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MVZ – Kapitalinvestoren beschränken

Ausgabe 8-9/2018

26 Berufspolitik KZV BW

26 Berufspolitik KZV BW stellt ersten Versorgungsbericht vor „Lückenlos gut versorgen“ In diesem Jahr hat die Kassenzahnärztliche Vereinigung Baden- Württemberg (KZV BW) erstmalig einen Versorgungsbericht herausgegeben. Anspruch und Ziel dieser Publikation ist es, für die Zahnärzteschaft wie auch für die Öffentlichkeit Transparenz über die zahnmedizinische Versorgung in den einzelnen Landkreisen zu schaffen. Neben den regionalen Versorgungszahlen liegt der Fokus auf dem vielfältigen strukturellen Wandel, dem der Berufsstand in Baden-Württemberg unterworfen ist. Außerdem wird die Versorgungssituation für einzelne Zielgruppen wie Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderungen sowie in der Kinder- und Jugendzahnheilkunde beleuchtet. nen und -zahnärzte von 1.164 auf 1.709 gestiegen, in Bezug auf die gesamte Vertragszahnärzteschaft von 15 auf 21 Prozent. Von den Zahnärztinnen befindet sich bereits ein Drittel in einem Anstellungsverhältnis. Diese Entwicklung wird sich aller Erwartung nach fortsetzen, denn bei den unter 35-Jährigen haben sich von 1.030 zugelassenen Mitgliedern sogar nur noch gut 30 Prozent für die 21 Mio. Behandlungssitzungen, insg. 6,54 Millionen behandelte GKV-Versicherte, 7.900 Zahnärztinnen und Zahnärzte in 5.266 Zahnarztpraxen, ein Zahnarzt- Einwohner-Verhältnis von 1 zu 1.387 und dazu 98 Prozent der Patientinnen und Patienten, die mit ihrem Zahnarzt zufrieden sind so stellt sich in wenigen Zahlen die zahnmedizinische Versorgung der Bevölkerung in Baden-Württemberg dar. „Unser Bericht belegt, dass die Situation landesweit noch gut bis sehr gut ist“, betont KZV-Vorstandsvorsitzende Dr. Ute Maier. „Diese starken Strukturen auch unter veränderten Bedingungen auf Dauer zu erhalten und vorausschauend zu agieren, ist unsere zentrale Aufgabe als KZV.“ Nicht in den Versorgungszahlen enthalten, aber durch zahlreiche Rückmeldungen und nicht zuletzt durch die Versichertenbefragung der KZV bestätigt, ist dagegen das hohe Maß an Empathie in Verbindung mit fachlicher Kompetenz, das die Patientinnen und Patienten erfahren. Regionale Versorgung. Dem neuen Versorgungsbericht zufolge gibt es im großen Flächenland Baden-Württemberg trotz erheblicher regionaler Unterschiede nirgendwo eine Unterversorgung. Diese läge bei einem Versorgungsgrad von weniger als 50 Prozent vor. Den niedrigsten Versorgungsgrad weisen der Landkreis Freudenstadt (69,7 %) sowie der Enzkreis (66,8 %) auf. 18 Landkreise haben einen Versorgungsgrad von 80 bis 100 Prozent, 23 Stadt- und Landkreise von über 100 Prozent. Den landesweit höchsten Versorgungsgrad hat der Stadtkreis Baden-Baden mit 140,4 Prozent, dahinter folgen der Landkreis Konstanz (127,8 %) und der Landkreis Waldshut (127,3 %). Damit ist das Land auch in den Gegenden mit der niedrigsten Zahnarztdichte noch weit von einer Unterversorgung entfernt. Allerdings deutet sich an, dass die Versorgung im ländlichen Raum in den kommenden Jahren und Jahrzehnten eine zunehmende Herausforderung wird, denn die junge Generation von Zahnärztinnen und Zahnärzten zieht es immer mehr in die Ballungszentren. Berufsbild. Der viel zitierte Strukturwandel ist somit auch in der Zahnmedizin immer stärker zu spüren. Es gibt verschiedene folgenreiche Entwicklungen, die der Versorgungsbericht anhand aktueller Zahlen der KZV klar bestätigt. Zentral ist dabei der Trend zu immer mehr Anstellungsverhältnissen anstelle der Niederlassung in der eigenen Praxis. Auch arbeiten immer mehr Zahnärztinnen und Zahnärzte nur noch in Teilzeit. Zwischen 2014 und 2018 ist die Zahl der angestellten Vertragszahnärztin- Zahnmedizinischer Versorgungsatlas ZBW 8-9/2018 www.zahnaerzteblatt.de

Berufspolitik 27 Arbeit in der eigenen Praxis entschieden. Während die Zahl der Zahnärztinnen und Zahnärzte im Land insgesamt wächst, sinkt demgegenüber die Zahl der Zahnarztpraxen, was mit der Etablierung neuer Praxisformen zusammenhängt. Insbesondere die Zahl der Medizinischen Versorgungszentren hat in den letzten Jahren rasant zugenommen. Geschlechterverhältnis. Das Geschlechterverhältnis in der Grafik: KZV BW Zahnärzteschaft wandelt sich ebenfalls: War der Berufsstand bis vor wenigen Jahren noch klar männlich dominiert, wächst der Anteil der Zahnärztinnen stetig an. Heute sind noch gut 60 Prozent der Zahnärzteschaft in Baden- Württemberg männlich und knapp 40 Prozent weiblich bis 2030 werden die Frauen in der Mehrheit sein. Immer mehr Frauen studieren inzwischen Zahnmedizin, im Wintersemester 2016/17 waren 65 Prozent weiblich. In der Kieferorthopädie sind Frauen schon seit Jahren in der Mehrheit. Generell ist ein gesteigerter Bedarf an Möglichkeiten zu einer besseren Vereinbarung von Familie und Beruf zu verzeichnen, was keineswegs nur die Zahnärztinnen, sondern den zahnmedizinischen Nachwuchs insgesamt betrifft. Neben Bürokratie und finanziellem Risiko hat die apoBank in einer Studie „Zukunftsbild Heilberufler“ vor allem die Themen „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ sowie „Arbeitsbelastung“ als Gründe ermittelt, warum sich Zahnärztinnen und Zahnärzte gegen eine Niederlassung entscheiden. Aufgabe der Körperschaften der Selbstverwaltung ist es, diesen Wandel aktiv zu begleiten. Der Versorgungsbericht bietet hierzu umfangreiches Datenmaterial und vielfältige Analysen. Pflegebedürftige. Neben den Versorgungszahlen für die einzelnen Landkreise und den Daten zum Wandel innerhalb der Zahnärzteschaft beschäftigt sich der Versorgungsbericht u. a. mit der Zahngesundheit von Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderungen als einem Schwerpunkt der zahnärztlichen Versorgung. Erhalt und Förderung der Mundgesundheit bei diesen Gruppen ist umso wichtiger, da sie aufgrund körperlicher Einschränkungen oft nicht die Möglichkeit zu einer selbstständigen Zahn- und Mundpflege haben. Entscheidend ist zudem, gerade diejenigen zu erreichen, die nur eingeschränkt mobil sind und nicht (mehr) selbstständig eine Zahnarztpraxis aufsuchen können. Die Zahnärzteschaft in Baden- Württemberg hat dazu spezielle Therapieangebote im Rahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung. Für eine bessere zahnärztliche Versorgung dieser Patientengruppen hat der Gesetzgeber in den letzten Jahren verschiedene Regelungen für die aufsuchende Betreuung auf den Weg gebracht. So können Vertragszahnärztinnen und -zahnärzte Kooperationsverträge mit stationären Pflegeeinrichtungen abschließen, in denen die zahnärztlichen Leistungen sowie die Anleitung des Pflegepersonals zur Durchführung einer regelmäßigen Mund- und Zahnpflege bei den Patientinnen und Patienten geregelt sind. Stand März 2018 gab es mit knapp 400 Pflegeheimen (ca. 23 Prozent aller stationären Pflegeeinrichtungen) entsprechende Vereinbarungen. Insgesamt engagieren sich landesweit etwa 900 Zahnärztinnen und Zahnärzte intensiv in diesem Bereich. Seit Juli 2018 stehen für die Versorgung von älteren Menschen und Menschen mit Behinderungen zusätzliche Leistungen zur Verhütung von Zahnerkrankungen zur Verfügung (das Zahnärzteblatt Baden-Württemberg hat in Heft Nr. 6/2018 S. 8 ff. darüber berichtet). Kinder und Jugendliche. Auch die Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen wird immer besser, was die erfolgreiche Präventionsarbeit der Zahnärzteschaft im Land bestätigt. Insbesondere der Rückgang von Karies ist deutlich: 81,3 Prozent sind heute vollkommen kariesfrei. Besonders erfreulich ist, dass dank der Gruppenprophylaxe, die zunehmend auch für unter Dreijährige greift, alle sozialen Schichten davon profitieren. Im Rahmen der Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg e.V. betreuen über 1.400 Patenzahnärztinnen und -zahnärzte sowie 170 Prophylaxefachkräfte zusammen mit Mitarbeitern des Öffentlichen Gesundheitsdienstes die Schulen und Kindertagesstätten vor Ort. » holger.simon-denoix@kzvbw.de www.zahnaerzteblatt.de ZBW 8-9/2018

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