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Telematikinfrastruktur und Online-Dienste

Ausgabe 5/2018

16 Titelthema IAB-Studie

16 Titelthema IAB-Studie zu den Arbeitsmarkteffekten der Digitalisierung Digitalisierung wälzt Arbeitsmarkt um Einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge, kann die Digitalisierung in den nächsten Jahren zu grundlegenden Änderungen auf dem Arbeitsmarkt führen. Viele berufliche Tätigkeiten, bei denen der Mensch bislang als unersetzbar galt, könnten potenziell von Computern oder computergesteuerten Maschinen erledigt werden. Das Risiko, durch neue Technologien ersetzt zu werden, steigt am schnellsten bei einfachen Tätigkeiten, die keine berufliche Ausbildung benötigen. Viele Berufsbilder werden sich grundlegend verändern. Gleichzeitig entstehen völlig neue Tätigkeiten. Wandel. Durch die Digitalisierung werden viele berufliche Tätigkeiten durch Computer oder Maschinen ersetzt. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) beurteilt seit einigen Jahren, in welchem Ausmaß Berufe im Zuge der Digitalisierung potenziell ersetzbar sind. Dieses sogenannte Substituierbarkeitspotenzial gibt an, wie hoch der Anteil der Tätigkeiten ist, die potenziell von Computern oder computergestützten Maschinen ausgeführt werden könnten. Substituierbarkeitspotenzial. Laut aktueller IAB-Studie (IAB- Kurzbericht 4/2018) haben vor allem Helferberufe – das sind Tätigkeiten ohne berufliche Ausbildung – das größte Potenzial, ersetzt zu werden: 58 Prozent dieser einfachen Jobs könnten auch von Computern oder Maschinen erledigt werden. Je höher das Anforderungsniveau an die Tätigkeit bzw. je höher die berufliche Qualifikation jedoch ist, desto geringer ist das Substituierbarkeitspotenzial. So haben Berufe, für die man ein Hochschulstudium benötigt, ein Potenzial von 24 Prozent, durch digitale Techniken ersetzt zu werden. Im Vergleich dazu schneiden medizinische und nichtmedizinische Berufe etwas besser ab: Das Potenzial der ersetzbaren Tätigkeiten liegt in diesem Berufssegment bei 21 Prozent. Gerade der 3D-Druck hat in der Medizin- und Zahntechnik besondere Effekte: So können Prothesen und Zahnersatz genau auf die Bedürfnisse des Patienten zugeschnitten und dabei weniger aufwändig gefertigt werden. Beschäftigungsentwicklung. Es ist noch völlig offen, ob die Substituierbarkeitspotenziale der beruflichen Tätigkeiten überhaupt in vollem Umfang ausgeschöpft werden. Nicht jede Tätigkeit, die als ersetzbar gilt, wird zukünftig tatsächlich komplett digital ausgeführt werden. Foto: Fotolia/stnazkul Einer Automatisierung von Tätigkeiten können nämlich wirtschaftliche, ethische oder rechtliche Aspekte entgegenstehen und dazu führen, dass nur ein Teil des technisch möglichen Potenzials ausgeschöpft wird. Handgefertigte Produkte werden im digitalen Zeitalter eine größere Wertschätzung haben, so dass es weiterhin Betriebe geben wird, die handwerklich produzieren. Schätzungen des IAB zufolge wird die Digitalisierung kaum Auswirkungen auf das Gesamtniveau der Beschäftigten in Deutschland haben. So werden im Jahr 2035 zwar 1,46 Millionen Arbeitsplätze nicht mehr benötigt. Auf der anderen Seite werden aber durch die Digitalisierung 1,4 Millionen neue Arbeitsplätze entstehen. Vor allem das produzierende Gewerbe wird von einem Beschäftigungsabbau betroffen sein, während die Branche „Information und Kommunikation“ in Zukunft deutlich mehr Stellen bieten wird. Das Gesundheitsund Sozialwesen befindet sich im Rahmen dieser Vorhersage nur in einem leichten Abwärtstrend. Hier werden bis 2035 bundesweit nur 0,3 Prozent der Tätigkeiten (d. h. 19.000 Stellen) wegfallen (IAB- Kurzbericht 9/2018). Umwälzungen. Durch die Digitalisierung wird es insgesamt zu größeren Verschiebungen von Arbeitsplätzen zwischen den Berufssegmenten kommen. Vor allem innerhalb der Berufe wird es große Umbrüche geben, denn mit dem Einsatz neuer Technologien verändern sich gleichzeitig die Berufsbilder. Die Aus- und Weiterbildung muss diesen Veränderungen angepasst werden. Das IAB empfiehlt, gleichzeitig auf die Vermittlung sozialer Kompetenzen zu achten, denn Kooperationsbereitschaft, Kommunikationsstärke, Selbstmanagement und Empathie werden in der digitalen Zukunft umso wichtiger werden. » richter@lzk-bw.de ZBW 5/2018 www.zahnaerzteblatt.de

Titelthema 17 Digitalisierung klingt sexy. Es klingt nach Innovation. Nach Aufbruch. Technologischem Fortschritt. In den eigenen vier Wänden gehören … verdammt, wie heißen die Mädels doch gleich? richtig, Alexa und Siri, längst zur Familie. Und im Gegensatz zu den eigenen Töchtern helfen sie sogar im Haushalt. Ich gebe ja zu: Ich verstehe nicht allzu viel von dem, was sich die Internetwirtschaft in ihrer grenzenlosen Weisheit täglich ausdenkt. Aber ich liebe Science-Fiction. Und jetzt? Künstliche Intelligenz. Virtual Reality. Big Data … Wow! Doch wenn die meisten dieser schneidigen Schlagworte gefallen sind, drängt sich die notorische Nörglerin und stets schlecht gelaunte Zweiflerin auf, die Frage nach dem Warum. Es hat doch alles jahrzehntelang so schön funktioniert! So wie beim Zahnarzt. Alexa kann viel. Aber eine Wurzelbehandlung hat sie bislang eher selten durchgeführt. Auch die freundliche Zahnarzthelferin kommt nicht aus dem Silicon Valley, sondern immer noch aus dem Neckartal. In der Zahnarztpraxis kommen Nostalgiker (in der Horizontalen und richtig schön analog mit Schläuchen im Mund) voll auf ihre Kosten. Aber mahnt nicht die Werbung „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt“? Denn im Hintergrund wird ja fleißig digitalisiert. Es Glosse Digitalisierung soll alles einfacher und billiger werden durch die Telematik. Seit lächerlichen 15 Jahren verspricht man die elektronische Gesundheitskarte. Sie ist ja eigentlich längst da, hat Milliarden verschlungen, aber sie bietet keinerlei Funktionen. Macht aber nichts, weil die nötigen Verbindungsgeräte fehlen. Nur ein paar Auserwählte kom- men schon jetzt in den Genuss dieser Konnektoren. Und die funktionieren so verdammt gut, dass man am liebsten alles wieder von Hand machen würde. Doch bis die ersten Patienten kommen, muss alles laufen. Daher geht man frühmorgens erst mal in den separaten EDV-Raum, um nachzusehen, ob sich der Konnektor wieder aufgehängt hat. Also ganz archaisch erst das Stromkabel raus und wieder rein, dann das Netzwerkkabel raus und wieder rein, abwarten, irgendwann blinken die Dioden wieder. Und weil der supermoderne Konnektor gerne mal ein Päuschen macht, wiederholt man das zwei- bis dreimal am Tag. Das ist das Schöne am digitalen Fortschritt: Er macht das Leben so herrlich einfach. Und um die Segnungen der Telematik in vollen Zügen auszukosten, kommt der Zahnarzt eben eine Stunde früher in die Praxis. Jeden Tag. Alexa weckt ihn ja. » holger.simon-denoix@kzvbw.de Über 80 Prozent online. In Deutschland schreitet die Digitalisierung der Gesellschaft noch immer voran. Wie die aktuelle Studie „D21 Digital Index 2017/2018“ zeigt, ist der Anteil der Onliner in der Bevölkerung ab 14 Jahren 2017 erstmals über die 80-Prozent-Schwelle gestiegen. Während die jüngeren Altersklassen schon länger nahezu vollständig Internet-aktiv sind, kommt das Wachstum jetzt von der Generation 50+, ihr Teilnehmerkreis wuchs von 2016 auf 2017 um fünf Prozentpunkte. Quelle: Initiative D21 Grafik/Text: imu-Infografik www.zahnaerzteblatt.de ZBW 5/2018

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