20 Berufspolitik tät der einzelnen Modelle aus Sicht der Zahnärztinnen und Zahnärzte, etwa hinsichtlich der finanziellen Tragfähigkeit wie auch unter Berücksichtigung der persönlichen Lebensplanung beleuchtet. Auch spielen fachliche Aspekte wie die Breite des Behandlungsspektrums, die Möglichkeiten hinsichtlich technischer Ausstattung, Fragen der Praxisorganisation sowie nicht zuletzt marktwirtschaftliche Gesichtspunkte eine Rolle. Quantitative Bedeutung. Gleichzeitig muss darauf hingewiesen werden, dass die Relevanz der einzelnen Praxisformen zunächst anhand der quantitativen „Die Sicherstellung der Versorgung ist die originäre Aufgabe der zahnärztlichen Selbstverwaltung. Wir haben einen Vergleich und eine Bewertung unterschiedlicher Versorgungsmodelle durchgeführt, die den jeweiligen regionalen Gegebenheiten Rechnung tragen und damit eine individuell passgenaue Versorgung ermöglichen. Einem Ausverkauf der Versorgung an große, fachfremde Investoren, die maßgeblich von Renditeinteressen geleitet sind, müssen wir als Selbstverwaltung entschlossen entgegentreten.“ Dr. Gudrun Kaps-Richter, Mitglied im Landesbeirat der KZV BW Bedeutung beurteilt werden muss. Die Übersicht auf S. 19 für das ganze Bundesgebiet macht deutlich, wo die Schwerpunkte liegen und worauf sich die Körperschaften der zahnärztlichen Selbstverwaltung konzentrieren müssen. Gegenüberstellung. In die Erstellung der Bewertungsmatrix sind sowohl die bisherigen Erfahrungen mit den bereits an der Versorgung teilnehmenden Praxisformen eingeflossen, als auch die Prognosen in Bezug auf mögliche neue Formen. Es liegt in der Natur der Sache, dass hier auch einander widersprechende Ergebnisse und Prognosen auftreten können und manche Entwicklungen – auch in Bezug auf mögliche Veränderungen bei den rechtlichen/gesetzlichen Voraussetzungen – noch schwer Versorgungsform Sicherstellung Professionspolitische Bewertung Einzelpraxis 1.) stellen heute die Versorgung zum übergroßen Teil sicher 2.) unverzichtbarer Beitrag zur wohnortnahen und flächendeckenden Versorgung v. a. in den Flächenländern 1.) nach wie vor die beliebteste Form der Niederlassung 2.) ideale Voraussetzung für eine vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung durch größtmögliche (Therapie-)freiheit und Unabhängigkeit des Praxisinhabers Praxisgemeinschaft 1.) erfüllen Sicherstellung zu großen Teilen 2.) wichtiger Beitrag zur wohnortnahen und flächendeckenden Versorgung 1.) hohes Maß an unternehmerischer Freiheit 2.) Vertrauensverhältnis zwischen Zahnarzt/ Patient bleibt erhalten, jedoch eine Abschwächung der Arzt-Patienten-Beziehung bei großen Einheiten BAG/ÜBAG 1.) stellen insbes. in den Städten zukunftsorientierte gute Lösungen dar 2.) können zudem Versorgungslücken im ländlichen Raum schließen 1.) Vertrauensverhältnis zwischen Zahnarzt und Patient und die unternehmerische Freiheit bleiben erhalten MVZ 1.) Konzentration in Ballungszentren, MVZ sind hauptsächlich für Städte und Großstadtrandlagen geeignet 2.) Bedeutung im ländlichen Raum ist gering Fremdkapitalfinanzierte MVZ sind kritisch zu sehen: • Gewinne fließen z. T. an internationale Investoren • Hohes Abrechnungsvolumen pro Fall • Befördern den Trend zur Anstellung • erhöhter Verwaltungsaufwand durch häufig wechselnde ABE-Nummern • Hohe Fluktuation bei den Behandlern Ampelsystem. Die genaue Bewertung der etablierten Praxisformen wird mithilfe eines Ampelsystems in Überblicksform hier aufgeführt. ZBW 12/2019 www.zahnaerzteblatt.de
Berufspolitik 21 vorherzusehen sind. Dennoch lassen sich einige klare Botschaften und Tendenzen identifizieren, die für die Versorgungsplanung wie für die professionspolitische Arbeit generell von großer Bedeutung sein können. Diese wurden am Ende der Bewertungsmatrix in einigen zentralen Thesen gebündelt. • Ob Einzelpraxis, Praxisgemeinschaft oder BAG/ÜBAG: Die zahnarztgeführte Praxis wird auch in Zukunft das Rückgrat der Versorgung darstellen. • Die Rahmenbedingungen für die Berufsausübung werden immer wichtiger. Die persönlichen Wünsche und Ansprüche der zukünftigen Generationen von Zahnärztinnen und Zahnärzten müssen im Rahmen der Versorgungsplanung berücksichtigt werden. • Der Übergang von der Angestelltentätigkeit in die Selbstständigkeit ist eine zentrale Hürde. Hier muss die Unterstützung der Zahnärztinnen und Zahnärzte durch die zahnärztliche Selbstverwaltung ansetzen. • Die Versorgungslandschaft wird vielfältiger werden. Die regionalen Versorgungskonzepte müssen zielgenau an die vor Ort gegebenen Bedingungen angepasst werden. • Zur Sicherstellung der Versorgung können auch neue Versorgungsformen zum Tragen kommen, wenn dies einem bestehenden Bedarf entspricht. • Zur langfristigen Sicherstellung der Versorgung müssen praxisbezogene Themen wie Belastung durch Bürokratie und finanzielle Tragfähigkeit intensiv thematisiert und Lösungswege gefunden werden. • Die Zusammenarbeit mit den Kommunen muss intensiviert werden, um vor Ort eine passgenaue Versorgung zu schaffen. • Investorgeführte Praxen, die sich in Ballungszentren ansiedeln, leisten keinen Beitrag zur Sicherstellung. » florian.wahl@kzvbw.de » holger.simon-denoix@kzvbw.de Attraktivität für Zahnärzte/innen Finanzielle Tragfähigkeit 1.) Attraktivität leidet durch Bürokratiezuwachs 2.) Work-Life-Balance schwer umsetzbar 3.) Konkurrenz durch größere Einheiten mit besserem Serviceangebot 4.) in Kombination mit angestellten ZÄ kann das Modell Einzelpraxis aber durchaus zukunftsfähig sein 5.) Möglichkeit der Synergiebildung durch Zusammenschluss mit anderen Einzelpraxen 1.) finanzielle Tragfähigkeit ist grundsätzlich gegeben 2.) hohe Verdienstmöglichkeiten bei richtiger Standortwahl. 1.) erleichtert die Vereinbarkeit von Familie und Freiberuflichkeit 2.) flexiblere Öffnungszeiten und Arbeitszeitmodelle, Entlastung durch Arbeitsteilung bei Verwaltung, Personal etc., Synergieeffekte 1.) finanzielle Tragfähigkeit ist ggf. besser handhabbar durch gemeinsame Nutzung von Räumlichkeiten und Personal 2.) Risk-Sharing 1.) punktet durch flexiblere Öffnungszeiten und Arbeitszeitmodelle 1.) Entlastung durch Arbeitsteilung bei Verwaltung, Personal etc., Synergieeffekte. 1.) Synergieeffekte 2.) höhere Effizienz möglich 3.) bessere finanzielle Ausstattung denkbar 4.) hohes Maß an unternehmerischer Freiheit (für die MVZ-Betreiber) 5.) Gesetzliche Einschränkungen (wie z. B. TSVG) 6.) Veräußerung von großen Einheiten schwierig, da diese nur von Investoren finanziert werden 7.) die Attraktivität der Arbeit im MVZ ist bei schlechter Führung und fehlenden finanziellen Anreizen mangelhaft 1.) Langzeiterfahrungen fehlen 2.) finanzieller Erfolg ist unterschiedlich 3.) hohe Anfangsinvestitionen nötig www.zahnaerzteblatt.de ZBW 12/2019
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