22 Fortbildung Abb. 3 Mikrospalt. Synchrotron Röntgenaufnahme des Mikrospalts (schwarzer Pfeil) einer konischen Implantat-Abutment-Verbindung bei physiologischer Kaubelastung (roter Pfeil) im Rahmen einer In-vitro-Studie. IM = Implantat, A = Abutment, S = Abutmentschraube, F = Einwirkende Kraft (Abb. 3). Abb. 4 Innenflächen. Elektronenrastermikroskopische Aufnahme der Innenflächen eines zweizeiligen Implantates nach zyklischer Belastung (In-vitro-Versuch). Deutlich sind Abriebpartikel im Implantatinneren und an den Kontaktflächen sichtbar (Abb. 4). Einfluss von Metallpartikeln im Gewebe. Aus orthopädischen Studien des letzten Jahrzehnts ist bekannt, dass einer der häufigsten Gründe für eine Revision von künstlichen Endoprothesen der sog. aseptische Knochenverlust (aseptic loosening) ist. Abriebpartikel vorrangig aus Metall, Keramik oder Polyethylen, werden durch die Belastung von Hüft- und Knieprothese freigesetzt und finden sich als nanometer- bis mikrometergroße Partikel im periimplantären Gewebe um orthopädische Implantate [Hallab 2009, Bitar 2015]. Dort führen sie zur Stimulation der Immunantwort und konsekutiv zu einer Osteolyse in Abwesenheit von Bakterien. Es wird davon ausgegangen, dass sowohl die Partikelzusammensetzung, als auch die Konfiguration, wie Größe und Form, entscheidende beeinflussende Parameter der lokalen Immunantwort sind [Bitar 2015]. Eine durch Metallpartikel induzierte Osteolyse wird auch für Wirbelsäulenimplantate in der Literatur beschrieben [Hallab 2003]. Auch wenn es in der Orthopädie eine deutlich höhere Studiendichte als in der Zahnmedizin gibt, ist der genaue Pathomechanismus auch hier nicht abschließend geklärt. Lohmann et al. gehen von einer durch Lymphonachweislich durch die Kaubelastung erweitert wird, in das umgebende Hart- und Weichgewebe gelangen könnten [Fretwurst 2016]. So zeigten Metallpartikel, die sich im Gewebe um Implantate mit Periimplantitis detektieren ließen, eine vergleichbare Zusammensetzung mittels EDX-Analyse (Energiedispersive Röntgenspektroskopie) wie Partikel in der Implantat-Abutment-Verbindung [Rack 2013, Blum 2015, Fretwurst 2016]. Metallpartikel und -ionen im periimplantären Weichgewebe mit und ohne Periimplantitis konnten in den letzten Jahren nachgewiesen werden [Olmedo 2013, Wilson 2015, Petterson 2016]. Dennoch bleibt unklar, ob diese Partikel von der Implantat-Verbindung generiert werden. Schließlich könnte auch Biokorrosion, das Inserieren des Implantates, die prothetische Versorgung oder die Oberflächenbearbeitung während einer parodontalen Therapie Ursache für eine mögliche Ionenoder Partikelfreisetzung in das Gewebe sein [Fretwurst 2016, Sdrihar 2016]. Ein Partikelabrieb durch die Implantation selbst wird in der Literatur widersprüchlich diskutiert. Einige In-vivo-Studien am Tiermodell konnten eine erhöhte Titankonzentration nach Implantation im periimplantären Gewebe darstellen, andere Autoren konnten diesen erhöhten Wert nach fünf Monaten nach der Implantation nicht mehr nachweisen [Schliephake 1993, Weingart 1994, Wennerberg 2004]. Zudem zeigt eine jüngst erschienene In-vitro-Studie, dass selbst ein Einbringtorque deutlich über dem empfohlenen Drehmoment von > 60 Ncm keine Partikelfreisetzung zur Folge hat [Sdrihar 2016b]. In der dentalen Implantologie ist bis heute kaum untersucht, welche Auswirkung Ionen und Partikel im periimplantären Gewebe ausüben. Zwei aktuelle humane Studien können zwar Metallpartikel in der Nähe von Makrophagen im periimplantären Gewebe detektieren, allerdings ist bisher keine Korrelation zwischen Metallgehalt und Immunantwort nachgewiesen worden [Olmedo 2013, Fretwurst 2016]. Im Gegensatz dazu zeigte die Arbeitsgruppe um Petterson in einer in diesem Jahr erschienenen In-vitro-Studie, dass die Zytokinexpression von Makrophagen in Kontakt mit Titan gering ist, allerdings umso stärker, wenn Makrophagen vorher mit einem „bakteriellen Stimulus” exponiert wurden [Petterson 2016]. Einen Einfluss von Metallpartikeln auf die Pathogenese der dentalen Periimplantitis wird in der aktuellen Literatur diskutiert [Fretwurst 2016, Sdrihar 2016]. ZBW 11/2016
Fortbildung 23 zyten und Makrophagen gesteuerten Immunreaktionen aus [Lohmann 2014]. Bekannt ist, dass eine ganze Kaskade proinflammatorischer Zytokine und Mediatoren die Knochenlyse beeinflussen [Pajarinen 2013, Obando-Pereda 2014, Vasconcelos 2016]. Generell gilt es zu bedenken, dass sich die Erkenntnisse aus der Orthopädie nicht ohne weiteres in die Implantologie übertragen lassen und dass nur wenige Studien zu diesem Thema in der dentalen Implantologie vorliegen, sodass weitere Untersuchungen zeigen müssen, welchen Einfluss Metallpartikel im periimplantären Gewebe ausüben. Dentale Implantate zeigen hohe Erfolgsraten in Langzeituntersuchungen und sind somit ohne Frage eine etablierte Versorgungsmöglichkeit in der modernen Zahnmedizin. Der Sachverhalt einer möglichen Metallpartikelfreisetzung aus der Implantat-Abutment-Verbindung als potenzieller Einflussfaktor, beispielsweise im Rahmen der Periimplantitis, sollte bei der jetzigen Studienlage nicht überbewertet werden. Das Literaturverzeichnis finden Sie unter www.zahnaerzteblatt.de oder kann beim IZZ bestellt werden unter Tel: 0711/222966-14, Fax: 0711/222966-21 oder E- Mail: info@zahnaerzteblatt.de. Dr. Tobias Fretwurst Dr. Wiebke Semper-Hogg Prof. Dr. Katja Nelson Dr. Tobias Fretwurst Dr. Wiebke Semper- Hogg Prof. Dr. Katja Nelson Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie/Plastische Operationen, Universitätsklinikum Freiburg, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Department of Periodontics and Oral Medicine, University of Michigan School of Dentistry, Ann Arbor, MI, USA Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie/Plastische Operationen, Universitätsklinikum Freiburg, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie/Plastische Operationen, Universitätsklinikum Freiburg, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Anzeige Gestalten Sie als Zahnarzt Ihre Gesundheitsvorsorge und die Ihrer Familie jetzt noch effektiver. Die DKV bietet Ihnen Krankenversicherungsschutz mit einem Höchstmaß an Sicherheit und Leistung. Nutzen Sie die günstigen Konditionen des Gruppenversicherungsvertrages mit der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg: ATTRAKTIVE BEITRÄGE, ANNAHMEGARANTIE FÜR VERSICHERUNGSFÄHIGE PERSONEN, SOFORTIGER VERSICHERUNGSSCHUTZ OHNE WARTEZEITEN BEI TARIFEN MIT GESUNDHEITSFRAGEN. Ja, ich interessiere mich für die DKV Gruppenversicherung für Zahnärzte. Bitte nehmen Sie Kontakt mit mir auf. Ich willige ein, dass meine personenbezogenen Daten aus dieser Anfrage an einen für die DKV tätigen Vermittler zur Kontaktaufnahme übermittelt und zum Zwecke der Kontaktaufnahme von der DKV und dem für die DKV tätigen Vermittler erhoben, verarbeitet und genutzt werden. LÜCKENLOSE VERSORGUNG, AUCH FÜR ZAHNÄRZTE. DIE ATTRAKTIVE PRIVATE GRUPPENVERSICHERUNG FÜR ZAHNÄRZTE. 22,60 Krankentagegeldversicherung ab22,60 EUR mtl. Beitrag für eine(n) 35-jährige(n) Zahnarzt/-ärztin nach Tarif KTAA für 3.000 EUR Krankentagegeld mtl. ab dem 29. Tag Ich vertrau der DKV Einfach ausschneiden und faxen: 02 21 / 5 78 21 15 Oder per Post an: DKV AG, VUAC K, 50594 Köln. Telefon: 02 21 / 5 78 45 85 Internet: www.dkv.com/zahnaerzte, E-Mail: zahnarzt@dkv.com Name Straße PLZ, Ort Geburtsdatum Telefon privat/beruflich E-Mail Unterschrift : Angestellt Selbstständig 180050200
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