20 Berufspolitik Kritik des Bundesrechnungshofs „nicht nachvollziehbar“ Klare Vorgaben für die KFO-Versorgung Das Medienecho war enorm: Der Nutzen der kieferorthopädischen Behandlung sei nicht nachgewiesen und es werde zu viel behandelt bei stark steigenden Ausgaben, so die Vorwürfe des Bundesrechnungshofes. „Für Baden-Württemberg lässt sich das nicht nachvollziehen“, wandte Dr. Ute Maier, Vorstandsvorvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KZV BW), ein. Die von der Finanzkontrollbehörde des Bundes angeführte Verdoppelung der Kosten je KFO-Behandlungsfall erweise sich für Baden-Württemberg als „haltlos“. Für die kieferorthopädische Versorgung gebe es „klare Vorgaben durch die Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses, die mit wissenschaftlicher Expertise erstellt wurden“. gen nicht nachvollziehbar“, stellte dagegen Vorstandsvorsitzende Dr. Ute Maier klar. Die Fallkosten für die kieferorthopädische Behandlung seien seit 2008 in Baden- Württemberg um 15,2 Prozent gestiegen, die Anzahl der Fälle um gerade einmal etwas mehr als fünf Prozent. Die vom Bundesrechnungshof angeführte Verdoppelung der Kosten je Behandlungsfall erweise sich somit für Baden-Württemberg als „haltlos“. Dr. Maier: „Vielmehr bewegt sich die Erhöhung der Fallkosten im Bereich der Inflationsrate für diese Jahre.“ Zähne zeigen. Die vom Bundesrechnungshof angeführte Verdoppelung der Kosten je KFO-Behandlungsfall erweist sich für Baden-Württemberg als „haltlos“, weshalb die KZV BW umgehend Stellung bezog und für Klarheit in der Öffentlichkeit, bei Patienten, Eltern, Kieferorthopäden und kieferorthopädisch tätigen Zahnärzten sorgte. In den Medien bezogen sich Ende April zahlreiche Headlines auf ein einziges Thema: Milliardenausgaben und drastische Kostensteigerungen in der Kieferorthopädie, Zahnspangen in der Kritik, Zweifel an medizinischer Wirkung – so wurden im Telegrammstil die Erkenntnisse und Vorwürfe, die durch den Bundesrechnungshof vorgebracht wurden, benannt. Bezugspunkt war die „Bemerkung Nr. 9 – Nutzen kieferorthopädischer Behandlung muss endlich erforscht werden“ in dem am 24. April veröffentlichten Ergänzungsband zum Jahresbericht 2017 des Bundesrechnungshofes. Es müsse geklärt werden, ob die hohen Finanzmittel für KFO überhaupt notwendig seien und welche Leistungen zum Behandlungserfolg führten, wird Rechnungshofpräsident Kay Scheller zitiert. Die Kosten für kieferorthopädische Behandlungen hätten sich von 2008 bis 2016 „fast verdoppelt“, so der Tagesspiegel. Klarstellung. „Für die KZV BW sind die Feststellungen und Vorwürfe jedoch insbesondere in Bezug auf die Kostensteigerun- Foto: karelnoppe/shutterstock.com Vorgaben. Für die kieferorthopädische Versorgung bestehen des Weiteren klare Vorgaben durch die Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses, die mit wissenschaftlicher Expertise erstellt wurden. Zudem müsse das SGB V und das dortige Wirtschaftlichkeitsgebot – ausreichend, zweckmäßig, wirtschaftlich – bei der Leistungserbringung zulasten der GKV beachtet werden. Info » guido.reiter@kzvbw.de Der Bundesrechnungshof hat in seinem Ergänzungsband zum Jahresbericht 2017 u. a. empfohlen, „die kieferorthopädische Versorgungslage, Behandlungsnotwendigkeiten und -ziele sowie Qualitätsindikatoren und -kontrollen zu erfassen und objektiv auszuwerten“. Weitere Inhalte und die vollständige „Bemerkung Nr. 9“: einfach QR-Code scannen. Link: https://bit. ly/2IDXSxd ZBW 6/2018 www.zahnaerzteblatt.de
Berufspolitik 21 IQWiG mit „Rapid Report“ im beschleunigten Verfahren Fluoridlack verhindert Entstehung von Karies „Fluoridlack trägt wirksam zur Remineralisierung der Zahnoberfläche bei und verhindert die Entstehung und das Fortschreiten von Karies.“ Zu dieser Bewertung kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) im „Rapid Report“ zur „Fluoridlackapplikation im Milchgebiss zur Verhinderung von Karies“. Besonders bei kleinen Kindern biete der Einsatz von Fluoridlack Vorteile. Nach dem Aufbringen des Lacks sei Karies an Milchzähnen seltener aufgetreten als bei der Versorgung ohne Fluoridierung. „Das IQWiG leistet mit seiner Analyse und Bewertung einen wertvollen Beitrag um die derzeitige, durch eine Zahnpastawerbung entfachte Diskussion zum Nutzen der Fluoridierung wieder zu versachlichen“, betonte Dr. Ute Maier, Vorstandsvorsitzende der KZV BW. Gesunde Zähne. Milchzähne sind sehr empfindlich gegen Demineralisation (etwa durch saure Getränke) und den Angriff von Kariesbakterien. Umso wichtiger ist die Prävention – u. a. durch richtiges Zähneputzen, fluoridierte Zahnpasta und das Aufbringen von Fluoridlack. Foto: stopabox/shutterstock.com Die Ergebnisse der Studien seien „sehr heterogen“ gewesen, bemerken die Autoren, dennoch „ließ sich ein deutlicher Vorteil von Fluoridlack feststellen: Nach dem Aufbringen des Lacks trat Karies an Milchzähnen seltener auf als ohne Fluoridierung. Bei etwa jedem 10. Kind könnte damit Karies gänzlich verhindert werden.“ Sofern bereits Karies aufgetreten ist, könne „zumindest das Fortschreiten vermindert“ werden. In der IQWiG-Pressemeldung heißt es weiter: „Für den Nutzen des Fluoridlacks war es offensichtlich egal, ob die Kleinkinder bereits Karies oder noch ganz gesunde Zähne hatten.“ In Bezug auf Zahnerhalt, Zahnschmerzen und dentale Abszesse bleibe der Nutzen der Fluoridlackapplikation mangels aussagekräftiger Daten unklar. Die Wirksamkeit zur Remineralisierung der Zahnoberfläche und zur Verhinderung der Entstehung wie auch des Fortschreitens von Karies dagegen ist deutlich. Speziell bei Kleinkindern biete der Einsatz von Fluoridlack Vorteile, weil er schnell aushärten würde. » guido.reiter@kzvbw.de Zwar verbessert sich generell die Mundgesundheit in Deutschland kontinuierlich, wie die Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie nachweist; auch Karies ist in Deutschland stark rückläufig, die Zahl der kariesfreien Gebisse hatte sich bei 12-jährigen Kindern von 1997 bis 2014 verdoppelt. Problematisch allerdings: Bei unter 3-Jährigen gibt es „fast keinen Rückgang solcher Zahnschäden“, stellte das Institut fest. Im Durchschnitt lasse sich bei rund 14 Prozent der 3-Jährigen in Deutschland Karies an den Milchzähnen feststellen. Rapid Report. Beauftragt vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), gingen externe Sachverständige und Wissenschaftler des IQWiG der Fragestellung nach, ob das Aufbringen von Fluoridlack im Milchgebiss Vorteile bietet im Vergleich zur üblichen Versorgung ohne spezifische Fluoridierungsmaßnahmen. Der G-BA hatte den Auftrag verknüpft mit der Anforderung eines Berichts im beschleunigten Verfahren, daher die Bezeichnung „Rapid Report“. Untersucht wurden nach Angaben des Instituts „Ergebnisse aus 15 randomisierten kontrollierten Studien (RCTs), in denen insgesamt 5.002 Kinder mit Fluoridlack behandelt wurden, während 4.705 Kinder keine Fluoridierung erhielten“. Info Im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) die „Fluoridlackapplikation im Milchgebiss zur Verhinderung von Karies“ untersucht und die Ergebnisse in einem „Rapid Report“ zusammengestellt. Der Bericht ist vollumfänglich im Internet erhältlich: einfach QR- Code scannen. Link: https:// bit.ly/2GGCQrQ www.zahnaerzteblatt.de ZBW 6/2018
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