30_FORTBILDUNG ZBW_11-12/2023 www.zahnaerzteblatt.de Rote Ästhetik. Prof. Dr. Stefan Fickl demonstrierte die erfolgreiche Therapie mit Implantaten. Evidenz. Prof. Dr. Dirk Ziebolz sprach über Zusammenhänge zwischen Mundgesundheit und Allgemeinerkrankungen. Der besondere Vortrag. Der Preisüberwacher gewährleistet fairen Wettbewerb und Verbraucherschutz. Regeneration. Prof. Dr. Christian Graetz zeigte Möglichkeiten der regenerativen Therapie. Praxisteam. Monika Kruse, Lauchringen, gab Tipps für eine erfolgreiche Mitarbeiterführung. zu integrieren. Die Entwicklung von Ersatzmaterialien habe Fortschritte gemacht und diese erwiesen sich als äußerst nützlich, insbesondere wenn kein Bindegewebe aus dem Gaumen entnommen werde. „Sie bieten sichere Alternativen und tragen zu guten Ergebnissen bei“, betonte Prof. Fickl. Bei großen Defekten sei ein gutes Zusammenspiel von Hart- und Weichgewebe entscheidend, um gute Ergebnisse zu erzielen. Zur Verbesserung von xenogenem Knochenaugmentat empfahl er die Addition von autologen Knochenchips. Er wies darauf hin, dass Hyaluronsäure nicht nur ein wirksamer Wundheilungsbeschleuniger ist, sondern auch zur Erhöhung der Vaskularisation verwendet werden könne. PARODONTALCHIRURGIE In ihrem zweiten Vortrag mit dem Thema „Parodontalchirurgie: Stellenwert & Indikation“ illustrierte Prof. Dr. Bernadette Pretzl die Grenzen der nicht-chirurgischen Parodontitistherapie. Gemäß den aktuellen wissenschaftlichen Empfehlungen und den deutschen PAR- Richtlinien erfolge nach Abschluss der nicht-chirurgischen Behandlung und einer Heilungsphase von drei bis sechs Monaten eine erste Befundevaluation. Falls sich hierbei Taschen von sechs Millimeter oder mehr ergeben, sollte eine chirurgische Therapie in Betracht gezogen werden, hob Prof. Pretzl hervor. Anhand eines Fallbeispiels erläuterte sie die allgemeinmedizinischen und patientenbezogenen Aspekte, klärte über Leitlinienempfehlungen auf und demonstrierte die chirurgische Therapie in Einzelschritten mit überzeugenden Langzeitresultaten. REGENERATIVE THERAPIE Prof. Dr. Christian Graetz, Kiel, präsentierte in seinem Vortrag „Parodontale Regeneration – Wunsch und Wirklichkeit“ verschiedene regenerative Verfahren. Unter Berücksichtigung der aktuellen Evidenz ständen nur wenige Therapieverfahren zur Verfügung, die unter klinischen Bedingungen eine vorhersagbare parodontale Regeneration ermöglichten. Eine Methode sei die Guided Tissue Regeneration (GTR) mit zellokklusiven Membranen. Im Vergleich zur Instrumentierung unter Sicht könne damit ein zusätzlicher Attachmentgewinn von 1,43 Millimetern erreicht werden. Die Kombination von GTR und Knochenersatzmaterial führe zu einem zusätzlichen Attachmentgewinn von 1,5 Millimetern. Erfolgsentscheidend seien die Entzündungsfreiheit und die Defektkonfiguration. Prof. Graetz empfahl, Verfahren mit maximalem Erhalt der interdentalen Gewebe zu wählen und die Wundstabilität zu sichern, um die Morbidität zu verringern. Dieses Verfahren erfordere eine gewisse Erfahrung und Übung des Behandlers. Eine alternative Methode sei die Applikation von Schmelzmatrixproteinen. Es gebe starke Evidenz, dass diese klinisch ähnlich gute Ergebnisse erzielen wie die GTR-Methode. Sie unterstützten die Wundheilung und die Bildung von neuem parodontalem Gewebe. Dieses Verfahren sei jedoch weniger behandlersensitiv und es treten weniger Komplikationen auf. Weitere Verfahren umfassen die Anwendung von thrombozytenreichem Plasma (PRP) und thrombozytenreichem Fibrin (PRF) sowie die Möglichkeiten der Gentransfer- und Stammzelltherapie. Allerdings seien randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) notwendig, um die In-vitro-Ergebnisse zu validieren. DER BESONDERE VORTRAG In seinem Vortrag „Blick von Jenseits des Bodensees: Der Schweizer Preisüberwacher über Preise im Dreiländereck und was wo warum viel oder wenig kostet“ gab Dr. Stefan Meierhans Einblicke in seine Arbeit. Dieses Amt befasst sich damit, die Preise von Waren und Dienstleistungen zu überwachen und sicherzustel-
ZBW_11-12/2023 www.zahnaerzteblatt.de 31_FORTBILDUNG len, dass sie fair und angemessen sind. Besonderes Augenmerk gilt derzeit den steigenden Gesundheitskosten. In Bezug auf Zahnarztleistungen wies Dr. Meierhans darauf hin, dass Schweizer Haushalte diese weitgehend aus eigener Tasche bezahlen müssen. Des Weiteren beleuchtete er die Auswirkungen der Preisüberwachung auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt in der Schweiz und zeigte die größten Preisdifferenzen im Vergleich zum angrenzenden Ausland. ADJUVANTE THERAPIE In seinem Vortrag „Adjuvante Therapiemaßnahmen in der Parodontitistherapie“ gab Prof. Dr. Axel Spahr, Sydney, einen umfassenden Überblick über verschiedene Möglichkeiten zur Unterstützung der professionellen supra- und subgingivalen Therapie, die Grundlage für eine effektive häusliche Mundhygiene sind. Er empfahl Airflow für die Oberflächenreinigung, da hier gute Ergebnisse erzielt werden können. Chlorhexidin bleibe nach wie vor der Goldstandard für die kurzfristige Anwendung in der Parodontitis-Therapie, sei jedoch nicht für die dauerhafte Anwendung geeignet. Hier seien essentielle Öle eine geeignete Option, insbesondere für Patient*innen, bei denen die mechanische Reinigung ineffizient ist. Für die systemische Antibiotikagabe nannte er Amoxicillin als Standard und Azithromycin als alternative Option. Ein weiterer Schwerpunkt seines Vortrags war die Ernährung, da es zunehmend Bestrebungen gebe, Nahrungsergänzungsmittel und natürliche Lebensmittel zur entzündungshemmenden Wirkung einzusetzen, erläuterte Prof. Spahr. Lebensmittel mit hohem Ballaststoffgehalt wie Obst und Gemüse sowie Omega-3-Fettsäuren, Glutamin, Glucosamin und Chondroitin empfahl er als sinnvolle Ergänzungen. Als Geheimtipp für eine extrem entzündungshemmende Wirkung empfahl Prof. Spahr Spirulina. MITARBEITERFÜHRUNG Monika Kruse, Lauchringen, gab in ihrem Vortrag „Fachpersonal finden und binden – Dos und Don‘ts in der Mitarbeiterführung“ Tipps für eine erfolgreiche Zusammenarbeit in der Praxis. Eine wichtige Herausforderung in den kommenden Jahren bestehe darin, Fachpersonal langfristig an die Praxis zu binden. Dies erfordere, die Teamkultur zu festigen und eine positive kooperative Arbeitsumgebung zu schaffen. Es sei von großer Bedeutung, die Bedürfnisse und Erwartungen aller Teammitglieder zu berücksichtigen, insbesondere die der jüngeren Generation, die oft andere Vorstellungen von Arbeit und Karriere habe. Zahnärzt*innen sollten sich selbst als Führungspersonen reflektieren und ihre Führungsqualitäten mit Stärken und Schwächen kritisch betrachten. „Ein authentisches und wertschätzendes Verhalten gegenüber den Mitarbeitenden ist der Schlüssel zum Erfolg“, resümierte sie. ZAHNERSATZ Prof. Dr. Nicola U. Zitzmann, Basel, sprach über die Herausforderungen bei der Planung und Umsetzung von Zahnersatz im parodontal beeinträchtigten Gebiss. Sie erläuterte, dass es absolut essenziell sei, dass der klinische Befund und die Diagnose alle relevanten Parameter umfassen. Dazu gehören Aspekte wie Okklusion, Funktion, Frenitus und die Frage nach der Notwendigkeit von Schienung sowie das okklusale Einschleifen. Es sei auch wichtig zu überlegen, ob provisorischer Zahnersatz benötigt werde und ob Seitensegmente temporär ersetzt werden müssten, um die Front zu entlasten. Ein interdisziplinäres Behandlungskonzept, das Parodontologie, Konservierende Zahnheilkunde, Kieferorthopädie und Prothetik einschließe, sei entscheidend. „Die Berücksichtigung der reziproken Wirkung und die vertikale Abstützung sind bei abnehmbaren Provisorien und endgültigen Rekonstruktionen wichtig, um langfristigen Erfolg sicherzustellen“, unterstrich Prof. Zitzmann. Provisorien, Schienungen und okklusales Einschleifen könnten zu jedem Zeitpunkt der Therapie durchgeführt werden, um die Behandlung optimal anzupassen. Prof. Zitzmann empfahl, Implantate nur dann in Betracht zu ziehen, wenn die Risikofaktoren reduziert oder eliminiert wurden. PERIIMPLANTÄRE ERKRANKUNGEN PD Dr. Philipp Sahrmann, Zürich, wies zu Beginn seines Referats „Periimplantäre Erkrankungen – Erkennen, Therapieren und Vorbeugen“ darauf hin, dass es bisher keinen anerkannten Standard für die Therapie von Periimplantitis gebe. Daher sei eine sichere und frühe Diagnose periimplantärer Entzündungen wichtig, idealerweise noch bevor der marginale Knochen betroffen sei. Dr. Sahrmann gab einen praktischen Tipp für das periimplantäre Sondieren: „Damit Sie sicher und zweifelsfrei sondieren können, geben Sie dem Patienten eine Anästhesie“. Er erklärte, dass eine geringe Blutung an ein bis zwei Stellen akzeptabel sei, aber wenn das Blut den Interdentalbereich fülle, deute dies auf eine Entzündung hin. Er empfahl das Ausstreichen von apikal nach peripher und erklärte, dass bereits bei einer kleinen Menge austretendem Eiter ein Röntgenbild gemacht werden sollte. Er erklärte, dass der Erfolg einer Therapie nur dann gewährleistet sei, wenn Risikofaktoren wie Rauchen und schlechte Mundhygiene korrigiert werden. Zur Oberflächenbearbeitung empfahl er die Reinigung mit dem Pulverstrahlgerät. Obwohl dies nicht auf evidenzbasierten Erkenntnissen beruhe, sei dies aufgrund seiner klinischen Erfahrung die gründlichste Reinigungsmethode und beschädige die Oberfläche am wenigsten. In Fällen von manifestierter Periimplantitis ist laut Dr. Sahrmann die Notwendigkeit eines chirurgischen Eingriffs unerlässlich. Gabriele Billischek Adjuvante Therapiemaßnahmen. Prof. Dr. Axel Spahr gab nützliche Empfehlungen zur Ernährung. Prothetik. Prof. Dr. Nicola U. Zitzmann sprach über Zahnersatz im parodontal geschädigten Gebiss. Periimplantitis. PD Dr. Philipp Sahrmann diskutierte Herausforderungen bei periimplantären Erkrankungen.
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