38_FORTBILDUNG ZBW_11-12/2023 www.zahnaerzteblatt.de tienten mit motorischen Einschränkungen kann diese Maßnahme durchaus eine Herausforderung darstellen. Daher kann es sinnvoll sein, Angehörige in die individuelle Unterweisung zu den Mundhygienemaßnahmen mit einzubeziehen. Gerade pflegebedürftige Patienten sind oft nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr in der Lage, selbstständig effektive Mundhygienemaßnahmen durchzuführen. In diesem Fall sollten die Mundhygienemaßnahmen durch die Pflegenden selbst durchgeführt werden 5 . EMPFEHLUNGEN ZUR BEHANDLUNG Wie bereits aufgeführt, ist die Anwendung klassischer Behandlungsansätze wie das Legen einer Füllung bei älteren Patienten mit Wurzelkaries limitiert. Daher werden für die Behandlung von Wurzelkaries non-invasive Maßnahmen empfohlen, die bei Wurzelkaries effektiv sind und auch bei eingeschränkt behandlungsfähigen Senioren angewendet werden können. Das Ziel dieser Behandlungsansätze ist nicht die Rekonstruktion des Zahnes, sondern die Arretierung der vormals aktiven Kariesläsion. Dies kann schon allein durch die Reduzierung des Kariesrisikos unter Anwendung der zuvor besprochenen Maßnahmen zur Wurzelkariesprävention erreicht werden. So kann es bereits ausreichend sein, gut zugängliche aktive Wurzelkariesläsionen bei der täglichen Mundhygiene zu putzen. Die regelmäßige Entfernung des Biofilms auf der Läsionsoberfläche bewirkt dabei schon eine Arretierung, wenn diese Maßnahme konsequent umgesetzt wird 10 . Auch die im Rahmen der häuslichen Mundhygienemaßnahmen erfolgende lokale Fluoridierung durch die Zahnpasta wirkt hier unterstützend. Dabei hat auch zur Arretierung von aktiver Wurzelkaries die Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 5000 ppm einen stärkeren Effekt und wird entsprechend für Patienten mit erhöhtem Wurzelkariesrisiko empfohlen 3, 5 . Für die ebenfalls empfehlenswerte professionelle Fluoridapplikation in der Praxis stehen verschiedene Präparate zur Verfügung. So kann durch eine regelmäßige Applikation von Fluoridlack Wurzelkaries erfolgreich arretiert werden. Eine neuere 2 und bisher noch wenig verbreitete Substanz zur professionellen Fluoridierung ist Silberdiaminfluorid (SDF). Einige klinische Studien konnten zeigen, dass diese Substanz hoch effektiv bei der Arretierung von Wurzelkaries ist 3 . Ein unerwünschter Nebeneffekt einer Behandlung mit SDF ist jedoch eine irreversible Schwarzfärbung der behandelten Zahnoberflächen. Auch wenn viele Patienten dies unter bestimmten Umständen tolerieren, sollten sie vor der Behandlung entsprechend aufgeklärt und auf diese Nebenwirkung hingewiesen werden 8 . SDF ist zudem in Deutschland für die Behandlung von Wurzelkaries nicht zugelassen (das derzeit einzige in Deutschland erhältliche Produkt [Riva Star; SDI Limited] ist nur als Desensitizer zugelassen), sodass die Behandlung „off-Label“ erfolgen müsste. Auch die professionelle Applikation von Chlorhexidin-Lack war in klinischen Studien sowohl zur Prävention als auch zur Arretierung von Wurzelkaries wirksam 3 . Wenn die non-invasiven Verfahren nicht zum Erfolg führen, kann eine restaurative Therapie erwogen werden. Als Restaurationsmaterial kommen hierfür vor allem Komposite und Glasionomerzemente infrage. Gerade bei Wurzelkariesläsionen, die bei der Füllungslegung nicht gut trocken gehalten werden können, bietet sich Glasionomerzement als Restaurationsmaterial an. Zwar gelten Glasionomerzemente in größeren Kavitäten eher als provisorisches Füllungsmaterial. In Kavitäten im Zahnhalsbereich, die der Kaubelastung nicht standhalten müssen, scheint diese Materialklasse hinsichtlich Haltbarkeit keinen Nachteil gegenüber Komposit zu haben 6 . FAZIT Wurzelkaries ist ein zunehmendes Problem bei älteren Patienten. Die Prävention und Therapie dieser Erkrankung werden zukünftig einen immer größer werdenden Stellenwert bei der zahnmedizinischen Versorgung älterer Patienten einnehmen. Aktuelle Empfehlungen unterstreichen hierzu die Notwendigkeit von wirksamen Maßnahmen zur Kariesprävention gerade bei älteren Patienten und sehen zur Therapie von Wurzelkaries insbesondere bei pflegebedürftigen Senioren eher non-invasive Verfahren zur Kariesarretierung vor. PD Dr. Gerd Göstemeyer, Abteilung für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin, Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Charité – Universitätsmedizin Berlin Foto: Lisa Bombeck, Charité Das Literaturverzeichnis kann beim IZZ bestellt werden unter Tel: 0711/222966-14 oder E-Mail: info@zahnaerzteblatt.de. www.zahnaerzteblatt.de 0711 222966-14 info@zahnaerzteblatt.de Freiliegende Wurzeloberflächen. Ausgeprägte Wurzelkariesläsionen bei einer Pflegeheimbewohnerin (81 Jahre, Demenz, Pflegegrad 3 mit Unterstützung bei Mundhygienemaßnahmen durch das Pflegepersonal) an den Zähnen 32, 33 und 34. Neben einer weichen Oberflächenkonsistenz ist die Plaque-Bedeckung ein Hinweis darauf, dass die Läsionen aktiv sind. Ist eine Verbesserung der Mundhygiene realisierbar, können die Läsionen arretieren und damit eine aufwändige restaurative Therapie umgangen werden. PD Dr. Gerd Göstemeyer, Oberarzt, Abteilung für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin, Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Charité – Universitätsmedizin Berlin
ZBW_11-12/2023 www.zahnaerzteblatt.de 39_KOMMUNIKATION Landesparteitag Bündnis 90/Die Grünen in Weingarten THEMENVIELFALT Beim zweitägigen Landesparteitag der Grünen in Weingarten war die Themenpalette dieses Mal bunt und vielfältig: Neben der Migrationspolitik beschäftigte auch die Solidarität mit Israel die Debatten. Am Sonntag war vor allem der Umgang mit der AfD ein wesentliches Thema. Am Stand der Zahnärzteschaft diskutierten Dr. Hans Hugo Wilms (KZV BW), Dr. Jutta Vischer (LZK BW) und Cornelia Schwarz (IZZ BW) mit den Politiker*innen vor allem über die Nichtanpassung der GOZ, den ersehnten Bürokratieabbau, mehr Studienplätze für die Zahnmedizin von morgen und die Abschaffung der Budgetierung. Nahm sich Zeit: Ministerpräsident Winfried Kretschmann MdL (r.) mit Dr. Jutta Vischer, Dr. Hans Hugo Wilms und Cornelia Schwarz (v. l.). Ricarda Lang MdB (l.), Bundesvorsitzende der Grünen, versprach die Anliegen der Zahnärzteschaft mit nach Berlin zu nehmen. Cem Özdemir MdB (M.), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, freute sich über das Wiedersehen. Sozialminister Manne Lucha MdL und Cornelia Schwarz waren sich einig über die Stärkung der flächendeckenden Versorgung. Landtagspräsidentin Muhterem Aras MdL und Dr. Jutta Vischer (v. l.) sprachen über die Solidarität für Israel. Die Rahmenbedingungen für die Gesundheitsberufe waren Thema zwischen Kultusministerin Theresa Schopper und Dr. Hans Hugo Wilms. Im Forum platzierten die Sprecher*innen der Zahnärzteschaft die berufspolitischen Standpunkte bezüglich des GKV-FinStG genauso klar wie die Problematik der investorengeführten medizinischen Versorgungszentren. Auch der unveränderte GOZ-Punktwert war ein viel besprochenes Thema am Rande der Landesdelegiertenkonferenz. Darüber hinaus diskutierten die Gesprächspartner*innen verschiedene Maßnahmen, um die langfristige Sicherstellung der zahnärztlichen Versorgung durch mehr Studienplätze zu gewährleisten. Cornelia Schwarz GOZ und Beihilfe waren Thema zwischen Dr. Hans Hugo Wilms (l.) und Danyal Bayaz Finanzminister des Landes. Petra Krebs MdL, Sprecherin für Soziales, Gesundheit und Pflege, fühlte sich sichtlich wohl am Stand der Zahnärzteschaft. Fotos: Felix Kästle & Suzana Jordacevic
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