34_FORTBILDUNG ZBW_11-12/2023 www.zahnaerzteblatt.de Abschiedssymposium für Professor Dr. Elmar Hellwig EMOTIONEN, DANKSAGUNGEN UND WÜRDIGUNGEN Es ist kaum vorstellbar. Professor Dr. Elmar Hellwig tritt als Ordinarius für Zahnerhaltung und Parodontologie an der Universität Freiburg in den Ruhestand. Venia Legendi. Prof. Dr. Elmar Hellwig (rechts hinten) im Kreise seiner Habilitandinnen und Habilitanden. Es hat die Geschicke der Klinik seit Oktober 1993 in nunmehr 30 Jahren äußerst erfolgreich gelenkt. Diesem Anlass zu Ehren wurde am 30. September 2023 ein ganztägiges festliches Symposium mit dem Titel „Rückblicke und Ausblicke in der Zahnerhaltung“ abgehalten, an dem knapp 200 Teilnehmer zugegen waren. So kamen Freunde, ehemalige Doktoranden, Habilitanden, Klinikpersonal, Vertreter der Zahnärztekammer Baden-Würrtemberg und weitere Weggefährten in einer zum Teil sehr emotional getragenen Atmosphäre zusammen, die keiner der Anwesenden so schnell vergessen wird. WIRKEN Gestartet wurde das Programm mit einer Violinsonate von W. A. Mozart, gefolgt von einer Begrüßung durch den Moderator der Veranstaltung, Prof. Dr. Thomas Attin, Universität Zürich. Er stellte den Lebenslauf von Prof. Hellwig vor, der ihn über berufliche Stationen in Marburg und Köln schließlich nach Freiburg führte. Er hob die zahlreichen wissenschaftlichen Preise hervor, die Prof. Hellwig in seiner Karriere zugesprochen worden waren: Allen voran nannte er den „Distinguished Scientist Award der IADR“, der als die höchste Auszeichnung in der Zahnmedizin gilt. Der Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg, Prof. Dr. Lutz Hein, stellte in seiner Ansprache das große Engagement Prof. Hellwigs in verschiedenen Gremien und Funktionen in den Vordergrund und dankte ihm unter anderem für sein langjähriges Wirken als Studiendekan. Prof. Hellwigs Wirken als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ; 1999 bis 2002) sowie sein Einsatz bei der Abfassung verschiedener S3-Leitlinien wurde von der Präsidentin der DGZ, Prof. Dr. Annette Wiegand, Universität Göttingen, hervorgehoben. Sie betonte auch, dass Prof. Hellwig als Erstautor des Buches „Einführung in die Zahnerhaltung“ seit der Erstausgabe im Jahr 1994 zahlreichen Studierenden und Praktikern einen Leitfaden an die Hand gegeben habe, der in Deutschland als „Der Hellwig“ größte Anerkennung genießt. In Kurzvorstellungen verwiesen die 16 Habilitandinnen und Habilitanden von Prof. Hellwig auf ihre jeweiligen Arbeiten und dankten Prof. Hellwig für die Inspirationen, die zum Gelingen der Arbeiten beigetragen hatten. Besonders hervorgehoben wurde, dass Prof. Hellwig ein Chef auf Augenhöhe gewesen sei, der dem Gegenüber immer Wertschätzung und Empathie entgegengebracht habe. Mit einem Violin-Duo von Charles-Auguste de Bériot, gespielt von Simone Schermi und Benjamin Hoffmann, endete der erste Teil der Veranstaltung. WISSENSCHAFT Im zweiten Teil nahmen zunächst vier wissenschaftliche Vorträge renommierter Hochschullehrer und Wissenschaftler einen breiteren Rahmen ein. Alle Referenten verband zudem eine langjährige Freundschaft zu Prof. Hellwig, die auch in den Vorträgen zum Ausdruck kam. Prof. Dr. Rainer Seemann, Universität Bern und Dentsply Sirona, stellte in seinem Vortrag zur „Digitalen Zahnmedizin der Zukunft“ nachdenkliche und zum Teil erheiternde Aspekte vor, wie sich die Zahnmedizin der Zukunft Kollegen. Gemeinschaftsfoto der übrigen Referenten mit Prof. Dr. Elmar Hellwig.
ZBW_11-12/2023 www.zahnaerzteblatt.de 35_FORTBILDUNG Fotos: Prof. Dr. Thomas Attin Freude. Der Geehrte war bester Laune angesichts der vielen positiven Eindrücke. Charisma. Prof. Hellwig wie man ihn kennt bei seiner abschließenden Rede: engagiert und ausnehmend gewinnend. durch digitale Prozesse und Kommunikationswege verändern könnte. Dass die Digitalisierung aber auch Schattenseiten haben könnte, zeigte er am Beispiel eines mit Hilfe von Chat-GTP erstellten Redemanuskripts, mit dem sich durch Eingabe von wenigen Schlagworten vollständige, (mehr oder weniger) sinnhafte Textpassagen zum Leben von Prof. Hellwig erstellen ließen. „Prävention von Karies und Erosionen – Was Neues hinterm Horizont?“ war das Thema von Prof. Dr. Adrian Lussi, ehem. Universität Bern, der in seinem Referat zukünftige präventive Strategien ansprach, bei denen auch interessante Modifikationen der Speichelpellikel zum verbesserten Schutz vor Erosionen einen Beitrag leisten könnten. Als stimmungsvollen Abschluss seines Vortrages, ließ Prof. Lussi eine farbenfrohe und kunstvolle Serie eingefärbter histologischer Zahnschnitte als Film ablaufen. Auch im folgenden Vortrag von Prof. Dr. Matthias Hannig, Universität Homburg, spielte der menschliche Speichel eine wichtige Rolle. In seinem Referat „Speicheldiagnostik – Was bringt die Zukunft?“ wurde das Potenzial des Speichels als Diagnostikum für verschiedene Erkrankungen hervorgehoben. Die schier unendliche Vielfalt von Speichelbestandteilen (wie z. B. 3000 bisher erkannter Proteine) lassen den Speichel in Konkurrenz beziehungsweise als Adjuvans zu der bisher üblichen Diagnose mittels Blutuntersuchungen treten. Der Vortrag von Prof. Dr. Bernd Haller, Universität Ulm, mit dem Titel „30 Jahre Direkte Seitenzahnrestaurationen mit Komposit – Tops, Flops, Perspektiven“ machte deutlich, welche Entwicklungsschritte in dem 30-jährigen Zeitraum des Wirkens von Prof. Hellwig in Freiburg in der restaurativen, konservierenden Zahnmedizin vollbracht werden konnten. Es wurde deutlich, dass mit den modernen Kompositen ein Füllungsmaterial zur Verfügung steht, das zwar techniksensitiv ist und einige konzentrierte Arbeitsschritte verlangt, aber schlussendlich zur stabilen Langzeitversorgung auch schwieriger Situationen herangezogen werden kann. Der Zufall wollte es, dass auch Prof. Reinhard Hickel, Universität München, am selben Tag wie Prof. Hellwig in den Ruhestand trat. In einleitenden Worten würdigte Prof. Attin auch sein beeindruckendes Œuvre und Wirken für die Zahnmedizin. In Prof. Hickels Beitrag „Ein arbeitsreiches Leben, aber gelacht haben wir auch …“ kam auf sehr humorvolle Weise die gegenseitige Wertschätzung der beiden zukünftigen Ruheständler zum Ausdruck. Es ist aber zum Glück absehbar, dass beide auch zukünftig der Zahnmedizin in verschiedenen Aufgaben verbunden bleiben werden. WERTSCHÄTZUNG Damit war die Bühne frei für den zukünftigen Emeritus: In seinem Vortrag „Mein Weg zum Hochschullehrer“ skizzierte Prof. Hellwig seine wissenschaftlichen Stationen, angefangen von einer wissenschaftlichen Hilfstätigkeit in der Anatomie an der Universität Münster über ein DFG-gefördertes Projekt in Marburg und viele weitere Stationen bis zum Ruf an die Universität Freiburg im Jahr 1993. Mit emotionalen Worten dankte Prof. Hellwig allen, die ihn auf diesem Weg unterstützt und begleitet haben – insbesondere seiner Frau Ellen und seiner weiteren Familie. Als besondere Wertschätzung für Prof. Hellwig gab es nicht endend wollende Standing Ovations vom sichtlich gerührten Publikum. Nach Dankesworten von Mitarbeiter*innen der Klinik endete das Symposium mit einer Verabschiedung durch den Moderator, der dem zukünftigen Direktor der Klinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universität Freiburg, Prof. Dr. Fabian Cieplik (noch Universität Regensburg), alles Beste und gutes Gelingen bei seinem zukünftigen Wirken wünschte. Bei einem abschließenden Apéro hatten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch Gelegenheit, sich mit Prof. Hellwig auszutauschen und ihm persönlich die besten Zukunftswünsche zu übermitteln. Prof. Dr. Thomas Attin Ehrung. Standing Ovations für den scheidenden Ordinarius der Universität Freiburg.
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