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Licht und Schatten für die Versorgung

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Ausgabe 4/2019

30 Praxis Seminarangebot

30 Praxis Seminarangebot und technische Lösungen Gewaltprävention für mehr Sicherheit in den Praxen Die meisten Zahnärztinnen und Zahnärzte, aber auch die Mitarbeiterinnen in der Praxis werden mit diesem Problem früher oder später konfrontiert: Wie soll man sich verhalten, wenn Patienten unangenehm auftreten oder gar aggressiv werden? Besonders die Vorstellung von Bedrohungen oder Gewalt während des nächtlichen Notdienstes, wenn man allein in der Praxis ist, trägt zur Verunsicherung bei. Doch gezielte Prävention ist möglich und sinnvoll. Der richtige Umgang mit dem Gegenüber und ein selbstbewusstes Auftreten können trainiert werden. Und es gibt technische Lösungen wie Notruf-Apps für zusätzliche Sicherheit. besser geschützt werden können. Der Verband medizinischer Fachberufe forderte etwa, dass Gewalt gegen Praxisteams in den Straftatbestand „Tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte und Rettungsdienstmitarbeiter“ aufgenommen wird. 2017 wurde im Bundestag bereits ein „Gesetz zur Stärkung des Schutzes von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften“ beschlossen, das tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamte stärker sanktioniert und dies auch auf Angehörige von Feuerwehr, Katastrophenschutz und Rettungsdiensten ausweitet. Prävention. Es gibt verschiedene Angebote und Mittel zur Abwehr bzw. Prävention von Gewalttaten. Foto: Shutterstock.com/Photonell_DD2017 Präventionskonzepte. Was jedoch können Praxisinhaber selbst ganz konkret unternehmen, um sich und ihre Angestellten besser zu schützen? Klar ist: Es gibt verschiedene Angebote und Mittel zur Abwehr bzw. Prävention von Gewalttaten. Grundsätzlich sollte man sich aber damit auseinandersetzen, dass es absolute Sicherheit nicht geben kann. Eine Zahnarztpraxis ist kein Hochsicherheitstrakt, auch wird man schwerlich in jedem Wartezimmer Metalldetektoren wie bei der Sicherheitskontrolle an Flughäfen installieren Info Mehr Straftaten. Medienberichten zufolge ist die Zahl der Straftaten gegen Ärztinnen und Ärzte in Baden-Württemberg zuletzt deutlich gestiegen. Während es im Jahr 2014 offiziell noch 62 Fälle waren, wurden 2017 bereits 92 Fälle registriert. Keine Zahlen gibt es für medizinische Fachangestellte, generell ist jedoch von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Steigende Gewalt gegenüber der Ärzteschaft und den Praxisteams in Deutschland ist damit ein immer größeres Problem, das auch von den Berufsverbänden und Organisationen der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen ernst genommen wird. Gesetzeslage. Spätestens nach dem tödlichen Messerangriff auf einen Allgemeinmediziner in Offenburg im vergangenen Jahr setzte eine breite öffentliche Debatte darüber ein, wie Ärzte und Angehörige anderer Berufsgruppen wie beispielsweise Rettungssanitäter Aktuelles Seminarangebot der KZV Baden-Württemberg Die KZV Baden-Württemberg bietet für Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie für Praxisteams ein Seminar „Gefahrenerkennung – Reaktion – Verteidigung sowie Einführung in die Grundlagen des Kampfsports zur Selbstverteidigung“ an. Weitere Informationen und Anmeldung: marcus.lindner@kzvbw.de. ZBW 4/2019 www.zahnaerzteblatt.de

Praxis 31 Tipps Sechs konkrete Tipps für den Hinterkopf, um im Fall der Fälle richtig zu handeln: 1. Gefahrenbewusstsein entwickeln 2. Schwachstellenanalyse der Praxis 3. Blick in die Patientenakte 4. Kommunikative Deeskalation 5. Flucht als geeignetes Mittel einplanen 6. Polizei alarmieren können. Umso entscheidender ist jedoch, dass die Praxen Notfallpläne entwickeln und jedem Beteiligten im Team zu jeder Zeit klar ist, wie man mit aufdringlichen oder aggressiven Personen umgehen sollte. Eine förderliche Anlaufstelle, um rechtzeitig Präventionskonzepte zu entwickeln, stellen hier die Kriminalpolizeilichen Beratungsstellen dar, die man unter www.polizei-beratung.de findet. Hilfreich ist in jedem Fall Erfahrung im Umgang mit potenziell gefährlichen Patienten, das nötige Maß an Selbstbewusstsein und wenn nötig auch die Fähigkeit, sich zu verteidigen. All das kann gezielt trainiert werden. So gibt es von privaten Anbietern wie von K(Z)Ven und (Zahn-)Ärztekammern regelmäßig Seminare und Fortbildungen zum Thema „Bedrohungsmanagement“, dazu Deeskalationskurse, Sicherheitstrainings und Kommunikationskurse. Technische Lösungen Die Redaktion des ARD-Morgenmagazins bietet eine Anleitung, wie sich bei Android-Smartphones die SOS- Funktion aktivieren lässt: https://www.daserste.de/ information/politik-weltgeschehen/morgenmagazin/ service/notrufsysteme-im-vergleich-100.pdf Wie Sie die Funktion „Notruf SOS“ auf Ihrem iPhone aktivieren, erfahren Sie hier: https://support.apple. com/de-de/HT208076 Notruf-App. Technische Lösungen wie Notruf-Apps sorgen im Alltag für zusätzliche Sicherheit. Notrufnummer. Trotz aller Präventionsbemühungen kann eine Eskalation nicht völlig ausgeschlossen werden. Die Polizei empfiehlt, in Gefahrensituationen, auch wenn diese nur subjektiv gefühlt sind, immer den Polizeinotruf 110 anzurufen, weil dort die Experten der Polizei gleich die richtigen Fragen stellen und es keinen Umweg über einen Drittanbieter gibt. Gleichzeitig kann es Situationen geben, in denen man nicht mehr in der Lage ist, eine Nummer einzutippen und die Lage zu schildern, und gerade deswegen darauf angewiesen ist, unauffällig und schnell Hilfe zu holen. In Banken etwa gibt es standardmäßig einen Notruf-Knopf für Überfälle, was in Zahnarztpraxen eher selten der Fall ist. Für die meisten Smartphones gibt es heute jedoch eine SOS-Funktion, über die mit wenigen Handgriffen ein Notruf abgesetzt werden kann, ohne erst eine bestimmte Nummer wählen zu müssen. Notruf-Apps. Sollte ein Handy keine serienmäßig integrierte Notruf-Funktion haben, gibt es verschiedene kostenfreie und kostenpflichtige Angebote für Notruf-Apps oder auch sogenannte „Heimweg-Apps“. Oftmals sind solche Angebote GPS-basiert, so dass die App bei Alarmauslösung automatisch den Standort mitteilt. Der Nutzen solcher Anwendungen ist jedoch umstritten. Vertreter der Polizei betonen, dass diese zumindest das subjektive Sicherheitsgefühl stärken können und damit durchaus hilfreich sein können. Eine wirkliche Alternative zum 110-Notruf würden solche Apps hingegen nicht darstellen. Betreuung. Ganz entscheidend ist zudem die Nachsorge und Betreuung der Betroffenen, sollte es in einer Praxis tatsächlich zu einem Vorfall kommen. Die Angst darf nicht dauerhaft den Arbeitsalltag überlagern. Eine kompetente psychologische Betreuung trägt dazu bei, das Geschehene besser verarbeiten zu können und mit dem Arbeitsplatz perspektivisch wieder ein positives Gefühl zu verbinden. » holger.simon-denoix@kzvbw.de Foto: Shutterstock.com/CrispyPork www.zahnaerzteblatt.de ZBW 4/2019

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