Politik 37 Dialog-Begegnungen im Königsbau Vertrauensvolles Gespräch mit Stefan Teufel Zum politischen Gedankenaustausch kam der Gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Stefan Teufel MdL, auf Einladung von Dr. Ute Maier, Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, und Dr. Udo Lenke, Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, in die Geschäftsstelle des Informationszentrums Zahngesundheit in Stuttgart. Dialog. Stefan Teufel MdL, Gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion (r.), war zu Gast in der Geschäftsstelle des IZZ in Stuttgart. Dr. Ute Maier, Dr. Udo Lenke (2. v. l.) und Dr. Bernhard Jäger (l.). Auf der Agenda standen Themen wie die Möglichkeiten des Bürokratieabbaus in der Zahnarztpraxis und in diesem Zusammenhang die Vorschläge des Normenkontrollrats „Mehr Zeit für Behandlung – Vereinfachung von Verfahren und Prozessen in der Arzt- und Zahnarztpraxis“. Angesprochen wurde auch die Kammer als Approbationsbehörde, das Thema Hygiene in der Zahnarztpraxis sowie die zahnärztliche Versorgung von Senioren und Menschen mit Handicaps in Pflege- und Senioreneinrichtungen. Auch die zahnärztliche Versorgung von Flüchtlingen wurde intensiv erörtert. Insbesondere beim Thema Hygiene-Dokumentation machte Dr. Lenke einen konstruktiven Vorschlag, um den bürokratischen Auf- Foto: Stoppel wand zu verringern: „Grundsatz ist, dass die Hygieneprozesse fehlerfrei laufen. Dies wird einmal dokumentiert und gilt immer dann, wenn keine Fehler im Ablauf festgestellt werden. Jeder aufgetretene Fehler wird dokumentiert und verbessert.“ Zum Thema Alterszahnheilkunde merkte Dr. Ute Maier an: „Es ist gut, dass die Bedeutung der zahnärztlichen Versorgung für Senioren und Pflegebedürftige sich endlich im Gesetz niedergeschlagen hat.“ Darüberhinaus informierte Dr. Ute Maier über die Gespräche im G-BA zum Thema Parodontologie. Weiter betonte sie, dass „gerade in der Zahnheilkunde durch Eigeninitiative der Patienten die Zahn- und Mundgesundheit erhalten und gefördert werden kann, was sich auch bei Parodontitis zeige. Allerdings müssten gerade für Menschen mit Handicap noch Sonderregelungen in der Prävention getroffen werden, fügte sie an. In dieser Legislaturperiode wurden bereits Gespräche mit Jochen Haußmann MdL, Gesundheitspolitischer Sprecher der FDP, Bärbl Mielich MdL, der früheren Gesundheitspolitischen Sprecherin von Bündnis 90/Grüne, heute Staatssekretärin im Sozialministerium, und Rainer Hinderer MdL, Gesundheitspolitischer Sprecher der SPD, geführt. » johannes.clausen@izz-online.de Anzeige www.zahnaerzteblatt.de ZBW 12/2016
38 Fortbildung Parodontitistherapie Adjuvante systemische Antibiotika Infektionen zählen weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Parallel dazu nimmt die Antibiotikaresistenz potenziell lebensbedrohlicher Erreger dramatisch zu (1). Antibiotika gehören neben Analgetika und Lokalanästhetika zu den am häufigsten in der Zahnmedizin verwendeten Arzneimitteln. Daher ist es umso wichtiger für den Einsatz systemischer Antibiotika eine möglichst optimale Risiko-Nutzen-Relation zu erreichen. Während in den letzten Jahren vor allem gram-positive Infektionserreger wie Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) und Glykopeptid-resistente Enterokokken (VRE) im Vordergrund des Interesses standen, wird derzeit europaweit ein zunehmendes Auftreten von mehrfachresistenten gram-negativen Infektionserregern, wie zum Beispiel Enterobacteriaceae, Pseudomonas und Acinetobacter spp. beobachtet (2). Hauptursachen für diese bedrohliche Entwicklung sind die falsche Indikationsstellung, der unkritische Einsatz und eine unzureichende Erregerspezifität der ausgewählten Antibiotika (1, 3, 4). Internationale Untersuchungen zeigen, dass bis zu 50 Prozent der Antibiotikatherapien inadäquat sind. Das gilt auch für Deutschland (4). Daher muss eine sichere Diagnostik, eine strenge Indikationsstellung und eine größtmögliche Erregerspezifität vor dem Einsatz von Antibiotika gefordert werden, um der Ausbreitung von Resistenzen zu begegnen (5). Allerdings sind beim Einsatz von Antibiotika nicht nur die Resistenzentwicklung, sondern auch die unerwünschten Nebenwirkungen dieser Wirkstoffgruppe mit in Betracht zu ziehen. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass Antibiotika schwere Nebenwirkungen wie gastrointestinale Auswirkungen, Allergien und insbesondere auch akute Leberschäden nach sich ziehen können (6). Seit Jahren führen in Deutschland Antibiotika unangefochten die Liste der gemeldeten Nebenwirkungen mit über 60 Prozent aller von Zahnärzten gemeldeten Nebenwirkungen an (7). Auch dadurch wird klar, dass es Aufgabe des Zahnarztes ist, bei jedem Patienten nach sorgfältiger Risiko-Nutzen- Abwägung das geeignete Antibiotikum auszuwählen. Dies trifft insbesondere bei nicht lebensbedrohlichen Infektionen wie z. B. der Parodontitis zu. Der Einsatz von Antibiotika im Rahmen einer Parodontitistherapie begründet sich aus der Erkenntnis, dass Bakterien ursächlich an der Entstehung und dem Voranschreiten entzündlicher Erkrankungen des Zahnhalteapparates beteiligt sind (8, 9). Mittlerweile sind in der Mundhöhle etwa 1.000 Bakterienarten nachgewiesen worden (10). Trotz intensiver Forschung scheinen derzeit allerdings immer noch vergleichsweise wenige Bakterien mit der Ätiologie marginaler Parodontitiden eng in Verbindung zu stehen (Tab. 1) (10-20), die sich in individuell unterschiedlichen Kombinationen innerhalb der Mundhöhle nachweisen lassen (9, 13, 21). Es mag sein, dass sich das Wissen um die intraorale Mikrobiologie in den nächsten Jahren erweitert. Zum jetzigen Zeitpunkt macht es aber aus klinischer Sicht Sinn, sich auf die bekannten, eng mit der Parodontitis assoziierten Erreger bei der Auswahl eines geeigneten Antibiotikums zu konzentrieren. Ziel der Antibiotikatherapie. Die unterstützende Verabreichung von Antibiotika soll bei entsprechender Indikationsstellung die Progredienz parodontaler Attachmentverluste aufhalten oder sie zumindest stark reduzieren. Um das zu erreichen, wird angestrebt, I. II. III. IV. Klinische Antibiotika- Desintegration Antibiotikagabe! Indikation! Selektion des Biofilms • Probenentnahme (Pool) • Analyse, z.B. mittels PCR supra-und subgingivales Debridement unmittelbar nach Abschluß systemisch Sequenz der systematischen Antibiotikatherapie (Abb.1) ZBW 12/2016 Abb. 7 www.zahnaerzteblatt.de
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