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Nachhaltigkeit in der Zahnmedizin

Ausgabe 7/2022

38_BERUFSPOLITIK

38_BERUFSPOLITIK ZBW_7/2022 www.zahnaerzteblatt.de Landesversammlung des FVDZ Baden-Württemberg in Ispringen ATTRAKTIVE LEBENSMODELLE Am 21. Mai 2022 fand im Centrum Dentale Communication der Firma Dentaurum die Landesversammlung des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte statt. Der badenwürttembergische Landesvorsitzende Dr. Joachim Härer konnte im Vorfeld mit einem Podiumsgespräch punkten: Junge Zahnärzte*innen berichteten von ihrem Alltag. „Freiberuflichkeit in attraktiven Lebensmodellen“ war die spannende Diskussion überschrieben. Dr. Joachim Härer Die stellvertretende Bundesvorsitzende des FVDZ, Dr. Gudrun Kaps-Richter, führte in die mit Spannung erwartete Podiumsdiskussion ein. Anhand von jüngst erhobenen Zahlen erläuterte sie u. a. die Motive junger Zahnmediziner*innen für eine Teilzeittätigkeit bzw. für eine reduzierte Stundenzahl. Dabei ergab sich, dass 75 Prozent der Frauen sich von einer 30-Stunden-Woche vor allem mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie versprechen, 66 Prozent der jungen Männer mehr Möglichkeiten für die Freizeitgestaltung. Frauen maßen außerdem der Kinderbetreuung einen wichtigen Stellenwert bei. Foto: D. Kallenberg INTERESSANTE STRUKTUR Was die Befragung außerdem ergab: Baden-Württemberg ist ein interessanter Standort für eine Niederlassung, denn nur 37 Prozent der Zahnärzte*innen sind hierzulande über 55 Jahre alt. Diese gesunde Struktur ermöglicht es, allmählich in eine Selbstständigkeit einzusteigen. Dafür schilderte Dr. Kaps-Richter verschiedene Modelle, die neben den Klassikern Neugründung und Praxisübernahme ebenfalls denkbar sind: Das Junior-Senior-Modell, der Ein- oder Beitritt in bereits vorhandene Strukturen, die Übernahme eines eigenen Patientenstammes. Als erfahrene Zahnärztin in eigener Praxis gab sie den jungen Niederlassungswilligen den Rat, daran zu denken, dass eine Berufstätigkeit länger dauert als die Zeiten der Kinderziehung. Es ist daher nötig, mehr als die kommenden zehn Jahre im Blick zu haben, auch wenn es um die Altersvorsorge geht. Außerdem sollte man sich bei der Niederlassung nicht zu lange Zeit lassen, bis Mitte 30 sollte die Entscheidung gefallen sein. WORK-LIFE-BALANCE Der stellvertretende Landesvorsitzende Kai Boller leitete die sich anschließende Podiumsdiskussion, an der Dr. Bianca Römer, Stefan Aupperle, Dr. Julia Hartl, Helen Thormählen und als Senior-Expertin Dr. Kaps-Richter teilnahmen. Diese aufschlussreiche Diskussion, die auch als Livestream zur Verfügung stand und von zahlreichen jungen Zahnmedizinern*innen verfolgt wurde, gab einen interessanten Einblick in die Lebenswirklichkeit. Was alle Teilnehmer auf dem Podium beklagten, war die Tatsache, dass im Studium nie Themen wie Abrechnung ins Gespräch gebracht werden, und dass man auch in den nur spärlich besuchten Berufskundevorlesungen „nie erfährt, wie man von der hochwertigen Zahnmedizin leben kann“. Der Freie Verband versteht sich als guter und neutraler Mentor mit seinen Abrechnungsseminaren, den Existenzgründerprogrammen und auch den Seminaren zum Thema „Führungswechsel in der Zahnarztpraxis“, die „Alt und Jung zusammenbringen“, um „die Freien Berufe für die Gesellschaft zu erhalten“. HONORARVERLUSTE Nach der Mittagspause führte Versammlungsleiterin Dr. Elisabeth Echternach in die Thematik ein, die Dr. Härer ausführlich beleuchtete: Es ging um die noch immer anhaltende Bewältigung der Coronapandemie, die Kosten für die Hygiene und die mangelnde Wertschätzung der Politik für die Zahnärzteschaft. Und das alles angesichts des Honorarstillstands. Dr. Härer rechnete vor, dass die Verbraucherpreise seit 1991 um 73 Prozent (Stand März 2022) gestiegen sind, der Punktwert der GOZ dagegen seit 33 Jahren unverändert ist. Er rief die Kollegenschaft deshalb auch dazu auf, die Paragrafen 2, 5 und 6 GOZ konsequent zu nutzen, um Honorarverlusten entgegenzuwirken. DOC DIVIDENDE Wie wichtig eine solide finanzielle Grundlage für Niedergelassene ist, zeigte sich in der lebhaften Diskussion zum Thema „Übernahme von Praxen durch Finanzinvestoren“. Dr. Härer bezog sich auf das ARD-Magazin „Panorama“, das im April berichtete, dass Finanzinvestoren Hunderte, möglicherweise sogar Tausende Arztsitze aufgekauft haben, eine Liste investorengeführter Praxen gebe es aber nicht. Die Maßnahmen der Politik gegen „Doc Dividende“ greifen seiner Ansicht nach jedoch nicht, eine „Übertherapie für die Rendite“ scheint in solchen Praxen an der Tagesordnung. Daraus resultierten auch zwei Anträge des FVDZ BW, der ein verpflichtendes Transparenz-Register fordert und den Gesetzgeber auffordert, „den ungebremsten Zustrom versorgungsfremder Finanzinvestoren aus dem In- und Ausland wirksam zu unterbinden“. GREEN DENTISTRY Ein Herzensthema von Dr. Rainer-Thomas Schlachta, dem stellvertretenden Vorsitzenden und somit auch des Landesverbandes BW, ist seit Jahren Nachhaltigkeit und Umweltschutz. In seiner flammenden Rede zählte Dr. Schlachta die für den Berufsstand relevanten der „17 Ziele für nachhaltige Entwicklung“ der Vereinten Nationen auf, die weltweit auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene greifen sollen. Dorothea Kallenberg INFO Anträge und Beschlusslage unter: baw.fvdz.de/aktuelles.html

ZBW_7/2022 www.zahnaerzteblatt.de 39_BERUFSPOLITIK VV-Vorsitzende. Die Teilnehmenden des Frühjahrstreffens vor einem Modell der legendären „Tante Ju“. Präsenztagung der VV-Spitzen in der Bauhausstadt Dessau INFORMATIONS- UND ERFAHRUNGSAUSTAUSCH Foto: KZV Sachsen-Anhalt Am 29. und 30. April 2022 konnte endlich das Frühjahrstreffen der Vorsitzenden der KZV- Vertreterversammlungen in Dessau-Roßlau stattfinden, nachdem es bereits zweimal coronabedingt verschoben wurde. Ein wichtiger Tagesordnungspunkt beinhaltete die Ergebnisse einer Arbeitstagung der Aufsichtsbehörden zu den Vergütungen hauptamtlicher KZV-Vorstände und die sogenannte Trendlinie, die für die kommende Legislaturperiode relevant sind. Es folgten die „Berichte aus den KZV-Bereichen“. Sie enthielten – wie immer – wichtige Informationen über standespolitische Themen wie z. B. den Stand der Punktwertverhandlungen, die Organisation der bevorstehenden KZV-Wahlen oder Probleme mit Investor-MVZ. Die Teilnehmenden können daraus Schlussfolgerungen für die eigene Arbeit in ihren jeweiligen Selbstverwaltungen ziehen. Ein weiterer Tagesordnungspunkt betraf die ständig für Unruhe in der Zahnärzteschaft sorgende TI-Problematik und hier insbesondere den vorgesehenen Umtausch der Konnektoren. Zu diesem Thema hatte sich Dr. Dr. Alexander Raff, VV-Vorsitzender in Baden-Württemberg, vorbereitet. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen wichtig ist, die Belange der zahnärztlichen Praxis bei der gegenwärtigen TI-Umsetzung jedoch zu kurz kommen. Deshalb wurde der dringende Wunsch geäußert, Vor-Ort-Betroffene stärker zu beteiligen. Alle Tagesordnungspunkte wurden rege diskutiert. Insgesamt fand das Frühjahrstreffen der VV-Vorsitzenden 2022 in einer sehr konstruktiven sowie sachlichen Atmosphäre statt. Übereinstimmung bestand darin, dass diese Form des Informationsaustausches ein bedeutender Impulsgeber für die zahnärztliche Selbstverwaltung ist. Das nächste Treffen ist im September 2022 in Berlin geplant. Dr. Hans-Jörg Willer, KZV Sachsen-Anhalt Anzeige Werden auch Sie zum Helfer. „Es ist schön zu erfahren, dass man den Menschen als Arzt direkt und effektiv helfen kann.“ Oliver Ostermeyer German Doctors e.V. Löbestr. 1a 53173 Bonn Tel.: +49 (0)228 387597-0 info@german-doctors.de Spendenkonto IBAN DE12 5206 0410 0004 8888 80 BIC GENODEF1EK1 www.german-doctors.de

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