30 Titelthema Abb. 5i Abb. 5j Abb. 5k Fotos/Abbildungen: Prof. Dr. Ratka-Krüger Erfolg. Behandlungsergebnis 1 Woche post OP (Abb. 5i), 2 Wochen post OP (Abb. 5j) und zwei Monate post OP (Abb. 5k). von 83 Prozent festgestellt werden. Insbesondere in Bezug auf den Gewinn an keratinisierter Gingiva zeigte sich das BGT allen anderen Techniken überlegen [20,25,26]. Rossberg et al. konnten eine Langzeitstabilität der OP-Ergebnisse nach Bindegewebstransplantation nachweisen. In ihrer Untersuchung konnten 22 Jahre nach durchgeführter Operation eine signifikante Reduktion der Rezessionstiefe und eine vollständige Wurzeldeckung von 82 Prozent beobachtet werden [27]. Demgegenüber fand sich kein zusätzlicher Effekt durch die Einlage einer Membran im Vergleich zum koronalen Verschiebelappen allein, unabhängig davon, ob resorbierbare oder nicht resorbierbare Membranen verwendet wurden [20]. Für den lateral gestielten Verschiebelappen sowie das freie Gingivatransplantat zur Rezessionsdeckung existieren in der Literatur wenig valide Daten, sodass hier keine vorhersagbaren Ergebnisse erzielt werden können [21]. In Bezug auf die Patientenzufriedenheit mit dem Operationsergebnis (Farb- und Konturanpassung, Harmonisierung des Gingivaverlaufes) unterschied sich das Bindegewebstransplantat nicht von regenerativen Techniken [22,28]. Jedoch wurden nach Anwendung eines BGT von den Patienten häufiger postoperative Missempfindungen wie Schwellung oder Schmerzen (vor allem im Bereich der Entnahmeregion) angegeben. Aufgrund der zweiten Operationsstelle und der meist längeren Dauer des Eingriffs wird die Bindegewebstransplantation von der Mehrzahl der Patienten als unangenehmer empfunden [29]. Buff et al. konnten in einer Studie an 14 Patienten nach Bindegewebstransplantation Hypästhesien im Bereich der Entnahmeregion, vor allem im Eckzahngebiet des Gaumens feststellen [30]. In einer Langzeituntersuchung beurteilten jedoch alle operierten Patienten das Ergebnis auch 20 Jahre nach Bindegewebstransplantation als zufriedenstellend [27]. Fazit [9]. • Die Deckung parodontaler Rezessionen ist heute vorhersagbar durchzuführen, sofern die geeignete Technik für die jeweilige Indikation gewählt wird. Allerdings sind die Eingriffe komplex und techniksensitiv. • Alle etablierten Techniken bewirken eine signifikante Verbesserung in Bezug auf Reduktion der Rezessionstiefe, Attachmentniveau und Breite der keratinisierten Gingiva. Der koronale Verschiebelappen mit zusätzlichem Bindegewebstransplantat oder der zusätzlichen Applikation von Schmelz-Matrix- Proteinen gilt in der Literatur als aussichtsreichste Therapievariante. • Die zusätzliche Applikation von Schmelz-Matrix- Proteinen bei der Anwendung eines koronalen Verschiebelappens kann die Operationsergebnisse verbessern. • Das subepitheliale Bindegewebstransplantat ist zur Zeit den Ersatzmaterialien überlegen und zeigt insbesondere stabile Langzeitergebnisse. Das Literaturverzeichnis finden Sie unter www.zahnaerzteblatt.de oder kann beim IZZ bestellt werden unter Tel: 0711/222966-14, Fax: 0711/222966-21 oder E-Mail: info@zahnaerzteblatt.de. Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger 1 , Dr. Johan Wölber 1 , Priv.-Doz. Dr. Eberhard Frisch MSc 1,2 Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger Dr. Johan Wölber Priv.-Doz. Dr. Eberhard Frisch Leiterin der Sektion Parodontologie 1 Klinik für Zahnerhaltungskunde & Parodontologie, Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg 1 Klinik für Zahnerhaltungskunde & Parodontologie, Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg 2 Implantologie-Zentrum Nordhessen, Hofgeismar, Deutschland 1 Klinik für Zahnerhaltungskunde & Parodontologie, Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg ZBW 7/2017 www.zahnaerzteblatt.de
Titelthema 31 Gemeinsame Veranstaltung von ZFZ und LÄK Baden-Württemberg Weitreichende Folgen für den Gesamtorganismus Parodontitis ist nicht nur ein Thema für Zahnmediziner – dieser Tatsache trug eine äußerst erfolgreiche Veranstaltung des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums Stuttgart und der Landesärztekammer Baden-Württemberg Rechnung. 140 Teilnehmer fanden sich im Haus der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg unter dem Motto „Zahnmedizin meets Allgemeinmedizin“ ein, darunter rund 40 Ärzte. Diabetes die Entstehung, Progression und den Schweregrad von Parodontitis begünstigt. So haben Diabetiker im Vergleich zu Stoffwechselgesunden ein 15-fach erhöhtes Risiko für Zahnverlust. Umgekehrt hat die Parodontitis Konsequenzen für den Diabetes. Sie führt zu einem steigenden HbA1c-Wert und verschlechtert damit die metabolische Einstellung. Engagiert. Prof. Dr. Johannes Einwag, Direktor des ZFZ Stuttgart (l.), und Prof. Dr. James Deschner, Bonn, bei der Veranstaltung „Zahnmedizin meets Allgemeinmedizin“. Angesichts der Tatsache, dass eine chronische Entzündung des Parodonts u. a. Diabetes mellitus, rheumatoide Arthritis sowie kardiovaskuläre Schädigungen und Autoimmunerkrankungen begünstigen kann, rief der Präsident der Landesärztekammer, Dr. Ulrich Clever, in seiner Begrüßung zu einer verstärkten Zusammenarbeit von Ärzten und Zahnärzten auf. Er wies darauf hin, dass die Idee zu einer gemeinsamen Fortbildung von Prof. Dr. Johannes Einwag stammt, dem Spiritus rector dieser wegweisenden Veranstaltung. Voneinander lernen. Prof. Einwag, der großen Wert darauf legt, dass Ärzte und Zahnärzte voneinander lernen, strebt eine Fortsetzung der von allen Teilnehmern als überaus hilfreich bezeichneten Meetings an. Der Direktor des Zahnmedizinischen Fortbildungsinstituts machte vor allem den Ärzten unter den Teilnehmern klar, dass Zahnärzte längst von der durch die Prothetik geprägten mechanistischen Denkweise abgekommen sind und biologisch-ganzheitlichen Aspekten den Vorrang bei der Patientenbehandlung geben. Diese Sichtweise unterstrich auch Prof. Dr. Christof Dörfer, der zuerst gesicherte von ungesicherten Erkenntnissen trennte und verstärkt auf die antibiotische Abschirmung von Endokarditis-Patienten einging. Vorsicht geboten. Demnach ist eine Antibiotikaprophylaxe, auch wegen der zahlreichen unerwünschten Folgen wie beispielsweise der Entwicklung von multiresistenten Keimen, nur noch bei Patienten mit einem erhöhten Risiko für einen schwersten und potenziell tödlichen Verlauf einer Endokarditis angezeigt. Der Kieler Parodontologe machte deutlich, dass Zahnmedizin integraler Bestandteil der Medizin ist und Zähne nicht isoliert vom Rest des Körpers zu betrachten sind. Wichtige Zusammenarbeit. Die Wechselwirkungen von Parodontitis und Diabetes mellitus waren Gegenstand des Vortrags von Prof. Dr. Dr. Diethelm Tschöpe, Direktor des Diabeteszentrums an der Ruhr-Universität Bochum. Er legte dar, dass Foto: D. Kallenberg Genetisch bedingt? Der nächste prominente Referent war Prof. Dr. James Deschner, der an der Bonner Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhalt und Präventive Zahnheilkunde eine klinische Forschungsgruppe über den Zusammenhang von Parodontitis und kardiovaskulären Erkrankungen leitet. Seiner Erkenntnis nach haben Patienten mit Entzündungen im Zahnhalteapparat ein erhöhtes Risiko für koronare Herzkrankheit (KHK) und Myokardinfarkt. Umgekehrt haben Menschen mit einer KHK überproportional häufig auch eine Parodontitis. Obwohl dies auch durch eine genetische Disposition bedingt sein kann, ist eine Assoziation zwischen kardialen Erkrankungen und der Parodontitis unstrittig. Lebhafte Diskussion. Den hochkarätigen Vorträgen schlossen sich Fragerunden an, die moderiert durch Matthias Felsenstein, Leiter der Abteilung Fortbildung der LÄK, und Prof. Einwag für weitere Erkenntnisse sorgten. Fragen nach Patienten unter Chemotherapie, nach Schwangerschaftsdiabetes und nach den Auswirkungen von bestimmten Medikamenten auf die Mundgesundheit zeigten, wie weitgespannt das Interesse der Anwesenden war. Sie alle schlossen sich dem Dank an den gastfreundlichen Hausherrn, die BZÄK Nordwürttemberg, die Referenten und die Veranstalter an – in der Hoffnung auf weitere Meetings dieser Art. Den ausführliche Bericht mit weiterführenden Links finden Sie in der Online-Ausgabe des ZBW. D. Kallenberg » info@zahnaerzteblatt.de www.zahnaerzteblatt.de ZBW 7/2017
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