44 Kultur Große Landesausstellung 2016 / 2017 Die Schwaben. Zwischen Mythos und Marke Der schillernde Begriff der „Schwaben“ ist im deutschen Südwesten ebenso traditionsreich wie diffus, in jedem Fall aber bis heute weit über die Grenzen der Region hinaus in aller Munde. Die Verwendung der Bezeichnung „Schwaben“ löst Assoziationen aus und erfüllt offenbar seit jeher bestimmte Funktionen. Welche das sind, dem will die Große Landesausstellung „Die Schwaben. Zwischen Mythos und Marke“ im Landesmuseum Baden-Württemberg nachgehen. Schwabenstolz. Schiller, Hegel, Daimler, Bosch – das Schwabenland ist Wiege zahlreicher herausragender Köpfe. Die Ausstellung stellt Schwaben vor, die mit ihren Ideen das „Ländle“ und die Welt bewegten und es immer noch tun. Der Name „Schwaben“ lässt sich, anders als die Bevölkerung selbst, auf die germanischen Sueben zurückführen. Im Mittelalter, als feste Grenzen noch unbekannt waren, setzte er sich als Bezeichnung eines bedeutenden Herzogtums durch, aus dem mehrere deutsche Kaiser hervorgingen. Nach dem Untergang der Staufer blieb der Begriff Schwaben an Südwestdeutschland haften. Dieses immer stark von Ein- und Auswanderung geprägte Gebiet umfasste sehr unterschiedliche Landschaften wie den Schwarzwald, das Neckarland, die Alb, Oberschwaben oder das Allgäu und bestand bis zur Zeit Napoleons aus unzähligen katholischen und evangelischen Kleinstaaten. Mythen der Vergangenheit. Als im 19. Jahrhundert das neu geschaffene Königreich Württemberg seinen „Traum von Schwaben“ identitätsbildend nutzte und gleichzeitig Foto: © Foto: Hendrik Zwietasch, Landesmuseum Württemberg, Stuttgart der Ostteil Schwabens mit dem Königreich Bayern verschmolz, wurden die Mythen der Vergangenheit neu entdeckt. Man identifizierte sich mit berühmten großen Schwaben wie den Staufern, Herzog Eberhard oder Friedrich Schiller. Daneben rückten die „vaterländische“ Landschaft und großartige Gebäude wie das Ulmer Münster oder das neu erbaute Schloss Lichtenstein ins allgemeine Bewusstsein. Sieben Schwaben. Zugleich fand im Land selbst die altbekannte Spotterzählung von den „Sieben Schwaben“ weite Verbreitung. Die tölpelhaften Schwaben als Kontrast zu den Erfindern und Genies sind nur ein Aspekt der im Laufe der Epochen sehr wechselhaften Schwabenbilder. Solche Widersprüche werden in der Ausstellung anhand faszinierender Objekte entlarvt. Die Besucher, die sich an vielen Stellen der Ausstellung selbst zu Wort melden können, begegnen am Beispiel eindrucksvoller Persönlichkeiten auch der Frage, wer eigentlich Schwabe ist? Wer grenzt sich ab, wer will dazugehören? Dialekt. Der schwäbische Dialekt, für viele das eindeutigste Merkmal der Schwaben, wird in einem eigenen Bereich auf den Prüfstand gestellt. Über die Verkleinerungsform des „le“ hinaus geht es um den schwäbischen Wortschatz, die Besonderheiten der Aussprache – und wie sich die Mundart auf dem Dorf und in der Stadt unterscheidet. Stimmen die Dialektgrenzen überhaupt mit den Identitätsgrenzen überein? Die Ausstellung untersucht auch „gefühlte Realitäten“ wie die behaupteten Eigenschaften, die den Schwaben in besonderem Maße zugeschrieben werden: Fleiß, Sparsamkeit, Ordnungsliebe und Putzwut, Häusle-Bauen, Spätzleund Maultaschen-Essen. Ob diese Klischees auch heute noch stimmen, oder wie sie von „Medienschwaben“ als schwäbische „Marken“ stilisiert und gepflegt werden, darüber wird die Ausstellung mit einem Augenzwinkern berichten. Landesmuseum/IZZ Info Die Schwaben. Zwischen Mythos und Marke bis 23. April 2017 Öffnungszeiten Täglich 10 bis 17 Uhr Montags geschlossen Eintritt Erwachsene 13 Euro Ermäßigt 10 Euro Landesmuseum Württemberg Altes Schloss, Schillerplatz 6 70173 Stuttgart Tel. 0711/89525-111 www.landesmuseum-stuttgart.de ZBW 11/2016 www.zahnaerzteblatt.de
Kultur 45 Francis Bacon in der Staatsgalerie Stuttgart Unsichtbare Räume Foto: © The Estate of Francis Bacon, VG Bild-Kunst, Bonn 2016 Die Ausstellung „Unsichtbare Räume“ in der Staatsgalerie Stuttgart widmet sich einem zentralen Aspekt im Werk von Francis Bacon (1909–1992), der als einer der bedeutendsten modernen Maler Großbritanniens gilt. Die geniale Bildstrategie des figurativen Ausnahmekünstlers wird anhand von 40 großformatigen Gemälden, darunter vier monumentalen Triptychen, sowie bislang selten gezeigten Zeichnungen und Atelierdokumenten systematisch erkundet. Francis Bacon wendet sich nach seinem – später von ihm verworfenen – Frühwerk ab Mitte der 1940er-Jahre einer figurativen Malerei von großer Eigenständigkeit zu. Während die Abstraktion ihren weltweiten Siegeszug antritt, nimmt er mit seinem gegenständlichen Ansatz eine Sonderrolle ein und erlangt bald, nicht zuletzt durch die enge Verquickung von exzessivem Leben und künstlerischem Schaffen, große Popularität. Bacons Mittelweg zwischen Abstraktion und Figuration erweist sich als einflussreich: Er vermeidet jede erzählerische Logik und herkömmliche Bildstruktur zugunsten einer intensiven und dabei doch modernen Malerei, die nach seinen Worten „direkt auf das Nervensystem“ wirken soll. Figurendarstellung. Grenzsituationen zwischen Leben und Tod, Porträt Isabel Rawsthorne. Gewalt und Verfall sind die wiederkehrenden Themen im Werk des irischen Malers. Die Gemälde von Francis Bacon (1909 bis 1992) zeigen expressive Figuren, deren Körper sich in extremer Spannung zu befinden scheinen (1967, Öl auf Leinwand). Lust und Schmerz, physischer Präsenz und Auflösung lotet Bacon vor allem über seine aufrüttelnde Figurendarstellung aus. Die Ausstellung geht der Frage nach, mit welchen Mitteln der Künstler die existenzielle Isolation seiner Figuren erreicht, und damit den Betrachter als neugierigen Voyeur entlarvt. Anhand von 40 Gemälden sowie selten gezeigten Zeichnungen und Atelierdokumenten wird nachvollziehbar, wie Bacon durch besondere Raumkonstruktionen – glasartige Käfige und Rahmen, Gerüste oder Podeste – seine Figuren wie Schaustücke im Museum oder Tiere im Zoo exponiert. Das 1970 entstandene Triptychon „Drei Studien eines männlichen Rückens“ zeigt gleich zu Beginn der Ausstellung, wie durch die Vereinzelung der dreifach wiedergegebenen Figur des Geliebten George Dyer in einem „unsicht- baren“, viel zu engen Käfig dessen Verletzlichkeit buchstäblich „ausgestellt“ wird. Sammlung. Das Werk aus der eigenen Sammlung der Staatsgalerie verdeutlicht, wie die innerbildliche Rahmung formal dazu dient, die Figur optisch zu „verdichten“ und zu isolieren. Das Gemälde „Schimpanse“ (1955) zeigt einen gefangenen Menschenaffen und verleiht dem Käfigmotiv auch eine inhaltliche Dimension. Es kündet von Freiheitsentzug und hilfloser Exponiertheit gegenüber dem (Bild-)Betrachter. Thematisiert wird zudem die für Bacon zentrale Erkenntnis, dass Mensch und Tier sich in ihrem existenziellen Ausgeliefertsein, in ihrer Todesgewissheit (die er auch dem Tier zuspricht) nahe sind. In den 1960er-Jahren werden die Formen präziser und der Künstler arbeitet zunehmend mit starken Farbkontrasten. Wichtig wird die Unterscheidung zwischen dem flächig aufgetragenen Bildgrund und der vehementen Malerei der Körper. Zudem verwendet Bacon nun mehrere Raumkonzepte, die der effektvollen Isolation und Zurschaustellung der Figuren dienen. Staatsgalerie Stuttgart/IZZ Info Francis Bacon Unsichtbare Räume bis 8.1.2017 Öffnungszeiten Di bis So 10 bis18 Uhr Do bis 20 Uhr Montags geschlossen Eintritt Erwachsene 12 Euro Ermäßigt 10 Euro Staatsgalerie Stuttgart Konrad-Adenauer-Str. 30-32 70173 Stuttgart Tel.: 0711/47040-250 www.staatsgalerie.de www.zahnaerzteblatt.de ZBW 11/2016
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