20_BERUFSPOLITK ZBW_11-12/2023 www.zahnaerzteblatt.de Vertreterversammlung der BZK Tübingen in Lindau APPELL ZUM HINSTEHEN Im Rahmen seiner eindrücklichen Eröffnungsrede zur diesjährigen Vertreterversammlung erinnerte Versammlungsleiter Dr. Werner Ströbele daran, dass es einst die Politik war, die darauf bestanden habe, die standespolitischen Vertretungen der Zahnärzteschaft zu begründen. Und auch wenn der Berufsstand nur begrenzten Einfluss auf Gesetze und Verordnungen habe, so gebe es im Bezug auf Regulierungen und Ausführungsbestimmungen gewisse Spielräume. Diesen Ball, der gleich zu Beginn der VV ins Spiel gebrachten wurde, nahmen die folgenden Redner*innen immer wieder auf und bestärkten ihre Kollegenschaft darin, bestehende Gesetzesregelungen zu ihren Gunsten auszulegen. » Ich möchte, dass dieser Berufsstand sich aufrecht hinstellt, jeder Einzelne in seiner Praxis, und mit den Patienten direkt verhandelt.« Dr. Dr. Heinrich Schneider Foto: Cornelia Schwarz/IZZBW Appell. Dr. Dr. Heinrich Schneider forderte die Kollegenschaft dazu auf, persönliche Verhandlungen mit der Patientenschaft bezüglich der Behandlungskosten zu führen. Dr. Dr. Heinrich Schneider, seit einem Jahr Vorsitzender der Bezirkszahnärztekammer (BZK) Tübingen, unternahm in seinem Referat zunächst eine kleine Zeitreise. Dabei erinnerte er an das Jahr 1992, als Horst Seehofer Bundesminister für Gesundheit wurde und dem zahnärztlichen Berufsstand die erste Budgetierung bescherte. Ähnliches widerfährt uns heute, schlug Dr. Dr. Schneider den Bogen zur Gegenwart und verwies auf Karl Lauterbachs aktuelle Budgetierungen, die „ähnlich, nur schärfer“ seien. „Ich möchte, dass dieser Berufsstand sich aufrecht hinstellt, jeder Einzelne in seiner Praxis und mit den Patienten direkt verhandelt“, appellierte er an seine Zuhörerschaft. KURZBERICHTE Die Serie GOZ 4.0 durch Dr. Herbert Martin (das ZBW berichtete) wurde nahezu zeitgleich zur neuen Lauterbachschen Budgetierung durchgeführt. In seinem Vortrag nahm auch der GOZ- Beauftragte der BZK Tübingen den Selbstverwaltungsball gekonnt auf und verwies erneut auf die Möglichkeiten, die der Zahnärzteschaft durch Anwendung des Paragrafen 2 der GOZ- Verordnung bleiben. Aus dem Bereich Kieferorthopädie berichtete Dr. Monica Cremer. Nach wie vor sei sie davon überzeugt, dass eine freie ärztliche und zahnärztliche Versorgung die beste Vorgehensweise sei, an der man festhalte müsse, „allerdings wird uns diese immer schwerer gemacht“, schloss die Kieferorthopädin ihre Ausführungen. Die Aussprachen im Anschluss an die Referate fielen entsprechend umfangreich und inten- siv aus. Dr. Torsten Tomppert, Vor- standsvorsitzender der KZV und Prä- sident der LZK BW sensibilisierte un- ter anderem dafür, dass „wir die Moti- vation der jungen Zahnärzteschaft, sich niederzulassen und zu engagie- ren, durch unsere Negativsicht konterkarieren“. Natürlich müsse man die Gegebenheiten benennen, aber auch Lösungsansätze erarbeiten, resümierte er. Dabei verwies er auf die gemeinsamen Anstrengungen der Niederlassungsberatungen von KZV und LZK BW bei Praxisgründungen. Bedauerlicherweise konnte auch Dr. Martin Braun wenig Positives aus dem Bereich Jugendzahnpflege berichten: So gehe sowohl die Zahl der Patenzahnärzt*innen immer weiter zurück, als auch die Anzahl der zähneputzenden Kinder in den Kitas des Landes. Laut Bericht des Referenten werde nur noch in rund zehn Prozent der Einrichtungen täglich zur Zahnbürste gegriffen. PERSONALIA Eine personelle Neuerung der VV ergab sich aus der Wahl von Dr. Ute Maier in den Vorstand der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV). Für sie rückte Dr. Kai Jan Hermes in die Reihe der VV-Delegierten nach. Aufgrund persönlicher Gründe übergaben Julia Fauser und Sonja Schneider als Referentinnen für Studierende und junge Zahnärzt*innen ihre Ämter an Dr. Anke Bleicher und Dr. Elke Hairass. Cornelia Schwarz
ZBW_11-12/2023 www.zahnaerzteblatt.de 21_BERUFSPOLITIK Vertreterversammlung der BZK Karlsruhe in Baden-Baden VIELE HERAUSFORDERUNGEN Bei der alljährlich stattfindenden Vertreterversammlung der Bezirkszahnärztekammer (BZK) Karlsruhe, traditionell in Baden-Baden, wurde eine Vielzahl wichtiger Themen diskutiert, mit denen die Zahnärzteschaft derzeit konfrontiert ist. Das Grußwort sprach Dr. Torsten Tomppert in seiner Funktion als Präsident der Landeszahnärztekammer (LZK) Baden-Württemberg und brachte dabei bereits wesentliche Aspekte der aktuellen Herausforderungen zur Sprache. » Überall brennt es und mittendrin ist man als kleiner Unternehmer in der täglichen Arbeit des hektischen Praxisbetriebes und verlässt sich am besten auf sich selber.« Dr. Robert Heiden Zu Beginn der Versammlung ergriff Kammerpräsident Dr. Torsten Tomppert auf Bitte des Versammlungsleiters Dr. Ralph Beuchert das Wort und lobte die hervorragende Zusammenarbeit im Präsidium mit Dr. Bert Bauder und im LZK Vorstand und anderen Gremien mit den nordbadischen Ehrenamtsträgern und der Verwaltung, zuletzt bei dem Filmprojekt der jungen Zahnärztinnen und Zahnärzte oder der Klausurtagung des LZK Vorstandes in Mannheim im Juni. Die Sorgen der Zahnärzteschaft sieht Dr. Tomppert in seiner Doppelfunktion überall. Derzeit wird der ambulante Bereich völlig im Regen stehen gelassen. Von der Nichtanpassung der GOZ ganz zu schweigen, zeige sich die Tragweite der Budgetierung durch das GKV-FinStG, jetzt vor allem zum Ende des dritten Quartals. „Wir kommen mit den Geldern überhaupt nicht klar“, resümierte er. So sei neben der PAR-Strecke auch der Bereich der konservierenden Zahnheilkunde unterbudgetär. Herausforderung. Durch Inflation, Nichtanpassung der GOZ sowie der Wiedereinführung der Budgetierung für Vertragszahnärzte in der GKV ist es immer schwieriger, ein angemessenes Honorar ohne individuelle Vereinbarungen mit den Patienten zu erzielen, resümierte Dr. Robert Heiden. REFERATE „Überall brennt es und mittendrin ist man als kleiner Unternehmer in der täglichen Arbeit des hektischen Praxisbetriebes und verlässt sich am besten auf sich selber“, so Dr. Robert Heiden, Vorsitzender der BZK Karlsruhe, in seinem Bericht. Kurz und knapp umschrieb er die Situation: „Für uns in den Praxen heißt das konkret für das Berichtsjahr anhaltende Inflation, hohe Energiepreise, fehlende ZFAs, fast drei Jahre vollumfängliche zahnmedizinische Versorgung während der Coronapandemie und zum Dank Wiedereinführung des Budgets, keine Anpassung des GOZ-Punktwertes und Missachtung des ambulanten Sektors generell“. So brachte er sämtliche Sorgen in einem Satz auf den Punkt. Die zahnärztlichen Kolleg*innen sieht er als Problemlöser vor Ort, die weiterhin die Versorgung der Patient*innen gewährleisten und sich proaktiv den Schwierigkeiten stellen. „Eine GOZ-Novelle wird von der Politik kategorisch ausgeschlossen“, so das fast schon resignierte Fazit von Dr. Jan Wilz, GOZ-Referent der BZK Karlsruhe. Denn, so die Begründung aus dem Bundesgesundheitsministerium, „vor dem Hintergrund der prozentualen Umsatzsteigerungen der Zahnärzte von 2003 bis 2019 von 53 Prozent [sei diese] gar nicht nötig“. Verschwiegen wird dabei, so die Ausführungen von Dr. Wilz, „dass diese Umsatzsteigerung zu fast 50 Prozent auf die Dynamisierungen des BE- MA-Punktwertes zurückzuführen ist, und das zahnärztliche Einkommen insgesamt seit 2011 kontinuierlich sinkt“. Auch alle weiteren Referent*innen erläuterten ihre schriftlichen Berichte aus den Bereichen Gutachterwesen, Alters- und Inklusive Zahnmedizin, Qualitätsmanagement, ZFAs, Jugendzahnpflege und Prophylaxe, Junge Zahnärztinnen und Zahnärzte, Praxisführung und KFO und LFB. Neben der Nichtanpassung der GOZ wurde vor allem auch der Fachkräftemangel sowie die Versorgung vulnerabler Gruppen intensiv diskutiert. AUSBLICK Ein Kurzvortrag zur Kammerwahl 2024 als Onlinewahl stimmte die Delegierten auf das kommende Wahljahr ein und ein Projekt des Arbeitskreises „Future Now“ der LZK, unter Mitwirkung junger Delegierter aus dem Bezirk Karlsruhe, präsentierte die demnächst an den Start gehenden Kurzfilme von Kammer und KZV. Die Vorsitzende des Haushaltsausschusses, Dr. Karen Folttmann, präsentierte die Zahlen: Ein wieder sehr gutes Jahresergebnis 2022, die gute Finanzsituation im Haushaltsjahr 2023 und der Ausblick auf die Haushaltsplanung 2024 mit erneuter Beitragssenkung sorgte für zufriedene Delegierte. Cornelia Schwarz Foto: Cornelia Schwarz/IZZ BW
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