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Tue Gutes und rede darüber

Ausgabe 12/2016

Titelthema 27 Behandlung

Titelthema 27 Behandlung von Menschen mit Behinderung Das Gefühl haben, etwas Sinnvolles zu tun „Der zahnärztliche Alltag besteht nicht darin, täglich zwölf Implantate zu setzen, sondern wird in erster Linie durch die menschliche Begegnung geprägt. Die menschliche Begegnung kann wichtiger und erfüllender sein als jedes fachliche Highlight“. Das sagt Dr. Klaus Georg Haag an einem Abend im Wartezimmer seiner Praxis in Heilbronn. Er sagt es ruhig und bestimmt und blickt der Redakteurin dabei direkt ins Gesicht. Als kürzlich ein Artikel in der Heilbronner Stimme über Dr. Haag und seine Behandlung von schwerbehinderten Menschen erschien, stand sein Telefon nicht mehr still, so viele Anrufe von Patienten mit Terminwünschen erhielt er. Ein Grund für die ZBW-Redaktion, den Heilbronner Zahnarzt einmal in seiner Praxis zu besuchen. Vertrauensarbeit. Dr. Klaus Georg Haag mit seiner Patientin Hermine, die dank seiner Zuwendung ganz entspannt im Behandlungsstuhl Platz nimmt. Die Praxis von Dr. Haag liegt im Heilbronner Stadtteil Böckingen. Der Stadtteil ist, was die zahnmedizinische Versorgung anbelangt, ein eher kritischer Stadtteil. Im Bezirk Kreuzgrund ist Dr. Haag der einzige Zahnarzt. Er bezeichnet sich selbst als „Einzelkämpfer“ und ist sich bewusst, dass eine Einzelpraxis, wie er sie betreibt, zu den „aussterbenden“ Praxisformen gehört. Aber Dr. Haag ist in Böckingen verwurzelt. Er war Schüler in Böckingen, wie seine Kinder. Er ist zur Kirche gegangen, war Ministrant in der katholischen Kirchengemeinde, wie seine Kinder. Er hat sich in Jugendheimen engagiert, ebenso bei der Stadtranderholung. Während des Studiums arbeitete er im Hospiz­ und Palliativdienst. Als er sich 1987 in Böckingen als Zahnarzt niedergelassen hat, war er im Stadtteil fest verankert und für die Bewohner Ansprechpartner und Vertrauensperson zugleich. Er kennt die Familien mit behinderten Kindern, hat sie über viele Jahre begleitet und ein Vertrauensverhältnis zu ihnen aufgebaut. „Es ist eine Arzt­ Patienten­Beziehung, wie ich sie als Kind kennengelernt habe“, erinnert sich Dr. Haag, „als der Arzt noch alles wusste von seinen Patienten. Mit manchen Patienten verbindet ihn eine „Fast­Familienzugehörigkeit“. Vertrauen. „Behindertenarbeit ist Vertrauensarbeit“, sagt Dr. Haag. Ist das Vertrauen zwischen Behandler und Patient erst einmal hergestellt, verläuft die Behandlung wie jede andere Behandlung. Entscheidend ist die Ruhe, die der Behandler ausstrahlt – viel sprechen, ruhig sprechen, mit Blickkontakt, auch zu den Bezugspersonen. Das benötigt Zeit. Foto: Privat Zeit, die sich eigentlich nicht rechnet heutzutage. „Wir sind eine ganz normale Zahnarztpraxis, auch ich muss rechnen“, räumt Dr. Haag ein, „aber es gibt Patienten, da fällt dieses Denken unter den Tisch, es spielt keine Rolle mehr“. Und er berichtet von einer autistischen Patientin, die ihn zur Begrüßung herzlich umarmt, obwohl Autisten sonst keine Körperberührungen zulassen. Oder einem anderen Patienten, der nicht spricht, bei dem er aber kürzlich zwei Kronen präpariert hat, ohne Sedierung. Seine Patienten mit Behinderung bestellt Dr. Haag meistens über die Mittagszeit ein, „wir haben ein funktionierendes Recall­System“. Der Praxisablauf ist so organisiert, dass die Patienten immer die gleiche erste Bezugsperson vorfinden – die empfängt, den Behandlungsraum vorbereitet, die Vorlaufzeit überbrückt bis Dr. Haag ins Behandlungszimmer kommt. „Oftmals findet dann auch nur ein Gespräch statt“. Früher hat Dr. Haag auch in stationären Behinderteneinrichtungen behandelt, inzwischen schätzt er den Vorteil für die Patienten, wenn sie in seiner Praxis die gleiche Umgebung und die gleichen Personen vorfinden und er lässt die Patienten per Transportschein in seine Praxis zur Behandlung transportieren. Christ sein und danach handeln. „Die Zuwendung zum Menschen ist mir wichtig und abends das Gefühl zu haben, etwas Sinnvolles getan zu haben“, mit diesen Worten beschreibt Dr. Haag die Motive seines Handelns. Sie gründen auf seinem tiefverwurzelten Glauben, seiner Zugehörigkeit zum Deutschen Orden und seinem Gelübde als geweihter Familiar. Ende des Jahres steigt seine Tochter Viktoria in die Praxis ein. Die Praxis hat Dr. Haag in den vergangenen Monaten rollstuhlgerecht umgebaut. Er möchte mehr Patienten mit Behinderung behandeln – und weiß mit seiner Tochter die geeignete Behandlerin für diese Patientenklientel an seiner Seite. » mader@lzk-bw.de www.zahnaerzteblatt.de ZBW 12/2016

28 Titelthema Patienten unterstützen Hilfsprojekte Gutes tun mit Zahngold Der Südkurier aus Konstanz veröffentlichte einen Beitrag über die Unterstützung der Patienten der Zahnarztpraxis Dr. Hans Hugo Wilms/Monika Knecht aus Bad Säckingen für Hilfsprojekte. Die Redaktion genehmigte uns freundlicherweise den Nachdruck des Textes und des zugehörigen Fotos von der Spendenübergabe. ZBW Spendenprojekt. Freuen sich über die große Spendenbereitschaft von Patienten der Zahnarztpraxis Wilms/Knecht (hinten, von links): Regina Matt, Heinz Lüthy, Herbert Schmidt, Angelika Frühbus, Stefan Riedel, Jürgen Wagner, (vorn, von links:) ZÄ Monika Knecht, Dr. Hans Hugo Wilms und Assistenzzahnärztin Sonja Redel. Patienten der Praxis Dr. Hans Hugo Wilms/Monika Knecht geben Altmetall für Spendenprojekte ab. 4800 Euro gehen an die Schule der Freundschaft in Haiti, den Perukreis Heilig Geist Laufenburg und das Le- Anzeige benshaus Uganda. „Durch die großzügigen Spenden unserer Patienten können wir heute an drei karitative Institutionen insgesamt 4800 Euro übergeben“, sagte Zahnarzt Dr. Hans Hugo Wilms anlässlich der Spen- Foto: Sigrid Schneider denübergabe und zeigte sich sehr erfreut. Ein Jahr lang hatte das Team der Zahnarztpraxis Dr. Hans Hugo Wilms/Monika Knecht in Laufenburg Altgold gesammelt, das von einem Teil der Patienten für wohltätige Zwecke gesammelt, dann eingeschmolzen und verkauft wurde. Die Summe von jeweils 1600 Euro wurde an Regina Matt von der Schule der Freundschaft in Haiti, Herbert Schmidt, Jürgen Wagner und Angelika Frühbus vom Perukreis Heilig Geist Laufenburg und an Heinz Lüthy vom Lebenshaus Uganda übergeben. Stefan Riedel von der Sparkasse Hochrhein steht bei dem Transfer als Berater und Helfer zur Seite. „Das ist uns immer eine große Freude“, sagte er über die Aktion. So helfen alle Beteiligten mit, Kindern in Not aus den ärmsten Regionen der Welt zu helfen, seien es Lehrergehälter für die Schule der Freundschaft, Heime, Armenküchen oder Waisenhäuser, die der Perukreis unterstützt, oder das Lebenshaus Uganda, das sich in den kommenden Jahren zum Selbstversorger entwickeln soll. Südkurier Info Auch Ihre Zahnarztpraxis hat sich an einer Hilfsinitiative beteiligt und Sie würden gern einen Nachdruck der Medienberichterstattung im ZBW lesen? Die Redaktion freut sich über Ihren Hinweis per Mail an info@zahnaerzteblatt.de Kunst kaufen – Kindern helfen! Bekannte Künstler haben exklusiv für die SOS-Kinderdörfer Werke geschaffen. Mit dem Kauf eines limitierten Kunstwerks aus unseren SOS-Editionen unterstützen Sie Projekte der SOS-Kinderdörfer weltweit. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Südkuriers André Butzer, Katze dunkelrot, Auflage 10, signiert und nummeriert, Linoldruck auf Papier, 2009, 50 x 65 cm Besuchen Sie die Ausstellung in unserem Büro in Berlin-Charlottenburg oder unsere Internetseite www.sos-edition.de. Berliner Büro Gierkezeile 38, 10585 Berlin Tel: 030/3450 6997-0 www.sos-kinderdoerfer.de ZBW 12/2016 www.zahnaerzteblatt.de

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