Angestellte ein, unter anderem, um sie zur Niederlassung in eigener Praxis zu motivieren. Wir sind natürlich immer daran interessiert, Niederlassungen in eigener Praxis auch im Sinne einer flächendeckenden Versorgung zu fördern. Ist eine Trendumkehr unrealistisch? Eine Trendumkehr haben wir noch nicht, aber das Interesse an einer Niederlassung in eigener Praxis scheint langsam wieder zu steigen. Nur die Zeitspanne zwischen Examen und Niederlassung hat sich meiner Einschätzung nach etwa verdreifacht. Hat sich durch den Umzug in die Merzhauser Straße etwas an der Konzeption des FFZ verändert? Es war primär das Weiterführen dessen, was man in der Sasbacher Straße schon erfolgreich begonnen hatte. Allerdings stießen wir auch dort irgendwann an Kapazitätsgrenzen: Wir hatten ja nur einen Schulungsraum und einen zweiten Raum, in dem die Behandlungsstühle in einem Halbkreis angeordnet waren. Aber auch die Infrastruktur war anders: Wir hatten dort keine eigene Verpflegungsmöglichkeit für die Kursteilnehmer und mussten alles von außen anliefern lassen. Das war natürlich etwas kompliziert und auch einer der Gründe, weswegen wir am liebsten alles unter ein Dach bekommen www.zahnaerzteblatt.de ZBW 12/2019

Ausgaben des Zannärzteblatt BW

© by IZZ Baden-Württemberg - Impressum - Datenschutz