Aufrufe
vor 2 Jahren

Stimmungsbild Dentalbranche

  • Text
  • Coronakrise
  • Fortbildung
  • Foto
  • Stuttgart
  • Vertreterversammlung
  • Menschen
  • Praxis
  • Versorgung
  • Zeit
  • Praxen
Ausgabe 8-9/2020

10 Titelthema Kurzarbeit

10 Titelthema Kurzarbeit oder gar Arbeitslosigkeit, dann wird die Konkurrenz mit anderen Gütern, die Verbraucher*innen gerne hätten, natürlich größer. Denn dann stellen sich die Patient*innen noch mehr die Frage, ob sie sich hochwertigen Zahnersatz leisten können und wollen. Das württembergische Zahntechniker- Handwerk kann aber für jede*n Patient*in etwas anbieten. Schon vor der Krise hatten wir sehr hohe Hygiene-Standards, insofern haben sich die Arbeitsabläufe im Dentallabor nicht geändert. Wir schützen aber natürlich unsere Mitarbeiter*innen vor einer möglichen Coronainfektion durch aktualisierte Arbeitsschutz-Richtlinien, z. B. durch Abstandsregelungen, so wie es überall sein sollte. Wir freuen uns sehr, dass unsere zahnärztlichen Kund*innen jetzt auch wieder richtig arbeiten können. Schutzausrüstungen sollten mittlerweile vorhanden sein, also können Zahnärzt*innen und Zahntechniker*innen in ihrer Systempartnerschaft wieder „Gas geben“, wenn die Patient*innen kommen. Deswegen hat die Zahnärzteschaft – und auch wir als Zahntechniker- Innung – jeweils mit einer Anzeigenkampagne in Zeitungen darauf hingewiesen, dass wir bereitstehen. Überall besteht die Hoffnung auf Rückkehr zur Normalität. Wie könnte diese realistisch aussehen und was bräuchte es dazu? Stefan Kaltenbach: Wenn wir in Deutschland, wie bisher, sehr schnell und konsequent bei Infektionshäufungen reagieren, ist die Rückkehr zu einer, sicherlich neuen, d. h. die entsprechenden Hygienemaßnahmen berücksichtigenden Normalität, die wahrscheinlichste aller Entwicklungen. Sicherlich wird man dabei den entsprechenden Spritzschutz, den wir ja im Übrigen mit der protect-on auch für unser Lupenbrillensystem opt-on ® bereits Foto: Privat im Angebot haben, den entsprechenden Mundschutz sowie die weiteren Hygienemaßnahmen beibehalten. Christoph Baumgardt: Die Patient*innen müssen einfach wiederkommen. Dazu müssen sie der Überzeugung sein, dass der Besuch in der Zahnarztpraxis und eventuell im Dentallabor, zum Beispiel zum Aussuchen der Zahnfarbe, sicher ist. Darauf machen wir aufmerksam. Außerdem setzen wir darauf, dass nun die Einsicht zunehmen wird, dass eine Zahnersatzversorgung aus der Region wichtig ist. Wir haben die Globalisierung des Marktes für Zahnersatz schon vor der Krise abgelehnt. Zahnersatz aus Partnerschaft. „Wir freuen uns, dass unsere zahnärztlichen Kund*innen jetzt auch wieder richtig arbeiten können. Schutzausrüstungen sollten mittlerweile vorhanden sein, also können Zahnärzt*innen und Zahntechniker*innen in ihrer Systempartnerschaft wieder „Gas geben“, freut sich Christoph Baumgardt. der Region ist preiswert und sicher. In zahlreichen Gesprächen mit Patient*innen stellen wir als Innung fest, dass Zahntechnik aus China gerade keinen guten Ruf hat. Wir möchten, dass dies so bleibt, dann können wir als Innungs-Meisterlabore auch weiterhin hier vor Ort sichere Arbeitsund Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen. Außerdem werden uns sicherlich die Senkung der Umsatzsteuer sowie die Anhe- bung der Festzuschüsse helfen. Beide Maßnahmen senken die Kosten des Zahnersatzes für die Patient*innen. Dr. Torsten Tomppert: Seit der durch die zahnärztlichen Körperschaften geforderten und dann auch umgesetzten Streichung des § 6a der Corona-Verordnung der Landesregierung Baden-Württemberg am 4. Mai 2020 ist ein „normales“ Arbeiten in den Zahnarztpraxen des Landes wieder möglich. Die durch einige Medien und Teile der Politik verunsicherten Patient*innen fassen nur langsam wieder Mut. Deshalb appelliere ich an alle Patient*innen, sich wieder in zahnärztliche Behandlung zu begeben, denn mit einem Aufschieben der Vorsorgetermine können Sie ihre Mundgesundheit gefährden. Denken Sie immer daran: Eine gesunde Mundhöhle ist bester Infektionsschutz, auch vor CO- VID-19, denn sie wirkt als Barriere gegen Krankheiten! Angst ist bekanntlich ein schlechter Ratgeber und bei uns absolut unbegründet, denn alle Zahnarztpraxen sind in Sachen Infektionsschutz sicher, weil hier schon immer strenge Hygienevorschriften nach den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts eingehalten werden. Jochen Linneweh: Der Weg der Rückkehr zur Normalität wird nicht durch die innere Hoffnung an das Gute geebnet werden und an einen wirtschaftlichen Selbstheilungsprozess ist keinesfalls zu glauben. So wie es die Regierungen in der Beratung durch Virologen erreicht haben, ganze Wirtschaftszweige und die Bürger*innen in einen Narkosezustand zu versetzen, so wären gerade nun die einflussreichen Meinungsbildner*innen zwingend aufgerufen, mit schnellen praktikablen Maßnahmen für positive Aufbruchstimmung zu sorgen, statt mit der Androhung einer zweiten Welle für erneute Depression. Die aus der Hüfte geschossene zeitlich befristete Reduzierung der Mehrwertsteuersätze lässt zumindest ZBW 8-9/2020 www.zahnaerzteblatt.de

Titelthema 11 im Ansatz einen Versuch erkennen, Kaufinteresse und Wirtschaft für sechs Monate anzukurbeln. Doch mindert dies nicht die tiefe Verunsicherung und Angst vor Ansteckung bei unserer Bevölkerung, die letztlich die Bereitschaft zum Arztbesuch negativ beeinflusst. Wenn es Gesundheitsminister Spahn erst im Juni einfällt, Patient*innen zu fälligen Arztbesuchen zu motivieren, dann belegt dies den Blickwinkel der Politik. Denn in keinem anderen Land hängt die kontrollierte Messlatte für Hygiene in der Zahnarztpraxis so hoch wie in Deutschland. Es stellt sich die Frage, ob Politiker*innen die relevanten Vorschriften und Gesetze bekannt sind, die aus ihrem Ressort stammen. In der ersten Jahreshälfte und darüber hinaus mussten sämtliche Veranstaltungen – seien es Fortbildungen, Kongresse oder Messen – coronabedingt abgesagt werden. Im Oktober besteht nun auf der Fachdental in Stuttgart die erste Gelegenheit zum Austausch auf einer Messe. Welche Chancen und welche (besondere) Rolle sehen Sie in einer Fachmesse im Herbst? Dr. Torsten Tomppert: Trotz des Digitalisierungsbooms können Telefon- und Videokonferenzen nicht den Gedankenaustausch vor Ort ersetzen. Deshalb freue ich mich, die Fachdental Südwest im Oktober persönlich im Rahmen der vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen live zu erleben und mich über ein umfangreiches Spektrum an innovativen Dentalprodukten, Dienstleistungen und Trends zu informieren und beruflich inspirieren zu lassen. Zudem ist auch wieder die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg mit einem repräsentativen Stand dabei. Hier erhalten die Messebesucher*innen wertvolle Hilfe und fachliche Beratung zu allen Fragen rund um die Praxisführung, zu Fortbildungsmöglichkeiten wie auch zu gesundheitspolitischen Entwicklungen. Christoph Baumgardt: Uns als Zahntechniker-Innung Württemberg ist klar, dass dieses Jahr ein Ausnahmejahr ist. Wir mussten zahlreiche Veranstaltungen, vor allem Fortbildungen zur Umsetzung der neuen Medizinprodukteverordnung (MDR), verschieben oder, wie unsere Frühjahrs- Innungsversammlung oder die Lossprechungsfeier für unsere frisch gebackenen Gesell*innen, gar absagen. Nur durch außergewöhnliche Ideen und Kreativität können wir den wirtschaftlichen Schaden auch für uns als Innung selbst dabei geringhalten. Unsere Innungsversammlung findet deswegen dieses Jahr nicht im Kongresscenter der Messe statt, weil wir gleichzeitig eine große MDR- Hervorragend aufgestellt. „Die größten Probleme resultieren daraus, dass die Zahnärzteschaft sicherlich noch deutlich unter der Auslastung von 2019 wirtschaften muss. Wenn ich aber die Situation in Deutschland mit anderen Ländern vergleiche, sind wir in Deutschland hervorragend aufgestellt“, sagt Stefan Kaltenbach. Schulung durchführen wollen, die wir zweimal verschieben mussten. Auf der Messe stand leider aufgrund der Abstandsregeln ein so großer Raum kurzfristig nicht zur Verfügung. Natürlich ist die ZIW trotzdem mit ihrem Infomobil auf der Messe präsent. Im nächsten Jahr kommen wir auch wieder mit unserer Innungsversammlung zur Messe. Trotzdem werden unsere Mitglieder die Messe als Möglichkeit zum Austausch mit der Dentalindustrie und dem Dentalhandel wahrnehmen. Der persönliche Kontakt ist auch bei aller modernen Technik durch nichts zu ersetzen. Jochen Linneweh: Das einerseits geringe allgemeine Interesse als auch die wiederholten Misserfolge und gar nicht erst zustande gekommenen virtuellen Konferenzen und Webinare seit Beginn von Corona belegen, dass bestimmte Formen von Gedankenaustausch in Diskussionsrunden oder gar Kongressen unter Zuhilfenahme digitaler Medien nicht abgebildet werden können. Gleiches gilt für den virtuellen Besuch von Ausstellungen und Messen. Nebenbei bemerkt sei hier, dass Deutschland nicht ansatzweise über flächendeckende Kabel- und Glasfasersysteme verfügt, die modernen Standards entsprechen. Generell ist eine professionell organisierte Fachmesse, zum Beispiel die traditionelle Fachdental, mit einem kompletten dentalen Portfolio samt Foto: orangedental Fortbildungsprogramm nicht zu ersetzen. Sie ist so in der Lage, bei Besucher*innen wie Aussteller*innen für Attraktivität und positive Aufbruchstimmung zu sorgen. Zu den vorrangigen Voraussetzungen zählen aber auch die dann gültigen und nachvollziehbar sinnvollen praktikablen Zugangsbedingungen für alle Teilnehmer*innen. Grundsätzlich ist eine Fachmesse im Herbst in der Lage, positive Impulse zu setzen. Stefan Kaltenbach: Leider werden im Herbst so gut wie keine Messen stattfinden. Wir selbst bieten aber Webinare an und eine erste Anwender*innenschulung ist für den Oktober 2020 geplant. Wir vermissen die persönlichen Kontakte und freuen uns, wenn diese möglichst bald wiederkehren, da sie für die Orientierung und die Strategieentwicklung und -umsetzung unersetzlich sind. Das Interview führten Patricia Roth von der Messe Stuttgart und Andrea Mader www.zahnaerzteblatt.de ZBW 8-9/2020

Ausgaben des Zannärzteblatt BW

© by IZZ Baden-Württemberg - Impressum - Datenschutz