18 Titelthema Corporate Social Responsibility (CSR) in der Unternehmensführung Nachhaltigkeit als Schlüssel zum Erfolg Viele Unternehmen oder Institutionen, die sich sozial engagieren, sind auch darüber hinaus aktiv und legen bei ihrer Unternehmensführung großen Wert auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung. In den vergangenen Jahren ist in Deutschland die Bedeutung von Corporate Social Responsibility (CSR), also das verantwortliche unternehmerische Handeln, kontinuierlich angestiegen. Viele Firmen verfolgen inzwischen nachhaltige Ziele, deren Erreichen sie jährlich in Nachhaltigkeitsberichten transparent darstellen. Aber was genau versteht man unter CSR? Was haben die Unternehmen davon? Würde sich CSR auch für Zahnarztpraxen lohnen? Gemeinschaftsaufgabe. Bei der Einführung und Umsetzung von CSR in einem Unternehmen sollten alle Führungskräfte und Mitarbeiter an einem Strang ziehen. Mitte November 2016 veröffentlichte der Fußballverein VfL Wolfsburg seinen aktuellen Nachhaltigkeitsbericht. Es ist bereits der dritte Bericht dieser Art, den der Bundesligist der Öffentlichkeit vorstellte. Was veranlasst einen Fußballverein, sich in Sachen CSR zu engagieren und dabei sehr ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele, wie z. B. Verwendung von Recyclingtrikots, Senkung des Energieverbrauchs oder Verbesserung der Stadionsicherheit zu formulieren? Der VfL Wolfsburg schießt damit kein Eigentor, im Gegenteil: Die nachhaltig ausgelegte Unternehmensführung verschafft dem Verein in der Öffentlichkeit viel Renommee, in Europa nimmt der VfL sogar eine Führungsposition unter den nachhaltigen Profifußballvereinen ein. Dies ist ein eindeutiger Wettbewerbsvorteil, der sich laut Sport-Geschäftsführer Klaus Allofs zukünftig auszahlen wird: „Vorausschauendes Planen ist für dauerhaften sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg von hoher Bedeutung“. Definition. Um die Bedeutung von Corporate Social Responsibility nachvollziehen zu können, muss man den Begriff genauer erläutern. CSR steht für die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens und fußt auf den drei Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziales. Konkret geht es z. B. um sparsamen Einsatz von natürlichen Ressourcen, Schutz von Klima und Umwelt, faire Geschäftspraktiken, mitarbeiterorientierte Personalpolitik, Engagement vor Ort und Verantwortung in der Lieferkette. Durch die Wahrnehmung sozialer, gesellschaftlicher und ökologischer Verantwortung soll sich langfristig die Unternehmenskultur verbessern und zu einem gesteigerten wirtschaftlichen Erfolg beitragen. Dabei gilt das Prinzip der Freiwilligkeit. Gerade weil es eine freie Entscheidung der Unternehmen ist, in welchen Bereichen sie sich engagieren möchten, werden innovative Kräfte freigesetzt mit dem Ziel, die ökologischen und sozialen Aktivitäten optimal nach den Firmenbedürfnissen auszurichten. Handlungsfelder. Die Umsetzung der CSR ist sehr komplex und erfolgt in den vier Handlungsfeldern Markt, Arbeitsplatz, Umwelt und Gemeinwesen. Die konkrete Ausführung sieht beim Handlungsfeld Markt z. B. die sozialverträgliche Produktion bzw. Einkauf, Einrichtung von Sozialstandards, Verbraucherschutz oder eine faire Preisgestaltung vor. Im Umweltbereich kann z. B. die betriebliche Energie- und Ressourceneffizienz, der Klimaschutz oder die Einführung und Bewertung von Umweltstandards konkret umgesetzt werden. Beim Arbeitsplatz gibt es Handlungsmöglichkeiten im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz, Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Vielfaltsmanagement im Personalwesen oder Einführung von Motivationssystemen. Und im Bereich Gemeinwesen gibt es die Möglichkeiten, Sozialkooperationen mit Non-Profit-Organisationen einzugehen, Sponsoring zu betreiben, Stiftungen zu gründen oder das ehrenamtliche Engagement von Mitarbeitern zu fördern. ZBW 12/2016 www.zahnaerzteblatt.de
Titelthema 19 Fahrplan. Für Unternehmen, die sich an CSR versuchen wollen, gibt es nicht den goldenen Weg. Wichtig ist, einfach mal zu beginnen, auch wenn die ersten Schritte vielleicht nur klein sind. In der Anfangsphase sollte man sich zuerst auf die eigenen Stärken konzentrieren und daraus erste Projekte erarbeiten. Langfristig ist unternehmerische CSR aber nur dann sinnvoll und glaubwürdig, wenn sie als Teil der Gesamtstrategie eines Unternehmens verankert wird und alle Unternehmensbereiche erfasst. Am Anfang einer langfristig angelegten CSR sollte somit die Analyse der Unternehmenssituation und der vorhandenen Ressourcen und Faktoren stehen. Auf dieser Basis werden dann Ziele und Prioritäten für alle Handlungsfelder festgelegt. Um diese Ziele erreichen zu können, benötigt man eine entsprechende CSR-Strategie, die nicht losgelöst von der Unternehmensstrategie definiert werden sollte. Die unternehmerische Verantwortung ist kein isolierter Geschäftsbereich, sondern sollte in allen Unternehmensbereichen Niederschlag finden. Kursänderung. Die Wahrnehmung sozialer, gesellschaftlicher und ökologischer Verantwortung verbessert die Unternehmenskultur und zahlt sich wirtschaftlich aus. Prozesse. CSR funktioniert nicht als einmaliges Projekt eines einzelnen Teams, sondern braucht gewisse Regeln und Prozessabläufe, damit sich nachhaltiges Handeln zur selbstverständlichen Gewohnheit entwickeln kann. CSR ist nur dann erfolgreich, wenn sie nicht von einem einzigen Verantwortlichen auf die Gemeinschaft übertragen wird, sondern alle Führungskräfte und Mitarbeiter sich als Teil des Ganzen verstehen. Bei der Umsetzung aller Maßnahmen sollten die gesteckten strategischen Ziele aber nie aus den Augen verloren werden. Eine regelmäßige Kontrolle der erreichten Ziele ist ein Teil des Prozesses. Sogenannte Key Performance Indicators (KPIs) sind ein wertvolles Werkzeug zur Spezifizierung der allgemeinen Zielvorgaben und Messung der Zielerreichung. Eine wichtige Orientierung, welche sozialen und ökologischen Faktoren Unternehmen in ihrer Geschäftstätigkeit berücksichtigen sollen, bieten Rahmenwerke wie die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen, die Sozialstandards der ILO (Internationale Arbeitsorganisation) oder die globalen Nachhaltigkeitsziele (Agenda 2030). Kommunikation. Politik und Gesellschaft setzen Unternehmen immer mehr unter Druck, die Auswirkungen ihres unternehmerischen Handelns auf Mensch und Umwelt offenzulegen. Ein wichtiger Bestandteil der CSR ist somit die Unternehmenskommunikation über die individuellen Fortschritte im Bereich CSR. Aber auch die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens sowie die Einhaltung der festgelegten Ziele können von öffentlichem Interesse sein. Eine transparente und ehrliche Kommunikation über die erfolgten Maßnahmen schafft mehr Glaubwürdigkeit. CSR kann dann, wenn im Unternehmen gelebt, in der Geschäftsstrategie verankert und nach außen transparent kommuniziert, ein echter Wettbewerbsvorteil sein und die Reputation eines Unternehmens und somit auch die Profitabilität steigern. Viele Unternehmen oder Institutionen sehen es inzwischen als selbstverständlich an, einen jährlichen Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen und sich dabei transparent darzustellen. Unterstützung. Die Bundesregierung fördert bereits seit vielen Jahren durch eine entsprechende CSR-Politik die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat dabei die Federführung übernommen. Es gründete das „Nationale CSR-Forum“ als Gremium, in dem sich verschiedenste gesellschaftliche Akteure gemeinsam dem Thema Unternehmensverantwortung widmen. Das Forum hat die Bundesregierung bei der Entwicklung einer Nationalen CSR-Strategie maßgeblich unterstützt. Im Jahr 2010 hat die Bundesregierung den Aktionsplan CSR verabschiedet, der in den Folgejahren umgesetzt wurde und CSR in Deutschland weiter verbreitet hat. Regulierung. Noch gilt in Deutschland das Prinzip der Freiwilligkeit, aber gesetzliche Vorgaben zur Regelung der CSR werden immer wahrscheinlicher. So hat die Bundesregierung am 21. September 2016 einen Gesetzentwurf zur Stärkung der nichtfinanziellen Berichterstattung der Unternehmen in ihren Lage- und Konzernlageberichten vorgelegt. Dieser Entwurf sieht vor, dass Unternehmen neben finanziellen Kennzahlen auch ökologische und soziale Informationen offenlegen. Die Gesetzgebung trägt damit den wachsenden öffentlichen Fotos: Fotolia www.zahnaerzteblatt.de ZBW 12/2016
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