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Nachhaltigkeit in der Zahnmedizin

Ausgabe 7/2022

50_FORTBILDUNG

50_FORTBILDUNG ZBW_7/2022 www.zahnaerzteblatt.de Veneers. Dr. Jan Hajtó, München, präsentierte moderne Restaurationskonzepte für ästhetische Frontzähne. Tattoos und Piercings. Prof. Dr. med. Aglaja Valentina Stirn stellte Körpermodifikationen aus verschiedenen Kulturen vor. Komposite. Prof. Dr. Jürgen Manhart zeigte den Weg zu funktionellen und ästhetische Restaurationen. Rote Ästhetik. Plastisch-ästhetische Korrekturen am Zahnfleisch beschrieb Prof. Dr. Stefan Fickl. „Vollkontakt“, d. h. man müsse die entsprechende Stelle genau treffen. Hier müsse man exakt hinschauen und könne nichts dem Zufall überlassen. Dr. Hajtó empfahl, die Schalen immer einzeln einzusetzen, da es ansonsten schwierig sei zu korrigieren, wenn an dieser Stelle ein Fehler passiere. Die Trockenlegung erfolge mit Teflonbändern, da sie gut abdichten. Nach dem Ätzen mit Phosphorsäure werde abgesprüht und getrocknet. Beim Bonden empfahl er, lieber 40 Sekunden als 20 Sekunden zu warten: „Es muss trocknen wie Pattex, dann ist das Ergebnis am besten.“ KOMPOSITE Restaurationen aus direkten Kompositen im Seitenzahnbereich sind laut Prof. Dr. Jürgen Manhart, München, mittlerweile Standard. In den letzten zehn Jahren habe hier ein Paradigmenwechsel stattgefunden, weg von der komplexen Schichttechnik hin zur vereinfachten Bulk-Fill-Technik mit vier bis fünf Millimetern Inkrementdicke. Dadurch sei die Möglichkeit geschaffen worden, auch große Kavitäten mit weniger Materialinkrementen zu restaurieren. Die Zeitersparnis und einfachere Verarbeitung seien jedoch nur dann ein Vorteil, wenn keine Abstriche in Bezug auf Sicherheit und Langlebigkeit gemacht werden müssten. Prof. Manhart stellte anhand einer klinischen Dokumentation dar, dass die Zeitersparnis bei der Bulk-Fill- Technik im Blick auf die gesamten Behandlungszeit bei drei Minuten liege und sich deshalb wirtschaftlich nicht lohne. Vorteile von Bulk-Fill-Komposit gegenüber normalem Komposit sieht Prof. Manhart bei ihrer Anwendung in Zwei-Millimeter-Schichttechnik, da in Bezug auf eine korrekte Durchhärtung der Sicherheitsfaktor „eingebaut“ sei. Empfindlichere Lichtinitiatoren und höhere Transluzenz gewährleisteten auch bei ungünstigen Polymerisationsbedingungen eine ausreichende Lichthärtung. Bei tiefen Slot-Kavitäten biete sich das flowable Bulk-Fill-Komposit aufgrund seiner guten Fließeigenschaften an, da er das Risiko für eingeschlossene Luftblasen in visuell nicht kontrollierbaren Kavitätenbereichen reduziere. Darüber hinaus biete es an schlecht zugänglichen Stellen bei gleicher Photoneneinstrahlung bessere Härtung. Nachdrücklich unterstrich Prof. Manhart in diesem Zusammenhang nochmals, wie bereits eingangs erwähnt, dass mindestens 30 Prozent des Behandlungserfolgs auf den Einfluss der Zahnärztin oder des Zahnarztes zurückgehen. ROTE ÄSTHETIK Prof. Dr. Stefan Fickl, Würzburg, legte in seinem Vortrag den Schwerpunkt auf die Maßnahmen zur Verbesserung der roten Ästhetik. Oftmals sei die weiße Situation in Ordnung und es gebe Probleme in der roten Ästhetik, deshalb sollte für ein optimales Ergebnis die rosa Situation mit der weißen Situation abgestimmt werden. Häufig lägen gingivale Rezessionen vor, die durch mukogingival-chirurgische Eingriffe wieder abgedeckt werden können. Diese Korrektur sei sehr techniksensitiv und benötige viel Erfahrung seitens der Zahnärztin oder des Zahnarztes. Bei der ästhetischen Kronenverlängerung „hat man nur eine Chance“, deshalb empfahl er, eine Ästhetikschiene anzufertigen, um das Ergebnis vorab darzustellen. Die Grenzen der Parodontologie sieht Prof. Fickl bei interproximalem Knochenverlust: „bei Hart- und Weichgewebsverlust hat man keine Chance“. KIEFERORTHOPÄDIE Vor dem Hintergrund eines signifikanten Zuwachses in der kieferorthopädischen Behandlung Erwachsener erläuterte Prof. Dr. Philipp Meyer-Marcotty, Göttingen, wie eine moderne kieferorthopädische Therapie helfen kann, ein optimales zahnmedizinisches Resultat

ZBW_7/2022 www.zahnaerzteblatt.de 51_FORTBILDUNG KFO. Prof. Dr. Philipp Meyer-Marcotty erläuterte die Wiederherstellung einer dentoalveolären Symmetrie bei Erwachsenen. Ästhetische Chirurgie. Dr. Dr. Frank Muggenthaler gab einen Überblick über die Möglichkeiten der Gesichtschirurgie. zu erreichen. Er legte dar, wie die ästhetischen Aspekte der Symmetrie, Durchschnittlichkeit von attraktiven Gesichtern und Harmonie bzw. Proportionalität in die Zahnmedizin übertragen werden können. Anhand von Fallbeispielen demonstrierte er, wie beispielsweise durch die Anhebung der Zähne die Lippensymmetrie wiederhergestellt wird, wie durch Verbesserung der Zahnsituation und damit auch der Weichteilsituation die Ästhetik positiv beeinflusst werden kann und welchen Einfluss die Ober- bzw. Unterkieferverlagerung auf die Ästhetik hat. SCHÖNHEITSCHIRURGIE Mit Dr. Dr. Frank Muggenthaler, Gutach, konnte ein Referent gewonnen werden, der das Thema Schönheit und Ästhetik aus der ästhetisch-chirurgischen Perspektive betrachtete. Der Leiter der Klinik für Plastische Chirurgie schilderte anhand seines Werdegangs wie entscheidend die Kenntnisse aus der Zahnmedizin und insbesondere aus der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie für ihn waren. Er gab einen Überblick über die Entwicklung der ästhetischen Chirurgie und beeindruckte die Zuhörer*innen mit der Präsentation moderner Behandlungsmethoden. TELESKOPPROTHESEN Prof. Dr. Jan-Frederik Güth, Frankfurt, setzte sich mit der Thematik des herausnehmbaren Zahnersatzes auseinander. Nicht bei allen Patient*innen lasse sich der Wunsch nach festsitzendem Zahnersatz erfüllen – sei es aufgrund von zu hohem therapeutischen Aufwand, der Kosten, ihres Gesundheitszustandes oder weiterer Faktoren. Wichtig sei, so Prof. Güth, dass der herausnehmbare Zahnersatz alle wichtigen Aspekte wie Kaufunktion, Unterkieferlage, Physiognomie, Sprachfunktion, Sozialverhalten und Psyche und die Resorption von Alveolarfortsätzen berücksichtige. Auch müssten die Erwartungen der Patient*innen miteinbezogen werden. Am Beispiel einer Patientin mit Angst vor chirurgischem Eingriff, die den Wunsch nach einer gaumenfreien Versorgung im Oberkiefer mit großen Frontzähnen und schnellstmöglicher Verbesserung hatte, zeigte er, wie die Versorgung mit teleskopierendem Zahnersatz ihre Lebensqualität deutlich steigern konnte. BLEACHING Prof. Dr. Thomas Wrbas, Freiburg, gab in seinem Vortrag ein Update zum Thema Bleaching und erläuterte die unterschiedlichen Verfärbungen und ihre Entstehung. Externe Zahnverfärbungen werden hervorgerufen durch Tabak, Kaffee, Tee, Wein, aber auch Pigmente, die nach der Einlagerung im Schmelzoberhäutchen Farbveränderung erfahren, oder durch Medikamente wie Chlorhexidin. Interne Verfärbungen entstehen durch Tetrazykline, Blutfarbstoffe im Dentintubuli oder Wurzelkanalfüllmaterialien. Entsprechend der Art der Verfärbung sind laut Prof. Wrbas verschiedene Bleaching-Ansätze notwendig. Mit der internen Bleichtherapie, der sogenannten „Walking-Bleach“-Methode, können avitale Zähne behandelt werden. Hierbei werde das Bleichmittel in die dicht zu verschließende Pulpakammer eingebracht und dort belassen, bis der gewünschte Bleicheffekt erreicht ist. Für das externe Bleichen werden carbamidperoxidhaltige Gele oder reine Wasserstoffperoxide unterschiedlicher Konzentrationen verwendet. Im Gegensatz dazu tragen Patient*innen bei der „Home-Bleaching“- Methode eine flexible Tiefziehschiene, in die sie das Bleichgel applizieren. Gabriele Billischek Bleaching. Prof. Dr. Thomas Wrbas, Freiburg, gab ein Update zur Zahnaufhellung. Herausnehmbarer Zahnersatz. „Kann auch herausnehmbarer Zahnersatz schön sein?“ fragte Prof. Dr. Jan-Frederik Güth.

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