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Tue Gutes und rede darüber

Ausgabe 12/2016

Titelthema 25

Titelthema 25 Zahnuntersuchungen. Dr. Jens-Peter Würfel initiierte das Projekt „Kariesprävention in Grundschulen”. Teamwork. Die Zahnärzte Dr. Harald Jäckle und Volker Michel mit dem Team der vom EHD ausgestatteten Zahnklinik in Mendefera. Fotos: Dr. M. Petzholdt/Privat Pilotprojekt. Das 2003 initiierte Pilotprojekt „Kariesprävention in Grundschulen“ wurde ab 2006 zum Dauerprojekt. „Danach beobachteten wir bei unseren Besuchen, dass das Gesundheitsministerium den präventiven Gedanken ausgeweitet hat“, erzählt Dr. Würfel. Reihenund Vorsorgeuntersuchungen fanden jetzt auch für Infektions-, Augenund Hautkrankheiten statt. Und aus eigenem Antrieb steuerte das eritreische Gesundheitsministerium mit dem Zahnmobil auch die Kindergärten an. „Wir haben ein Umdenken bewirkt und das macht mich sehr stolz“, sagt Dr. Würfel, der Eritrea inzwischen als seine „zweite zahnmedizinische Heimat“ bezeichnet. Bei der ersten Mundgesundheitskonferenz für Afrika, die 2004 in Nairobi stattfand, stritt man noch über den Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und Allgemeingesundheit. Eritrea nimmt eine Vorreiterrolle auf dem afrikanischen Kontinent ein und erreicht heute als einziges afrikanisches Land die Millennium- Ziele der Vereinten Nationen im Bereich Gesundheit. Der Besuch der eritreischen Gesundheitsministerin im April 2015 in Fellbach würdigt den Beitrag, den Fellbacher Zahnärzte dafür geleistet haben. Kollegen, keine Besserwisser. Dr. Würfel ist kein „Einzelkämpfer“. Seit Beginn seines Engagements weiß er um die Unterstützung seiner Fellbacher Kollegen – die Freien Zahnärzte Fellbach. 1999 haben sich 28 Zahnärztinnen und Zahnärzte als eingetragener Verein zusammengeschlossen – eine rechtliche Form als Rahmen für fachliche Fortbildungen und das soziale Engagement wie z. B. die Unterstützung des EHD. Alle zwei Monate lädt der Vorsitzende Dr. Harald Jäckle zur Arbeitssitzung. Die Zahnärzte des Vereins bemühen sich um Sachspenden für das Projekt, aus der jährlichen Altgoldaktion erhält das Eritrea Hilfswerk Deutschland immer einen Teil des Erlöses, der andere Teil kommt sozialen Projekten in Fellbach zugute. Mit dem Altgolderlös wird nicht nur der Container mitfinanziert, der mindestens ein- bis zweimal im Jahr nach Eritrea geschickt wird, sondern auch die Zahnbürsten, Zahnpasta und all die anderen Materialien, mit denen die Zahnkliniken ausgestattet werden. Den größten Beitrag, den die Zahnärzte des Fellbacher Vereins für das Eritrea-Projekt leisten, ist jedoch die Aus- und Fortbildung der zahnärztlichen Kollegen vor Ort. „Wir helfen nicht nur beim Aufbau der Zahnkliniken, sondern behandeln mit den Kollegen vor Ort – wir wollen nicht anstelle der eritreischen Kollegen tätig sein, sondern mit ihnen“, unterstreicht Dr. Jäckle, den ein besonderes Verhältnis mit der zweiten 2010 in Massawa fertiggestellten Zahnklinik und den eritreischen Kollegen dort verbindet. „Wir sind nicht die Besserwisser, sondern Kollegen“, betont er. KFO-Fachmann in Eritrea ist Dr. Karl-Erich Stieven: Er war schon mehrmals vor Ort und hielt Workshops in Theorie und Praxis. Heute gibt es in Eritrea mit seinen 6,3 Millionen Einwohnern 16 approbierte Zahnärzte – sie haben ein 5-jähriges Studium im eigenen Land abgeschlossen. Sie werden unterstützt von 30 Dental Therapists, die eine 2-jährige Ausbildung absolviert haben. Mindestens einmal im Jahr halten die Fellbacher Zahnärzte Vorlesungen und Workshops an der Dental School in Eritrea, der Ausbildungsstätte für den zahnärztlichen Nachwuchs: Füllungstherapie, einfache KFO … „Unser Wunsch ist es, dass die Kollegen ihren Beruf so ausüben können, wie sie es gelernt haben, nicht nur Extraktionen vornehmen und Notfälle behandeln“, sagt Dr. Würfel. Das Interesse, der Wissensdurst und die Dankbarkeit der eritreischen Kollegen entschädigen die Deutschen mehr als alles andere für ihren Einsatz. » mader@lzk-bw.de Info Die nächste Reise wird die Fellbacher Zahnärzte im März 2017 nach Eritrea führen. Den ausführlichen Bericht über das Projekt lesen Sie unter www. zahnaerzteblatt.de. Mehr Informationen zum Projekt finden Sie auch unter www. eritrea-hilfswerk.de. www.zahnaerzteblatt.de ZBW 12/2016

26 Titelthema Apollonia-Preis der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe Auszeichnung für Myanmar-Projekt Die Apollonia-Stiftung der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe hat Mitte September in Münster das Myanmar-Hilfsprojekt von Studierenden der Universität Witten/Herdecke (UW/H) mit dem Apollonia-Preis ausgezeichnet. Seit 2008 engagieren sich Studierende für bessere zahnärztliche Versorgung in dem von Armut geprägten Land zwischen Thailand und Bangladesch. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Auszeichnung. Der Apollonia-Preis 2016 geht an die Studenten der Universität Witten/Herdecke für ihr zahnmedizinisches Myanmar-Projekt. Es freuen sich (v. l.) Stiftungsvorsitzender und Präsident der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe Dr. Klaus Bartling mit Dr. Dr. Georg Kirchner, Dr. Mathias Benedix und Maximilian Voß. Seit 2008 haben immer wieder Studierende das Land bereist und in entlegenen Gebieten in Schulen und Waisenhäusern über Zahnpflege aufgeklärt. „Wir treffen auch heute noch immer wieder auf Kinder, die zum ersten Mal eine Zahnbürste in der Hand halten“, berichtet Dr. Mathias Benedix, der mit anderen Projektbeteiligten den Preis entgegennahm. Beginn. Angefangen hatten 2008 Constanze Sauer und Georg Kirchner: „Mittlerweile sind 25 Studierende ihrem Vorbild gefolgt. Es ist schon etwas Besonderes, dass wir immer wieder Studierende finden, die neben ihrem sicher anstrengenden, forderndem und aufwendigen Studium dieses Engagement übernehmen“, freut sich Departmentsleiter Prof. Dr. Stefan Zimmer. Denn die gesamte Organisation, Durchführung und die Einwerbung von Spenden liegen in den Händen der Studierenden. Myanmar. Das südostasiatische Land Myanmar ist vielen vor allem aufgrund der Menschenrechtsverletzungen durch die mehr als 50 Jahre andauernde Militärherrschaft und die schwere Flutkatastrophe von 2008 mit extrem hohen Opferzahlen bekannt. Die Studierenden treffen auf unvorstellbare Armut. Der Gesundheitszustand der Menschen ist allgemein nicht gut, bei den Zähnen aber oft katastrophal. In vielen Fällen sind nur noch Extraktionen möglich. Bei den Kindern jedoch können die Studierenden erste Prophylaxemaßnahmen erfolgreich anwenden. Die Krokodilpuppe Joe hat unzählige Male geholfen vorzumachen, wie man Zähne richtig putzt. Neben der richtigen Zahnputztechnik erklären die Studenten auch die besondere Bedeutung zahngesunder Ernährung. Zudem versorgen sie hunderte Kinder und deren Betreuer regelmäßig mit Zahnbürsten und fluoridhaltiger Zahnpasta. Ausgestattet mit mobilen dentalen Behandlungseinheiten und nötigen Materialien behandeln die Studenten auch und unterstützen die heimischen Zahnärzte. Foto: UW/H Prophylaxemaßnahmen. Die regelmäßigen Einsätze und Prophylaxemaßnahmen zeigen große Wirkung: So haben die Studierenden des Myanmar-Projektes nachweisbare Erfolge bei der Mundhygiene und in der zahnmedizinischen Versorgung von Kindern erzielt. Sie haben das Bewusstsein für Zahngesundheit geschaffen und dazu beigetragen, eine solide Basis für eine zahnmedizinische Versorgung aufzubauen. Das Projekt wird von der Fördergemeinschaft Zahnmedizin der Universität Witten/Herdecke e. V., der Straumann GmbH, der Apobank-Stiftung, der Wittener Universitätsgesellschaft e. V., der Aktion Z – Altgold für die Dritte Welt der Kammern und KZVs in Baden-Württemberg sowie in Nordrhein sowie weiteren Spendern unterstützt. Ralf Wagner, KZV Nordrhein, berichtete von der Preisverleihung dass Gesundheitsministerin Barbara Steffens sehr gut vorbereitet war und insbesondere auf die Initiative Aktion Z – Altgold für die Dritte Welt eingegangen sei, die in Baden- Württemberg und Nordrhein in den letzten Jahren viel Segensreiches für Menschen in den ärmsten Regionen der Welt leisten konnte. UWH/IZZ Apollonia-Stiftung Die „Apollonia zu Münster - Stiftung der Zahnärzte in Westfalen-Lippe“ ist eine gemeinnützige selbständige Stiftung privaten Rechts mit Sitz in Münster. Sie wurde von der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe gegründet und wird von der Zahnärzteschaft getragen. Der Zweck ist die Förderung der Wissenschaft und Forschung sowie des öffentlichen Gesundheitswesens durch Förderung und Unterstützung präventionsorientierter Zahn-, Mundund Kieferheilkunde. Diese Ziele verfolgt die Apollonia-Stiftung durch Information, Aufklärung, Vergabe von Journalisten- und/oder Wissenschaftlerpreisen, Stipendien und der Förderung von wissenschaftlichen Untersuchungen. ZBW 12/2016 www.zahnaerzteblatt.de

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