Aufrufe
vor 2 Jahren

LZK BW beschließt Weiterbildungsordnung

Ausgabe 8-9/2016

32 Fortbildung Direkte

32 Fortbildung Direkte Restaurationen im Frontzahnbereich (Teil 2) Präparation und Restauration mit modernen Kompositsystemen Im ersten Teil dieses Beitrags in Heft ZBW 7/2016 wurden die Voraussetzungen, Indikationen, Vorteile bzw. Nachteile, geeignete Kompositmaterialien und relevante Aspekte der dentalen ästhetischen Analyse in Bezug auf direkte Kompositrestaurationen im Frontzahnbereich beschrieben. Der zweite Teil beschäftigt sich mit den klinischen Behandlungsabläufen. Mit direkten Kompositrestaurationen können heute höchste ästhetische Ansprüche im Frontzahnbereich befriedigt werden. Um vorhersagbare und vor allem reproduzierbare Ergebnisse zu erreichen, die sich durch eine hohe Natürlichkeit auszeichnen und perfekt in die umgebende Zahnsubstanz integrieren, ist eine profunde Kenntnis der technischen und ästhetischen Grundlagen ebenso erforderlich wie ein Verständnis der korrekten Schichttechnik mit Kompositmassen in verschiedenen Farben und Transluzenzabstufungen. Präparation. Die Behandlung mit direkten Kompositrestaurationen im Frontzahnbereich kann grund- sätzlich aufgrund von defektbezogenen Indikationen erfolgen, in denen verlorengegangene Zahnhartsubstanz ersetzt werden muss, die aber vom Ausmaß den Einsatz umfangreicherer Therapievarianten wie Veneers oder Kronen noch nicht rechtfertigen. Darüber hinaus kommen weitere Indikationen in Form von elektiven, defektunabhängigen Maßnahmen hinzu, bei denen primär keine Läsion vorliegt, sondern eine ästhetisch motivierte Behandlung dominiert [1]. Defektbezogene Restaurationen. Zu den defektbezogenen Indikationen zählt der Ersatz verlorengegangener Zahnhartsubstanz aufgrund von Karies, Trauma (Abb. 1 bis 14), Abrasion, Attrition und Ausgangssituation. Multiple Zahnfrakturen nach Trauma. Die Zähne weisen unkomplizierte Kronenfrakturen auf (Abb. 1). UK-Situationsmodell mit den frakturierten Zähnen (Abb. 2). Wax-up. UK-Situationsmodell nach Erstellung eines Wax-up und Anfertigung eines Silikonschlüssels (Abb. 3). Anschrägungen. Die Frakturränder wurden labial mit breiten Anschrägungen versehen (Abb. 4). ZBW 8-9/2016

Fortbildung 33 Erosion. Aufgrund der adhäsiven kraftschlüssigen Befestigung der Kompositrestaurationen kann auch bei großen Eckenaufbauten komplett auf die Präparation von retentiven Kavitätenarealen verzichtet werden. Soll ein kavitätenbezogener Defekt durch eine direkte Kompositfüllung restauriert werden, so werden die Ränder des Defekts im Regelfall zirkulär angeschrägt. Durch die Anschrägung wird vermieden, dass die Schmelzprismen parallel zu ihrer Längsachse angeschnitten werden [2]. Dies steigert die Festigkeit des Adhäsivverbunds und garantiert langfristig eine gute Randversiegelung der adhäsiven Kompositrestaurationen [3, 4, 5, 6, 7, 8]. Verzichtet man auf die Anschrägung, entstehen durch die Polymerisationskontraktion des Komposits an den Kavitätenrändern häufig Mikrorisse im Schmelz [9, 10, 11, 12, 13]. Aufgrund der Luft in diesen Spalträumen, die einen unterschiedlichen Brechungsindex im Vergleich zum Zahn bzw. Füllungskomposit aufweist, wird das Licht an dieser Fehlstelle stärker reflektiert und es fällt klinisch häufig ein ästhetisch störender, weißer Füllungsrand („white line margin”) auf [12, 14]. Neben einem erhöhten Risiko für postoperative Sensibilitäten kann sich in diesen Bereichen der marginalen Undichtigkeiten mittel- und langfristig eine Randverfärbung und letztlich auch eine Sekundärkaries manifestieren [1, 14]. An der ästhetisch bedeutsamen Labialfläche des Zahnes ist zusätzlich ein unsichtbarer Übergang der Kompositrestauration in die Zahnhartsubstanz unabdingbar. Dies wird durch die Präparation einer verbreiterten labialen Anschrägung („long bevel”) mit ca. 1,5 bis 2,5 mm Breite erreicht [15]. Durch die breite Überlappung von der Außenkante (peripher) zur Innenkante (zentral) der Anschrägung ergibt sich eine langsam ansteigende Schichtstärke des nachfolgend applizierten Kompositmaterials; dadurch werden die optischen Eigenschaften der unterschiedlichen Materialien langsam ineinander übergeführt und somit die Farbanpassung optimiert. Dies ist eine Grundvoraussetzung für nahezu unsichtbare Übergänge im Randbereich [16]. Eine zu kurze bzw. zu steile Anschrägung birgt immer die Gefahr, den Randverlauf der Füllung zu verraten, ebenso wie ein stumpfer Stoß am Interface. Verfügt der Zahn über eine markante Oberflächentextur, so hat ein leicht wellenförmiger Anschliff der peripheren Präparationskante der Anschrägung gegenüber einer geraden Präparationslinie den Vorteil, dass man den Füllungsrand für das Auge nahezu unsichtbar in der Mikrotextur der natürlichen Zahnhartsubstanz verstecken kann (Abb. 15) [17, 18, 19]. Die Ränder sollten abschließend grundsätzlich mit Feinkorndiamanten (40 µm Korngröße) sorgfältig finiert werden, um gelockerte Schmelzprismen zu entfernen [14]. Ansonsten besteht das Risiko, dass derart gelockerte Schmelzprismen durch die Polymerisationskontraktion des Komposits aus ihrem Verbund gelöst werden und Mikrorisse entstehen, Defektränder. Überprüfung des spannungsfreien und spaltfreien Sitzes des Silikonschlüssels und Markierung der oralen Defektränder (Abb. 5). Phosphorsäure. Konditionierung der Defektoberflächen mit Phosphorsäure (Abb. 6). Haftvermittler. Applikation einer großzügigen Menge Haftvermittler (Abb. 7). Defektdimensionen. Silikonschlüssel mit Markierungen der Defektdimensionen (Abb. 8). www.zahnaerzteblatt.de ZBW 8-9/2016

Ausgaben des Zannärzteblatt BW

© by IZZ Baden-Württemberg - Impressum - Datenschutz