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Ausgabe 4/2016

20 Fortbildung Abb. 12

20 Fortbildung Abb. 12 Vertikale Augmentation mittels eines Knochenblocks vom Kieferwinkel, Fixation mittels 2 Osteosyntheseschrauben, Übergangszonen werden mit Knochenspänen aufgefüllt (Abb. 12). Abb. 13 Abdeckung des Augmentats mittels einer resorbierbaren Kollagenmembran (Abb. 13). Abb. 14 Intraoperative Situation vier Monate nach Augmentation; Situation vor Metallentfernung und Implantatinsertion (Abb. 14). Therapie ist eine umfassende klinische und radiologische Untersuchung des Patienten entscheidend. Nur bei richtiger Indikationsstellung ist der angestrebte Erfolg der gewählten Therapie vorhersagbar. Bei der Vielzahl der möglichen Behandlungswege sollte in jedem Fall eine befund- und patientenspezifische Entscheidung getroffen werden. Für die klinische Beurteilung werden die Defektart (horizontaler und/oder vertikaler Knochenverlust), die Weichgewebsquantität und -qualität erfasst. Ebenfalls sollte der Status der Nachbarzähne evaluiert werden sowie die Kontur des Kieferkamms. Außerdem müssen die allgemeine Anamnese wie auch mögliche Noxen (Nikotinabusus) erfragt werden. Zur radiologischen Beurteilung komplexer Defekte ist eine dreidimensionale Analyse der knöchernen Anatomie mit Hilfe einer Digitalen Volumentomografie (DVT) oder einer Computertomografie unerlässlich. Erst deren Ergebnisse ermöglichen die präoperative Einordnung in entsprechende Klassifikationssysteme, die letztendlich die Therapiewahl entscheidend mit beeinflussen. Goldstandard. Autologer Knochen stellt immer noch den Goldstandard in der Kieferkammrekonstruktion dar. Insbesondere in Fällen von ungünstiger Defektmorphologie können damit am ehesten vorhersagbare Ergebnisse erzielt werden. Bei seiner Verwendung zur lateralen Knochenblockaugmentation ist zudem der größte Zugewinn an knöcherner Breite erreichbar. Außerdem ermöglichen autologe Knochentransplantate im Vergleich zu rein osteokonduktiven Knochenersatzmaterialien eine schnellere knöcherne Einheilung. Wegen der geringeren Komplikationsrate und reduzierten Entnahmemorbidität werden intraorale Entnahmestellen bevorzugt. Intraoral werden vorrangig Knochenblöcke aus der Kieferwinkelregion entnommen, da die dortige Entnahme die geringste Morbidität und Komplikationsrate aufweist. In der Literatur werden Komplikationsraten von 0 bis 5 Prozent dargestellt, während bei Knochenblockentnahmen aus der Kinnregion deutlich höhere Komplikationsraten von 10 bis 50 Prozent aufgeführt werden. Im Zusammenhang mit der Donorstelle Kinn wird von Sensibilitätsstörungen der Unterlippen- und Kinnregion sowie der Unterkieferinzisivi berichtet. Aber auch Zahnschädigungen, Narbenbildung, Wetterfühligkeit und Ver- Abb. 15 Abb. 16 Klinische Situation im Rahmen der Abutment-Einprobe (Abb. 15). Versorgung. Definitive prothetische Versorgung (Abb. 16). ZBW 4/2016 www.zahnaerzteblatt.de

Fortbildung 21 änderung der Kieferkontur werden bei größeren Entnahmen beschrieben. Liegt jedoch eine ausgeprägte Atrophie eines kompletten Kiefers vor, kann nur mit extraoralem Knochen, primär Knochen aus der Beckenkammregion, augmentiert werden. Diese Entnahmestelle verursacht zwar die größte Morbidität im Vergleich zu den Entnahmestellen Kieferwinkel und Kalotte, erlaubt aber das Heben sehr großvolumiger kortikospongiöser Transplantate. Knochen aus der Schädeldecke – hier wird nur die äußere Schale, die Tabula externa verwendet – ist aufgrund seiner kortikalen Struktur ein äußerst resorptionsstabiles Transplantat mit sehr geringer Entnahmemorbidität. Allerdings sind die zu gewinnenden Transplantate eher flach und somit nur in der Lage, in mehrschichtiger Anwendung eine mit Knochentransplantaten vom Beckenkamm vergleichbare Dicke zu erreichen. Jedoch zeigen diese Transplantate eine äußerst geringe Resorptionsneigung. Die Augmentation vertikaler Knochendefizite stellt abhängig vom jeweiligenAusmaß ein relativ komplexes Verfahren dar. Hinzu kommt, dass bezüglich vertikaler Augmentationen unter Verwendung verschiedener Techniken ein Komplikationsrisiko von bis zu 50 Prozent und eine initiale Knochenresorption von 40 Prozent in der Literatur angegeben wird. Somit ist das Risiko im Vergleich zu den horizontalen Augmentationstechniken deutlich erhöht. Auflagerungsosteoplastiken mit Verwendung autologen Knochens sind bei ausgeprägten Knochendefekten eine gut dokumentierte Therapie. Je nach Ausmaß des Defektes kommen dazu intra- und extraorale Donorstellen in Betracht. Hinsichtlich des Einsatzes intraoralen Knochens beschreiben Jensen und Terheyden einen vertikalen Knochengewinn von bis zu 6 mm, mit extraoralem Knochen ist ein Höhengewinn von bis zu 12 mm erreichbar. Die Komplikationsrate liegt nach ihren Angaben bei ca. 30 Prozent, wohingegen das Review von Rocchietta bei intraoralen Knochenblöcken Probleme von bis zu 4 Prozent feststellt. Zusammenfassung. Die Augmentation mit autologen Knochenblöcken ist am universellsten anwendbar. Allerdings sind je nach Donorstelle unterschiedlich hohe Resorptionsgrade im Rahmen der Einheilung zu erwarten. Das Ausmaß dieser Resorption muss bei der Planung mit einkalkuliert werden. Das Literaturverzeichnis finden Sie unter www.zahnaerzteblatt.de oder kann beim IZZ bestellt werden unter Tel: 0711/222966-14, Fax: 0711/222966-21 oder E-Mail: info@zahnaerzteblatt.de. PD Dr. Christian Mertens, Prof. Dr. Dr. Jürgen Hoffmann PD Dr. Christian Mertens Prof. Dr. Dr. Jürgen Hoffmann Oberarzt Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Heidelberg Ärztlicher Direktor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Heidelberg Anzeige www.zahnaerzteblatt.de ZBW 4/2016

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