48_FORTBILDUNG ZBW_7/2022 www.zahnaerzteblatt.de 46. Jahrestagung der südbadischen Zahnärzteschaft in Rust ÄSTHETIK IN DER MODERNEN ZAHNMEDIZIN Fotos: Bamberger Ästhetische Aspekte moderner Zahnmedizin standen im Zentrum der 46. Jahrestagung der südbadischen Zahnärztinnen und Zahnärzte, die unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Elmar Hellwig am 29. und 30. April in Rust stattfand. Dabei erfuhren die Teilnehmer* innen wie man die Schönheit und das natürliche Aussehen der Zähne erhalten oder wiederherstellen kann. Nachdem im letzten Jahr die Veranstaltung coronabedingt nur online stattfinden konnte, freute sich der Vorsitzende der BZK Freiburg, Dr. Peter Riedel, in diesem Jahr umso mehr, dass die traditionelle Tagung in Präsenz durchgeführt werden konnte: „Damit können wir den Kolleginnen und Kollegen dieses Jahr in Rust wieder eine anspruchsvolle und praxisnahe Fortbildung bieten“. Neben der Gesunderhaltung oraler Strukturen und der Kaufunktion sowie der Schmerzbeseitigung ist es auch Aufgabe der Zahnmedizin, den Patienten ein schönes Lächeln zu schenken, betonte Prof. Dr. Elmar Hellwig in seiner Einführung. „Schönheit ist eine kulturabhängige Variable und Ästhetik kann auch Hässlichkeit ausdrücken“, so Prof. Hellwig. Im Alltag setzen wir jedoch Ästhetik mit Schönheit gleich und die Wirkung eines attraktiven Lächelns hat einen erheblichen Einfluss auf das Selbstwertgefühl. „Deshalb muss der Zahnarzt als Künstler hervorragend sein.“ Und da jeder Zahnarzt eine individuelle Sichtweise auf Schönheit habe, drücke sich dies auch in den jeweiligen Restaurationen aus. KERAMIKIMPLANTATE Prof. Dr. Benedikt Spies, Freiburg, war der erste Referent des Tages mit seinem Vortrag „Keramikimplantate – Revolution oder Evolution?“. Er ging der Frage nach, ob Keramikimplantate mittlerweile eine gleichwertige Alternative zu Titanimplantaten sind. Angesichts einer steigenden Nachfrage nach metallfreien Versorgungen untersuchte er, ob Keramikimplantate gegen Bruch genauso widerstandsfähig sind wie herkömmliche Implantate. Vor dem Hintergrund der Faktoren Stabilität, Osseointegration und Prothetik beleuchtete er einteilige und zweiteilige Implantatsysteme. Während es für einteilige keramische Implantatsysteme mittlerweile „richtig gute Evidenz“ gebe, fehlten für zweiteilige Systeme noch klinische Daten und sie seien deshalb schwierig einzuschätzen. Für die auf dem Markt befindlichen Systeme gebe es keine Evidenz. Es gebe lediglich eine Studie zu einem System, das nicht mehr auf dem Markt sei. Einteilige Keramikimplantate seien bei dem Standarddurchmesser von 4 mm ausreichend stabil. Die Osseointegration sei vergleichbar mit Titan. Unter dem Gesichtspunkt der Versorgung habe sich gezeigt, dass bei Einzelkronen und dreigliedrigen Brücken die Überlebensraten sehr hoch seien. Bei Verblendungen mit Zirkoniumdioxid jedoch treten viele Abplatzungen auf. WERKSTOFFKUNDE Prof. Dr. Dipl.-Ing. (FH) Martin Rosentritt, Regensburg, gelang es in seinem Vortrag, die wichtigsten Grundlagen und Fakten zu metallfreien Materialien für die Versorgung von Implantaten und Zähnen zu vermitteln. Materialien wie Polymere, Glaskeramiken und Oxidkeramiken unterscheiden sich grundlegend in Festigkeit und Transluzenz. Deshalb sei es wichtig, die Materialeigenschaften zu kennen, um das Material auf den entsprechenden Einsatzbereich abzustimmen, damit eine langfristig erfolgreiche ästhetische Versorgung gewährleistet sei. Im Bereich der Oxidkeramiken werden heute Materialien eingesetzt, die vorgesintert und dann bearbeitet werden. Das Material unterscheide sich von Glaskeramik durch seine Struktur. Der Einsatz von CAD/CAM-Technologie sei in diesem
ZBW_7/2022 www.zahnaerzteblatt.de 49_FORTBILDUNG Präsenzveranstaltung. Dr. Peter Riedel freute sich, dass die Fortbildung in diesem Jahr wieder in Präsenz stattfand. Schönheit. Prof. Dr. Elmar Hellwig lenkte zu Beginn den Blick auf unser Verständnis von Schönheit und Ästhetik. Zusammenhang ausschlaggebend, da 50 Prozent der heutigen Materialien nur über diese Technologie erschlossen werden können. Die Verarbeitung des Materials durch die Zahnärztin oder den Zahnarzt sei ein entscheidender Faktor. Werde beispielsweise gründlich poliert, erhöhe sich dadurch die Festigkeit des Materials um das Dreifache. Nur wenn das Material optimal verarbeitet werde, könnten die Werte entsprechend der Herstellerangaben erreicht werden. Darüber hinaus sei es unerlässlich, dass sich die Auswahl des Materials immer an den klinischen Optionen orientiere. FESTVORTRAG Über den Tellerrand der eigenen Profession hinauszublicken, ist gute Tradition bei der Fortbildungstagung in Rust. In diesem Jahr konnte man das bei einem Vortrag von Prof. Dr. med. Aglaja Valentina Stirn, Professorin für Psychosomatische Medizin und Sexualmedizin, Universität Kiel, tun. Sie zeigte anhand zahlreicher Beispiele und Bilder, wie Schönheit und Identität in den verschiedenen Kulturkreisen hergestellt werden, und gab einen Überblick über Körpermodifikationen wie Tattoos und Piercings. Dabei wurde deutlich, dass Schönheit ein relativer Begriff ist und verschiedene Bedeutungen haben kann. So sei beispielsweise das Einfärben von Zähnen aus vielen Regionen in Asien, Australien, Afrika sowie Mittel- und Südamerika bekannt. Prof. Stirn erklärte, dass bei einigen Völkern Südostasiens belassene weiße Zähne als „aggressiv, tierisch oder unmenschlich“ gelten. In Malaysia schwärze man sich durch regelmäßiges Kauen von Betel auf einfache Weise die Zähne. Auch in Japan seien schwarze Zähne noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Schönheitsmerkmal gewesen, das besonders unter Geishas weit verbreitet war. Auch verschiedene Indianerstämme in Mittelund Südamerika schwärzen ihre Zähne, während andere rot gefärbte Zähne bevorzugen. In Bali wiederum fördere das Feilen der Zähne die physische und spirituelle Attraktivität. VENEERS Dr. Jan Hajtó, München, gab unter dem Titel „Veneers – ein Eckpfeiler der Frontzahnästhetik“ einen Überblick über die wesentlichsten Aspekte bei Frontzahnveneers. Seine erste Take-Home- Message: „Some roads aren‘t meant to be travelled alone. Diese Restaurationen sind Teamwork und hierfür braucht man einen guten und zuverlässigen Zahntechniker“. Hauptanforderungen bei seinen Versorgungen sind laut Dr. Hajtó Haltbarkeit, Ästhetik und Substanzschonung. Das Spektrum seiner vorgestellten Fälle reichte vom kleinen Additional Veneer bis hin zur ausgedehnten Teilkrone bzw. 360° Veneers. Dr. Hajtó ging auf verschiedene Materialien wie Feldspatkeramik und Lithiumsilikate ein und gab zahlreiche Tipps und Empfehlungen für die Präparation und adhäsive Befestigung. So warnte er eindringlich davor, vor dem Einkleben Adstringentien einzusetzen, da sie den Haftverbund stark reduzierten. Deshalb sollten sie komplett vermieden werden. Sei es jedoch unvermeidbar, dann sollte man nachfinieren. Eine weitere Fehlerquelle sei die sogenannte schwarze Seuche, die Kontamination des Zahns durch Prevotella-intermedia- Keime. In puncto Polymerisation lautete seine Devise: „Man kann nicht lange genug draufhalten“. Er empfahl die Dauer von zwei Minuten mit einer Lampe. Er selbst arbeite mit zwei Lampen synchron und nach fünf Sekunden mit Wasserspray oder Luft. Wichtig sei der Keramikimplantate. Prof. Dr. Benedikt Spies berichtete über neueste Erkenntnisse zu Keramikimplanaten. Oxidkeramiken. Prof. Dr. Martin Rosentritt informierte über Materialien für eine metallfreie Versorgung.
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