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LZK BW beschließt Weiterbildungsordnung

Ausgabe 8-9/2016

48 Fortbildung

48 Fortbildung Sommer-Akademie des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums Stuttgart „Zu viel des Guten – kann Prophylaxe schädlich sein?“ Besser, schneller, höher, gesünder, schöner, leistungsfähiger! Das Streben nach Perfektion und Anerkennung liegt in der menschlichen Natur. Doch können die guten Absichten auch negative Folgen haben und gibt es ein „zu viel des Guten“? Mit diesen aktuellen Fragen beschäftigte sich die diesjährige Sommer-Akademie am 1. und 2. Juli. Die Gastgeber, Prof. Dr. Johannes Einwag und Dr. Konrad Bühler, führten durch das Fortbildungsprogramm und lockerten das Publikum mit Unterhaltungsmomenten auf. Überraschung. Prof. Dr. Johannes Einwag, Dr. Konrad Bühler und Prof. Dr. Norbert Krämer kamen auf die Bühne als Geschenke und begrüßten das Publikum zur 23. Sommerakademie. Mit einer Rekordzahl von über 1000 Teilnehmern waren die Stuhlreihen im Forum Ludwigsburg komplett besetzt. Zahnärzte, Kieferorthopäden, ZFAs, DHs und Studierende der Zahnmedizin folgten der Einladung des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums Stuttgart (ZFZ), um ihren Wissensstand zu aktualisieren und neue Impulse für die tägliche Arbeit mit den Patienten zu gewinnen. Prof. Dr. Johannes Einwag, ZFZ- Direktor, Dr. Konrad Bühler, Verwaltungsratsvorsitzender des ZFZ, und Prof. Dr. Norbert Krämer, Präsident der DGKiZ, begrüßten zu Beginn der Veranstaltung das Publikum. Zum ersten Mal kooperierte das ZFZ mit der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ) und der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie e. V. (DGKFO), um das Fortbildungskonzept der Sommer-Akademie zu optimieren und zu erweitern. Fokus Lebensthemen. Die Vorträge am Freitag, dem ersten Veran- staltungstag, schafften einen spannenden Einstieg in das Thema „zu viel des Guten“ und rückten die Aspekte zu viel Bewegung, zu viel Bio, zu viel digital und zu viel Hygiene in den Vordergrund. Prof. Dr. Tim Niehues sprach über Hygiene und das Gleichgewicht zwischen Mikroben und Immunsystem. Das Immunsystem des Menschen braucht Keime, um sich zu entwickeln. Gleichzeitig können Erreger aber auch erhebliche Schäden auslösen. Zentrale Frage seines Vortrags war, was mit dem Immunsystem bei Keimeliminierung passiert und ob eine übertriebene Erregerbekämpfung schaden kann. Außerdem setzte er sich mit dem Thema orales Mikrobiom auseinander und erzeugte dadurch eine Verknüpfung zu der Zahnmedizin. Als nächstes folgte der Vortrag „Zu viel Bio“ von Udo Pollmer. Man braucht Mut, um in der Gesellschaft allgemein akzeptierte Ideen in Frage zu stellen. Und Vorträge über gesunde Fotos: ZFZ Stuttgart Ernährung hat jeder schon oft gehört. Udo Pollmer trat selbstbewusst auf, um das Thema gesundes Bio-Essen aus einem völlig anderen Blickwinkel zu beleuchten und brachte die negativen Aspekte einer übertrieben gesunden Ernährung ans Licht. Es ging um hochaktuelle Themen: Massentierhaltung, cholesterinhaltige Lebensmittel, Essensempfehlungen von Ernährungsexperten, die Bio- und Vegan- Trends, grüne Smoothies sowie Diäten. Mit dem Spruch „Essen macht nicht gesund, schlank oder schön – es macht satt. Und wenn es mit Sachverstand und Liebe zubereitet wurde, auch noch zufrieden.“ beendete Udo Pollmer seinen Vortrag und erhielt dafür den verdienten Beifall. Nächstes Thema auf der Tagesordnung: Zu viel Bewegung. In der Regel erzählt Prof. Dr. Ralph Beneke in seinen Vorträgen über Bewegungsmangel und gibt Tipps für mehr Bewegung im Alltag. Auf der Sommer- Akademie ging es ausnahmsweise genau um die konträre Sichtweise. Anhand mehrerer Studien erklärte Prof. Beneke das Thema Hochleistungssport bei Kindern und Jugendlichen, zeigte Risiken, Folgen und Symptome einer Überlastung und traf damit den Nerv des Publikums. Der letzte Vortrag am Freitag handelte um die Fragestellung „Zu viel digital: Zu Risiken und Nebenwirkungen digitaler Medien für Bildung“. Schwarze Löcher im Gehirn? Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer zeigte dem Publikum verblüffende Bilder von schwach entwickelten Gehirnen aufgrund zu geringer Gehirnförderung. Er erklärte anhand von Studien, wie der übertriebene digitale Konsum Kinder und Jugendliche in ihrer körperlichen, geistigen, seelischen sowie sozialen Entwicklung behindern kann. Mit seiner überzeugenden Rede fesselte Prof. Spitzer das Publikum, das im Anschluss noch viele Fragen stellte. Fokus Zahnmedizin. Mit neuen Kräften startete man am 2. Juli in den zweiten Veranstaltungstag, der sich ZBW 8-9/2016 www.zahnaerzteblatt.de

Fortbildung 49 dem zahnmedizinischen Themenkomplex widmete. Auch an diesem Tag konnten die Referenten durch ihre fachliche Expertise verbunden mit einem packenden Vortragsstil überzeugen und gaben Antworten zu wichtigen Fragestellungen. Kann die Zahnbürste zur Waffe werden und bleibt ein sauberer Zahn gesund? Prof. Dr. Christof Dörfer beschäftigte sich in seinem Vortrag mit diesem Thema. Er nannte die häufigsten Empfehlungen bei Zahnschmelzerosion: Borstenabrundung verbessern, eine weichere Zahnbürste einsetzen, die Abrasivität der Zahnpasta verringern, Schallzahnbürsten verwenden, die Bürsttechnik verändern und den Einsatz oszillierend-rotierender Elektrozahnbürsten vermeiden. Anhand von aktuellen Studien zeigte Prof. Dörfer, dass diese Annahmen wissenschaftlich nicht ausreichend belegt sind und erklärte, warum eine zu weiche Zahnbürste bei geschädigtem Zahnschmelz manchmal sogar schädlich sein kann. Die zweite Fragestellung des Tages: „Wozu noch Fluorid oder CHX, wenn die Karies fast besiegt ist?“. Prof. Dr. Elmar Hellwig beantwortete die Frage nach dem Fluorid prompt und sicher: „Wir brauchen Fluorid um den Zahnschmelz widerstandsfähig zu halten.“ Diese These wurde bereits wiederholt untersucht und in vielen wissenschaftlichen Studien belegt. Prof. Hellwig empfahl eine Verwendung CHX-haltiger Präparate bei Patienten mit motorischen Schwierigkeiten und bei einem erhöhten Kariesrisiko im frühen Alter. Anhand von Studien erklärte Prof. Hellwig die Wirksamkeit unterschiedlicher fluorid- und CHX-haltiger Präparate. Um den Themenbereich abzurunden, referierte als nächstes Prof. Dr. Adrian Lussi über Schmelzfresser und gab wichtige Ernährungstipps. Bilder von Kindern, die sich den Mund mit säurehaltigem Saft ausspülen, unterstrichen die Priorität dieses Themas. Mit hoher fachlicher Expertise zeigte Prof. Lussi anhand von Beispielen welche Getränke ein zahnerosives Potenzial haben und erklärte, auf welcher Art säurereiche Getränke zahnschonend getrunken werden können. Als letzte Überraschung durften die Gastgeber den „Mann mit dem grünen Pulli“ auf die Bühne begrüßen. Für In entspannter Atmosphäre. Neben kulinarischen Köstlichkeiten bot das Sommerfest am Abend auch die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. „Die Sendung mit der Maus“ erzählt Christoph Biemann Sachgeschichten auf verständliche und humorvolle Weise. Anhand von praktischen Beispielen vermittelte er dem Publikum die Kunst des Erklärens und verlieh so der Veranstaltung am Ende eine besondere Note. Fokus Kinder. Durch die Kooperation mit der DGKiZ und der DGKFO entstand ein ergänzender wissenschaftlicher Programmteil, der bereits am Freitagvormittag stattfand und sich dem Thema „Kinderzahnheilkunde meets Kieferorthopädie“ widmete. Namhafte Referenten trugen aus ihren Fachgebieten vor und gingen dabei auf folgende Themen ein: „Aufgaben der Kinderzahnheilkunde von der Primärdiagnostik bis KFO-Therapie“ (Dr. Richard Steffen), „Wie wichtig ist Funktion“ (Prof. Dr. Dr. Peter Proff), „Frühkindliche KFO“ (Prof. Dr. Heike Korbmacher-Steiner) und „Überwachung und Steuerung der Gebissentwicklung“ (Prof. Dr. Christopher J. Lux). Wissen und Spaß. Das Konzept der Sommer-Akademie verbindet Fortbildung mit Spaß und legt Wert auf die Interaktion zwischen den Teilnehmern. Eine Dentalausstellung, spannende Unterhaltungsmomente und ein interessantes Abendprogramm mit Grillparty in entspannter Atmosphäre rundeten dieses Jahr die Veranstaltung ab. Auch im nächsten Jahr wartet das Zahnmedizinische Fortbildungszentrum mit neuen Themen, Impulsen und Überraschungen auf die Teilnehmer. Mehr Eindrücke. Auf der Webseite des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums finden Sie weitere Informationen und Impressionen der Veranstaltung. » radu@lzk-bw.de Deutscher Prophylaxepreis Am 1. Juli wurde dem „Verein Zahngesundheit Tirol“ der Deutsche Preis für Dentalhygiene 2016 verliehen. Damit wurde erstmals keine Einzelperson sondern ein gesamtes Team für die Bemühungen um die Zahngesundheit ausgezeichnet. Die Jury erachtete als preiswürdig diverse Projekte und Initiativen des Vereins, die der Laudator Prof. Dr. Johannes Einwag in seiner Rede nannte: die Einführung und der Aufbau einer flächendeckenden Zahngesundheitsvorsorge in den Kindergärten und den Grundschulen, die Entwicklung des Berufsbildes der Zahngesundheitserzieherin, die Implementierung einer Ausbildung zur Prophylaxeassistentin für die professionelle Mundhygiene in den Zahnarztpraxen und die Organisation der Innsbrucker Prophylaxetage. Außerdem engagiert sich der „Verein Zahngesundheit Tirol“ seit Jahren in der Fortbildung für ZahnärztInnen und ZahnarztassistentInnen. Der Preis wurde von Dr. Elmar Favero und Thomas Czermin sowie den in der Ausbildung tätigen Prophylaxeassistentinnen entgegengenommen. www.zahnaerzteblatt.de ZBW 8-9/2016

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