32 Fortbildung Zahnmedizin“ sprach und dabei mit einer gehörigen Portion Understatement von „High Tech in der Dorfpraxis“ berichtete. Die erste Berührung mit digitalen Verfahren hatte Dr. Reiss 1987 an der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung in Karlsruhe. Seither ist er Cerec treu geblieben – in der sicheren Überzeugung, dass das einzig Beständige der Wandel ist. Das zeigte auch sein historischer Abriss, der einen weiten Bogen spannte vom ersten Scanner bis zu einem Ausblick auf Systeme, die in Zukunft die Zahnmedizin verändern werden. Vor allem in der Kieferorthopädie, wo digitale Verfahren bereits Einzug hielten, sieht Dr. Reiss großes Potenzial für die Anwendung digitaler Systeme. Ursprünglich als Ersatz für die konventionelle Amalgamfüllung gedacht, bietet das moderne Cerec-System nicht nur die Möglichkeit der Chairside- Sofortversorgung, sondern ergänzt auch den intraoralen Befund um Bilder bzw. Scans, die auch als Verlaufskontrolle bei Gingivarezessionen oder Erosionen genutzt werden können. Potenzial. Digitale Verfahren sind auf allen Gebieten der Zahnheilkunde auf dem Vormarsch. Dr. Bernd Reiss sieht vor allem in der Kieferorthopädie noch Potenzial für moderne Techniken. kontakten nimmt Dr. Reiss ein zusätzliches dynamisches Bissregistrat, welches er über der Präparation scannt und für die Okklusi- Verleihung des Walther-Engel-Preises Kompetenz. Der Einsatz eines Dentallasers erweitert nicht nur das Therapiespektrum einer Praxis, sondern zeugt nach Ansicht der Patienten auch von großer Kompetenz wie Dr. Manfred Wittschier berichten konnte. onskontrolle während seiner Konstruktion nutzt. D. Kallenberg » info@zahnaerzteblatt.de Neuland. Dr. Reiss berichtete davon, welche Herausforderungen die Integration des Cerec-Systems in seine Praxis mit sich brachte, zumal es eine der weltweit ersten Praxen war und er auf keine Erfahrungen anderer Kollegen zurückgreifen konnte, als er und sein Praxispartner mit der CAD/CAM- Technologie Neuland betraten. Wesentlich zum Erfolg beigetragen hat die umfangreiche Fortbildung und der direkte Kontakt zu Experten und Kollegen in der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung. Außerdem war die Zeit reif für weniger destruktive restaurative Verfahren sowie den Einsatz bioverträglicher Materialien, für die die Digitalisierung neue Ansätze möglich machte. Biomorphing. In einer Live-Demonstration zeigte Dr. Reiss eindrücklich auf, wie schnell aus dem Scan der Präparation des Gegenkiefers und des Bisses eine Konstruktion der Restauration unter den Gesichtspunkten des Biomorphings entsteht. Zur Reduktion von Stör- Prof. Dr. Marc Schnitter, der seit Oktober 2016 die Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik des Uniklinikums Würzburg leitet, wurde anlässlich der Karlsruher Konferenz 2018 mit dem Walther- Engel-Preis ausgezeichnet. In seinen Spezialgebieten verbindet er das Know-how für ästhetisch hochwertige Restaurationen mit Expertenwissen zu Funktionsdiagnostik und -therapie. Bei seiner Laudatio verwies der Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, Dr. Torsten Tomppert, auf die gemeinsame Herkunft aus der ehemaligen freien Reichsstadt Esslingen und unterstrich den Ansatz von Prof. Schmitter, den Nutzen jedes Eingriffs einer eingehenden evidenzbasierten Prüfung zu unterziehen. Der 1986 ins Leben gerufene Preis ist nach Prof. Dr. Walther Engel (1911–1984), dem Gründer der Karlsruher Akademie benannt. Er ist mit 7.500 Euro dotiert, die Prof. Schmitter für einen Aufenthalt an der Universität Aarhus, Dänemark, einsetzen wird. ZBW 5/2018 www.zahnaerzteblatt.de
Fortbildung 33 Karlsruher Tag der Zahnmedizinischen Fachangestellten Rundum gelungen Einen rundum gelungenen, ebenso abwechslungsreichen wie informativen und kurzweiligen Fortbildungstag erlebten fast 200 zahnmedizinische Mitarbeiterinnen am 17. März in der Karlsruher Gartenhalle. Neben kompetenten Referenten und lehrreichen Vorträgen lebt eine Fortbildungstagung auch von der lebendig moderierten Diskussion – und diese übernahm, wie seit vielen Jahren, in bewährter Manier der Referent für Zahnmedizinische Mitarbeiterinnen der Bezirkszahnärztekammer Karlsruhe, Dr. Robert Heiden. Die Choreografie des Karlsruher Tag der ZFA hätte nicht besser sein können. Den Auftakt bildete PD Dr. Bernadette Pretzl aus Heidelberg mit ihren Empfehlungen zu Mundspüllösungen und Medikamenten. In ihrem pädagogisch wertvollen Vortrag, der gespickt war mit praktischen Tipps und präzisen Hilfestellungen, beantwortete Dr. Pretzl die Frage, wann und warum eine chemische Plaquekontrolle mit Mundspüllösungen bei der Prophylaxe hilfreich ist, welche Nebenwirkungen es gibt und womit die chemische Plaquekontrolle durchgeführt wird. Grundsätzlich könne die chemische Plaquekontrolle die mechanische Plaquekontrolle nicht ersetzen, sondern lediglich unterstützen. „Egal, welche chemische Lösung – sie muss auf der Oberfläche haften, sonst entfaltet sie keine Wirkung. Gleichzeitig dürfen Speichel und orale Mundflora nicht geschädigt werden“. Eine gewebeschädigende Wirkung haben alkoholhaltige Spüllösungen. Alkohol finde sich zum Teil auch in homöopathischen Produkten, warnte Dr. Pretzl. Chirurgische Techniken zur Verbesserung der gingivalen Verhältnisse gewinnen ständig an Bedeutung. Dr. Christian Engel ist Experte für Weichgewebsmanagement und erläuterte den Zahnmedizinischen Mitarbeiter/innen in Karlsruhe die verschiedenen Techniken und den besten Zeitpunkt für das Weichgewebsmanagement. Auch für die Mitarbeiterinnen der Abrechnung gab es konkrete Hilfestellungen: Trotz häufiger Diskussionen mit privaten Kostenerstattern erfolgt die Abrechnung der dargestellten Leistungen über GOZ und GOÄ und nicht über BEMA. Besondere Patienten. Keine Angst vor dem „besonderen Patienten“. So lautete der Appell von Dr. Guido Elsäßer. Besondere Patienten sind Patienten mit Behinderungen. In die Schwerpunktpraxis von Dr. Elsäßer in Kernen kommen sehr viele unterschiedlich behinderte Menschen: Hör- und Sehbehinderte, Rollstuhlfahrer, aber auch Patienten Live-Demo. Das Akademie-Trio demonstrierte das perfekte Zusammenspiel. Foto: Markus Lehr mit geistiger Behinderung. Sie alle haben unterschiedliche Erwartungen an ihren Zahnarztbesuch – Dr. Elsäßer hat die Erwartungen seiner Patienten auf Video aufgezeichnet und vorgespielt. Dr. Elsäßer gab viele praktische Tipps zu Kommunikation, Mimik und Gestik sowie zur Ausstattung der Praxisräumlichkeiten im Behandlungszimmer ebenso wie am Empfang. Mit kantigen Aussagen, „Behinderte sind nicht krank, sondern behindert“, und mit authentischen Botschaften, „kein Behinderter erwartet, dass wir alles über seine Behinderung wissen“ und „auch bei Sondenernährung sind Zähne für die Ästhetik wichtig“ gelang es ihm für den Umgang mit behinderten Patienten zu sensibilisieren. Teamwork. Innovation ist in der Akademie Karlsruhe zu Hause, betonte ZMF Nadja Pfister und berichtete über Aktuelles und Innovatives aus der zahnärztlichen Fortbildungseinrichtung in der Lorenzstraße. Bei der Dokumentation am Stuhl und der sich anschließenden Abrechnung kommt es auf die perfekte Zusammenarbeit an. Damit die Praxisteams sich diese Zusammenarbeit besser vorstellen können, demonstrierten Annette Lohmüller, ZMV, Nicole Oleksiuk, ZMF und Diana Knauer, ZMF, den gesamten Ablauf über den Anamnesecheck, die Befunderhebung, das Röntgen, die Aufklärung über die Behandlungsplanung, die Aushändigung des Heil- und Kostenplanes bis zur Drucknahme, Anästhesie, Extraktion, Wundversorgung der Naht bis zur Versorgung mit dem Provisorium kurzerhand live auf der Bühne. Für die perfekte Schauspieleinlage gab es viel Beifall aus dem Auditorium. Die Körpersprache-Show von Comedian, Zauberer und Kabarettist Andreas Hartmann war der bestmögliche und krönende Abschluss eines gelungenen Karlsruher Fortbildungstages. » mader@lzk-bw.de www.zahnaerzteblatt.de ZBW 5/2018
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