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Ausgabe 3/2017

20 Berufspolitik

20 Berufspolitik Begegnungen 2017 im Zahnärztehaus Freiburg Freiberuflichkeit in gesellschaftlicher Verantwortung „Die Sicherung der zahnmedizinischen Gesundheitsvorsorge liegt im Interesse aller Bürger und ist wesentlicher Bestandteil der Gemeinwohlverpflichtung des Berufsstandes.“ Ein Kernsatz, vorgetragen von Christoph Besters, stellvertretender Vorsitzender der KZV BW, der in seiner Ansprache vor über 100 geladenen Gästen subtil die staatlichen Eingriffe in Selbstverwaltung und Freiberuflichkeit analysierte. Begegnungen 2017 – traditioneller Treffpunkt zu Beginn eines jeden Jahres für Verantwortungsträger in den Selbstverwaltungen, in Kammer und KZV sowie Gästen der dentalen Familie im Zahnärztehaus Freiburg. Abgerundet wurden die Begegnungen 2017 durch einen bemerkenswerten Vortrag von Florian Mehnert zum Thema Big Data und Ehrungen durch Dr. Peter Riedel für verdiente Kollegen, die sich über viele Jahrzehnte in der Selbstverwaltung erfolgreich engagierten. Selbstverwaltung. Christoph Besters betonte, dass „die Grundlage für die aktive und innovative Entwicklung des Berufsstandes eine funktionierende Selbstverwaltung“ sei. Die Selbstverwaltung habe zwar den Auftrag, die Interessen der Zahnärzteschaft wahrzunehmen, aber sie „könne nur unter Beachtung der Gemeinwohlorientierung umgesetzt werden“. Das bedeute weiter, dass die „Freiberuflichkeit in ihrer Umsetzung somit in erster Linie das Tragen von Verantwortung und die Schaffung von Vertrauen in den Berufsstand ist“. Christoph Besters zeigte jedoch Entwicklungen auf nationaler und europäischer Ebene auf, die die Freiberuflichkeit und die Selbstverwaltung gefährden. Er verwies auf die Europäische Kommission, die zu Beginn dieses Jahres mehrere Gesetzesvorschläge präsentiert habe, die u. a. eine „Prüfung der Verhältnismäßigkeit von Berufsregeln“ vorsehe. Die Europäische Kommission sieht nationale Regelungen als Hindernis, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Berufsregeln dienen nach Auffassung von Kammer und KZV „vielmehr dem Patienten- und Verbraucherschutz sowie der Sicherstellung eines hohen Qualitätsniveaus“. Besters Fazit: „Die Ökonomie kann nicht der entscheidende Maßstab für nationales Berufsrecht sein.“ Darüber hinaus gibt es nicht nur auf europäischer Ebene Überlegungen, Gebührenordnungen infrage zu stellen, führte Besters weiter aus. Er erinnerte an das Papier der Friedrich-Ebert-Stiftung, an dem u. a. die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Hilde Mattheis MdB aus Baden- Württemberg, mitgewirkt hat und der Bürgerversicherung „mit einem einheitlichen Bewertungssystem ärztlicher Leistung“ wider das Wort redete. „Eine GOÄ-Reform unter Federführung der SPD würde damit in die Einheitsversicherung führen“, ist sich Christoph Besters sicher. Darüber hinaus streifte Besters das GKV-Selbstverwaltungsstärkungsgesetz, das eher die „Zwangsverwaltung als die Stärkung der Selbstverwaltung im Auge hat“. Sein Appell: „Die Politik muss zu einer von Vertrauen und gegenseitigem Respekt geprägten Kultur des Umgangs mit der Selbstverwaltung zurückkehren.“ Seit Jahren bestimme das Motiv einer immer strengeren Regulierung unser Gesundheitswesen. Deswegen gelte es mehr denn je, für die Selbstverwaltung des Berufsstandes und die Freiberuflichkeit einzutreten. Digitalisierung. Ein weiteres Thema, das bei Christoph Besters‘ Analyse der gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen für Kliniken und Praxen nicht fehlte, galt der Digitalisierung. Das hier Begegnungen. Traditioneller Treffpunkt zu Beginn eines jeden Jahres für Verantwortungsträger in den Selbstverwaltungen, in der Kammer und KZV sowie Gästen der dentalen Familie ist das Zahnärztehaus Freiburg. Aktiv. Christoph Besters betonte, dass „die Grundlage für die aktive und innovative Entwicklung des Berufsstandes eine funktionierende Selbstverwaltung“ ist. Fotos: Bamberger ZBW 3/2017 www.zahnaerzteblatt.de

Berufspolitik 21 Gemeinsam. Dr. Peter Riedel, Vorsitzender der Bezirkszahnärztekammer Freiburg, leitete amüsant und kurzweilig in den Festvortrag von Florian Mehnert ein. Big Data. Was Big Data bereits heute an Fakten, Chancen, aber auch Gefahren birgt zeigte der diesjährige Festredner Florian Mehnert in einer einzigartigen Präsentation. im ZBW vorzustellen, sprengte den Rahmen (Anm. der Red.: siehe auch die Kolumne von Florian Mehnert auf S. 17). Die BZK Freiburg und die KZV BW, Bezirksdirektion Freiburg, laden nunmehr seit 2009 gemeinsam zum Neujahrsempfang unter dem Motto „Begegnungen“ ein. Zu Begegnungen gehört auch, dass eine markante Persönlichkeit über gesellschaftlich relevante aktuelle Themen referiert. Gekonnt leitete Dr. Peter Riedel, Vorsitzender der BZK Freiburg, zum Festvortrag von Florian Mehnert über. „Google weiß, wann man die Grippe hatte und nennt unser nächstes Urlaubsziel; WhatsApp weiß, mit wem wir kommunizieren. YouTube weiß, welche Videos wir betrachten, und Instagram kennt unser gepostetes Leben. Facebook kennt alle unsere Freunde, und Amazon weiß schon heute, was wir morgen kaufen werden.“ Vor diesem Hintergrund konnte Florian Mehnert, der sich als „postmedialer Konzeptkünstler“ einen Namen machte und dessen Werke sich in öffentlichen Sammlungen wie der Staatsgalerie in Stuttgart finden, den Blick des Auditoriums auf die Krake Big Data lenken, die er in zahlreichen Vorträgen an Universitäten und Museen im In- und Ausland beleuchtet. Fazit: Begegnungen 2017 – ein Wort mit vielen Facetten, Persönlichkeiten der Selbstverwaltung, die sich austauschen können, die neuen Schwung holen, um den Herausforderungen im politischen Umfeld, zumal vor der Bundestagswahl, zu begegnen. Begegnung heißt aber auch, sich mit aktuellen und neuen Themen auseinanderzusetzen, wie heuer Big Data. Florian Mehnert hat es in vorbildlicher Weise verstanden, unprätentiös, sachlich das Thema Big Data zu bearbeiten sowie die Teilnehmer für die Herausforderungen, die heutzutage Social-Media-Netzwerke wie Facebook, Twitter, Instagram u. a. darstellen, zu sensibilisieren. Begegnungen heißt aber auch, Freude am kollegialen Austausch zu fördern und Mut und Zuversicht für die berufspolitischen Ziele zu vermitteln, was Christoph Besters und Dr. Peter Riedel zusammen mit der Kollegenschaft hervorragend gelungen ist. » johannes.clausen@izz-online.de Anzeige www.zahnaerzteblatt.de ZBW 3/2017

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