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Ausgabe 5-6/2021

30 Fortbildung

30 Fortbildung Karlsruher Konferenz 2021 – Online Fälle, die mich begleitet haben Die Karlsruher Konferenz der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung am 26. März war in diesem Jahr eine ganz besondere Konferenz. Zum einen fand sie aufgrund der Coronabeschränkungen im Online-Format statt und zum anderen war es die letzte Konferenz von Prof. Dr. Winfried Walther und PD Dr. Daniel Hellmann im gemeinsamen Direktorat. Deshalb ließen es sich die beiden auch nicht nehmen, die Konferenz im „Sendestudio“ der Karlsruher Akademie gemeinsam zu moderieren. „Fälle, die mich begleitet haben“ lautete in diesem Jahr das Motto der Tagung. „Wer in der Zahnmedizin tätig ist, begleitet seine Patienten über einen langen Zeitraum. Ja, wer im Beruf alt geworden ist, der merkt, man wird zusammen alt“, erläuterte Professor Walther zu Beginn. Entsprechend berichteten die vier Referenten über besondere Fälle, die sie in ihrem beruflichen Leben begleitet und auch in ihrem Denken geprägt haben. Im Anschluss hatten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, in mehreren Workshops die Themen zu vertiefen und den Austausch zwischen Kolleg*innen zu pflegen. Wurzelfraktur. Prof. Dr. Christopher Lux, Heidelberg, stellte in seinem Vortrag „Niko S. – Happy End nach Schulunfall mit Zahnverlust“ den Fall eines 10-jährigen Schülers vor, der in der Schule ein Frontzahntrauma mit Wurzelquerfraktur des Zahnes 21 und Avulsion des koronalen Fragmentes erlitten hatte. Der Wurzelrest musste entfernt werden. Prof. Lux zeigte auf, wie sich kieferorthopädische Zahnbewegungen im Sinne eines Lückenschlusses über einen Zeitraum von drei Jahren günstig auf die gesamte Gebisssituniel Hellmann, Karlsruhe, den Fall von Ines R. vor. Dies sei einer der häufigen Fälle, bei dem der Weg in die okklusale Dysästhesie mit einem zahnärztlichen Eingriff begonnen habe, erläuterte er. Durch eine erhöhte Aufmerksamkeit der Patientin auf okklusale Aspekte habe sich die Situation in der Folge so ausgeweitet, dass sie ihren Fokus auf die okklusalen Kontakte nicht mehr verliert und sie kontinuierlich wahrnimmt. Häufig kämen noch psychologische Belastungsfaktoren hinzu und die Wahrnehmungsstörung werde lebensbestimmend und dadurch zur psychosozialen Beeinträchtigung. Dr. Hellmann betonte, dass in solchen Fällen die Unterscheidung zwischen Okklusopathie und okklusaler Dysästhesie wichtig sei. Letztere sei kein Problem der Peripherie, sondern Okklusale Dysästhesie. „Seit der Eingliederung der Brücke ging es nur noch bergab!“ stellte der neue Direktor der Akademie PD Dr. Daeine Wahrnehmungsstörung, bei der eine okklusale Therapie in der Regel zwecklos sei. Hier sollten auf keinen Fall irreversible Maßnahmen am Gebiss vorgenommen werden. Wichtig sei zu beachten, dass diese Patient*innen häufig psychosoziale Begleitfaktoren wie Angst oder Depressionen haben. In solchen Fällen liege eine multifaktorielle Ätiologie vor, die eine psychische Komponente habe. Er legte den Zuhörer*innen ans Herz diese Patient*innen entsprechend aufzuklären und ihnen zu empfehlen, auch weitere Co-Therapeuten aufzusuchen. Moderation. Prof. Dr. Winfried Walther (r.) und PD Dr. Daniel Hellmann, führten durch das abwechslungsreiche Programm. ZBW 5-6/2021 www.zahnaerzteblatt.de

Fortbildung 31 ation und den Alveoarknochen auswirkten. Besonders an diesem Fall sei, so Prof. Lux, dass mittels skelettaler Verankerungsmaßnahmen sehr asymetrische Zahnbewegungen möglich geworden seien. Durch die kieferorthopädische Mesialisation des gesunden Zahnes 22 konnte der Knochendefekt beseitigt werden. Zeitreise. Prof. Dr. Winfried Walther, Karlsruhe, stellte in seinem Vortrag „Christine P. – Hauptsache alles ist fest!“ zwei Fälle vor, die ihn über mehrere Jahrzehnte seines Berufslebens begleiteten. Er ging der Frage nach, was sich aus Fällen lernen lässt, die über Jahrzehnte zahnärztliche Betreuung aus einer Hand erfahren und sowohl Erfolge als auch therapeutische Fehlschläge durchlebt und durchlitten haben. Betrachte man nun die Bausteine der Therapieplanung mit ihren ethischen, empirischen, methodologischen, theoretischen und programmatischen Komponenten, stelle sich die Frage, welche Aspekte in Bezug auf die Entscheidungsfindung wirksam seien. Laut Prof. Walther bestimme die programmatische Komponente, d. h. die prognostische Einschätzung, die Entscheidung maßgeblich mit. Dieses Paradigma sei in der Zahnmedizin am Nutzen ausgerichtet, wenn es darum gehe, eine erfolgte Behandlung zu bewerten. Es gebe jedoch keine Formel, mittels der man ermitteln könne, in welchem Maß eine Behandlung erfolgreich gewesen sei. Dementsprechend lautete sein Fazit „Wir müssen damit leben, dass wir diese Paradigmen zwar kennen, aber wir behandeln immer nur die Probleme der Gegenwart. Die Zukunft ist uns nicht sicher, wir kennen sie nicht“. Diabetes und Parodontitis. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen im Bereich der Parodontologie wählte Prof. Dr. Dirk Ziebolz, Leipzig, einen Fall bei dem die Wechselwirkungen von Parodontitis und Diabetes mellitus entscheidend waren. Unter dem Titel „Heinrich W. 62 Jahre – ich vermute Sie haben einen Diabetes“ beschrieb er den Umgang mit Risikofaktoren und wie man diese als Zahnarzt frühzeitig erkennen kann. Bei Heinrich W. entstand aufgrund der langjährigen Instabilität der parodontalen Situation, der immer wieder gehäuften Parodontitistherapie und des sehr stark ausgeprägten parodontalen Knochenabbaus bereits nach der ersten Befundung der Verdacht auf Diabetes mellitus. Prof. Ziebolz empfahl den Zuhörer*innen in einer solchen Situation für eine erste Überprüfung den Diabetes-Screening-Fragebogen, um die Patient*innen dann bei begründetem Verdacht in die Hausarztpraxis zu überweisen. Es sei wichtig, dieses Diabetes-Screening so früh wie möglich zu machen, da es eine große Konsequenz für die zahnärztliche Behandlung habe. Bei ungünstigen Diabetes-Einstellungen liege ein erhöhtes Komplikationsrisiko vor und es könne durch zahnärztliche Maßnahmen im Rahmen der Parodontitistherapie zu Komplikationen kommen, die im schlimmsten Fall zu einer Sepsis führten. Bei Hein- rich W. sei es gelungen, unmittelbar nach erfolgter Parodontitistherapie in Verbindung mit der Einstellung des Diabetes, einen stabilen Zustand zu erreichen. Er habe zudem seine Lebensgewohnheiten verbessert, Gewicht abgenommen und begonnen Sport zu treiben. Abschließend legte Prof. Ziebolz den Kolleg*innen ans Herz, auf jeden Fall in die Interaktion mit der/dem Hausärzt*in zu treten, da eine interdisziplinäre Behandlung und Prävention den langfristigen Behandlungserfolg sichere. Workshops. Im Anschluss an die Referate folgten Workshops, um den Teilnehmer*innen in kleinen Lerngruppen die Möglichkeit zum Austausch zu geben. Prof. Ziebolz wählte das Thema „Der Zahnarzt im Spannungsfeld allgemeinmedizinischer Befunde – Konsequenzen für Behandlungsplanung, Therapie und Prävention“. Er erläuterte die individuelle risikoorientierte Betreuung von Patient*innen mit parodontalen Symptomen. Schlüssel für den Therapieerfolg, betonte Prof. Ziebolz, sei die genaue Kenntnis der Allgemeinerkrankungen und der Medikation. Auch die Lebensgewohnheiten der Patient*innen sollten im Gespräch erhoben werden. Auf dieser Grundlage könne ein patientenorientiertes Risikoprofil erarbeitet werden, das Ablauf und Rahmenbedingungen der Therapie bestimme. So könne im Rahmen einer interdisziplinären Zusammenarbeit eine gesamtheitliche zahnmedizinische Betreuung erreicht werden. Gabriele Billischek Risikopatienten. Prof. Ziebolz gab einen Überblick über die Zusammenhänge von Parodontitis und Diabetes mellitus. Diskussion. In den Diskussionsrunden bot sich Referenten und Teilnehmer*innen die Gelegenheit zu Fragen und Austausch. Fotos: Markus Lehr www.zahnaerzteblatt.de ZBW 5-6/2021

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