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Verantwortung – in der Politik wie im Gesundheitswesen

Ausgabe 12/2019

14 Berufspolitik

14 Berufspolitik Vertreterversammlung der Bezirkszahnärztekammer Stuttgart Konstruktive und vertrauensvolle Kammerarbeit Die Delegierten der Bezirkszahnärztekammer Stuttgart befassten sich auf ihrer Vertreterversammlung Anfang November mit zentralen berufspolitischen Fragen. Auf der Agenda standen Investoren- MVZ, Hygiene, Praxisbegehungen, Digitalisierung und der standespolitische Nachwuchs. Der Vorsitzende der BZK Stuttgart, Dr. Eberhard Montigel, griff in seinem Bericht zentrale Themen dieses Jahres auf, die von den Delegierten intensiv und kon struktiv diskutiert wurden. Ein wichtiges Anliegen der BZK Stuttgart sei der standespolitische Nachwuchs, erläuterte Dr. Montigel. Um mit den frisch approbierten Kolleginnen und Kollegen in Kontakt zu kommen, fand in diesem Jahr die Begrüßung der neuen Kammermitglieder zum ersten Mal im Rahmen der Sommerakademie des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums Stuttgart (ZFZ) statt. Zahlreiche junge Zahnärztinnen und Zahnärzte nahmen an der Sommerakademie teil und lernten bei einem besonderen Empfang die Arbeit der BZK Stuttgart und des ZFZ kennen. Der „Welcome Day“, bei dem zahlreiche Kontakte geknüpft worden seien, habe sehr positive Resonanz gefunden, berichtete der Vorsitzende und solle in den nächsten Jahren weitergeführt werden. „Durch die Veränderungen im Berufsstand ist es heute schwierig, Nachwuchs für die ehrenamtlichen Aufgaben zu gewinnen“, erläuterte Dr. Montigel. Deshalb habe die BZK Stuttgart gemeinsam mit der Bezirksdirektion Stuttgart der KZV BW für 2020 eine standespolitische Nachwuchstagung vorbereitet, die in Zukunft regelmäßig stattfinden wird. Bei der Veranstaltung sollen junge berufstätige Kolleginnen und Kollegen sowohl untereinander in Kontakt kommen als auch mit den Körperschaften. „Unser Ziel ist es, bis zum Jahresende interessierte Kolleginnen und Kollegen zu finden, die sich im Bereich der ehrenamtlichen Arbeit engagieren möchten“, betonte Dr. Montigel. Mitarbeiterinnen. Ein weiteres Thema, das dem Vorsitzenden unter den Nägeln brennt, ist das Thema Zahnmedizinische Mitarbeiterinnen. „Die Not bei uns im Bezirk ist groß und wir stehen in heftigster Konkurrenz mit anderen Branchen“, so Dr. Montigel. In den wirtschaftsstarken Ballungsräumen zeichne sich der Mangel an Zahnmedizinischen Mitarbeiterinnen besonders deutlich ab. Der steigende Bedarf an Personal sei zum einen fachlich bedingt durch immer mehr Tätigkeiten der Prophylaxe und im Bereich der Alterszahnheilkunde, die nicht vom Zahnarzt übernommen werden können. Aber auch die zunehmende Bürokratie und die strengen Hygieneanforderungen trügen dazu bei, dass die Aufgaben in der Praxis immer mehr werden. „Es ist erfreulich, dass wir Rekordzahlen bei den neuen Ausbildungsverhältnissen haben, aber wir sollten uns nicht darauf ausruhen. Wir müssen am Ball bleiben und auf allen Ebenen versuchen, die Mitarbeiterbasis zu verbreitern“, unterstrich Dr. Montigel. Ein wichtiger Punkt sei hier die Hilfestellung der Kammer zum Erwerb der Sachkunde bei neuen Mitarbeitern, die keine Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten haben. Solche Delegierte. Die Vertreterinnen und Vertreter der BZK Stuttgart trafen sich Anfang November im Zahnärztehaus zur Vertreterversammlung. Auf der Tagesordnung stand neben den Berichten des Vorstands auch die Verabschiedung des Haushalts. ZBW 12/2019 www.zahnaerzteblatt.de

Berufspolitik 15 Vorstand. (1. Reihe v. r.): Dr. Edith Nadj-Papp, Dr. Hendrik Putze, Dr. Eberhard Montigel, Dr. Gerhard Cube und Dr. Bernd Krämer. (2. Reihe v. l.) Versammlungsleiter Dr. Michael von der Heide und Christine Martin, Geschäftsführerin. Fotos: Billischek Mitarbeiter würden in Zukunft benötigt, da es nicht genug Zahnmedizinische Fachangestellte gebe, um diese Aufgaben zu bewältigen. Mittlerweile seien viele Praxen in ihren Entwicklungsmöglichkeiten begrenzt durch fehlendes qualifiziertes Personal. „Im Moment müssen wir unsere hochqualifizierten Mitarbeiterinnen mit Bürokratie und Hygiene beschäftigen, wir brauchen sie aber dringend in der Praxis zur Behandlung der Patienten.“ Deshalb forderte er Entlastung im Bereich der Bürokratie und eine Überprüfung der „Sinnhaftigkeit der Praxisführungsvorschriften“ auch vor diesem Hintergrund. Investoren-MVZ. Die Region Stuttgart sei als wirtschaftsstarker Raum besonders von der Problematik der Investoren-MVZ betroffen, konstatierte Dr. Montigel. Die Politik habe inzwischen zwar die Pro blematik erkannt und durch die Sonderregelung im TSVG bestimmte Beschränkungen eingeführt. Allerdings sei die Begrenzung des Marktanteils für MVZ mit 10 Prozent pro Zulassungsbezirk so weit gefasst, dass sie selten greife. Im Großraum Stuttgart sei die Situation besonders schwierig, da ein großes I-MVZ versuche, durch 24-Stunden-Notdienst Marktanteile auf Kosten der Kollegenschaft zu gewinnen. Daher gebe es Überlegungen, eine von der KZV BW betriebene Notfallpraxis zu etablieren analog der Vorbilder in Heidelberg und Mannheim. Wichtiger jedoch, betonte Dr. Montigel, seien Änderungen im Zahnheilkun- degesetz und Heilberufe-Kammergesetz, um einen Gewinnabfluss dieser Gesellschaften an Dritte zu verbieten, wie dies auch bei den Rechtsanwälten der Fall sei. Hygiene. Das Thema Praxisbegehungen nahm einen breiten Raum in der Diskussion ein. Dr. Hendrik Putze, Referent für Praxisführung und Digitalisierung, erläuterte in seinem Bericht, dass es momentan sehr wenig Informationen über die Begehungspraxis im Regierungsbezirk Stuttgart gebe. Er appellierte an die Kolleginnen und Kollegen ihre Begehungsprotokolle anonymisiert an die Kammer weiterzuleiten. „Denn nur so kann die Kammer aktiv werden und auch politisch handeln“, unterstrich er. Neben der verstärkten Lobbyarbeit sei ein weiterer Schritt, die Hersteller von Medizinprodukten in die Verantwortung zu nehmen. Es müsse in der Kollegenschaft Transparenz hergestellt werden in Bezug auf Geräte, die aufgrund mangelnder Herstellerangaben nicht gemäß der RKI-Richtlinien aufbereitet werden können. Dr. Norbert Struß, stv. Präsident der LZK Baden-Württemberg, verwies auf den Arbeitskreis zur Aufbereitung von zahnärztlichen Instrumenten (Akazi), der vom Sozialministerium geleitetet wird, unter Einbeziehung der Kammer und der vier Regierungspräsidien. Dort seien die Sachfragen diskutiert worden und „mittlerweile hat auch die Politik die Problematik erkannt“, so Dr. Struß. Problem sei das Medizinprodukterecht. Die Industrie verkaufe Geräte, bei denen die Herstellerangaben nicht transparent seien. Im Hinblick auf den öffentlich-rechtlichen Vertrag, der den begangenen Praxen zur Unterschrift vorgelegt werde, erläuterte der Präsident der LZK Baden-Württemberg, Dr. Torsten Tomppert, dass dieser momentan juristisch geprüft werde. „Der Zahnarzt tritt seine rechtlichen Möglichkeiten auf Widerspruch ab, ohne darüber aufgeklärt zu werden“. Fachbereiche. Über die Entwicklungen in den Fachbereichen berichteten die Referenten des Vorstands Dr. Gerhard Cube, Referent für das Gutachterwesen, Dr. Edith Nadj-Papp, Referentin für Jugendzahnpflege und Prophylaxe, und Dr. Bernd Krämer, Referent für Zahnmedizinische Mitarbeiterinnen. Gutachterkommission. Um den Delegierten Einblick in das breite Aufgabenspektrum der BZK Stuttgart zu geben, wird seit diesem Jahr jeweils ein Referent eingeladen, der mündlich über seine Arbeit berichtet. Den Auftakt machte Gunter Gössel, Vorsitzender der Gutachterkommission für Fragen zahnärztlicher Haftung. Er gab einen umfassenden und kurzweiligen Einblick in seine Arbeit und den Ablauf des Gutachterverfahrens. „Die meisten Fälle sind im Schnitt innerhalb von drei Monaten erledigt und werden durch Schlichtung beglichen“, so sein Fazit. Weitere Impressionen finden Sie unter www.zahnaerzteblatt.de. » gabi.billischek@izz-online.de www.zahnaerzteblatt.de ZBW 12/2019

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