24 Titelthema Zahnarzt bemängelt ungleiche Behandlung Beim Rettungsschirm vergessen Foto: Dold Nachdruck mit freundlicher Genehmigung Schwarzwälder Bote v. 23. Juni 2020 Der Zahnarzt Bernd Ludwig hat trotz Corona seine Patient*innen weiter betreut, fühlt sich aber von den staatlichen Stellen im Stich gelassen. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten berichtet er über die Situation. Team. Dr. Bernd Ludwig, Tennenbronn: „Wir halten zusammen für unsere Patient*innen gegen die Ministerialbürokratie der Herren Olaf Scholz und Jens Spahn“. Das Coronavirus stellt die Zahnarztpraxen vor gewaltige Herausforderungen. Obwohl Dr. Bernd Ludwig an vorderster Front für seine Patient*innen tätig ist, gab und gibt es für ihn und seine Kolleg*innen der Zahnheilkunde keine Zuschüsse des Bundes oder des Landes bei den wegbrechenden Einnahmen, aber gleichzeitig weiterlaufenden Kosten für Mitarbeiter*innen, Räume und Technik. „Als Zahnärzt*innen stehen wir an vorderster Front, was die Gefährdung betrifft, und erhalten trotzdem keinen Rettungsschirm“, klagt Dr. Ludwig enttäuscht. Die Zahnmedizin sei viel ausstattungsintensiver als andere Fachbereiche, warum gerade hier nicht die gleichen Schutzmechanismen greifen wie im restlichen Gesundheitssystem, ist für ihn faktisch nicht begründbar. Seit 30 Jahren hat Dr. Ludwig seine Praxis in Tennenbronn. Seine Patient*innen kennt er zum Teil seit vielen Jahren, sogar aus Bad Dürrheim, Geisingen oder Donaueschingen kommen sie. „Oft laufen Behandlungen über einen längeren Zeitraum, das kann ich doch dann nicht einfach unterbrechen“, gibt er zu bedenken. Natürlich sorgt er sich wegen des Ansteckungsrisikos für sich und seine Mitarbeiter*innen („Infizierte ohne Symptome, das ist wie russisches Roulette“) oder wegen des Risikos, die Praxis wegen Quarantäne zeitweise schließen zu müssen. Flexibilität. „Zum Glück hatten wir Schutzmasken und Desinfektionsmittel auf Vorrat, andere hatten das nicht. Und es hat ewig gedauert, bis wieder etwas nachkam“, berichtet er. Dr. Ludwig hat flexibel auf die Lage reagiert: Er macht wie die meisten seiner Kollegen weiter, betreut seine Patient*innen, schiebt aber Neuplanungen zeitlich nach hinten, wo das möglich ist, hat auch nicht unbedingt nötige Zahnreinigungen ausgesetzt. Seine Aufgabe sei es, eine Landzahnarztpraxis zu führen und nicht, politische Statements abzugeben. Aber es nerve ihn, dass die zuständigen Ministerien laufend neue Aussagen machen, dass sie oft ohne wirklichen Kontakt mit der Praxis Entscheidungen treffen und Verordnungen verabschieden. Und er verstehe nicht, dass für andere Arztgruppen ein Rettungsschirm aufgespannt wurde, aber für die Zahnärzt*innen nicht. Dass man diese im Stich gelassen habe, obwohl sie gleiche Belastungen und ein vielleicht noch höheres Ansteckungsrisiko als andere Arztgruppen tragen mussten. Denn der ursprünglich angedachte Rettungsschirm für die Zahnmedizin (analog zu allen anderen Arztgruppen), ist am 5. Mai mit dem Inkrafttreten der SARS-CoV-2-Versorgungsstrukturen-Schutzverordnung zu einer Liquiditätshilfe zusammengeschrumpft, die in vollem Umfang zurückgezahlt werden muss. „Statt echter Hilfen wird den Zahnärzt*innen lediglich ein Kredit zugedacht – verbunden mit der fast schon zynischen Begründung, Zahnärzt*innen könnten ihre Verluste doch im Laufe des Jahres durch Mehrarbeit wieder ausgleichen“, kritisiert Bundeszahnärztekammer-Präsident Dr. Peter Engel die Entscheidung des Bundes. Hohe Kosten. Laufende Kosten wie Miete, Raten für Geräte, Hygienekosten, Materialien und Ausstattung beliefen sich oft auf Fixkosten von 10.000 bis 20.000 Euro pro Monat, je nach Lage und Größe. Die Neugründung einer Einzelpraxis koste zudem durchschnittlich 598.000 Euro, die überwiegend kreditfinanziert ist. „Dabei liegt der Rückgang des Arbeitsaufkommens in den Zahnarztpraxen laut einer repräsentativen Befragung von 950 Zahnarztpraxen bei über 50 Prozent, zwischen 48 und 86 Prozent der befragten Praxen mussten Kurzarbeit beantragen“, beschrieb Dr. Engel die Lage Anfang Mai. Die immensen Verluste ließen sich nicht in anderen Monaten nachholen, dies sei organisatorisch und personell gar nicht möglich. Für die ohnehin oft mit Krediten belasteten Praxen sei diese Situation folgenschwer. „Welchen Einfluss die Folgen der Coronapandemie und die Erfahrungen mit den Entscheidungen der Politik auf die zahnärztliche Versorgungsstrukturen der Region hat, ist noch nicht absehbar“, stellt auch Ludwig fest. Er befürchtet, dass manche*r Kolleg*in von ihm keine große Lust mehr zum Weitermachen hat. Johannes Fritsche ZBW 8-9/2020 www.zahnaerzteblatt.de
Titelthema 25 Fachmesse für Zahnmedizin und Zahntechnik Fachdental Südwest weiterhin in Planung Die Fachdental Leipzig wäre im Herbst eine der ersten Fachmessen für die Dentalbranche gewesen, die nach den coronabedingten Absagen zahlreicher Veranstaltungen endlich wieder hätte stattfinden können. Am 3. Juli sah sich die Landesmesse Stuttgart als Veranstalterin gezwungen, die regionale Dentalfachmesse auf dem Leipziger Messegelände abzusagen. Die Fachdental Südwest ist jedoch weiterhin in Planung, versichert die Landesmesse Stuttgart. Grund für die Absage in Leipzig sei die situationsbedingte Unsicherheit gewesen, so die Landesmesse Stuttgart in einer Pressemitteilung, die sich in Ausstellerrückfragen und zuletzt in Absagen bemerkbar gemacht habe. Eine Durchführung im Bundesland Sachsen wäre auch aufgrund des bereits vorliegenden und regierungsseitig genehmigten Hygienekonzepts grundsätzlich möglich gewesen. Andreas Wiesinger, Mitglied der Geschäftsleitung der Messe Stuttgart, bedauert die Absage in Leipzig sehr, „denn damit verliert die Dentalbranche die zentrale Plattform in Mittel- und Ostdeutschland, welche für den Aufschwung im Herbst nötig gewesen wäre“. Messen sind immer ein Spiegelbild der Branche und können gerade in komplexen Zeiten wichtige Impulse für Branchen bieten. Insbesondere wenn Kundenkontakte über längere Zeit nicht im gewohnten Umfang gepflegt werden konnten, bieten Messen eine zentrale Kontaktplattform für das laufende Geschäftsjahr und zur Vorbereitung von Investitionen für das Folgejahr. Hygienekonzept. Die Landesmesse Stuttgart ist davon überzeugt, dass Messen auch in den gegenwärtigen Zeiten mit entsprechenden Sicherheits- und Hygienekonzepten für alle Beteiligten gut und sicher durchgeführt werden können und für die Dentalbranche möglich gemacht Kontaktplattform. Als einzig verbliebener Branchentreff in diesem Jahr bleibt die Fachdental Südwest weiterhin in Planung. werden sollten. Deshalb werde am Konzept der Fachdental Südwest 2020 von 16. bis 17. Oktober 2020 festgehalten, betont die Landesmesse Stuttgart, um „dem dringenden Bedarf nach dem nun einzigen verbleibenden Branchentreffen in diesem Jahr nachzukommen“. Abb.: Messe Stuttgart Kammer bleibt Partnerin. Um den Aussteller*innen und Besucher*innen größtmögliche Transparenz und Planungssicherheit zu geben, hat die Landesmesse bereits seit Wochen auf der Webseite der Fachdental Südwest wichtige Orientierungshilfen und ein Sicherheits- und Hygienekonzept in Form eines FAQ-Kataloges bereitgestellt. Mit den Konzepten zum Gesundheitsschutz soll sichergestellt werden, dass Mindestabstände, eine sorgfältige Kontrolle der Teilnehmerzahl und andere wirksame Maßnahmen der öffentlichen Hygiene gewährleistet werden können. „Die Gesundheit unserer Besucher*innen und Aussteller*innen steht für uns an höchster Stelle, weshalb das Durchführungskonzept laufend an die aktuellen Anforderungen angepasst wird“, betont Andreas Wiesinger. Die empfohlenen Anpassungen für die Planung des Messeauftritts hat die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg als langjähriger Partner der Landesmesse Stuttgart für die Fachdental Südwest bereits im internen Projektteam besprochen und entsprechende Korrekturen und Anpassungen am Messestand sowie den weiteren organisatorischen Planungen des Messeauftritts vorgenommen. „Nach der schwierigen Coronazeit ist die Zahnärzteschaft zurück auf ihrem Weg zur Normalität“, sagt LZK-Präsident Dr. Torsten Tomppert, „trotz aller Schwierigkeiten blicken wir positiv in die Zukunft. Ich freue mich auf den jährlichen Messebesuch mit unserem Praxisteam und den Gedankenaustausch.“ Andrea Mader www.zahnaerzteblatt.de ZBW 8-9/2020
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