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Ohne Fachsprachenprüfung keine Approbation

Ausgabe 4/2016

10 Titelthema Abbildung

10 Titelthema Abbildung 9: Entwicklung der berufstätigen ausländischen Ärzte Anzahl 35.000 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 34.706 31.236 28.310 24.595 21.650 19.841 18.105 14.173 15.062 16.080 16.818 10.275 10.651 10.989 11.651 5.000 Quelle: Statistik der BÄK 1993 1995 1998 2000 2003 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Jahr Zugewinn. Im Lauf eines Jahrzehnts hat sich die Zahl der in Deutschland gemeldeten ausländischen Ärztinnen und Ärzte mehr als verdoppelt. Grafik: Statistik der BÄK Mobil – Motive, Rahmenbedingungen und Folgen der Aus- und Rückwanderung deutscher Staatsbürger“) wurde auch ermittelt, dass Deutschland von 2009 bis 2013 im Durchschnitt etwa 25.000 Staatsbürger verlor – also etwa die Größenordnung, die das Statistische Bundesamt für 2014 errechnet hat. Zum Kollektiv der in der Bundesrepublik tätigen Ärztinnen und Ärzte, die ins Ausland abgewandert sind, liegen konkrete Zahlen der Ärztekammern vor: 2.364 Personen haben das Land im Jahr 2014 verlassen; 60,5 Prozent davon sind Deutsche. Damit ist nach einem kleinen Anstieg in 2013 wieder das Niveau von 2012 erreicht. Wie in den Vorjahren gingen die meisten Medizinerinnen und Mediziner in die Schweiz (754). Für Österreich entschieden sich 285, in die USA reisten 131 Personen. Die Motivation der Heilberufler wurde in der Publikation „Arbeitsmigration im Gesundheitswesen: Trends und Auswirkungen“, 2015 veröffentlicht von der Bundeszentrale für politische Bildung, unter die Lupe genommen. Prioritäten. „Auch Ärzte und Pflegepersonal in Ländern mit höherem Einkommensniveau pendeln nachweislich zwischen Ländern hin und her, um sich in Hinsicht auf Bezahlung und Arbeitsbedingungen vorteilhaftere Arbeitsmärkte zu erschließen“, schreiben die Autoren. Wie sie explizit ausführen, wurde der Wunsch nach einer besseren Vereinbarkeit von Arbeitsund Privatleben von Ärzten in Deutschland als wichtiger Beweggrund für Abwanderung angegeben. Die Auswertung ergab weiter: Keine „Verjüngung“ durch Zuwanderung Die aktuell hohe Zuwanderungsrate hat nur sehr eingeschränkte Auswirkungen auf die langfristige Entwicklung der Altersstruktur in der Bevölkerung, wie das Statistische Bundesamt kürzlich mitteilte. Sie schlage sich vor allem in einem kurzfristigen Anstieg der Bevölkerungszahl nieder. Der Trend zur zunehmenden Alterung könne dadurch nicht umgekehrt werden. Der aktuelle Altersaufbau werde „In Frankreich wurden die Arbeitsbedingungen von Ärzten wegen mehr Urlaubstagen und höherer Bezahlung besser als in Deutschland bewertet. In der Schweiz wurden Ärzte nicht nur besser bezahlt, sondern im Gegensatz zu Deutschland auch für ihren Bereitschaftsdienst entlohnt. In manchen Fällen erwies sich eine Beschäftigung außerhalb des Gesundheitssektors als attraktiver. Gegen Ende ihrer Ausbildung in Deutschland gaben einige Ärzte an, sie würden in die Industrie wechseln, vor allem in die Bevölkerungsentwicklung in den nächsten drei Jahrzehnten voraussichtlich stärker prägen als der Saldo der Zuwanderung und Abwanderung. Die Unterschiede zwischen der Anzahl der Menschen in den jüngeren und in den mittleren Altersstufen seien sehr groß und könnten voraussichtlich nicht durch die Nettozuwanderung ausgeglichen werden. ZBW 4/2016 www.zahnaerzteblatt.de

Titelthema 11 die pharmazeutische Industrie, wo Gehalt und Arbeitsbedingungen vorteilhafter seien.“ „Brain gain“. Glücklicherweise wird die Abwanderung medizinischer Fachkräfte aus Deutschland kompensiert: Die Zahl ausländischer Ärztinnen und Ärzte, die in Deutschland berufstätig sind, steigt laut BÄK-Ärztestatistik kontinuierlich an: Seit dem Jahr 2000 hat sich ihre Zahl auf 34.706 Personen im Jahr 2014 verdreifacht. Da der Zuwanderung von 3.470 ausländischer Ärzten im Jahr 2014 die oben erwähnte Abwanderung von 2.364 in Deutschland tätigen Ärzten im gleichen Jahr gegenübersteht, ergibt sich ein – überschaubares – Jahresplus von 1.106 Personen. Die meisten ärztlichen Zuwanderer kamen aus europäischen Staaten. Die größten Gruppen bildeten Rumänen (3.857), Griechen (3.011), Österreicher (2.695) und Polen (1.936). Dass der Zustrom aus den neuen EU-Mitgliedsländern, die ausschließlich der Kategorie der Niedriglohnländer angehören, vergleichsweise hoch ist, erklären die Autoren der Veröffentlichung zur Arbeitsmigration mit ökonomischen Faktoren. „Schlechte Bezahlung war der im Rahmen der Untersuchungen am häufigsten genannte Grund für Abwanderung.“ Eigeninitiative nötig. Zumindest innerhalb Europas scheinen finanzielle Vorteile als Antriebsmotor für die Zuwanderung nach Deutschland demnach zu funktionieren. Dennoch reichen die Migrations-Zugewinne nicht aus, um den Arbeitsmarkt auf dem Gesundheitssektor wirklich zu entlasten. Insbesondere große Kliniken sind deshalb längst dazu übergegangen, freie Stellen auch international auszuschreiben und spezialisierte Agenturen mit der Rekrutierung von qualifizierten Fachkräften im europäischen und nichteuropäischen Ausland zu beauftragen. Sind die neuen Mitarbeiter aus dem Ausland eingetroffen, bieten viele Arbeitgeber in einem zweiten Schritt inzwischen auch vorbereitende und flankierende Trainings an, um den Start im deutschen Gesundheitssystem zu erleichtern. Auch die Bundesregierung unternimmt neue Anstrengungen, um die angespannte Arbeitsmarktlage zu verbessern: Ein punktebasiertes Zuwanderungsmodell für Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten soll das leisten, was die Blue Card der EU bisher nicht vermochte. Im kommenden Herbst soll das auf drei Jahre angelegte Modellprojekt starten, das als Probelauf für ein Einwanderungsgesetz gedacht ist. Es wird also noch einige Zeit vergehen, bis die staatlichen Maßnahmen greifen – wenn es denn soweit kommt. Bis dahin heißt es für Arbeitgeber weiterhin: Selbst aktiv werden. » schildhauer@meduco.de Anzeige www.zahnaerzteblatt.de ZBW 4/2016

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