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Mehr Prävention für Menschen mit Behinderungen

Ausgabe 6/2018

22 Fortbildung 43.

22 Fortbildung 43. Jahrestagung der südbadischen Zahnärzteschaft in Rust Großes Treffen der Dentalfamilie 850 Zahnärztinnen und Zahnärzte konnte der Vorsitzende der Bezirkszahnärztekammer Freiburg, Dr. Peter Riedel, in Rust begrüßen. Zusammen mit 800 Praxismitarbeiterinnen und rund 100 Zahntechnikern, die diesmal – wie die Jahre zuvor schon Oralchirurgen und Kieferorthopäden – zu einem eigenen Spezialpodium einluden, traf sich die gesamte Dentalfamilie. Und das Vorhaben des Vorstandes, „die gesamte Zahnheilkunde mit einer einzigen Fortbildungsveranstaltung abzudecken“, wurde ein voller Erfolg. Das Confertainment Center des Europaparks war vom 12. bis 14. April attraktiver Rahmen für eine der beliebtesten und meistbesuchten Fortbildungsveranstaltungen in Deutschland. Das diesjährige Kongressthema „Zahnerhaltung einmal anders“ umfasste insgesamt neun Vorträge, in denen moderne Behandlungskonzepte in der Parodontologie und Endodontologie abgehandelt wurden. Der wissenschaftliche Leiter, Prof. Dr. Elmar Hellwig, Freiburg, hatte dazu renommierte Referenten eingeladen, sodass Zahnmediziner – und in einer gesonderten Veranstaltung auch das Praxisteam – in den Genuss interessanter und praxisbezogener Vorträge kamen. Anwesend war zudem die gesamte zahnärztliche Prominenz aus dem Ländle und, schon zur Tradition geworden, hochrangige Vertreter der elsässischen Zahnärzteschaft. Zehn attraktive Pre-Congress-Themen, ein Notfallseminar fürs gesamte Praxisteam, Hygiene-Updates, Seminare für Studierende und Auszubildende sowie die auf das Tagungsthema abgestimmten Stände der 69 Aussteller sorgten dafür, dass für alle Mitglieder der großen Dentalfamilie etwas geboten wurde. Dazu kamen das Get-together am Vorabend des Kongressauftakts, der traditionelle Gesellschaftsabend und die vielen Möglichkeiten zum kollegialen Austausch. Zahnerhalt als Kernaufgabe. Wie Prof. Dr. Hellwig ausführte, ermöglichen neue endodontische und parodontologische Konzepte auch diejenigen Zähne zu erhalten, die man vor wenigen Jahren noch extrahiert hätte. „Auch wenn Implantologie und Prothetik vielversprechende Optionen nach Zahnverlust bieten, so bleibt der Fächerkanon Zahnerhaltung die Kernaufgabe der zahnärztlichen Tätigkeit.“ Das gilt auch für Zahnunfälle, über die Prof. Dr. Gabriel Krastl, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie in Würzburg, referierte. Bei Kindern und Jugendlichen, die am häufigsten von Unfällen mit Zahnbeteiligung betroffen sind, ist der Zahnarzt „zum Zahnerhalt verpflichtet“. Mit geeigneten endodontischen Maßnahmen ZBW 6/2018 www.zahnaerzteblatt.de

Fortbildung 23 Wissenschaftliche Tagung. Dr. Peter Riedel: „Die gesamte Zahnheilkunde mit einer einzigen Fortbildungsveranstaltung abzudecken, wurde ein voller Erfolg“. Ausweglose Fälle. Dr. Gernot Mörig, Düsseldorf, sprach über die „forcierte Extrusion als Behandlungskonzept für ausweglose Fälle“. Fotos: Bamberger kann erreicht werden, dass bei nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum die Zahnwurzeln ihr Längen- und Dickenwachstum fortsetzen und der Zahn langfristig erhalten werden kann. „Die beste Wurzelkanalfüllung ist eine vitale Pulpa“, meinte der Referent, der sich für eine partielle Pulpotomie aussprach, bei der nur 2 mm der Kronenpulpa entfernt werden. Ist die verbliebene Pulpa gesund, ist mit einem Sistieren der Blutung innerhalb von fünf Minuten zu rechnen. Auf die artifiziell freigelegte Pulpaoberfläche wird Kalziumhydroxid oder MTA aufgebracht und mit einem härtenden Kalziumhydroxidzement überschichtet. Extrusion. Über die „forcierte Extrusion als Behandlungskonzept für ausweglose Fälle“ sprach Dr. Gernot Mörig, Düsseldorf. Er erläuterte, dass unter Einsatz kieferorthopädischer Prozeduren auch Zähne, die unter Knochenniveau frakturiert sind, elongiert und dadurch gerettet werden können. Selbst bei stark destruierten Frontzähnen ist es häufig möglich, das Wurzelfragment in wenigen Tagen so weit zu extrudieren, dass anschließend eine langfristige Kronenversorgung möglich ist. Für chirurgische Kronenverlängerungen zum Erhalt von Wurzeln, die meist mit massiven ästhetischen Einbußen einhergehen, gibt es daher aus seiner Sicht, besonders im ästhetisch relevanten Bereich, keine Indikation mehr. Darüber hinaus zeigte er eindrucksvoll, wie durch Anregung der körpereigenen Kompetenz neuer Knochen hinzugewonnen wird. Diese Therapie kommt ohne körperfremde Materialien und meist ohne Antibiotika aus. Milchzähne erhalten. Die „Endodontie bei Milchzähnen“ behandelte Dr. Hubertus von Waes von der Klinik für Kinderzahnmedizin in Zürich. Da er darüber hinaus Direktor des Schulzahnärztlichen Dienstes der Stadt Zürich ist, konnte er aus erster Hand berichten, dass trotz großer Anstrengungen in der Prophylaxe Karies weiterhin einen erheblichen Behandlungsaufwand bei Kindern ausmacht. Bedingt durch die Milchzahnmorphologie mit geringer Schmelz-Dentin-Dicke, einer fehlenden posteruptiven Schmelzreifung und erhöhter Schmelzporosität sieht man oft Kariesläsionen, die bis in die Pulpa reichen. Dr. von Waes schilderte die verschiedenen Vorgehensweisen, mit denen schwer zerstörte Kindermilchzähne erhalten werden können. Dazu gehören Verfahren wie eine indirekte Überkappung oder die Pulpektomie, bei der das Zahnmark vollständig entfernt wird und gesunde Wurzelpulpen mit Medikamenten überdeckt werden, um diese vital zu erhalten. Mehrere Faktoren sind für den Erfolg dieser Maßnahme wichtig: Die Pulpa sollte möglichst steril und atraumatisch amputiert und mit einem möglichst physiologischen, selbstdesinfizierenden, bioinduktiven Material überdeckt werden. Revisionen erfolgreich. Der dauerhafte Erfolg jeder endodontischen Behandlung hängt jedoch von vielen Faktoren ab, sodass ein weiteres wichtiges Thema des Kongresses die Revision einer bereits erfolgten Wurzelkanalbehandlung war. Dank neuer Techniken und neuer Erkenntnisse im Bereich der Mikrobiologie können diese mit einer Erfolgsrate von 60 bis 80 Prozent aufwarten. Prof. Dr. Michael Hülsmann von der Poliklinik für Präventive Zahnmedizin, Parodontologie und Kariologie in Göttingen, zeigte auf, in welchen Fällen eine erneute Wurzelkanalbehandlung angezeigt ist und wie man Patienten über Möglichkeiten, Probleme, Zeitaufwand, Kosten und eingeschränkte Erfolgswahrscheinlichkeit der Revision informiert. Er wies darauf hin, dass sich die Revisionsbehandlung grundsätzlich von der Primärbehandlung unterscheidet und dass sie immer als „Behandlung eines infizierten Wurzelkanalsystems“ anzusehen ist. Sorgfältige Diagnose. „Diagnostik und Therapieplanung in der zeitaufwendigen Endodontie“ war das Thema von PD Dr. David Sonntag, Düsseldorf. Er stellte seinem Vortrag ein Wort von Laotse voran, dem legendären chinesischen www.zahnaerzteblatt.de ZBW 6/2018

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