8 Titelthema Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) „Die Mundgesundheit ist so gut wie nie“ Das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ), die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) haben im Rahmen einer Pressekonferenz im Haus der Bundespressekonferenz Mitte August die Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) vorgestellt. Die Zahlen bestätigen, dass die Prophylaxebemühungen der deutschen Zahnärzte immer mehr Früchte tragen. Vor allem der DMF-T-Wert der zwölfjährigen Kinder ist ein voller Erfolg. Es gibt aber auch Handlungsbedarf. Unter der Lupe. Das Institut der Deutschen Zahnärzte hat in der DMS V die Zahngesundheit der Deutschen genau untersucht. Die DMS V beschreibt repräsentativ die Mundgesundheit der gesamten Bevölkerung in Deutschland, erstmals auch die der sehr alten Menschen. Es handelt sich um eine bevölkerungsrepräsentative, sozialepidemiologische Querschnittstudie, die in vier Alterskohorten die wichtigsten Erkrankungen der Mundhöhle und der Zähne sowie den zahnmedizinischen Versorgungszustand dokumentiert. Die Analyse liefert eine Fülle von Daten zu fast allen zahnmedizinischen Aspekten. Neben Karies, Parodontalerkrankungen, Pflegebedürftigkeit, Alter und sozialen Einflussfaktoren erfasst sie sämtliche Altersgruppen und soziale Schichten. Die wichtigsten Erkenntnisse: • Acht von zehn der 12-jährigen Kinder (81,3 Prozent) sind heute völlig kariesfrei. • Die Zahl kariesfreier Gebisse hat sich in den Jahren 1997 bis 2014 praktisch verdoppelt. • Jeder achte ältere Mensch ist völlig zahnlos. Im Jahr 1997 war es noch jeder vierte. • Pflegebedürftige ältere Menschen haben jedoch eine höhere Karieserfahrung und weniger eigene Zähne. • Die Zahl der Parodontalerkrankungen nimmt ab. Durch die de- DMS V DieDeutschenMundgesundheitsstudien des IDZ liefern seit 1989 wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse durch repräsentative, bundesweit erhobene Daten. Die Ergebnisse sind wesentlicher Teil der Gesundheitsberichterstattung und erlauben grundlegende Weichenstellungen, um die Versorgung für Millionen von Menschen systematisch auszubauen und zu verbessern. Vor dem Hintergrund einer immer stärker an Evidenz und Qualität aus- Fotos: Fotolia mografische Entwicklung und die Altersabhängigkeit der Erkrankung ist in der Prognose aber mit einem steigenden Behandlungsbedarf zu rechnen. „Als bedeutende Wiederholungsuntersuchung gibt die DMS V einen langfristigen Überblick über die Entwicklung oraler Erkrankungen. Sie liefert wissenschaftliche Fundamentaldaten für die Gesundheitsberichterstattung und die evidenzbasierte Versorgungsforschung. Auf Grundlage der Ergebnisse kann die zahnärztliche Versorgung in den kommenden Jahren gezielt weiterentwickelt werden“, sagte Priv.-Doz. Dr. A. Rainer Jordan, Wissenschaftlicher Direktor des IDZ. „Prävention erreicht noch nicht alle Bevölkerungsgruppen in derselben Weise – Menschen mit Pflegebedarf oder in sozial schwierigen Lebenslagen profitieren nicht im gleichen Maße davon wie die Breite der Bevölkerung. Das ist ein Handlungsauftrag für die Zahnärzteschaft. Auch müssen neue Ansätze in der Prävention genutzt werden, um künftig bei allen Bevölkerungsgruppen gleichermaßen Fortschritte in der Mundgesundheit zu erreichen“, erklärte Dr. Peter Engel, Präsident der BZÄK. Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstandes der KZBV fügte hinzu: „Die Mundgesundheit ist so gut wie nie. Für den Berufsstand gerichteten Zahnmedizin ist die DMS V in den kommenden Jahren die wichtigste Grundlage, um die zahnmedizinische Versorgung zu analysieren und zukunftsfest zu machen. Von Oktober 2013 bis Juni 2014 wurden deutschlandweit 4609 Menschen an 90 Standorten sozialwissenschaftlich befragt und zahnmedizinisch untersucht. Berücksichtigt wurden neben klinischen Daten auch umfangreiche soziodemografische und verhaltensbezogene Einflüsse. ZBW 10/2016 www.zahnaerzteblatt.de
Titelthema 9 gilt es diese Spitzenposition im Interesse unserer Patienten weiter auszubauen. So muss aufgrund des demografischen Wandels die Versorgung noch stärker auf Ältere und Menschen mit Pflegebedarf fokussiert werden. Zugleich sagen wir der Parodontitis mit neuen Konzepten entschlossen den Kampf an.“ Das sei besonders wichtig, denn den Daten zufolge steige der Behandlungsbedarf dieser stillen Volkskrankheit prognostisch an. Die GKV bilde notwendige Präventionsmaßnahmen aber noch nicht ausreichend ab, sagte Dr. Eßer: „Änderungen sind zwingend erforderlich. An dem übergeordneten Ziel, die Mundgesundheit aller Menschen über den gesamten Lebensbogen zu fördern und zu verbessern, halten wir fest. Die DMS V zeigt auf, wie wir dieser Selbstverpflichtung versorgungspolitisch gerecht werden können.“ Insgesamt stellt die Studie fest, dass sich das Inanspruchnahmeverhalten von zahnärztlichen Diensten, besonders der Kinder und der jüngeren Senioren sowie die Angaben zur häuslichen Mundhygiene positiv entwickelt haben, und dass ein Großteil der Bevölkerung davon überzeugt ist, selbst viel zur Gesunderhaltung der eigenen Zähne beitragen zu können. Die DMS V zeigt zusammenfassend durchgängig teilweise erhebliche Verbesserungen bei der Mundgesundheit der Bevölkerung in Deutschland: in allen Altersgruppen und in allen sozialen Schichten. Was schon seit Längerem für die Karies bei Kindern und Jugendlichen gilt, erreicht nun auch die Erwachsenen und – bedingt durch weniger Zahnverluste – ebenso die Senioren. Besonders bemerkenswert ist die Dynamik bei den Parodontalerkrankungen, so dass sich alles in allem sagen lässt: Die Menschen in Deutschland bleiben länger gesund im Mund und die Krankheitslasten verschieben sich ins höhere Lebensalter. Die heute älteren Senioren haben einen vergleichbaren Mundgesundheitszustand wie ihn die jüngeren Senioren vor zehn Jahren aufwiesen. Man nennt dieses Phänomen Morbiditätskompression. Weiteres Informationsmaterial kann auf den Websites von BZÄK (www.bzaek.de/DMS) und KZBV (www.kzbv.de/DMS) abgerufen werden, darunter eine Zusammenfassung der Studie als Broschüre, Grafiken, ein Video-Trailer sowie Film-Interviews mit Dr. Peter Engel, Dr. Wolfgang Eßer, Dr. A. Rainer Jordan und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Eine Reportage über die Untersuchungsphase der DMS V veröffentlichte das ZBW in der Ausgabe 7/2014 mit dem Titel: „Deutschland macht den Mund auf“. prd/HC/CI Sinkende Karieserfahrung. Bei zwölfjährigen Kindern zeigt sich eine Sozialschichtabhängigkeit der Karieserfahrung, aber alle sozialen Schichten haben von der Prävention profitiert. Kariesfreie Gebisse. Seit 1989 hat sich die Zahl der kariesfreien Kinder von 13,3 Prozent auf 81,3 Prozent erhöht. Auch hier zeigen sich Unterschiede je nach Schichtzugehörigkeit. Positive Entwicklung. Bei jüngeren Erwachsenen (35- bis 44-Jährige) zeigt sich eine sinkende Karieserfahrung. www.zahnaerzteblatt.de ZBW 10/2016
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