34 Fortbildung 20. KH-Symposium und Herbsttagung der BZK Stuttgart Rückblicke und Ausblicke Zum 20. Mal lud die Vereinigung für wissenschaftliche Zahnheilkunde Stuttgart zusammen mit der Bezirkszahnärztekammer Stuttgart zu einem gemeinsamen Symposium. Zur Jubiläumsveranstaltung am 8. Oktober 2016 in der Alten Reithalle des Maritim Hotels waren renommierte Vertreter aus den verschiedenen Fachgesellschaften der Zahnheilkunde zusammengekommen, um aus ihrer fachspezifischen Sicht auf die Entwicklung der letzten zwei Jahrzehnte zurückzublicken und einen Ausblick auf die Zukunft zu wagen. Jubiläum. Beim 20. KH-Symposium mit Herbsttagung der BZK Stuttgart blickten renommierte Vertreter aus den verschiedenen Fachgesellschaften der Zahnheilkunde auf die Entwicklung der letzten 20 Jahre zurück und gaben einen Ausblick auf die Zukunft. Professor Dr. Dr. Dieter Weingart, der vor 20 Jahren bei seinem Antritt als Ärztlicher Direktor der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Katharinenhospitals am Klinikum Stuttgart das gemeinsame Symposium mit der Bezirkszahnärztekammer ins Leben rief, erinnerte an die zurückliegenden Veranstaltungen, zu denen renommierte internationale Referenten eingeladen wurden, sodass in Stuttgart eine herausragende Fortbildungsreihe geschaffen werden konnte. Die Themen der vergangenen Jahre berührten viele für die Zahnmedizin wichtigen Arbeitsfelder wie zum Beispiel „Innovative Methoden der Tumortherapie im Kiefer-Gesichtsbereich“ (1999), „Der Risikopatient in der zahnärztlichen Praxis“ (2001), „Juristische Fallstricke in der zahnärztlichen Praxis“ (2002), Fotos: Klinikum Stuttgart „Infektionen in der zahnärztlichen Praxis“ (2005), „Der zahnärztliche Notdienst: Was tun und was besser lassen“ (2009) und „Rechtliche Stolperdrähte im Praxisalltag“ (2011). Besonders lobte Prof. Weingart die gute Zusammenarbeit mit Dr. Konrad Bühler, der als Vorsitzender der BZK Stuttgart das Symposium die letzten 16 Jahre begleitet hatte und verabschiedete ihn herzlich. Dr. Bühler gibt sein Amt zu Jahresende an Dr. Eberhard Montigel ab, den Prof. Weingart im neuen Amt willkommen hieß. In seinem persönlichen Rückblick erinnerte Dr. Bühler an den Beginn des Symposiums – damals noch in deutlich kleinerem Kreis im alten Hörsaal der Mund-Kiefer- Gesichtschirurgie, der inzwischen den Neubaumaßnahmen am Klinikum Stuttgart weichen musste; später dann – bei großem Zuspruch der Kolleginnen und Kollegen und stetig wachsenden Teilnehmerzahlen – im Lindenmuseum sowie im festlichem Ambiente der Alten Reithalle. Fortschritt. „Parodontologie im Jahre 2016 – Fortschritt oder Rückschritt?“: Zum Auftakt der Veranstaltung wies Prof. Dr. Dr. Holger Jentsch, Leiter des Funktionsbereichs Parodontologie am Universitätsklinikum Leipzig sowie Generalsekretär der DG PARO, auf die Rolle der Parodontologie als Fundament der Zahnheilkunde hin. Die Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie habe belegt, dass die Parodontaltherapie in den letzten Jahren sehr erfolgreich durchgeführt wurde. Der Trend gehe weg von der chirurgischen Therapie, wobei die internistische Komponente der systemischen Erkrankung Parodontitis immer mehr in den Vordergrund rücke. Zu wenig sei bisher die Entzündungssituation im Körper erforscht, die durch Ernährungsumstellung und Probiotika positiv beeinflusst werden könne. In Zukunft müsse vermehrt auf die veränderten Bedingungen durch die Demografie sowie den Wunsch nach langfristigem Zahnerhalt eingegangen werden. Unter dem Titel „20 Jahre Zahnerhaltung: Was haben wir erreicht, wo geht es hin?“ lobte Prof. Dr. Roland Frankenberger in seiner Position als Direktor derAbteilung für Zahnerhaltungskunde der Universität Marburg sowie Past-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung die Zahnärzteschaft, die in der Kariesprävention sehr gute Arbeit geleistet habe. Heutzutage hätte man durch eine Weiterentwicklung der Adhäsivtechnik sowie Minimalinvasivität enorme Vorteile. Ein besonderes Augenmerk legte er auf die Erneuerung der universitären Ausbildung und wies auf die veraltete Approbationsordnung hin, deren Überholung dringend notwendig sei. Auch durch enormen wirtschaftlichen Druck sowie horrende Hygienekosten sei eine ZBW 11/2016 www.zahnaerzteblatt.de
Fortbildung 35 adäquate, zukunftsorientierte Ausbildung des zahnärztlichen Nachwuchses gefährdet. Endodontie. „20 Jahre Endodontie – was kam und was bleibt?“. In seiner Funktion als Oberarzt der Universitätspoliklinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie der Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET) stellte Prof. Dr. Christian R. Gernhardt die Frage: „Was ist der „bessere Zahn“? Implantat oder endodontologisch behandelter Zahn?“. In den letzten 20 Jahren sei die Problematik der Periimplantitis erkannt worden und auch die demografische Entwicklung habe Zahnerhalt wieder „hip“ werden lassen. U. a. durch elektronische Aufbereitung und Längenbestimmung sowie die Möglichkeiten der digitalen Volumentomografie seien inzwischen Erfolgsraten von über 90 Prozent möglich. Prothetik. „State of the art – Zahnärztliche Prothetik gestern, heute und morgen“ lautete das Thema von Prof. Dr. Meike Stiesch-Scholz, Präsidentin der DGPro sowie Direktorin der Klinik für Zahnärztliche Prothetik an der Medizinischen Hochschule Hannover. Patienten blieben heutzutage länger „gesund im Mund“, was einen erhöhten Bedarf an prothetischer Versorgung nach sich ziehe, erläuterte sie. Wichtig seien hierfür auch in der Zukunft die Patientensicherheit, Innovation und neue Technologien – wie z. B. antibakterielle Werkstoffe – und Nachhaltigkeit. Besonders sei hier auch die Weiterentwicklung des digitalen Workflows voranzutreiben. Sie hat die Vision eines biologischen Zahnersatzes mittels Tissue- Engineering aus Stammzellen oder Milchzähnen. Unter dem Titel „Die Rolle der Kieferorthopädie in der zahnärztlichen Praxis“ wies Vizepräsident der DGKFO Dr. Peter Wasiljeff darauf hin, dass bei steigender Ausbildungszahl der Kieferorthopäden ein hoher Qualitätsstandard in der Weiterbildung gewahrt werden sollte. Besonders auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit spiele eine große Rolle, was Dr. Wasiljeff anschaulich Referenten. Prof. Dr. Gerhard Wahl, Prof. Dr. Dr. Holger Jentsch, Prof. Dr. Roland Frankenberger, Dr. Konrad Bühler, Prof. Dr. Meike Stiesch-Scholz, Prof. Dr. Dr. Dieter Weingart, Prof. Dr. Dr. Siegfried Jänicke, Prof. Dr. Christian Gernhardt, Dr. Rolf Bublitz (v. l.). anhand einiger Fallbeispiele aus seiner Praxis darstellte. Laserzahnheilkunde. „Was hat die Laserzahnheilkunde verbessert?“ fragte Prof. Dr. Dr. Siegfried Jänicke, Ärztlicher Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Klinikum Osnabrück. Er gewährte einen Einblick in das gesamte Spektrum der Laserzahnheilkunde und erinnerte an die Gründung der DG Laser vor 25 Jahren in Stuttgart. Je nach Wellenlänge habe jeder Laser seine eigene Indikation in der Zahnheilkunde. Dies reiche von chirurgischen Eingriffen bis hin zur Kariesentfernung oder der photodynamischen Desinfektion. Zukünftig werde auch das neue Verfahren des „Selective Laser Melting“ eine große Rolle spielen, denn es ermögliche die exakte und spannungsfreie Herstellung z. B. von Rekonstruktionsplatten bei großen Knochendefekten. Oralchirurgie. Mit dem Thema „Die Entwicklung der Oralchirurgie als integraler Bestandteil der Zahnheilkunde und Weiterbildungsfach“ beschäftigte sich Prof. Dr. Gerhard Wahl, Direktor des Zentrums für ZMK-Heilkunde der Universität Bonn. Er mahnte an, dass die Approbationsordnung seit 1955 nicht geändert worden sei, der medizinische Kontext des Faches Zahnmedizin sich allerdings stark geändert habe und gerade internistische Erkrankungen, wie Diabetes mellitus, eine sehr große Rolle spielen würden. Eine suffiziente Ausbildung von Oralchirurgen in weiterbildungsberechtigten Praxen sei schwierig, da oft der klinische Background fehle. Dies könne auch nicht über teure Wochenendkurse aufgeholt werden. Mit großer Sorge blicke er auf den Stand der Oralchirurgen bei stetiger Abnahme oralchirurgischer Lehrstühle. Eine Doppelapprobation als Voraussetzung für eine zahnärztlichchirurgische Tätigkeit sollte nicht das Ziel sein. Digitalisierung. „20 Jahre MKG- Chirurgie – Entwicklungen und Trends“ – als Abschluss des Symposiums berichtete Dr. Rolf Bublitz, leitender Oberarzt der Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie des Katharinenhospitals am Klinikum Stuttgart, von der Entwicklung der letzten 20 Jahre, welche vor allem durch die Digitalisierung geprägt war. Jetzt – im digitalen Zeitalter – habe durch Digitalisierung der Bilddaten, Digitale Volumentomografie und neue Technologien, wie Navigation oder virtuelle Operationsplanungen, eine Revolution in der Medizin und auch in der MKG-Chirurgie stattgefunden. Auch die Schlafmedizin sei als neuer Tätigkeitsschwerpunkt aus der MKG hervorgegangen und so könne man durch Schienentherapie, Laserbehandlung oder Kieferumstellung die Beschwerden bei Schnarchen oder Schlafapnoe lindern. Wie es seit 20 Jahren Tradition ist, wurde auch die Pause des gut besuchten Symposiums zum Meinungsaustausch und für Diskussionen genutzt – und dabei der Imbiss genossen. Dr. Sabine Schild www.zahnaerzteblatt.de ZBW 11/2016
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